Kreisparteitag, 01. 10. 2015 Merseburg Schlossgartensalon Liebe Genossinnen und Genossen, werte Gäste! Da ich heute als stellvertretende Kreisvorsitzende das Wort an euch richten darf, habe ich im Vorfeld lange überlegt, welche Themen in den Focus zu rücken sind. Und ich habe mich letztlich doch entschlossen, diese Rede mit einem Bericht aus der LT-Fraktion zu verbinden und die Gelegenheit zu nutzen, Euch unmittelbar und direkt die neuesten Informationen zur Zuwanderungssituation zu überbringen. Es überschlagen sich ja die Meldungen bzw. auch die Nichtmeldungen und machen damit Gerüchten und Verschwörungstheorien Platz. Das Bundesamt für Migration geht von einer Zuwanderung von 800 000 Personen in Jahre 2015 aus. Das bedeutet, dass Sachsen-Anhalt bis zu 28 500 Personen aufnehmen wird. Monatlich ca. 2 400. Das deckt sich mit den Angaben des Dezernenten Wähnelt / Kreisverwaltung, der auf der Konferenz an der Fachhochschule gestern berichtete, dass der Saalekreis mit 250 Neuankömmlingen pro Monat kalkuliert. Am Dienstag informierte Jens Bullerjahn über die Vorhaben der Landesregierung. Neben der zentralen Aufnahmestelle in Halberstadt sollen weitere im Land eingerichtet werden. Dazu wird ein ehemaliges Kasernengebäude in Halle für bis zu 2.000 Personen angemietet werden und ab Mitte nächsten Jahres zur Verfügung stehen. In Magdeburg werden durch die Errichtung von „einfachen, wärmegedämmten Wohnhäusern“ und die Anmietung weiterer Objekte bis zu 2.000 Plätze geschaffen. Ein dritter Standort ist geplant Stendal mit bis zu 1.000 Personen. Darüber hinaus hat das Land weitere Objekte für einen Übergangszeitraum gemietet, wie z.B. das Maritim und lässt weiterhin landeseigene Immobilien als Unterkünfte herrichten, wie hier in Merseburg ein ehemaliges Wohnheim an der Hochschule. Hier sollen Familien unterkommen, und es ist bereits besprochen, dass sich die Studentinnen und Studenten der Hochschule mit in die soziale Betreuung einbringen werden. Die in Diskussion stehenden Jugendherbergen wie die in Kretzschau sollen im Frühjahr zu Saisonbeginn wieder als Jugendherbergen genutzt werden. Es werden zur sozialen Betreuung verschiedene Maßnahmen und Programme aufgelegt, die z. B. den Schulbesuch, Ausbildung, aber vor allem das Erlernen der deutschen Sprache ermöglichen sollen. Dazu wird auch zusätzliches Personal eingestellt, darunter zahlreiche Lehrer. Ich habe mich sehr stark dafür eingesetzt, dass das Land die Finanzierung von 300 zusätzlichen Stellen im Bundesfreiwilligendienst übernimmt. Freie Träger können das in vielen Fällen nicht mehr finanzieren, aber das sind dreihundert zusätzliche Arbeitsplätze für soziale Arbeit und damit ein Gewinn für alle. Seit vergangener Woche ist klar, dass sich der Bund an den Kosten der Unterbringung beteiligt. Das Land stellt aus Steuermehreinnahmen, der Steuerschwankungsreserve und weiteren Rücklagen die finanziellen Mittel bereit. Es wird keine Neuverschuldung auf Landesebene notwendig sein. Liebe Genossinen und Genossen, Die Bereitstellung von Finanzen ist das eine, die Verwaltung dieser ist das andere. Wir müssen diesen gewaltigen Herausforderungen gerecht werden – auf Landesebene, der Kreisebene bis in die Gemeinden und das persönliche Umfeld hinein. Und wir müssen die Menschen ernst nehmen und ihre Fragen und Sorgen nicht einfach ignorieren oder beiseite schieben. Und wir müssen Flagge zeigen und sichtbarer werden. Unübersehbar ist aber auch eine Riesenwelle Hilfsbereitschaft, die in unserem Kreis leider keine Ansprechpartner findet. Landrat Bannert wird nach eigener Aussage keine Informationsveranstaltungen zu den Planungen des Kreises durchführen, da Vandalismus und Randale befürchtet würden. Zahlreiche Bürgermeister darunter der OB von Merseburg fühlen sich als Kommune nicht zuständig, da das alles Kreisangelegenheit sei. Ich möchte hier noch mal deutlich sagen, nach meiner Auffassung und Einstellung ist der OB natürlich zuständig für die Einwohner seiner Stadt und zwar für alle. Er kann von Amtswegen nicht alles lösen, aber kann sich kümmern. Gleiches gilt für alle Gemeindeoberhäupter und den Kreis. Die Frage ist – wollen und können wir als SPD uns hier stärker einbringen, und wenn ja, wie wollen und können wir das tun? Ich weiß, dass viele von uns bereits im Kleinen aktiv sind. Das wird nur, wie so vieles andere auch, nicht mit uns als SPD in Verbindung gebracht. Wir wollen in Merseburg als Ortsverein mit dem Interkulturellen Zentrum in Merseburg in Kontakt treten, um gemeinsam eine Veranstaltungsreihe zu entwickeln, um die Neuankömmlinge mit ihrer neuen Heimat vertraut zu machen. Und wir planen, gemeinsam mit dem Offenen Kanal und verschiedenen Muttersprachlern, kleine Filmbeiträge mit wichtigen Informationen in verschiedenen Sprachen. Als Kreistagsfraktion haben wir schon im sehr zeitigen Frühjahr einen Antrag eingebracht, der die Verwaltung zur Erarbeitung einer Integrationskonzeption für den Landkreis auffordern sollte. Dieser Antrag wurde im Kreisausschuss mehrfach nicht an den KT weitergereicht, weil man noch Diskussionsbedarf sah. Und so wurde wertvolle Zeit verschenkt, bis der Beschluss im Juni endlich im Kreistag gefasst wurde. Die Arbeit im Kreistag gestaltet sich schwierig. Die Verwaltung sieht nach wie vor wichtige Entscheidungen als reine Verwaltungsangelegenheit an, die Haushaltsaufstellung läuft, wie in den letzten Jahren auch, vorrangig hinter verschlossenen Türen, obwohl uns beim Haushalt 2015 ein kleiner Erfolg gelungen ist und wir die Beschlussfassung zumindest verschieben konnten. Das war notwendig, um Änderungen im Jugendamtsbereich zur Absicherung der Weiterarbeit des LAP „Gegen Rechts“ vorzunehmen. Dem vorausgehend hatten wir, zur Stärkung dieser Absicht, im Herbst 2014 eine Willensbekundung gegen Rechts auf den Weg gebracht, die möglichst vom gesamten Kreistag verabschiedet werden sollte. Der Kreisausschuss beschäftigte sich mehrere Monate damit, in denen sich vorrangig die Kollegen der CDU mit dem Text nicht anfreunden konnten. Wir mussten letztendlich die Kommunalverfassung bemühen, in der klar geregelt ist, dass ein Antrag einer Fraktion im Kreistag zu behandeln ist, auch wenn im Kreisausschuss die Diskussion nicht beendet war. So wurde diese Willensbekundung mehrere Monate zu spät mit hoher Zustimmung verabschiedet. Die Mehrheitsverhältnisse im Kreistag sind klar. Wir haben seit der letzten Kommunalwahl erst recht, immer Partner zur Mehrheitsbildung zu suchen und machen das insbesondere in den Ausschüssen mit Erfolg. Die von uns geleiteten Ausschüsse für Bildung – Daniel Stahnke und der JHA, den ich leite genießen einen guten Ruf und leisten fachlich sehr gute Arbeit. Um der Frage zuvor zu kommen – das Konzept der Abfallentsorgung für den Kreis ist noch in der Diskussion und nicht endabgestimmt. Liebe Genossinnen und Genossen, wir haben in diesem Jahr einen Parteitagsmarathon zu absolvieren. Am 19.9. 2015 haben wir in Magdeburg einen neuen Landesvorstand gewählt. Katrin Budde wurde in ihrem Amt bestätigt, Andrej Stephan als Stellvertreter ebenso wie Steffen Eichner als Schatzmeister. Weiterhin haben wir auf diesem Parteitag etliche Anträge verabschiedet. Insbesondere die zusammenfassenden Anträge zur Flüchtlingssituation sind von der Antragskommission sehr gut aufbereitet worden. An dieser Stelle herzlichen Dank auch mal an Patrik Wanzek, der uns in der Antragskommission vertritt, die wirklich eine Herkulesaufgabe zu bewältigen hat. Am 17. Oktober werden wir in Leuna unser Wahlprogramm bearbeiten, diskutieren und verabschieden. Ich bin überzeugt, wir werden ein gutes Wahlprogramm aufstellen, in dem sich unsere sozialdemokratischen Werte deutlich wiederspiegeln. Einige von uns haben ja in den verschiedenen Redaktionsteams mitgearbeitet. Grundzüge des Entwurfs wird uns Patrick noch vorstellen. Vor gut einer Stunde haben wir unsere Delegierten für den Parteitag in Wittenberg beschlossen, der die Aufstellung der Landesliste zum Inhalt hat. Wir schicken wieder gute Leute ins Rennen. Michael Dubberke aus Petersberg, für den Wahlkreis 33. Manuela Hartung aus dem Finneland, für den Wahlkreis 40 Patrik Wanzek, nun bereits ein alter Hase wieder im Bereich 34, der von Bad Dürrenberg bis zu einer äußeren Ecke der Gemeinde Petersberg reicht. Und ich als noch ältere Häsin für den Wahlkreis 39. Wir sind eine starke Gruppe, aber auch wir brauchen eure starke Unterstützung. Nicht erst im sogenannten heißen Wahlkampf, sondern bereits jetzt, heute und morgen und in den nächsten Wochen. Unterstützung in der täglichen Arbeit – durch euren ehrenamtlichen Einsatz auch in den Gemeinde- und Ortschaftsräten, in vielen Vereinen und Verbänden ist jeder von euch ein Stück SPD vor Ort wofür die ich euch als Kreisvorstand an dieser Stelle ein großes herzliches Dankeschön sagen möchte. Wir brauchen euch und euren Einsatz. Es geht für uns nicht nur um den Einzug in den Landtag, um die Interessen unseres Landkreises zu vertreten, sondern auch um die Aufrechterhaltung unserer Strukturen. Unsere Bürgerbüros haben sich in den letzten Jahren gut etabliert und Astrid Altmann und Alexander Lehmann sind jederzeit engagierte Ansprechpartner für unsere Bürgerinnen und Bürger und damit auch für unsere Genossinnen und Genossen. Liebe Freunde! Sachsen – Anhalt ist das am meisten unterschätze Bundesland, das hat Katrin Budde während der Feier zum Parteijubiläum am 28.8. in Quedlinburg gesagt. Und ich glaube, da hat sie Recht. Das kann so nicht bleiben; dafür werden wir arbeiten. Ich danke Euch.
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