Luxemburg weist sechs neue Vogelschutzzonen aus Liebe

INFO
SICONA
03/15
Aktuelles vu SICONA-Ouest a SICONA-Centre
12, rue de Capellen L-8393 Olm
Luxemburg weist sechs neue Vogelschutzzonen aus
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Die neue Vogelschutzzone „Vallées de l’Attert, de la Pall, de la Schwébech, de l’Aeschbech et de la Wëllerbaach“ in der Region des SICONA-Centre ist gekennzeichnet durch gut strukturierte Landschaften mit viel Grünland.
Die Vogelschutz- und die Habitatdirektive (siehe Seite 2) sind die beiden wichtigsten Naturschutzinstrumente der EU. Sie verpflichten alle Mitgliedsländer, Schutzmaßnahmen
für eine Reihe von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten und ihre Lebensräume durchzuführen. Zusätzlich müssen entsprechende Schutzzonen ausgewiesen werden, die zum
NATURA 2000-Netzwerk zusammengeschlossen werden.
Die Länder sind weitgehend frei in der Wahl ihrer Schutzinstrumente. Die Maßnahmen
werden aber von der EU-Kommission begleitet, die eingreift, wenn wichtige Schutzzonen
fehlen oder die Schutzmaßnahmen nicht ausreichend Wirkung zeigen. Betrifft dies die
Vogelschutzrichtlinie, so werden diese fehlenden Schutzzonen von Birdlife International
– einer Dachorganisation der Naturschutzorganisationen - in die Liste der sogenannten
IBA-Gebiete (Important Bird Areas) aufgenommen. Aufgrund der Rechtssprechung des
Europäischen Gerichtshofs gelten diese IBAs als faktische Schutzgebiete, in denen keine
Eingriffe zulässig sind. Die Länder haben daher ein Interesse daran, diese Gebiete so schnell
wie möglich als Vogelschutzzonen (zones de protection spéciale, ZPS) auszuweisen, da
dann unter bestimmten Bedingungen Ausnahmegenehmigungen erteilt werden können.
Dies war auch in Luxemburg der Fall. Nach Ansicht der Kommission wurden eine Reihe von
Vogelarten der Anhänge nicht ausreichend in den vorhandenen Schutzzonen berücksichtigt.. Die EU fordert daher bereits seit mehreren Jahren Luxemburg auf, sechs IBA-Gebiete
offiziell als europäische Vogelschutzzonen auszuweisen. Diese sechs Gebiete wurden nun
Ende Juli im Regierungsrat gebilligt.
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Grenzen unserer Syndikate aufhören können, sondern wir werden vermehrt mit den anderen
Naturschutzakteuren aus der Großregion zusammenarbeiten müssen.
Ende Juli hat der Regierungsrat der Ausweisung von sechs zusätzlichen europäischen
NATURA 2000-Gebieten zugestimmt, darunter zwei Zonen im Bereich unserer Syndikate, die
„Vallée de l’Attert, de la Pall, de la Schwébach, de l’Aeschbech et de la Wëllerbach“ im Zentrum
und die „Région du Lias Moyen“ im Südwesten. Diese Gebiete galten aufgrund ihrer ökologischen Wertigkeit bereits seit einigen Jahren als faktische Schutzgebiete, und demnach galt ein
allgemeines Veränderungsverbot aufgrund der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs. Durch die formelle Ausweisung kann das Nachhaltigkeitsministerium in Zukunft Ausnahmegenehmigungen für Projekte erteilen, soweit dadurch kein größerer negativer Impakt auf
die zu schützenden Vogelarten zu erwarten ist. NATURA 2000-Gebiete sind keine Totalreservate, meistens ist eine Fortsetzung oder Wiedereinführung einer extensiven Nutzung sogar
notwendig, um die Schutzziele zu erreichen. Nach der formellen Ausweisung sind Staat und
Gemeinden nun gefordert, diese Gebiete im Sinne der europäischen Direktive zu optimieren.
Wir als Naturschutzsyndikate stehen damit auch in der Pflicht, in diesen zwei großen Schutzgebieten einen optimalen Naturschutz durchzuführen – für Mensch und Natur!
Gezielter Naturschutz ist ohne wissenschaftliche Grundlage nicht möglich. Neben der Zusammenarbeit mit verschiedenen Hochschulen, u. a. im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten, ist ein Austausch mit Experten aus unseren Nachbarländern unerlässlich, da so Bewährtes
schnell bei uns umgesetzt werden kann und dies ohne teure Studien. In den letzten Monaten
haben unsere Mitarbeiter Projekte in Frankreich, Rheinland-Pfalz und der Schweiz besucht –
und einige interessante Ideen mitgebracht.
Liebe Leserinnen, Liebe Leser,
SICONA-Centre und SICONA-Ouest haben sich in den letzten Jahren intensiv bei der Umsetzung der im Nationalen Naturschutzplan vorgesehenen Artenschutzpläne engagiert. Anhand
von drei Beispielen, dem Steinkauz, dem Mauersegler und der Wimperfledermaus, berichten
wir in dieser Nummer über die Komplexität derartiger Projekte. Beim Steinkauz hat sich z. B.
herausgestellt, dass unsere Tiere bis an die Marne, die Meuse oder bis in den Raum Euskirchen
fliegen. Auch in umgekehrter Richtung gibt es einen Austausch. Das ist gut für den genetischen Austausch, aber schwierig für den Naturschutz. Unsere Arbeit wird daher nicht an den
Viel Spaß beim Lesen,
Roby BIWER
Präsident des SICONA-Ouest
Gérard ANZIA
Präsident des SICONA-Centre
Erschingt 4mol d’Joer
2
SICONANationales
-Ouest
Es handelt sich um folgende Zonen:
Région du Kiischpelt
Vallées de l’Attert, de la Pall, de la Schwébech, de
l’Aeschbech et de la Wëllerbaach
Région de Junglinster
Région de Mompach, Manternach, Bech et Osweiler
Région du Lias moyen
Région de Schuttrange, Canach, Lenningen et Gostingen
Zusätzlich wurden zwei bereits bestehende Schutzzonen
erweitert, die Vallée de l’Ernz Blanche de Bourglinster à
Fischbach und die Vallée supérieure de l’Alzette.
Zwei der neuen Vogelschutzzonen liegen in unserer Region. Sie werden im Folgenden kurz beschrieben.
Die Vogelschutzzone „Region du Lias moyen“ liegt in der Region des
SICONA-Ouest. Charakteristisch sind die weiten flachwelligen
Landschaften mit zum Teil extensiv genutzten Wiesen und Weiden.
Steckbrief
Steckbrief
Vallées de l’Attert, de la Pall,
de la Schwébech, de l’Aeschbech
et de la Wëllerbaach
Région du Lias moyen
Lage: Erstreckt sich über 9 Gemeinden: Beckerich, Bissen, Boevange/Attert, Ell,
Mersch, Préitzerdaul, Redange/Attert, Saeul und Useldange;
Landschaft: wenig bewaldet; starke landwirtschaftliche Dominanz mit viel
Grünland auf schweren Böden; teilweise sehr gut strukturierte Landschaften;
Besondere Zielarten (Vogelschutzdirektive): Rotmilan, Schwarzmilan, Kornweihe, Raubwürger, Neuntöter, Steinkauz, Wendehals, Schwarzstorch, Wachtel,
Feldlerche, Rohrammer;
Zusätzliche Zielarten: Helm-Azurjungfer (Libelle), Bachneunauge (Fisch), mehrere Fledermausarten (Bechstein-Fledermaus, Wimper-Fledermaus, Großes Mausohr), Kammmolch;
Besondere Habitate: Flachland-Mähwiese, Pfeifengraswiese, Zwischenmoor,
Waldmeister-Buchenwald, Hainsimsen-Buchenwald, Eichen-Hainbuchenwald;
Gefährdung: Verlust von Landschaftsstrukturen, Verschwinden von Feuchtgebieten und Dauergrünland, Intensivierung der Wiesennutzung;
Schutzziele: Erhalt und Wiederherstellung einer strukturreichen Landschaft; Erhalt
und Verbesserung von artenreichem Grünland und Brachen; Schutz von Feuchtgebieten; Erhalt der Strukturvielfalt der Fließgewässer und ihrer Randstrukturen;
Schutz und Verbesserung von Stillgewässern; naturnahe Waldwirtschaft.
Lage: Erstreckt sich über 12 Gemeinden: Bertrange, Bettembourg, Dippach, Garnich, Käerjeng, Leudelange, Mamer, Mondercange, Reckange/Mess, Roeser, Sanem, und Steinfort;
Landschaft: Landwirtschaft mit viel Grünland auf schweren Böden; noch viele Extensiv- und Feuchtwiesen, starker Laubwaldanteil, darunter viel Perlgras-WaldmeisterBuchenwald und Eichen-Hainbuchenwald;
Besondere Zielarten (Vogelschutzdirektive): Rotmilan, Schwarzmilan, Raubwürger, Neuntöter, Steinkauz, Rebhuhn, Wachtelkönig, Grünspecht, Gartenrotschwanz;
Zusätzliche Zielarten: Bechstein-Fledermaus, Wimper-Fledermaus, Großes Mausohr, Kammmolch; Großer Feuerfalter, Russischer Bär (Schmetterling);
Besondere Habitate: Flachland-Mähwiese, Pfeifengraswiese, Zwischenmoor, natürliche eutrophe Stillgewässer, Waldmeister-Buchenwald, Hainsimsen-Buchenwald,
Eichen-Hainbuchenwald, Moorwald, Auwald;
Gefährdung: starker Urbanisierungsdruck, Vereinheitlichung der Landschaft und der
landwirtschaftlichen Nutzung, Verschwinden von Feuchtgebieten und Dauergrünland,
Intensivierung der Wiesennutzung;
Schutzziele: Erhalt und Wiederherstellung eines Landschaftsmosaiks; Schutz und
Restaurierung von artenreichem Grünland und Brachen; Erhalt der Randstrukturen von Fließgewässern und Verbesserung ihrer Strukturvielfalt; naturnahe Waldwirtschaft mit speziellem Schutz von Greifvogelhorsten.
Der Rotmilan hat seinen weltweiten
Verbreitungsschwerpunkt in unseren
Regionen und ist deshalb besonders
auf Schutzmaßnahmen bei uns angewiesen. Er hat in dieser Zone eine der
stärksten Populationen in Luxemburg.
Der Neuntöter ist eine der prioritären Zielarten dieser Zone. Er ist auf extensiv genutztes Grünland mit ausreichend Landschaftsstrukturen angewiesen, so wie es in dieser
Region noch vorhanden ist.
Vogelschutzdirektive
Die Vogelschutzdirektive (79/409/EWG) trat 1979 in Kraft und regelt den Schutz der wildlebenden
Vogelarten und ihrer Lebensräume in der EU. Sie verpflichtet die Mitgliedsländer für die bedrohten
Arten der Anhänge besondere Schutzmaßnahmen vorzusehen. Unter anderem müssen wichtige Lebensräume als NATURA 2000-Gebiete ausgewiesen werden.
Habitatschutzdirektive
Die Flora-Fauna-Habitatschutzdirektive (92/43/EWG) von 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen ist die zweite große Naturschutz-Richtlinie der EU.
Sie enthält ebenfalls Anhänge mit gefährdeten Lebensräumen und Tier- und Pflanzenarten, für die
geeignete Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen.
NATUA 2000-Schutzgebietsnetz
Das NATURA 2000-Netzwerk fasst die Schutzzonen in allen Mitgliedsstaaten zusammen, die aufgrund
der beiden Direktiven ausgewiesen wurden. Es müssen für jede Zone Informationen zu den Zielarten
resp. Ziellebensräumen, den besonderen Schutzzielen und zu den Management-Maßnahmen ausgearbeitet werden. Diese sind auch für jedermann im Internet zugänglich. Die EU-Kommission prüft, ob die
Länder ihre Schutzzonen so ausgewiesen haben, dass die Arten und Lebensräume ausreichend erfasst
sind und wirkt gegebenenfalls auf die Länder ein, wenn wichtige Zonen fehlen.
3
SICONA
Ouest/Centre
Biologische
Station
SICONA
Artenschutzplan Steinkauz – Ergebnisse 2015
Das Steinkauz-Schutzprojekt läuft in der SICONA-Region bereits seit 15 Jahren. Eine flächendeckende Erfassung stand
am Anfang des Projektes und ergab einen Bestand von nur
noch sieben Paaren in der Gemeinden Beckerich, Bissen, Kehlen, Koerich und Reckingen/Mess. Dieser kleine Restbestand
war der Ausgangspunkt für das Schutzprojekt, das seit 2000
konsequent umgesetzt wird. Dieses bedeutet an erster Stelle
das Anbringen von speziellen Brutkästen für den Steinkauz.
Wichtig dabei ist ein guter Marderschutz, da Steinkauzbruten
durch die Prädation von Steinmardern sehr gefährdet sind.
Genauso wichtig, wie gute Brutmöglichkeiten, ist der Erhalt
oder die Wiederherstellung geeigneter Landschaften. Der
Steinkauz braucht Nahrung (Mäuse, Großinsekten) und Deckung. Ideal sind Mosaiklandschaften mit Viehweiden, Mähwiesen, unbefestigten Wege, Säumen, Einzelbäumen und
Baumgruppen sowie Hochstammobstwiesen.
Junger Steinkauz kurz vor dem Flüggewerden.
Frisch geschlüpfte Jungtiere in Niströhre.
Neben den Mitgliedsgemeinden von SICONA-Centre und
SICONA-Ouest konnten im Laufe der Jahre weitere Gemeinden für die Beteiligung am Projekt motiviert werden, so dass
heute knapp 400 Brutröhren in insgesamt 42 Gemeinden
hängen.
Entwicklung im Zentrum und Westen Luxemburgs
Trotz der Schutzmaßnahmen erhöhte sich die Population in
den ersten Jahren des Schutzprojekts kaum. Im Jahr 2008
gelang erstmals ein Sprung auf über 10 Bruten. 2012 konnte eine Rekordzahl von 27 Bruten festgestellt werden. Leider
folgte danach ein Winter mit ungewöhnlich langen Schneeperioden, der zu hohen Verlusten beim Steinkauz führte.
2013 war der Bruterfolg gering. 2014 entsprach, mit 19 Bruten und 59 Jungvögeln sowie einem zusätzlich besetzten
Revier ohne Brutnachweis, etwa dem Niveau von 2011.
2015 – Steinkauzbestand weiterhin
gefährdet
Steinkauzschutz nur auf der Ebene der
Großregionerfolgreich?
2015 wurde leider ein negativer Trend festgestellt, der sich
aufgrund des geringen Nachwuchses in den nächsten Jahren
fortsetzen könnte. Es gab dieses Jahr nur 17 Bruten und die
Zahl der Jungen war mit 46 niedrig. Das sind schlechte Voraussetzungen für die Bestandsentwicklung in den nächsten
Jahren. Warum diese negative Entwicklung stattfindet, ist bisher unbekannt. Möglicherweise könnte eine verstärkte Prädation durch den Waschbären als Grund in Frage kommen, so
erste Ergebnisse unserer Untersuchungen.
Erfreulicherweise gibt es aber dieses Jahr erste Bruten in der
Müllertalregion, die an unsere Vorkommen im Raum Bissen–
Mersch anschließen und somit zu einer Verbesserung auf nationaler Ebene beitragen.
Die bisherigen Beringungsergebnisse machen deutlich,
dass selbst unser Bearbeitungsgebiet für den dauerhaften
Schutz des Kauzes zu klein ist: Die Ansiedlung von unseren
Steinkäuzen an der Marne und im Raum Euskirchen - und
umgekehrt brütende Weibchen bei Mersch und Bissen,
die bei Euskirchen als Nestling beringt wurden - zeigt, dass
Steinkauzschutz, wie bei vielen anderen Arten auch, auf der
Ebene der Großregion stattfinden muss.
Bruten 2015
SICONA-Centre : 10 Bruten
davon in der Gemeinde:
Beckerich
3**
Bissen
2*
Mersch
1
Saeul
3
Useldange 1
SICONA-Ouest: 6 Bruten
Dippach
Koerich
Reckange/Mess
Sanem
2*
2
1
1
davon in der Gemeinde:
* 1 zusätzliches Vorkommen ohne Brutnachweis
** 2 zusätzliche Vorkommen ohne Brutnachweis
Beringung einer Steinkauzbrut (Foto: Guitty Roller)
Entwicklung des Steinkauzbestandes im Westen und
Zentrum Luxemburgs von 2003 bis 2015
120
100
80
60
40
20
6 8
5
8
2003
2004
6 8
6 6
7 8
1112
2005
2006
2007
2008
6
10
20
17
1012
28
27
23
30
19
20
20
16
0
Steinkauzbruten
2009
2010
Steinkauzreviere
2011
2012
Beringte Jungvögel
2013
2014
2015
4
SICONA -Centre/Ouest
Düdelingen:
Artenschutzprogramm Mauersegler zeigt erste Erfolge .
Der Mauersegler wurde 2009 in die Rote Liste der Luxemburger Brutvögel aufgenommen,
da die Bestände konstant zurückgehen. Auch in vielen anderen Gegenden Europas sind
seine Bestände rückläufig. Als typischer Stadtbewohner nutzt er mehrstöckige Gebäude
als Brutplätze. Werden diese Häuser renoviert oder durch Neubauten ersetzt, verliert diese
Vogelart ihr Zuhause. Daher werden in vielen Städten Schutzprojekte für diesen Luftakrobaten durchgeführt.
men. Auch in Düdelingen hat es eine Reihe von Jahren gedauert bis überhaupt die erste
Brut in den neuen Nisthilfen stattgefunden hat. Mittlerweile hat sich zumindest am „Centre
Scolaire Strutzbierg“ eine kleine Brutkolonie gebildet, die am 23. Juli von Umweltschöffe
René Manderscheid und SICONA-Präsident Roby Biwer, im Beisein von Claude Origer und
Gilles Biver des Nachhaltigkeitsministeriums vorgestellt wurde. Von 12 angebotenen Bruträumen an dieser Schule sind dieses Jahr fünf besetzt. Bis allerdings wieder hundert Paare in
Düdelingen brüten - der Mauersegler gehörte früher zu den häufigen Arten - wird es noch
erheblicher Anstrengungen bedürfen. Letztlich kann die Art nur gerettet werden, wenn der
Schutz gefährdeter Gebäudebrüter zum integralen Bestandteil von zukünftigen Neubauten
und Renovierungen wird. Es gibt hierzu eine Reihe richtungsweisender Beispiele im Ausland. SICONA wird zusammen mit seinen Mitgliedsgemeinden versuchen, entsprechende
Maßnahmen in den nächsten Jahren umzusetzen.
Bereits 2003 hat die Gemeinde Düdelingen zusammen mit dem SICONA-Ouest ein Projekt
zum Schutz des Mauerseglers gestartet. Hauptziel ist die Erhaltung der noch vorhandenen
Nistplätze, sowie die Anbringung von zusätzlichen Nisthilfen an privaten und öffentlichen
Gebäuden. Heute hängen in der Stadt Düdelingen 60 Nisthilfen, davon 40 an öffentlichen
Gebäuden. Die Erhaltung der Mauersegler stellt den Naturschutz vor große Herausforderungen, da es sich um „konservative“ Tiere handelt, die nur ungern neue Brutplätze anneh-
Artenschutzprojekt Wimperfledermaus: neue Erkenntnisse
auf die sich die Wimperfledermäuse spezialisiert haben.
Trotz der Telemetriestudie bleiben aber weiterhin Fragen offen. Aufgrund der hohen Mobilität der Tiere ist eine Verwandtschaft der verschiedenen Kolonien wahrscheinlich. Inwie
weit es aber tatsächlich zu einem genetischen Austausch zwischen den einzelnen Standorten kommt, ist unklar. Gen-Analysen könnten hier Aufschluss über eine funktionierende
Vernetzung oder aber erhöhte Inzuchtrisiken geben. Zudem müssen die nun bekannten
Jagdrouten konsequent geschützt und verbessert werden, um der Art in unserer Region
langfristig eine Chance zu geben.
Wimperfledermäuse im Quartier (Foto: Markus Bietz).
Im SICONA-Info 2/14 berichteten wir über unser Schutzprojekt Wimperfledermaus und den
Neufund einer großen Kolonie dieser vom Aussterben bedrohten Art im Préizerdaul, sowie einem kleineren Quartier in Schandel. Im Rahmen des Life Grassland-Projekts, das spezielle Maßnahmen zum Schutz der Wimperfledermaus vorsieht, wurden auch in diesem Jahr wieder Tiere
mit Sendern ausgestattet und ihre Flugaktivität über mehrere Wochen verfolgt.
Im Kanton Redingen sind seit einigen Jahren mehrere Vorkommen der Wimperfledermaus
bekannt, so z. B. in Colpach, Ospern und Platen. Während die Weibchen in gemeinsamen Wochenstuben auf Dachböden ihre Jungen großziehen, nutzen die männlichen Tiere meist andere
Quartiere in ihrer Nähe. Wie wir bereits durch Besenderung der Tiere in den Vorjahren feststellen
konnten, vagabundieren die Tiere dabei zwischen mehreren Dachböden, wenn sie die Möglichkeit haben. Dies erschwert die Erfassung und die Einschätzung der Populationsgrößen der
Kolonien. Es ist noch einige Forschungsarbeit notwendig, um ein wirksames Schutzprojekt in
dieser Region durchführen zu können. Deshalb wurde auch in diesem Jahr die Telemetrie weiterer Tiere fortgeführt.
Auch diesmal führten die insgesamt sieben Tiere die Fledermausschützer zu weiteren, noch
unbekannten Quartieren. Dabei fiel auf, dass jedes Tier mehrere Schlafplätze aufsuchte, die teilweise sehr weit auseinander lagen. So wurden weitere Nebenquartiere in Reimberg, Wahl und
sogar Rambrouch gefunden.
Neben den neuen Quartieren lieferten die diesjährigen Telemetriestudien aber auch Informationen über die nächtlichen Flugrouten der Fledermäuse und damit über die beliebtesten Jagdgebiete und Wanderrouten der Art. Dies ermöglicht neben dem Quartierschutz auch einen gezielten Schutz dieser Habitate. So konnte beobachtet werden, dass die Weibchen vor der Geburt
der Jungen teilweise lange Strecken zum Jagen zurücklegen. Ein Tier flog sogar nachts von Wahl
aus zum Stausee und dann zurück nach Platen! Nach der Geburt der Jungtiere blieben die besenderten Tiere jedoch meist näher an ihrem Schlafplatz und jagten vor allem an Gehölzstrukturen in und um den Siedlungsbereich, sowie in offenen Viehställen. Letztere stellen mit ihrem
reichen Angebot an Fliegen und anderen Insekten eine interessante Nahrungsgrundlage dar,
Fledermausschützer beim Empfangen von Signalen einer besenderten Fledermaus.
5
SICONA -Ouest
Gemeinde Garnich: Neues Obstwiesenschutzprojekt vorgestellt
Hochstammobstwiesen sind nicht nur wichtige Landschaftselemente, sondern auch ein bedeutender Lebensraum für einheimische Tierarten. Durch die Siedlungsentwicklung und die vielerorts
mangelnde Pflege der Bäume schwinden Obstwiesen zurzeit jedoch immer mehr. Die Gemeinde
Garnich hat daher 2014, zusammen mit dem SICONA, ein Projekt gestartet, um diesen wichtigen
Lebensraum wieder aufzuwerten. Die Ergebnisse wurden am 10. September in Präsenz von Staatssekretär Camille Gira vorgestellt.
Staatssekretär Camille Gira ging auf die Bedeutung der Obstwiesen als Kulturerbe ein und
findet es wichtig, entsprechende kommunale Schutzprojekte in Zusammenarbeit mit Privateigentümern und Landwirten umzusetzen. Bürgermeister Georges Fohl begeisterte sich für
das Erreichte und will das Projekt im Rahmen der budgetären Möglichkeiten in den nächsten
Jahren fortsetzen, so dass der Lebensraum „Bongert“ in Garnich eine Zukunft haben wird.
Aufruf zur Mitarbeit
Falls Sie eine alte Obstwiese besitzen oder eine entsprechend geeignete Parzelle für die Neuanpflanzung von Hochstammobstbäumen in einer SICONAMitgliedsgemeinde bereitstellen möchten, dann wenden Sie sich bitte an
das gemeinsame Sekretariat der beiden Syndikate unter der Telefonnummer
26 30 36-1 oder per Email: [email protected].
Zur Vorstellung, an der ca. 20 Leute teilnahmen, waren neben Camille Gira und Bürgermeister Georges Fohl, Schöffe Patrick Lux und mehrere Gemeinderatsmitglieder erschienen. Auch
Besitzer und Pächter der Parzellen nahmen an der Präsentation teil.
Wegen der geringen Nutzungsintensität der „Bongerten“ und dem meist hohen Höhlenangebot sind Hochstammobstwiesen wichtige Lebensräume für zahlreiche, zum Teil stark gefährdete Tierarten. Nicht nur als Lebensraum für die einheimische Fauna spielen Hochstammobstbäume eine wichtige Rolle; Obstwiesen bereichern und strukturieren Landschaften.
Jahreszeitliche Aspekte, etwa die Obstbaumblüte, können eine ganze Landschaft dominieren
und zu einem Erlebnis machen. Gerade in Luxemburg mit seiner stetig steigenden Einwohnerzahl besteht ein besonderer Bedarf an attraktiven Naherholungslandschaften. Dem Erhalt
und der Neuanpflanzung von Obstwiesen kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu.
Daher hat die Gemeinde Garnich 2014 ein größeres Schutzprojekt gestartet, das auf der Arbeit aufbaut, die seit Jahren zusammen mit SICONA-Ouest geleistet wurde. Seither wurden
63 Bäume robuster alter Sorten neu angepflanzt, darunter Äpfel, Birnen, Quitten und Steinobst. Zusätzlich wurden 21 Bäume in bereits bestehenden Obstwiesen ersetzt. Da auch dem
Schnitt und der Pflege vorhandener Obstbäume eine besondere Bedeutung zukommt, wurden 6 alte Bäume und 109 junge Bäume geschnitten. Die Maßnahmen verteilen sich auf 18
verschiedene Standorte in der Gemeinde.
Der Grünspecht ist ein typischer Bewohner extensiver Obstwiesen und alter Baumbestände. Er brütet in Baumhöhlen. Seine Nahrung, hauptsächlich Ameisenlarven, findet er in extensiven Wiesen und Weiden.
Eröffnung eines Sandlehrpfades in Strassen
Die Gegend um Gaaschgrund in Strassen stellt eines der schönsten
Naturgebiete dieser Gemeinde dar. Viele Mitbürger nutzen diese
Landschaft zum Spazierengehen oder zum Joggen. Seit Anfang des
Jahres hat die Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem SICONA und
der Naturverwaltung das hier verlaufende Wegenetz erweitert und
um einen ca. 500 m langen Verbindungsweg durch das Naturgebiet
ergänzt. Damit haben die Spaziergänger in Zukunft die Möglichkeit, zwischen Rundwegen unterschiedlicher Länge (2 und 3 km)
zu wählen. Als kleine Kostbarkeit der Natur sind hier unter anderem
Sandtrockenrasen zu sehen, welche zum Teil restauriert wurden, und
seltenen Pflanzen und Tieren als Heimat dienen.
Um diese Rundwege auch didaktisch aufzuwerten, wurde ein Sandlehrpfad errichtet. Insgesamt wird auf 10 Schautafeln viel Interessantes und Wissenswertes rund um den Luxemburger Sandstein erklärt.
Aus dieser geologischen Schicht werden z. B. in Luxemburg zwei
Drittel des Trinkwassers gewonnen. Weit über die Hälfte der Gemeindefläche in Strassen besteht geologisch gesehen aus Luxemburger
Sandstein. Doch auch zu den Themen Landwirtschaft, Wälder, Felsformationen und Natura 2000-Gebiet kann der interessierte Wanderer Einiges erfahren.
Anfang Juli wurde besagter Lehrpfad in Anwesenheit der Schöffen
Roland Bestgen und Nico Pundel, sowie Rat Gleis, dem Vertreter des
Umweltministeriums, Claude Origer, dem Vertreter der Natur- und
Forstverwaltung, Michel Leytem und SICONA-Präsident Roby Biwer
eingeweiht. Für Interssierte: der Lehrpfad beginnt am Ende der rue
des Carrières.
6
SICONA -Centre
Gemeinde Beckerich:
Renaturierungsprojekt Närdenerbaach erfolgreich abgeschlossen
Was lange währt, wird endlich gut… Nach jahrelangen Vorarbeiten mit Flächentausch und langwierigen Genehmigungsprozeduren, konnte das Projekt „Renaturierung der
Närdenerbaach“ am 11. September 2015 der Öffentlichkeit
vorgestellt werden. Schon jetzt zeigt sich der Erfolg: Wenige
Tage nach Abschluss der Arbeiten konnten bereits erste seltene
Vogelarten der Feuchtgebiete beobachtet werden.
Im Bereich zwischen Huttange und Noerdange hatte sich
das Bachbett der Närdenerbaach durch die umliegende
Nutzung immer weiter begradigt und vertieft und sorgte bei
Hochwasser für rasant ansteigende Pegel in den flussabwärts
gelegenen Dörfern. Bereits vor Jahren fasste die Gemeinde
Beckerich, in Zusammenarbeit mit dem SICONA-Centre, des-
halb den Entschluss, eine Revitalisierung dieses Gewässerabschnitts durchzuführen, um das Rückhaltevermögen und die
ökologische Qualität zu verbessern. Eine natürliche Gewässerdynamik kann sich nur bei ausreichend Raum entwickeln.
Dafür musste zunächst das entsprechende Land zur Verfügung stehen: Erst nach jahrelangen Verhandlungen wurde
ein Landtausch mit drei Grundbesitzern möglich, infolge dessen die Gemeinde Grundbesitzer auf einer Strecke von 600
Metern entlang der Näerdenerbaach wurde.
Die natürliche Gewässerdynamik soll sich zukünftig auf 9
bis 16 Metern Breite frei entfalten können. Um eine häufige
Überschwemmung dieses Korridors zu ermöglichen, ohne
die angrenzenden Nutzflächen zu überschwemmen, wurde
das Umfeld des Baches um etwa 40 Zentimeter abgesenkt
und gleichzeitig das eingetiefte Bachbett bis zur dieser Höhe
verfüllt. In diesem Entwicklungskorridor kann sich die Näerdenerbaach nun ihren eigenen Weg bahnen. Zudem wurde
im oberen Teil des renaturierten Abschnitts eine Flutmulde
angelegt, die die Hochwasserretention zusätzlich verbessern
soll. Das gleiche Ziel haben auch strömungsbrechende Elemente, wie Holzpalisaden, Wurzelstöcke und Neupflanzungen von gewässerbegleitenden Gehölzen über die gesamte
Projektlänge.
Bei der öffentlichen Vorstellung der Arbeiten nahmen unter
anderem Staatssekretär Camille Gira, Bürgermeister Thierry
Lagoda und weitere Vertreter des Schöffen- und Gemeinderats von Beckerich, SICONA-Centre Präsident Gérard Anzia sowie Vertreter der Natur- und Forstverwaltung und der
Wasserwirtschaftsverwaltung und interessierte Bürger der
Gemeinde Beckerich teil. Bürgermeister Thierry Lagoda gab
bekannt, dass ein weiterer Landtausch an einem Zulauf der
Haasselbaach unterschrieben sei und man in den nächsten
Jahren weitere Fließgewässer renaturieren wolle. SICONACentre-Präsident Anzia ging auf die langjährigen Verhandlungen ein, die ein solches Projekt benötigt und dass dies
ein gutes Beispiel für das Miteinander der Landwirtschaft
und des Naturschutzes sei. Staatssekretär Camille Gira freute
sich besonders über den Abschluss des Projekts, das er selbst
noch vor Jahren als Bürgermeister von Beckerich initiiert hatte. Er kündigte außerdem prozedurale Änderungen des Gesetzes betreffend den Fonds de l‘Eau an, die in Zukunft die
Subventionierungsanfragen stark vereinfachen sollen.
Nur wenige Tage später zeigte sich, dass sich auch noch
andere über das Projekt freuen: Rohrweihe und Bekassine
machten bereits ihren Antrittsbesuch!
Natur genéissen: Nachhaltige Bildung und Ernährung direkt ab Hof in Useldingen
Am 30. Juli besuchte die Maison relais Useldingen den Betrieb Kleer, der sie auch beliefert. Dort konnten die Kinder
konkret vor Ort sehen, wo ihr Essen herkommt, wie es hergestellt wird und wie es dann schließlich auf den Teller ihres
Mittagstischs gelangt. Die Kinder hatten Riesenspaß bei der
Ernte der „Gromperen“, die im Beisein von Staatssekretär
für Bildung Marc Hansen, Bürgermeister Pollo Bodem und
SICONA-Centre-Präsident Gérard Anzia gestartet wurde.
Mario Kleer erklärte den Kindern die Arbeitsschritte, die für
den ökologischen Anbau von Kartoffeln und Gemüse erforderlich sind. Eine Naturpädagogin des SICONA-Centre zeigt
den Kindern anschließend, was man alles aus einer Kartoffel machen kann. Die Teilnehmer begrüßten die Kampagne
und deren Ziele, eine nachhaltige regionale Lebensmittelproduktion zu fördern und somit eine gesunde Ernährung
der Kinder in den Kindertagesstätten zu ermöglichen.
Hervorgehoben wurde insbesondere die Bedeutung einer
nachhaltigen Bildung, unter anderem der regelmäßigen
Workshops und Seminare für die Köche, Erzieher und Führungskräfte der Maisons relais. Die Köchin der Maison relais
Useldange Julia Densborn berichtete von ihrer Teilnahme
an den Kochworkshops zum Thema „saisonale & regionale
Küche“.
Bisher beteiligen sich elf Betriebe aus den SICONA-Gemeinden als Regionale Qualitätsproduzenten am Projekt „Natur
genéissen“. Sie erfüllen die Kriterien, die seitens der beiden
Naturschutzsyndikate an Qualität, Umwelt- und Naturschutz
sowie Regionalität gestellt werden. Im Gegenzug wird ihnen
ein zusätzlicher Absatzmarkt geboten, indem sie ihre nachhaltig erzeugten Produkte direkt an die „Maisons Relais“ der
Gemeinden verkaufen können.
Um die Ziele von „Natur genéissen“ langfristig in den
SICONA-Mitgliedsgemeinden zu verankern, werden zurzeit
in Zusammenarbeit mit dem Oekozenter Pafendall Textbausteine für die Lastenhefte der Gemeinden zu den Themen
„regionale, biologisch und fair gehandelte Produkte“ erstellt.
Das Lastenheft beinhaltet unter anderem Angaben dazu, zu
wieviel Prozent der Gemüse- oder Rindfleischeinkauf aus
„Natur genéissen“-Produkten oder sonstigen regionalen beziehungsweise ökologisch angebauten Produkten bestehen
soll. Eine besondere Herausforderung dabei ist die Definition
und Überprüfung der Regionalität der Produkte, da mit diesem Begriff im Augenblick viel geschummelt wird.
Natur genéissen - Regionaler Qualitätsproduzent Biohof Mario Kleer
Der Hof von Mario Kleer und seiner Familie aus Everlange ist einer der elf Betriebe, die bislang die Kriterien von „Natur genéissen“ erfüllen. Der Betrieb in
Stichworten:
Biobetrieb seit 2001 mit einer landwirtschaftlichen
Nutzfläche von 100 ha, davon 45 ha Ackerland und
55 ha Dauergrünland.
50 Mutterkühe der Rasse Charolais sowie 2500
Legehennen.
Feldgemüse: jährlich wechselnder Anbau von
Roten Beeten, Zwiebeln, Sellerie, allen Kohlarten,
Schalotten und Lauch.
Produkte: Eier, Suppenhühner, Rindfleisch, Gemüse.
Naturschutz: auf über 3 % der Betriebsfläche Strukturelemente vor allem Hecken, die zu einem strukturierten und artenreichen Landschaftsbild beitragen. Zusätzlich mehrere Tümpel und artenreiches
Grünland, das extensiv nach den Bedingungen des
Vertragsnaturschutzes bewirtschaftet wird.
7
SICONA -Centre/Ouest
SICONA-Beteiligung am EU-Wissensmarkt der kontinentalen Region in Luxemburg
Vom 28. Juni bis zum 1. Juli 2015 lud das Nachhaltigkeitsministerium zum „Continental, Pannonian, Black Sea and
Steppic Kick off Seminar”. Dabei handelt es sich um eine EUweite Plattform, bei der sich Naturschützer aller Mitgliedsländer über Methoden und Umsetzung von Naturschutzprojekten austauschen können. Ein Augenmerk liegt dabei
auf dem Natura 2000-Schutzgebietsnetz. Luxemburg liegt
klimatisch gesehen in der kontinentalen Zone. Es ist daher
nicht nur Mitglied dieser Plattform, sondern war auch diesjähriger Organisator der Veranstaltung.
Die dreitägige Veranstaltung bestand aus Workshops
zu Problemen und Lösungsansätzen des Naturschutzes,
einem sogenannten Wissensmarkt sowie mehreren Ausflügen zu Naturschutzprojekten in ganz Luxemburg und dem
nahen Ausland. Insgesamt nahmen 115 Vertreter aus 14
Ländern teil.
Am Abend des 30. Juni fand der Wissensmarkt statt, bei
dem auch SICONA-Mitarbeiter vertreten waren. Eröffnet
wurde diese Veranstaltung von Camille Gira, Staatssekretär
für Umwelt und Pia Bucella, Direktorin der Abteilung Naturkapital der Generaldirektion Umwelt der Europäischen
Kommission. Während seiner Eröffnungsrede ging Camille Gira auf die Wichtigkeit des persönlichen Kontaktes
beim Erfahrungsaustausch ein, während Pia Bucella den
Fitnesscheck der europäischen Flora-Fauna-Habitat- und
Vogelschutz-Direktiven erklärte.
Auf dem Wissensmarkt selbst stellten dann über 35 Initiativen
und Projekte ihre Arbeit vor und luden die anderen Teilnehmer mit kleinen Ausstellungsständen zum Austausch ein. So
konnten unter anderem Projekte aus den BENELUX-Ländern,
Frankreich, Deutschland, Schweden, Dänemark, Tschechien,
Ungarn, Bulgarien und Rumänien begutachtet werden. Es
gab rege Diskussionen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Umsetzung von Naturschutzzielen.
Die Mitarbeiter der Biologischen Station SICONA nutzten
die Gelegenheit um alte und aktuelle LIFE-Projekte vorzustellen. Zudem wurde sich insbesondere mit Kollegen
ausgetauscht, die ähnliche Projekte wie das aktuelle LIFE
Grassland betreuen.
Auf der Suche nach neuen Methoden zur Grünlandrenaturierung in der Schweiz
Praxis, Planung und Forschung für eine naturnahe Landwirtschaft einsetzt. U. a. entwickelte er heute breit angewendete Methoden zur Förderung der Biodiversität im
Rahmen der guten landwirtschaftlichen Praxis. Ein weiteres Standbein des Unternehmens sind naturgemäße
Begrünungen im Straßenbau und in der Landwirtschaft
sowie die Renaturierung artenreichen Grünlandes, wozu
er praktische Empfehlungen und Instrumente herausgegeben hat.
Herr Bosshard zeigte uns einige renaturierte Flächen unterschiedlichen Alters und gab Erklärungen zu den angewandten Methoden. Außerdem führte er eine speziell
von seiner Firma entwickelte Maschine zur Samengewinnung auf Spenderflächen vor. Die Methode der autochthonen Samengewinnung soll neben der Mahdgutübertragung, die wir bereits seit über 10 Jahren durchführen,
in den nächsten Jahren als weiteres Verfahren zum Einsatz kommen. Der Vorteil ist, dass eine Spenderfläche
Mitarbeiterinnen der Biologischen Station im Gespräch mit Andreas Bosshard über Grünlandrenaturierungs-Verfahren, die seit einigen Jahren in der
mehrfach abgeerntet werden kann und so sowohl frühSchweiz zum Einsatz kommen.
wie spätblühende Pflanzenarten übertragen werden
wir auf der Suche nach neuen Ansätzen und weiteren
In den nächsten Jahren stehen zahlreiche Renaturierunkönnen. Dadurch können mehr Arten - annähernd das
Methoden, um die Arbeitsschritte zu optimieren. Dies
gen artenreicher Wiesen in unserer Region an, um den
gesamte Artenspektrum - der Spenderflächen übertrawar Anlass zu einem Besuch bei Andreas Bosshard in der
Erhaltungszustand dieses wertvollen Lebensraumes zu
gen werden. Zudem können die Samen gelagert werden
Schweiz.
verbessern. Dies geschieht, wie derzeit auch schon, im
und zu einem späteren Zeitpunkt auf die zu renaturieRahmen des Nationalen Naturschutzplanes und nach
Andreas Bosshard hat langjährige
Erfahrung bei der
renden
Flächenbeiübertragen
werden. SICONA plant nun,
Der Projektmanager des SICONA-LIFE-Projektes
„Grassland“
der PräVorgaben der EU. Die zurzeit von uns angewandte MeWiederherstellung von artenreichem
Er hat in Hosingen.
sentation Grünland.
auf dem Interlife-Seminar
im nächsten Jahr eine entsprechende Maschine anzuthode der Mahdgutübertragung von artenreichen Wiezu diesem Thema promoviert und gründete 1998 die
schaffen.
sen ist jedoch logistisch sehr aufwendig und stark an
Firma Ö+L Ökologie und Landschaft, die sich seither in
gute Witterungsbedingungen gebunden. Deshalb sind
Fachseminar: Kompensation
in Rheinland-Pfalz – Wie geht es weiter ?
Am 29. Juni fand, auf Einladung des Bundesverbandes Beruflicher Naturschutz-Regionalgruppe Rheinland-Pfalz, ein Fachseminar zum
Thema Kompensation an der FH Bingen statt,
an dem auch zwei SICONA-Mitarbeiter teilgenommen haben. Dabei war das Spektrum der
Vorträge sehr breit – kann doch RheinlandPfalz auf mehrere Jahrzehnte Erfahrungen zurückblicken. Die Themenblöcke umspannten daher sehr vielfältige Bereiche wie die Entwicklung aus juristischer Sicht, die Kompensation und Bauleitplanung, das Ökokonto sowie Praxisbeispiele. Aus luxemburger
Sicht handelt es sich um ein sehr aktuelles Thema, das z. Z. im Rahmen der Novellierung
des Naturschutzgesetzes sehr kontrovers diskutiert wird.
Besonders interessant ist das Zusammenspiel von Naturschutzgesetz und Baugesetz
in Rheinland-Pfalz: Eingriffe durch Bebauungspläne (in Luxemburg entspricht das dem
Plan d’aménagement particulier) werden hier aufgrund des Baugesetzes – und nicht wie
bei uns im Rahmen des Naturschutzgesetzes – kompensiert. In dem Zusammenhang
stellt sich die Frage, ob auch bei uns das Ziel „naturgerechte Baugebiete - auch für die
Menschen“, nicht eher über das Gesetz betreffend „Aménagement communal“ als über
das Naturschutzgesetz erreicht werden kann.
Für die Dauerhaftigkeit der Kompensationsmaßnahmen haben sich in Rheinland-Pfalz
im Regelfall nur öffentliche Flächen bewährt. Bei den Praxisbeispielen interessant waren
Flächenpools, die eine Strukturierung von ausgeräumten Landschaften zum Ziel haben,
z. B. im Rahmen einer kommunalen Biotopverbundplanung. Dieses Instrument existiert
in Luxemburg bisher nicht, könnte aber sinnvoll sein.
Ein anderes interessantes Thema war die administrative Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen: Der Kreis Trier-Saarburg z. B. stellt seine Maßnahmen für jedermann
ersichtlich ins Netz.
SICONA-Ouest
Pestizidreduzierung im Rahmen von„ Natur genéissen“:
Exkursion nach Lothringen zu den Feldtagen Innov’Action
Bureau
Biwer Roby, président,
Tel: 51 81 70, [email protected]
Cecchetti Myriam, vice-présidente,
Tel: 59 49 50, [email protected]
Reuland Michel, vice-président,
Tel: 691 420 979, [email protected]
Braun Gaston, membre,
Tel: 621 14 72 88, [email protected]
Negri Roger, membre,
Tel: 621 282 213, [email protected]
Franck Lucien, membre,
Tel: 621 185 811, [email protected]
Comité
Faber Jean-Paul, Commune de Strassen
Biasini Viviane, Commune de Rumelange
Bissen Marc, Commune de Kehlen
Braquet Jean-Paul, Commune de Schifflange
Fürpass Jeannot, Commune de Mondercange
Gira Carlo, Commune de Pétange
Jakobs Marcel, Commune de Leudelange
Mousel Luc, Commune de Koerich
Pesch-Dondelinger Marianne, Commune de Roeser
Petry Viviane, Commune de Kayl
Rech Romy, Commune de Dudelange
Reuter Christophe, Commune de Kopstal
Schwachtgen François, Commune de Differdange
Siebenaler-Thill Josée-Anne, Commune de Käerjeng
Urbanzick Sascha, Commune de Garnich
SICONA-Centre
Im Rahmen der Aktion „Innov’Action – La vitrine de l’innovation agronomique“ stellen französische Betriebe ihre innovativen Projekte
im Sinne einer leistungsfähigen aber umweltschonenden Landwirtschaft vor. Die Ekologesch Landwirtschaftsberodung der Lëtzebuerger Jongbaueren a Jongwënzer und des Oekozenter Pafendall
organisierte im Juni eine Exkursion zur Lehr- und Forschungsstation ALPA in Haroué, die die Feldtage in der Region Lothringen
organisierte. Angeboten wurden Rundgänge und Konferenzen zu
mehreren Schwerpunktthemen, darunter dem Aktionsplan Pestizide. Ein SICONA-Mitarbeiter beteiligte sich an der Exkursion, um
weitere Erfahrungen für einen schonenden Pestizideinsatz zu sammeln. Dies ist eines der Ziele unseres Projekts „Natur genéissen“.
Die Gruppe wurde gleich zu Anfang über den französischen Aktionsplan „Ecophyto“ informiert. Zwar wird der Aktionsplan das für
2018 gesetzte Ziel einer fünfzigprozentigen Pestizidreduzierung
auf Landesebene nicht erreichen. Dennoch konnte bereits eine
signifikante Pestizidreduzierung erreicht werden. Der Plan setzt
einerseits auf alternative Anbaumethoden, bei denen zwecks Pestizidreduktion an unterschiedlichen Stellschrauben gedreht wird,
etwa versetzten Saatterminen, mechanischer Unkrautbekämpfung, Sortenmischungen und Untersaaten, kombiniert mit verringerter Spritzmitteldosierung, bis hin zu einer Umstellung, bzw.
Erweiterung der Fruchtfolge. Die Methoden werden zunächst auf
Versuchsbetrieben erprobt. Zweites Standbein des Plans ist eine
intensive Beratungsarbeit im Rahmen von regionalen Arbeitsgruppen. Diese Gruppen aus etwa 15 Landwirten und zusätzlichen
Beratern, treffen sich auf freiwilliger Basis mindestens viermal jährlich, um sich über ihre Vorgehensweisen – Erfolge und Misserfolge – zu einem verminderten Pestizideinsatz auszutauschen. Es ist
dieser Austausch und das Teilen von Erfahrungen, von Landwirten
für Landwirte, begleitet durch Berater, welches nach Meinung der
beteiligten Partner, die Landwirte motiviert und schlussendlich das
Erfolgskonzept des Programms darstellt.
Manches an dieser Vorgehensweise könnte auch richtungsweisend
für Luxemburg sein, ist aber nur in einem größeren Rahmen umzusetzen und kann nicht direkt in das Projekt „Natur genéissen“
einfließen. Dennoch gibt es auch für unsere konventionellen Vertragsbauern Möglichkeiten Pestizide einzusparen (Biobauern setzen ohnehin keine Pestizide ein). Möglich sind die Berechnung des
IFT (indice fréquence de traitement), um zu vermeiden, dass Pestizide eingesetzt werden, bevor die Schadschwellen erreicht sind,
eine frühe Saatbettbereitung mit anschließendem mehrmaligem
Striegeln (= mechanische Unkrautbekämpfungsmethode) und die
Anpassung der Aussaatzeitpunkte, etwa bei Wintergetreide und bei
Raps. Dabei kann auf Erfahrungen zurückgegriffen werden, die im
Rahmen des Programms „Ecophyto“ gemacht wurden.
SICONA Intern
Praktikantinnen und Praktikanten bei der Biologischen Station SICONA
Auch in diesem Jahr absolvieren wieder einige junge Leute ein
Praktikum bei SICONA-Centre und SICONA-Ouest. Derzeit unterstützen zwei Studentinnen und Studenten die Projekte der Biologischen Station. Für acht Wochen Maximilian Lenerz (Universität Kassel, Standort Witzenhausen), der in Zusammenarbeit mit
seinem Betreuer, Thomas van Elsen, und uns, ein Konzept zum
Ackerwildkrautschutz in Luxemburg ausarbeitet. Darüber hinaus
hilft er tatkräftig beim Sammeln von Pflanzensamen, insbesondere der gefährdeten Ackerwildkräuter. Christine Hammel (Technische Universität München) hat gerade mit ihrem fünfmonatigen Praktikum begonnen, das sie im Rahmen ihres Studiums der
Landschaftsplanung absolviert. Max Zacharias (Universität Bonn)
hat soeben sein achtwöchiges Praktikum bei uns abgeschlossen
und
steht
kurz die
vorindem
Abschluss
seines
Er hat
Eine der
Parzellen,
Redingen
aufgekauft
werdenMasterstudiums.
konnten: Fließgewässer
mit einheimischen
Ufergehölzen
und angrenzende,
extensive
Nutzflächen,
wie hier
entlang
u.
a.
beim
Fotofallen-Monitoring
sowie
bei
der
Umsetzung
einider Attert gehören zum Jagdgebiet der stark bedrohten Wimperfledermaus.
ger nationaler Aktionspläne zum Schutz gefährdeter Pflanzenarten und Biotoptypen mitgeholfen.
Des Weiteren haben Manuel Ewen, Daniel Kieffer und Lisa Helminger im Sommer unser Team verstärkt. Die drei haben ein
freiwilliges Praktikum zur Berufsorientierung gemacht. Lisa Helminger hat für fast drei Monate das Team der Kinderaktivitäten
tatkräftig und mit viel Engagement unterstützt. Dabei hat sie
u. a. eigenständig einige Kindernachmittage geleitet sowie an
PERFORM ANCE
neutral
Imprimé
No. 01-15-339089 – www.myclimate.org
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7, rue des Prés L-7561 MERSCH
Die PraktikantInnen der Biologischen Station SICONA: Christine Hammel, Max Zacharias und Maximilian Lenerz.
der Ausarbeitung und Dokumentation von Kinderaktivitäten gearbeitet. Daniel Kieffer hat uns bei der Erstellung von Maßnahmenvorschlägen zu Fließgewässer-Renaturierungen im Rahmen
der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zugearbeitet.
Bureau
Anzia Gérard, président,
Tel: 691 236 300, [email protected]
Reiland Michel, vice-président,
Tel : 691 382 024, [email protected]
Staudt Claude, vice-président,
Tel : 621 193 832, [email protected]
Comité
Blum Jos, Commune de Vichten
Fassbinder Marco, Commune de Beckerich
Gerekens Henri, Commune de Redange/Attert
Olinger Armand, Commune de Grosbous
Pletschette Camille, Commune de Schieren
Saurfeld Roger, Commune de Bissen
Schreiber Luc, Commune de Préizerdaul
Wilmes Dan, Commune de Feulen
Zoller Gérard, Commune de Saeul
Secrétariat
Manon Braun
Tel: 26 30 36 27, [email protected]
Corinne Camusel
Tel: 26 30 36 25, [email protected]
Anne-Marie Grimler
Tel: 26 30 36 26, [email protected]
Nicole van der Poel
Tel: 26 30 36 35, [email protected]
Service technique
Fernand Schoos, gestionnaire,
Tel: 26 30 36 36, [email protected]
Pol Faber, ingénieur agronome, sécurité, machines,
Tel: 26 30 36 29, [email protected]
Christine Fusenig, technicienne, coordinatrice,
Tel: 26 30 36 22, [email protected]
Fernand Hoss, chef d’équipe,
Tel: 621 710 444, [email protected]
Nicky Cungs, chef d’équipe adjoint,
Tel: 621 382 512, [email protected]
Service scientifique / Station biologique
Claudine Junck, biologiste diplômée, chef de service,
Tel: 26 30 36 24, [email protected]
Fernand Klopp, ingénieur agronome,
Tel: 26 30 36 21, [email protected]
Sonja Naumann, géographe diplômée,
Tel: 26 30 36 51, [email protected]
Marc Olinger, bachelor en géodésie et géoinformation,
Tel: 26 30 36 34, [email protected]
Philippe Thonon, ingénieur forestier,
Tel: 26 30 36 28, [email protected]
Yves Schaack, M. Sc. biologie,
Tel: 26 30 36 32, [email protected]
Simone Schneider, Dr. rer. nat. en sciences de l‘environnement,
Tel: 26 30 36 33, [email protected]
Frank Sowa, biologiste diplômé,
Tel: 26 30 36 23, [email protected]
Mara Lang, technicienne,
Tel: 26 30 36 39, [email protected]
Monika Schulz, coordinatrice,
Tel: 26 30 36 31, [email protected]
Fanny Schaul, technicienne,
Tel: 26 30 36 37, [email protected]
Activités écologiques pour enfants
Michèle Biwer-Erpelding
Tel: 621 259 418, [email protected]
Nicole Bertemes
Tel: 691 563 190, [email protected]
Sylvie Stranen
Tel: 661 630 737, [email protected]