Der Steinkauz, einst häufig-heute rar

Seine Chance zu Überleben!
Als Kobold ist unser Steinkauz mit seinen etwas mehr als
zwanzig Zentimetern Körpergröße, mit flacher Stirn, schwefelgelben Augen und seinem kurzen Schwanz, ein Zwerg unter
den heimischen Eulen. Es ist lustig anzusehen, wie sich die
gedrungene, dickköpfige Gestalt bei Aufregung fast waagrecht duckt und dann gleich wieder hoch aufrichtet. Schon
in der Antike scheint der Steinkauz sehr beliebt gewesen zu
sein, denn bei den Griechen galt er als Vogel der Weisheit
und das Symbol der Göttin Athene, die ihm auch zu seinem
wissenschaftlichen Gattungsnamen „Athene“ verholfen hat.
Unsere Vorfahren dichteten ihm allerdings die Verkündigung
des Todes an, denn sein Ruf „kuwit“ den er an beleuchteten
Scheiben oft erschallen ließ, wurde mit „komm mit“ übersetzt.
Steinkäuze sind sehr ruffreudig und kamen früher auch in
Ortschaften sehr häufig vor. Sicher fiel die Todesstunde
mancher Menschen mit dem Ruf des Vogels zusammen.
In abergläubischen Zeiten war damit der Zusammenhang
zwischen Tod und Rufen schnell hergestellt, zum Nachteil
des harmlosen Vogels. Steinkäuze jagen wie andere Eulen
auch bevorzugt in der Abend- und Morgendämmerung und
zwar nur in offenem Gelände, nie im Wald. Ihre Beute sind
Insekten, vor allem Käfer, Ohrwürmer und Schwärmer, ferner
Tausendfüßer, Regenwürmer, Mäuse und gelegentlich Kleinvögel und Amphibien. Mit Gelegensheitsbeute von großen und
wehrhaften Formen wie Ratten, Wiesel, Spechte, Amseln
usw. wird der kleine Bursche trotzdem fertig.
Das Weibchen legt ab Mitte April 3-6 weiße Eier, die es vier
Wochen lang alleine bebrütet. Während der Brutzeit wird es
vom Männchen mit Nahrung versorgt.
Beide Eltern füttern ihre Jungen etwa fünf Wochen in der
Bruthöhle und noch einige Zeit nach dem Ausfliegen, was
ab Ende Mai erfolgt. Im Spätsommer wandern die Jungkäuze
dann aus den elterlichen Revieren ab.
Der
Steinkauz
Lebensraum
Der Steinkauz war in den klimatisch begünstigten ländlichen
Ortschaften Baden-Württembergs und den umschließenden
Streuobstwiesen bis 500 m NN noch in den 60er Jahren als
Brutvogel sehr weit verbreitet.
Offene und ebene Landschaften mit lockerem Baumbestand
und niedriger Vegetation, mit höhlenreichen (Obst-) Bäumen,
Kopfweiden und Wirtschaftsgebäuden werden bevorzugt.
Frei anzufliegende Höhlen in Bäumen, Gebäuden, Steinbrüchen
usw. werden als Nist- und Schlafplatz gerne bezogen.
Wo Streuobstwiesen verschwinden, die älteren Gebäude abgerissen oder saniert sind und eine extensive Bewirtschaftung
ausbleibt, müssen unsere Steinkäuze weichen. Der Steinkauz
liebt exponierte Sitzwarten von Totholz an lebenden Bäumen,
auf Pfählen oder Gebäudedächern usw., die er für seine
Ansitzjagd benötigt und auf welchen er am Tage gerne ein
Sonnenbad nimmt.
Wer hat ihn gesehen?
einst häufig –
heute rar –
Wer hat ihn gesehen?
Bitte Beobachtungen melden!
Informationsblatt 1
Herausgeber und Bezug:
FOGE - Eulenforschung e.V.
Brunnengasse 3/1
71739 Oberriexingen
Telefon 07042 / 98272
Schutzstrategien
Allgemeine und flankierende Maßnahmen
Obwohl der Steinkauz sehr intelligent und anpassungsfähig
ist und in einer vielgestaltigen Kulturlandschaft die unterschiedlichsten Nischen nutzt, ist er schutzbedürftig. Ohne
besonderen Schutz ist er weder den schnellen Veränderungen
in unserer Landnutzung gewachsen, noch den Begierden
von Tierhaltern, Sammlern und Trophäenliebhabern.
Langfristiges Sichern des Lebensraumes Streuobst-
wiese durch Schutzgebietsausweisung (z.B. Land-
schaftschutzgebiet).
Ausweisen von Baugebieten außerhalb von
Obstwiesen.
Keine neuen insbesondere betonierte oder geteerte
(asphaltierte) Wege oder Straßen in Steinkauzlebensräumen.
Erhalten und fördern einer artenreichen Flora und
Fauna durch Verzicht auf Düngen und den Einsatz langlebiger Biozide in den Obstwiesen.
Unterstützen der Bewirtschaftung von Hochstamm-
Obstwiesen durch Mostvermarktung der Hochstamm-
Aktion.
In Wert setzen der Obstwiesen-Landschaft durch
Entfernen von Wochenendhütten und Zäunen.
Abwehr von Eingriffen in diesen Lebensraum, die die
Lebensgrundlagen für den Steinkauz verschlechtern
oder zerstören.
Verhindern von Störungen am Brutplatz
Wo Steinkäuze noch vorkommen, ist die Bewahrung lebenswichtiger Strukturen das A und O für ihr Überleben in der
Natur. Derzeit sind die meisten Steinkauzgebiete in BadenWürttemberg voneinander inselartig isoliert. Der Aufbau
eines Verbundsystems der verstreuten Kerngebiete kann
die Sicherung des Bestands dieser sehr gefährdeten Art
dauerhaft unterstützen. Es ist dabei darauf zu achten, dass
durch den Erhalt von höhlenreichen Hochstamm-Obstbäumen
und Brutplätzen punkt- und linienhafte Trittsteine und Ansiedlungsgebiete erhalten bleiben.
Spezielle Maßnahmen
Notwendige Maßnahmen
Vorrangig vor allen speziell auf Artenschutz orientierten
Maßnahmen sollte auf den Erhalt des Gesamtökosystems
„Streuobstwiese“ als Grundlage für sein Überleben in der
Kultur-landschaft hingearbeitet werden, in dem unser Kauz
ein wesentlicher Faktor ist. Durch seine Ernährungsweise
(Insekten, Regenwürmer, Kleinsäuger) ist er eine Zeigerart
(Indikator), die frühzeitig auf Veränderungen in seinem
Lebensraum Hinweise gibt. Es können Maßnahmen unterschieden werden, die einerseits allgemein auf den Erhalt
des Lebensraumes zielen, anderseits speziell eine bedrohte
Art, hier den Steinkauz, im Auge haben.
Großflächige Bestandserhebungen und Kartieren
der Steinkauzvorkommen mit Kennzeichnung der
Vögel und Brutplatzkontrollen.
Sichern der Naturhöhlenbruten durch honorierte
Patenschaften (Urkunde).
Ansiedlungsversuche durch Anbringen von mardersicheren Nisthilfen in geeigneten Lebensräumen.
Verzicht auf Steinkauzröhren in Waldrandnähe (wegen
Waldkauz) oder Straßennähe (Verkehrsunfälle).
Einbeziehen der Grundstückseigentümer mit Steinkauzbrutvorkommen in das Schutzprogramm.
Aufklären über die Bedrohung der Art und regelmäßige
Information über die derzeitige Situation (z.B. Brutab-
lauf). Letzteres führt oft schnell zu einer engen Bindung der Einwohner zu „ihren“ Steinkäuzen.
Aufruf zum Melden von Beobachtungen
Unser Wissen über Vorkommen des Steinkauzes in BadenWürttemberg ist unzureichend. Wir bitten alle Ornithologen,
Naturfreunde und Wanderer um kurze Nachricht, wenn Sie
das Glück hatten, einem Steinkauz zu begegnen. Bitte notieren
Sie auf einer Postkarte Datum, Uhrzeit und eine möglichst
genaue Beschreibung des Beobachtungsortes. Falls Sie
den Vogel an einer Höhle oder am Nistkasten beobachten,
bitten wir Sie, das oder die Tiere nicht zu beunruhigen und
in ausreichend großer Entfernung zu bleiben.
Bitte schicken Sie Ihre Postkarte an:
Forschungsgemeinschaft zur Erhaltung
einheimischer Eulen e.V.
Brunnengasse 3/1
71739 Oberriexingen
Telefon 07042 / 98272
[email protected]
www.eulenforschung.de
Bearbeiter: H. Keil, W. Riedel – Oberriexingen 2003
Mit freundlicher Unterstützung der Ensinger Mineral-Heilquellen GmbH