mythos heimat worpswede und die europäischen künstlerkolonien Ausstellungstexte in der Übersicht . März Künstlerkolonien – ein europäisches Phänomen Natur unverfälscht erfahren und im Bild festhalten: dieser Wunsch trieb im . und frühen . Jahrhundert zahlreiche Künstler aus ganz Europa dazu, sich in Kolonien auf dem Land niederzulassen. Der urwüchsige Wald bei Barbizon, die weiten Moorebenen um Worpswede oder die Skagener Küste boten ihnen reiche Bildthemen, die sie direkt in der freien Natur festhielten. Möglich machte die Freilichtmalerei nicht zuletzt die neu erfundene Tubenfarbe, die sich leicht mitnehmen ließ. Fernab der schnell wachsenden Städte sahen die Künstler ihre Sehnsucht nach einem einfachen Leben auf dem Land gestillt, häufig war hier das Leben auch deutlich günstiger. Dank der Eisenbahn waren die städtischen Kunstzentren dennoch schnell zu erreichen. Auch viele Künstlerinnen zog es in die Kolonien; hier fanden sie kreative Freiräume abseits des von Männern dominierten akademischen Kunstbetriebs. Frankreich Frankreich gilt als das Mutterland aller Künstlerkolonien. Zuerst war es Barbizon am Waldrand von Fontainebleau, später die Orte am Flusslauf des Loing und die raue Schönheit der Bretagne, die Künstler aufs Land zogen. Abseits der Kunstmetropole Paris suchte die Avantgarde neue kreative Impulse in der Natur, denn hier konnte man die strikten Regeln der akademischen Kunst endgültig hinter sich lassen. Die Dorfbewohner wussten den Aufenthalt der Maler gewinnbringend zu nutzen: Gegen Honorar standen sie Modell oder vermieteten Zimmer und Atelierräume. Herbergen und Hotels waren oft ganz auf die Bedürfnisse der Maler ausgerichtet. Hier fand man nicht nur Unterkunft, sondern auch geselligen und künstlerischen Austausch. Neben Franzosen kamen Schweden, Amerikaner, Engländer oder Deutsche in die Kolonien. Begeistert vom gemeinsamen Leben und Arbeiten auf dem Land, gründeten sie in ihren Herkunftsländern eigene Künstlerkolonien. So verbreitete sich das Phänomen bald international. | Pressekontakt: Dennis von Wildenradt Pressesprecher Leitung Kommunikation + Kulturvermittlung T – F – dennis.wildenradt@ landesmuseum-hannover.de Barbizon – die »Mutter aller Künstlerkolonien« In Barbizon nahm die Bewegung der Künstlerkolonien ihren Anfang. Seit dem Ende der er-Jahre kamen die Maler in das urwüchsige Waldgebiet von Fontainebleau mit seinen uralten Baumriesen, die vielfältige Motive für die Freilichtmalerei boten. In kleinformatigen Gemälden, den sogenannten paysages intimes, hielten Künstler wie Théodore Rousseau, Narcisso Díaz de la Peña oder Constant Troyon schlichte, mitunter fast zufällig erscheinende Ansichten fest, anstatt Ideallandschaften im Atelier zu komponieren. Der Mensch – in Gestalt von Anglern, Schäfern oder Malern – wird harmonisch in die ihn umgebende Natur eingebettet. Ihre Darstellungsprinzipien wandten die Künstler auch andernorts an, wie Camille Corots Ansichten der Teiche von Ville d’Avray oder der italienischen Sabinerberge zeigen. Dank der neuen Eisenbahnverbindung war Barbizon vom nahegelegenen Paris aus schnell erreichbar; bald kamen auch zahlreiche Touristen in den Wald von Fontainebleau. Aktiv setzten sich die Maler für den Erhalt des Waldes ein; auf ihre Initiative hin entstand hier das erste Naturschutzgebiet. Der Wilde Westen Frankreichs: die Bretagne Neben der Landschaft war es vor allem das Brauchtum der Bretagne, das Künstler seit den er-Jahren faszinierte. In der abgelegenen Provinz hatten sich fremdartig anmutende Sitten und eine eigene Sprache erhalten. Tänze und Trachten, wie sie Emile Bernard in seiner »Studie mit Bretoninnen« festhielt, zeigten die Künstler ebenso wie den Alltag der Bevölkerung – etwa die Algenernte als typischen Arbeitszweig der Region. Der malerische Marktflecken Pont-Aven war Sitz der ersten bretonischen Künstlerkolonie. Dabei handelt es sich nicht um eine französische, sondern um eine amerikanische Gründung. Bereits hunderte Künstler waren vor Ort gewesen, als mit Bernard, Gauguin und Sérusier seit auch die Avantgarde nach Pont-Aven kam. Vereinfachung der Form, Flächigkeit und betonte Konturen kennzeichneten ihren neu entwickelten Stil, der bald Schule machen sollte. Als Pont-Aven mehr und mehr von Künstlern überlaufen wurde, zogen einige weiter ins nahegelegene Le Pouldu. Concarneau, die dritte wichtige bretonische Kolonie, hatten Einheimische schon in den er Jahren gegründet. Von der Beliebtheit dieses Fischerstädtchens zeugen zahlreiche Hafenszenen. Großbritannien In Großbritannien war es vor allem die Abgeschiedenheit Cornwalls mit seinem urwüchsigen Charakter, die zahlreiche Künstler anzog. In | Küstenstädtchen wie Newlyn, St Ives und Falmouth entstanden in den er-Jahren die bedeutendsten britischen Künstlerkolonien. Den hier geschaffenen Meeresbildern kam große Bedeutung im Hinblick auf die nationale Identität zu, denn Großbritannien war damals eine der größten Seemächte. Das dramatische Schauspiel von Wind und Wellen wie auch die Spiegelung des Lichts auf ruhigem Wasser waren beliebte Motive. Zahlreiche Bildthemen von der Abfahrt der Flotte bis zum Verpacken des Fangs bot zudem die Fischerei. Die britischen Künstlerkolonisten standen in regem Austausch mit dem europäischen Festland, wie etwa Elizabeth Adela Forbes‘ Darstellung eines Fischermädchens aus dem niederländischen Zandvoort belegt. Niederlande Die niederländischen Kolonien wurden nach französischem Vorbild gegründet. Oosterbeek ist die älteste unter ihnen. Der Ort am Flusslauf des Veluwezoom galt als „Holländisches Barbizon“, später erhielt auch Laren diesen Titel. Populär wurde die Larener Heidelandschaft mit ihren Schafherden vor allem durch die Bilder Anton Mauves. Im . Jahrhundert reisten unzählige deutsche Künstler in die Niederlande, die auf eine bedeutende Tradition der Landschaftsmalerei zurückblicken konnten. So malte etwa Max Liebermann nicht nur in Laren, sondern auch in Katwijk. Katwijk ist wohl die berühmteste Künstlerkolonie an der Nordsee. Neben den einheimischen und deutschen Künstlern waren hier vor allem Briten und Amerikaner tätig – sie spielten eine maßgebliche Rolle bei der künstlerischen Kolonisierung Europas. Späte Beispiele sind Domburg, hier repräsentiert durch Euphrosine Beernaert, und Bergen. Dort griffen Künstler wie Leo Gestel oder Charley Toorop, die Tochter Jan Toorops, in den er- und erJahren die neuen Stiltendenzen der Moderne auf. Zentrum der Avantgarde – Domburg Dass in Künstlerkolonien mitunter wesentliche Schritte auf dem Weg in die Moderne unternommen wurden, zeigt neben Ascona am Monte Verità auch das niederländische Domburg. Schon seit den er Jahren kamen Künstler in das Seebad; international bekannt werden sollte es aber durch die alternativen Heilverfahren, die der Arzt Georg Mezger hier entwickelte. Gäste aus der ganzen Welt reisten nach Domburg, um sich seinen Therapien zu unterziehen. Die Ideen der LebensreformBewegung hielten hier ebenso Einzug wie die neuen Stiltendenzen der Avantgarde: Mit Jan Toorop und Piet Mondrian ließen sich zwei wichtige Vertreter der Avantgarde in Domburg nieder. Wo einst die | umliegende Dünen- und Küstenlandschaft in malerischen Ansichten festgehalten wurde, experimentierte man nun zunehmend mit der Abstraktion. Ein eigens errichteter Ausstellungspavillon, der »Kunstzaal«, bot ab den Domburger Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke zu zeigen. Der Erste Weltkrieg läutete das Ende der Künstlerkolonie ein; Domburg entwickelte sich mehr und mehr zu einem rein touristischen Badeort. Dänemark An der nördlichsten Spitze des dänischen Festlands liegt Skagen. Vor allem im Sommer zog der Fischerort seit den er-Jahren skandinavische Maler an, in den folgenden zwei Jahrzehnten sollte sich hieraus eine Künstlerkolonie entwickeln. Die umliegende Dünen- und Heidelandschaft bot vielfältige Motive, Maler wie Peder Severin Krøyer und Michael Ancher hielten jedoch auch das harte Arbeitsleben und die bescheidenen Häuser der Bevölkerung ungeschönt in ihren Werken fest. Krøyer setzte bevorzugt den breiten Skagener Südstrand ins Bild. Hier tummeln sich erschöpfte Fischer nach getaner Arbeit oder genießen elegante Damen die sogenannte »blaue Stunde« – die hellen nordischen Sommernächte übten eine besondere Faszination auf die Maler aus. Bei den dargestellten Spaziergängerinnen handelt es sich um die Ehefrauen der Künstler, Marie Krøyer und Anna Ancher, die selbst erfolgreiche Malerinnen waren. Deutschland Die Geschichte der deutschen Künstlerkolonien setzt gleichzeitig mit der in Frankreich ein. Willingshausen, Dachau oder Frauenchiemsee entwickelten sich seit den er-Jahren zu Freilichtrefugien der Düsseldorfer und Münchner Akademie. Später folgten Kronberg, das von Studenten des Städelschen Kunstinstituts besucht und besiedelt wurde, Grötzingen, als Mal- und Wohnort der Karlsruher, Goppeln als Anlaufstelle der Dresdner Künstlerschaft. Neben die Kolonien im Inland traten die Küstenorte, die alle an der Ostsee liegen: Ekensund an der Flensburger Förde, Ahrenshoop, Hiddensee und Schwaan in Mecklenburg-Vorpommern oder Nidden auf der Kurischen Nehrung. Auch in Worpswede ließen sich akademisch ausgebildete Maler nieder; sie gründeten einen »Künstler-Verein« mit eigener Satzung. Das war neu und machte Schule; nicht nur in Deutschland, sondern auch international. | Ebene und Himmel – Worpswede entdeckte Fritz Mackensen die Landschaft des Teufelsmoores, in dessen Zentrum Worpswede liegt. brachte er seine Studentenfreunde Otto Modersohn und Hans am Ende mit, und die drei beschlossen, dauerhaft am Weyerberg sesshaft zu werden. Nach dem Eintreffen von Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler gründete die Gemeinschaft einen Verein. Das hatte es in der Geschichte der europäischen Künstlerkolonien bis dahin noch nicht gegeben. Im Frühjahr stellte der »Künstler-Verein Worpswede« erstmals gemeinsam in der Bremer Kunsthalle aus. Der große Erfolg stellte sich im selben Jahr aber erst mit einer Ausstellung im Münchner Glaspalast ein, die international für Furore sorgte. Angeregt durch die Gemälde und Grafiken der Gründerväter kamen die ersten Künstlerinnen in den Ort – auch um Unterricht zu nehmen. Künstlerkolonistinnen sind namentlich belegt, ihre Werke sind jedoch heute größtenteils unbekannt. Die Doppelnamen der wichtigsten Worpswederinnen zeigen, dass in den Kolonien auch viele Paare zueinander fanden: Paula Modersohn-Becker, Clara Rilke-Westhoff, Hermine Overbeck-Rothe. Kunst auf der Insel – Frauenchiemsee Die »Entdeckung« Frauenchiemsees durch Künstler lässt sich genau festmachen: ging eine Gruppe von Münchner Malern auf der , Hektar kleinen Insel an Land. Eine eigene Künstlerchronik dokumentiert dieses Ereignis wie auch die weitere Entwicklung der Kolonie. Bedeutende deutsche Maler wie Wilhelm Trüber, aber auch ausländische Künstler wie der gebürtige Russe Franz Roubaud oder der Schwede Brynolf Wennerberg kamen an den See, angezogen vom pittoresken Panorama der Landschaft: Über der spiegelnden Weite des Wassers erhebt sich die Silhouette des alten Klosters Frauenwörth mit seinem markanten Turm, hinterfangen von der Kette der Alpen am Horizont. Auch die Kähne, mit denen die Einheimischen den See befuhren, waren ein beliebtes Motiv, so etwa in Max Haushofers Bild eines voll beladenen Heuschiffs. Engelbert Seibertz’ »Fischerin vom Chiemsee« rudert einen Maler über den See – der Passagier selbst ist zwar nicht sichtbar, wohl aber sein Malzubehör. Malen im Moss – Dachau Seit den er-Jahren ließen sich Künstler in Dachau nieder. Sie faszinierte die herbe Schönheit der umliegenden Mooslandschaft. Die weite Ebene gab den Blick bis zu den Alpen frei. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit entstanden feine Dunstschleier, die für häufig wechselnde Lichtverhältnisse und besondere Farbwirkungen sorgten. Mit der Bahn war Dachau von der Kunst-Hochburg München aus seit | bequem erreichbar. Schon vor Gründung der Kolonie kamen Maler wie Eduard Schleich oder Carl Spitzweg zu Malausflügen ins Moos. Adolf Hölzel, Ludwig Dill und Arthur Langhammer machten den Ort bis überregional bekannt. Hölzel gründete hier eine private Malschule, die von Anfang an großen Zustrom aus verschiedensten Ländern erfuhr. Die Schülerschaft war zum größten Teil weiblich, denn Frauen war der Zugang zu den staatlich geführten Akademien noch verwehrt. Leidenschaftlich engagierten sich die Künstler für den Schutz des Mooses, das heute weitestgehend zerstört ist. »Wanderkünstler« in Willingshausen und Goppeln Bereits bei seinem ersten Besuch war Carl Bantzer klar: In Willingshausen würde er alles finden, was zu malen ihm am Herzen lag. Bantzer lehrte an der Dresdner Kunstakademie und kam mit seinen Schülern jeden Sommer in den verträumten Ort zwischen Marburg und Kassel. Auch bei den Malern der Düsseldorfer Akademie war Willingshausen außerordentlich beliebt. Schon seit zog es sie in die Gegend; sie begeisterten sich für die Landschaft der Schwalm, das Leben und die Tracht der Schwälmer, die eine Studie von Ludwig Knaus vorstellt. Allerdings waren die Künstler nicht unbedingt auf eine Kolonie festgelegt. Bantzer zog es etwa auch nach Goppeln. Der kleine Ort in Sachsen war seit den er-Jahren eine wichtige Anlaufstelle für die Lehrer und Schüler der Dresdner Kunstakademie. Eine bedeutende Rolle innerhalb der Goppelner Kolonie spielte auch Paul Baum, dessen lichtdurchflutete Landschaften seine Kollegen zu einer Aufhellung ihrer Palette inspirierten. Kronberg: Von Frankfurt zum Taunus »Ich für meine Person erachte jeden Tag als verloren, den ich nicht in Kronberg verbringen kann«, erklärte der Maler Anton Burger . Die kleine Stadt im Taunus lockte vor allem Künstler aus dem nahegelegenen Frankfurt an, viele von ihnen hatten ihre Ausbildung an der berühmten Städelschule erhalten. Neben Burger kamen auch Philipp Rumpf und Jakob Fürchtegott Dielmann aus der Mainmetropole. Dielmanns »Treppenaufgang an der Eichengasse« dokumentiert den malerischen Charakter der Kronberger Altstadt. Erfolgreich führte Anton Burger hier eine eigene Malschule, zu seinen Schülern zählten etwa Margarethe Knoop-Spielhagen oder der gebürtige Amerikaner Nelson Gray Kinsley, Burgers späterer Schwiegersohn. In seinen stillen Taunuslandschaften hielt Kinsley vor allem die verschiedenen jahres- und tageszeitlichen Stimmungen fest. Doch nicht nur Künstler zog es nach Kronberg: Seit dem Ende des . Jahrhunderts entdeckten wohlhabende | Frankfurter Bürger das Städtchen als Erholungs- und Ferienort und erbauten hier repräsentative Sommervillen. Grötzingen – das badische Malerdorf Wenige Minuten von Karlsruhe entfernt liegt das beschauliche Grötzingen. Vor allem Absolventen der Karlsruher Kunstakademie kamen in das Dorf im Pfinztal mit seiner malerischen Hügellandschaft. Eine ebenso romantische wie günstige Unterkunft fanden sie in der Augustenburg, die der Maler Otto Fikentscher aufgekauft hatte. Fikentschers Ehefrau Jenny hielt das alte Gemäuer in einer Grafik fest. Stil und Themen der Grötzinger Künstler waren sehr unterschiedlich – von Winterlandschaften über Tierdarstellungen bis hin zu Märchenmotiven hatten die Maler je eigene Spezialgebiete ausgebildet. Besonders Gustav Kampmanns Landschaftsdarstellungen waren künstlerisch wegweisend; sie zeichnen sich durch flächige Abstraktion und Reduktion der Motive aus. Trotz des Rückzugs aufs Dorf war die Anbindung an die städtische Kunstszene eng. Die Grötzinger Kolonisten unterhielten fast alle Ateliers in der Stadt. In der Kunstdruckerei des Karlsruher Künstlerbundes schufen sie Grafiken, die überregional bekannt werden sollten. An der Flensburger Förde – Ekensund Seit fanden sich in Ekensund Maler zu einer Künstlerkolonie zusammen. Ins Bewusstsein gerückt war der Ort am Nordufer der Flensburger Förde durch die deutsch-dänischen Kriege und ; in der Gegend fanden sich wichtige dänische Verteidigungsstellungen. Als Bildberichterstatter waren auch Künstler an der Front. Nach Kriegsende kehrten sie zurück in das Gebiet, das nun zu einem populären Ausflugsziel wurde. Vor allem Dampfschifffahrten vom nahegelegenen Flensburg nach Ekensund erfreuten sich großer Beliebtheit. Den Malern bot der Ort reiche Motive: An der Anlegestelle standen die Ekensunder Ziegeleien, deren leuchtend rote Dächer sich im Wasser spiegelten; am Bollwerk verkehrten zahlreiche Schiffe, die dem Abtransport der Ziegel dienten. Auch die kleinen Segler mit den charaktervollen Schiffergestalten, die Fischerboote und -häuser hielten die Künstler im Bild fest. Zu Zeiten der Künstlerkolonie preußisch, gehört Ekensund heute zu Dänemark und trägt den Namen Egernsund Sogn. An der Ostsee: Hiddensee – Ahrenshoop – Schwaan Schon im . Jahrhundert entdeckten Künstler den malerischen Reiz der Insel Hiddensee, doch erst nach sollte hier tatsächlich eine Kolonie entstehen. Wichtigster Treffpunkt der Künstlerkolonisten war das Landhaus des Malers Oskar Kruse. Auch zahlreiche Malerinnen zog es | auf die Insel; sie gründeten den »Hiddensoer Künstlerinnenbund«. Seit den er-Jahren ließen sich Künstler in Ahrenshoop nieder. Wegweisend war hier vor allem der Maler Paul Müller-Kaempff. Er gründete die Malschule St. Lukas und schuf mit dem »Kunstkaten« einen Ausstellungsraum für die ansässigen Maler. Das unweit von Rostock gelegene Schwaan nimmt unter den Künstlerkolonien eine Sonderstellung ein, denn hier waren vor allem einheimische Maler wie Franz Bunke oder Rudolf Bartels tätig. Sie hatten an der Weimarer Kunstakademie studiert, deren Lehrer und Schüler regelmäßig nach Schwaan kamen, um sich der Freilichtmalerei zu widmen. Mit und nach dem Ersten Weltkrieg verfiel die Kolonie und geriet in Vergessenheit; ein Schicksal, das viele Künstlerkolonien teilen. Auf der Kurischen Nehrung – Nidden »Der Landstreifen ist Kilometer lang und so schmal, dass man ihn in Minuten oder einer halben Stunde bequem vom Haff zur See überqueren kann«, beschrieb Thomas Mann die Kurische Nehrung. Karg war der Landstrich, den die Niddener Künstlerkolonisten hier vorfanden: Die Vegetation war spärlich, Wanderdünen verschütteten ganze Dörfer. Seit den er-Jahren kamen vermehrt Maler in die abgelegene Gegend. In ihren Werken verliehen sie der Landschaft idyllischen Charakter, fanden ihre Motive in der Natur mit Dünen, Wasser und Wäldern, die Elche durchstreiften. Auch die arme Bevölkerung setzten Künstler wie Ernst Bischoff-Culms immer wieder ins Bild. Max Pechstein brachte den Expressionismus in die Gegend. In den er-Jahren entwickelte sich Nidden zu einem beliebten Badeund Ferienort, der auch Dichter, Musiker und Schauspieler anzog. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Nidden an Litauen; heute trägt der Ort den Namen Nida. In eisigen Höhen – Schreiberhau Schreiberhau nimmt unter den Künstlerkolonien eine Sonderstellung ein – nicht Maler, sondern Schriftsteller waren es, die das alte Glasmacherdorf am Nordhang des schlesischen Riesengebirges zuerst für sich entdeckten. ließ sich so Gerhart Hauptmann in Schreiberhau nieder, viele seiner Werke spielen in der Bergregion. Hauptmanns Ruf machte den Ort überregional bekannt. Eine Malerkolonie sollte sich erst in den er- und er-Jahren entwickeln. In den langen, schneereichen Gebirgswintern war die Freilichtmalerei kaum möglich. Künstler, die der Kälte trotzten, fanden jedoch vielfältige Motive in der rauen Bergwelt der Sudeten mit ihren bizarren Felsformationen und Gletscherkesseln. Immer wieder hielten Maler wie Carl Ernst Morgenstern, Alfred Nikisch und Franz von Jackowski den | über allem thronenden Gipfel der Schneekoppe und die umliegenden Schneegruben fest. Max von Wislicenius ließ Schneeverwehungen wie skurrile Fabelwesen erscheinen. Hierin mag auch die Begeisterung für die reiche Sagenwelt der Region zum Ausdruck kommen. Nach wurde der Ort polnisch; Schreiberhau heißt heute Szklarska Poreba. Ungarn Szolnok und Nagybánya sind die populärsten ungarischen Künstlerkolonien. entdeckte der österreichische Künstler August von Pettenkofen Szolnok als Malort. Er empfahl das Städtchen inmitten der Großen Ungarischen Tiefebene nicht nur seinen Landsleuten, sondern auch ungarischen Künstlern – darunter etwa Lajos Deák Ebner, der erstmals nach Szolnok kam, um in der freien Natur zu malen. wandten sich die Szolnoker Künstler an das Kultusministerium, um die Einrichtung einer Künstlerkolonie zu erbitten. Als Ausbildungsstätte mit eigenen Atelierräumen wurde die Künstlerkolonie Szolnok offiziell gegründet. Die Freie Malschule von Nagybánya ist entstanden. Die Vorgeschichte dieser Kolonie beginnt in München; hier hatte Simon Hollósy eine private Malschule eröffnet. Bei einem Arbeitsaufenthalt im ländlichen Ungarn kamen die Studenten und Lehrer im Sommer auch nach Nagybánya. Die Kleinstadt im Norden Siebenbürgens wurde in der Folge zu einem Zentrum der modernen ungarischen Kunst. Schweiz Monte Verità, »Berg der Wahrheit«, nannte eine Gruppe junger Freigeister ihr neues Domizil in den Schweizer Alpen. Im Jahr waren sie hierhergekommen, um fern der Städte ein naturnahes Leben in einer Kommune ohne gesellschaftliche Zwänge und Konventionen zu führen. Man gründete eine Naturheilanstalt, frönte der Freikörperkultur, ernährte sich vegetarisch und genoss die reine Bergluft. Bald zog der Ort Aussteiger ebenso an wie Vertreter der Boheme und Künstler; darunter auch Hermann Hesse und die Ausdruckstänzerin Charlotte Bara. Einer der ersten Maler vor Ort war Arthur Segal, der hier eine eigene Kunstschule gründete. Eine zentrale Rolle in der Künstlergruppe am Monte Verità spielte Marianne von Werefkin. Sie begründete das örtliche Museum mit und schenkte ihm viele ihrer Werke. Werefkins Bilder aus Ascona sind durchglüht von leuchtenden Farben in starken Kontrasten. Klein erscheinen die Menschen vor der mächtigen Bergwelt, die weniger die äußere Landschaft als das innere Empfinden wiedergibt. |
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