Testbericht von Axel Heyder als Stadtfahrer

Testbericht von Axel Heyder als Stadtfahrer
Zwei Monate lang hat Axel Heyder gemeinsam mit den Erfurter Stadtwerken die neuen Formen der
Elektromobilität untersucht und ein Elektrofahrrad getestet. Folgendes hat er herausgefunden:
„Das sog. Pedelec, ein Rad mit Kraftunterstützung aus einem Akku, das in diesem Fall mit Naturstrom
betrieben wird, sollte in der Stadt für Erleichterung sorgen.
Der erste Eindruck war aber zunächst ein guter: Die Bedienung ist unkompliziert. Der Akku lässt sich
problemlos einsetzen und wieder entfernen. Nach ca. vier Stunden ist dieser wieder vollständig
geladen.
Das Fahrrad fährt nicht von selbst, wie manche vielleicht denken mögen, sodass man die Beine einfach
hochlegen und sich rollen lassen kann. Es unterstützt lediglich die Tretbewegungen. Angenehm fällt auf,
dass es hier zu keinen Störungen im Tretfluss kommt. Ab und an, beispielsweise beim Anfahren, fühlt
sich die zusätzliche Kraft gut an. Man kommt schneller von der Ampel weg, muss sich im Gegenzug
aber von liebgewonnenen Gewohnheiten trennen wie z. B. wenn man die Füße auf den Pedalen lässt.
Denn dann will das Rad schon los, auch wenn noch nicht Grün ist... Unangenehm ist allerdings, dass
die Gänge manchmal erst Sekunden nach dem Schalten ruckartig umspringen. Dies kann auch
abhängig vom Hersteller sein.
Die Technologie hat ganz sicher Zukunft, auch wenn sich die elektrische Kraftunterstützung noch in der
Entwicklungsphase befindet.
Derzeit machen wohl leider die etwa 8 bis 10 Kilo mehr auf dem Rad dem Antrieb noch zu schaffen.
Dieses Gewicht erschwert zudem den Transport bspw. durch das Treppenhaus. Wenn die Akkus
leichter und effizienter werden, kann man sich gut vorstellen, den dadurch erzeugten zusätzlichen
Schub in vielen Situationen dankbar nutzen zu können.
Die Anordnung des Akkus in der Mitte, ist die beste Variante, weil es direkt unter dem eigenen
Schwerpunkt die wenigsten Probleme mit der Balance bereitet. Auf drei verschieden starke
Unterstützungen sollen die Radler zurückgreifen. Der Schalter bietet high, mid und low als Optionen.
Wirkliche Unterschiede merke ich aber nicht, so dass ich zwei Monate mit dem mittleren Schub
unterwegs war, der auch voreingestellt ist.
Bergab und auf gerader Strecke ist eine Unterstützung im Grunde nicht nötig. Hilfe wäre bei Bergtouren
wichtig. Als Stadttester waren die Strecken in Richtung Flughafen oder bis auf den Petersberg auf
meinem Weg. Doch hier ist der Akku nicht nur schneller leer, die erhoffte Unterstützung fällt trotz eines
vergleichsweise kräftigen Lithium-Ionen-Akkus schwächer aus, als erhofft. Zwar erleichtert der Akku den
Tritt ein wenig, mehr aber nicht. Die Beinmuskeln wurden bei der Fahrt zum Flughafen aber dennoch
beansprucht... Ist der Akku einmal leer gefahren, wirkt das Rad schnell träge und man möchte dann
lieber darauf verzichten. Eine Daueranzeige mit drei Balken zeigt allerdings den Ladestand an, an
welchem man sich orientieren kann. Für die langen Strecken nützt das aber wenig. Für Touren über 50
Kilometer ist das Rad also nur bedingt einsatzfähig, es sei denn, es ist eine längere Rast geplant und es
besteht die Möglichkeit, eine Steckdose zu nutzen. In zwei Stunden lässt sich genug Strom für den
Rückweg tanken.
Die Bremsen sind stärker als beim normalen Fahrrad. Probleme beim Anhalten gibt es nicht. Man ist
aber nicht schneller mit einem Pedelec als mit einem anderen Fahrrad. Das jedenfalls zeigt der
Praxistest. Pedelecs schalten die Unterstützung ab, sobald sie eine Geschwindigkeit von 25
Stundenkilometern erreichen. Der Vorteil: Für Pedelecs sind weder Führerschein noch Versicherung
oder Kennzeichen nötig. Aber: Das Tempo von 25 km/h ist bei sportlichen Fahrern rasch erreicht.
Bereits in ein oder zwei Jahren werden die Entwicklungen fortgeschritten sein. Dann wäre ich sofort
wieder gern ein Tester...“