Ein FSJ beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Landesverband NRW Erfahrungsbericht Kriegsgräberfürsorge Als ich mich entschlossen hatte, ein FSJ anzutreten, hätte ich nie geahnt, was für ein spannendes Jahr mir bevorstand. Als ich vom DRK den Anruf bekam, ich solle mich doch mal beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge vorstellen, war mein erster Gedanken „Kriegsgräberfürsorge? Das klingt nach Tod und Trauer, was soll ich denn da?“. Aber die Dame am Telefon kannte die Arbeit des VDK und beruhigte mich und so entschloss ich mich dann, dass eine Vorstellung dort ja erstmal nicht schaden würde. Und das hat sie sicher nicht. Der Volksbund In der Anfangszeit war es für mich schwierig, die ganzen Aufgaben des Volksbund zu erfassen. Nach und nach lernte ich jedoch die Wichtigkeit und Bedeutung der Arbeit kennen und schätzen, die der Volksbund leistet. Vor allem ein Ausflug in meiner ersten Arbeitswoche mit dem Referenten des Geschäftsführers, Herrn Held, zu benachbarten großen Kriegsgräberstätten wie Ysselsteyn und Lommel und auch kleineren wie Weeze und einem britischer Soldatenfriedhof in Rheinberg, ließen mich zum ersten Mal in meinem Leben richtig darüber nachdenken, wie wichtig es ist, vergangene Kriege und die Toten, die diese vorhergebracht haben, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Nie zuvor hatte ich so viele Gräber auf einmal gesehen. Aneinander gereihte Grabsteine, die trotzdem nicht einmal erahnen lassen, wie viele Tote die Kriege gefordert haben. Die Jugendarbeit Aber nicht alles beim Volksbund dreht sich um Tod, Grauen und Trauer, auch wenn man bei dem Namen „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ an Gräber und Männer mit Schaufeln denkt. Nicht hier in Essen. Oben im Jugend- und Schulreferat, wo sich auch das FSJ-Büro befindet, ist es freundlich, immer lustig und das Team könnte nicht mehr vor Energie sprudeln. Die Hauptaufgabe hier besteht darin, junge Menschen für das Thema zu gewinnen, zu sensibilisieren und aufzuklären. Hier werden spannende Schulprojekte geplant, Jugendbegegnungen, sogenannte Workcamps organisiert und andere Aktionen in Zusammenarbeit mit dem JAK gestartet. Einen Monat nach dem Beginn meines FSJs stand auch schon mein erstes JAK Treffen an, das in der Eifel stattfand. Dort haben wir uns beispielsweise mit der Geschichte der Burg Vogelsang beschäftigt und auch eine fantastische Führung bekommen, die zum Nachdenken anregte. Der Jugendarbeitskreis (kurz: JAK), ein Zusammenschluss junger Leute, die sich ehrenamtlich und aktiv für den Volksbund engagieren, machte auf mich von Anfang an mächtig Eindruck. Wie kommen junge Menschen dazu, sich ehrenamtlich für die Kriegsgräberfürsorge zu engagieren? Wie sind diese Leute? Sie kennen sich teilweise jahrelang, wie werden sie auf mich als Neue reagieren? Ich hatte mächtig Bammel vorm ersten Treffen. Unbegründet, denn ich wurde so herzlich in die JAK-Gruppe aufgenommen, wie man es sich nur vorstellen kann und freute mich seit diesem Wochenende auf jede einzelne JAK-Veranstaltung wie zum Beispiel das Weihnachtscafe, das Frühjahrstreffen und das Pfingstzelten. Volkstrauertag in Berlin Im November stand für mich ein ganz besonderes Ereignis an. Ich durfte zur zentralen Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag nach Berlin reisen. Den Samstag vor dem Volkstrauertag beschäftigten wir uns in einem Seminar mit dem Thema „Jugendbegegnungen an Kriegsgräberstätten im Spannungsfeld offizieller Gedenkpolitik und individuellem Engagement für den Frieden“, bei dem wir uns beispielsweise auch mit der Problematik der heutigen Erinnerungskultur auseinandergesetzt haben. Am Sonntag fand die zentrale Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag im Bundestag statt, zu dem wir uns morgens auf den Weg machten. Vor den eigentlichen Feierlichkeiten hatten wir Jugendlichen die Ehre, uns mit Avi Primor, dem ehemaligen Botschafter Israels, der eine Gastrede bei der Gedenkveranstaltung halten sollte, zu unterhalten und ihm Fragen zu stellen, die wir Tags vorher ausgearbeitet haben. Die anschließende Gedenkveranstaltung, die im Plenarsaal des Bundestags stattfand, war ein einmaliges Erlebnis und ich war dankbar, diese miterlebt haben zu dürfen. Juleica-Schulung auf Usedom Die Woche vor Ostern fand auf der Insel Usedom in der JBS Golm die Teamerschulung zur Beantragung der Jugendleitercard (Juleica) statt. Viele verschiedene junge Leute, Jakies und andere Volksbund-Zugehörige fanden sich in dieser Woche zusammen und genossen durch die zwei Referenten, Sabine und Klaus, eine ausführliche und pädagogisch wertvolle Teamerschulung, bei der alle viel Spaß hatten und eine Menge gelernt haben. Angesichts meines bevorstehenden Workcamps, welches im Sommer stattfinden sollte, war ich dankbar und froh, eine so gute Teamerschulung besucht zu haben, denn danach fühlte ich mich vorbereitet, für das, was dort auf mich zukommen sollte. Mein Erstes Workcamp Ende Juni war es dann soweit. Höhepunkt meines FSJ war das Teamen eines Workcamps, einer deutschpolnischen Jugendbegegnung auf der Insel Usedom an der Grenze zu Polen. Insgesamt standen 18 Jungen und Mädchen beider Nationen im Alter von 12 – 16 Jahren zwei Wochen lang unter der Obhut meiner 3 Teamerkollegen und mir. Ziel der Workcamps ist es, die Teilnehmer der verschiedenen Nationen zusammen zu bringen, Freundschaften entstehen zu lassen und gemeinsam an Kriegsgräbern zu arbeiten und diese zu pflegen, ganz nach dem Motto „Versöhnung über den Gräbern, Arbeit für den Frieden“. Zu Beginn meines FSJ machte mir die Vorstellung, auf so viele junge Menschen, die weit weg von Zuhause sind, zwei Wochen lang achtgeben zu müssen ein wenig Angst und ich war auch etwas aufgeregt. Im Endeffekt waren es zwei unvergessliche, spannende und spaßige Wochen mit tollen Teilnehmern, jeder Menge Erlebnissen und herzzerreißendem Abschied. Auch meinen Teamerkollegen musste ich versprechen, dass es nicht mein letztes Workcamp sein würde und das wird es sicher nicht! Dies sind nur ein paar Eindrücke aus meinem Freiwilligendienst, in dem ich viel gelernt habe, viele tolle Menschen kennenlernen durfte und unglaublich viel erlebt und gesehen habe. Ein FSJ beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Landesverband NRW kann ich jedem jungen Menschen ans Herz legen. Wem der Umgang mit jungen Menschen Freude bereitet, wer sich gerne für die „Arbeit für den Frieden“ engagieren möchte und sich für geschichtliche und politische Themen interessiert, der ist herzlich willkommen! Nadine. Ab dem 01. März 2016 suchen wir noch einen interessierten jungen Menschen (mind. 18Jahre jung, Führerschein Klasse B ist Voraussetzung) als meine/n Nachfolger/in. Interessenten/innen richten ihre Kurzbewerbung an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Alfredstraße 213, 45131 Essen.
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