Bericht – Forschungspraktikum Chile DAAD RISE weltweit 2015 Anna Schäfer Universität Heidelberg, Biologie und Mathematik im Lehramtsstudiengang Praktikumsort: CIDTA, Universidad Católica del Norte, Coquimbo Reisevorbereitungen und Erfahrungen im Gastland Vor Beginn der Reise ist einiges an Zeit einzuplanen, da vielfältige Vorbereitungen zu treffen sind und es meist nicht so reibungslos läuft, wie man sich das vorstellt. Um sich auf das Land und die Gegebenheiten einzustellen empfiehlt sich die Seite des Auswärtigen Amtes: www.auswärtiges-amt.de, unter Chile, Reise- und Sicherheitshinweise. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass es sich dabei um Hinweise für eine Reise handelt, z.B. muss man bei einem Praktikum im Gegensatz zu einem Urlaub ein Visum beantragen. Das für das jeweilige Bundesland zuständige Generalkonsulat findet man unter: www.echile.de>service>konsulat. Hier muss man als Praktikant ein "Visum für befristeten Aufenthalt" (www.echile.de>service>visa>visatypen) beantragen, nicht das "Studenten- und Schülervisum", da man sich als Praktikant nicht an der Gast-Uni einschreibt. Die Seite mit den Visumsunterlagen ist sehr übersichtlich. Man sollte aber nochmal genau beim jeweiligen Gereralkonsulat nachfragen in welcher Form die Unterlagen vorliegen sollen, denn manchen reichen die eingescannten Dokumente, andere wollen alles im Orginal zugeschickt bekommen. Für die Bearbeitung des Visums sollte man 4-6 Wochen einplanen und im Vorfeld noch etwa 2 Wochen, um alle erforderlichen Unterlagen zu beschaffen. Abholen muss man das Visum, bewaffnet mit weiteren 80 €, persönlich im Konsulat. Auch für das Impfen sollte man genug Zeit einplanen, da bei vielen Impfpräparaten mehrere Impfungen notwendig sind, bei denen ein zeitlicher Abstand eingehalten werden muss. Zum Impfen empfiehlt sich ein Besuch des Tropeninstituts, das man für die Gelbfieberimpfung sowieso aufsuchen muss. Hier bekommt man eine qualifizierte Beratung, alle Impfstoffe sind vorrätig und die meisten sind günstiger als die Impfungen beim normalen Hausarzt. Es ist auch geschickt sich bereits vor dem Besuch des Tropeninstituts über seine kompletten Reisepläne im Klaren zu sein, dann kann man dies beim Impfen mit berücksichtigen. Solltet ihr auch in den Wintermonaten (Juni, Juli, August) nach Chile reisen, denkt beim Packen an genug warme Kleidung! Es ist kälter als man sich das, mit seinen vielleicht sommerlichen Gefühlen aus Deutschland, vorstellen kann. Vor allem im Haus und Nachts ist die Kälte teilweise ein echtes Problem. Die Häuser sind in der Regel nicht isoliert, haben nur einglasige Fenster und keine Heizung. Was den Flug anbelangt, kann ich LAN empfehlen. Das ist eine chilenische Fluggesellschaft, die mit der brasilianischen Fluggesellschaft TAM fusioniert ist. LAN fliegt alle relevanten Flughäfen in Chile an und die Flüge sind bezahlbar. Wenn ihr nicht so auf Großstädte und lange Busfahrten steht, ist es auch zu empfehlen den Anschlussflug gleich mit dem Transatlantikflug mit zu buchen, da der Preis dadurch nur geringfügig teurer wird. Auch mit einem Anschlussflug muss man im Flughafen von Santiago einmal die Einreiseprozedur über sich ergehen lassen. Zunächst wird der Reisepass und das entsprechende Visum von der chilenischen Polizei geprüft. Danach muss man seine Koffer abholen, die nicht wie bei einer anderen Zwischenlandung oder einem Umstieg (für TAM ist ein Umsteigen in Sao Paulo üblich) weitergereicht werden. Bei der anschließenden Gepäckkontrolle wird das Gepäck vor allem auf pflanzliche und tierische Produkte hin überprüft, diese sollte man unbedingt alle auf dem Gepäckzettel, die überall im Flughafen ausliegen, aufführen. Frische Produkte darf man nicht mitnehmen, aber gegen meine Schokolade und meinen Tee hatten sie nichts einzuwenden. Schließlich muss man wieder ganz von vorne einchecken. Dabei ist es wichtig darauf zu achten in die richtige Schlange zu gelangen ("National Flights"). Vom Flughafen wurde ich, von einer Mitarbeiterin des Institutes, bei der ich auch während meiner Praktikumszeit als Untermieterin wohnte und meinem zukünftigen Arbeitskollegen, abgeholt. Ich war sehr froh auf diese Weise an eine Wohnung gekommen zu sein, denn von Deutschland aus eine Wohnung in Chile zu finden ist quasi unmöglich. Viele Projektleiter bieten Hilfe bei der Wohnungssuche an. Teilweise gibt es die Möglichkeit zur Untermiete zu wohnen, oder man kann ein Zimmer im Guest House der Uni beziehen. Man sollte bei dieser Beratung aber auch die örtlichen Wohnungspreise im Auge behalten und sich nicht übers Ohr hauen lassen. In Chile muss man sich, für ein südamerikanischen Land, auf relativ hohe Wohnungs- und Lebenshaltungskosten einstellen. Die Produkte im Supermarkt sind mindestens genauso teuer wie in Deutschland. Was in Chile jedoch sehr günstig und komfortabel ist, ist das Reisen. Die Busse fahren auch entlegene Orte an, sind modern und bequem und meist ziemlich günstig. Geldtechnisch muss man sich auf chilenische Pesos einlassen, wobei chil$ 750 ungefähr einem Euro entsprechen. Ausgestattet mit einer VISA-Karte kann man eigentlich überall Geld abheben. Allerdings muss man hier aufpassen, da auch VISA-Karte nicht gleich VISA-Karte ist, denn bei manchen fallen pro Bargeldabhenung hohe Gebühren an. Ich kann die Karte der DKB empfehlen. Diese ist für Studenten kostenlos, man kann im Land kostenlos Geld abheben und sie dient gleichzeitig als internationaler Studentenausweis. Was die Sprache anbelangt, so sollte man auf jeden Fall mindestens Grundkenntnisse im Spanischen mitbringen. Ich habe diese in zwei Sprachkursen an der Uni erworben und war äußerst froh damit. Zum einen findet man in Südamerika im öffentlichen Leben kaum jemanden der Englisch spricht, auch nicht an Flughäfen, und zum anderen bekommt man so viel mehr von Land und Leuten mit, wenn man wenigstens ein bisschen ihre Sprache spricht. Die Chilenen sind sehr offene, freundliche und herzliche Menschen, die auch einen Fremden behandeln wie einen alten Bekannten. Ich wurde so oft mit offenen Armen empfangen, das waren wirklich sehr schöne Erfahrungen. Auch in meiner Wohnung habe ich mich super wohl gefühlt und das nicht nur weil sich zwischen mir und meinen Mitbewohnern eine richtige Freundschaft aufgebaut hat, sondern weil ich so auch super viel von der Kultur, dem Kulinarischen und dem alltäglichen Leben in Chile mitbekommen habe. Gerade am Anfang waren mir meine Mitbewohner eine sehr große Hilfe. Sie zeigten mir die ganze Stadt, erklärten mir welche Viertel ungefährlich sind und welche ich besser meiden sollte, halfen mir mit den ganzen offiziellen Sachen und mit der Sprachbarriere. Aus diesem Grund kann ich allen nur empfehlen die Möglichkeit zur Untermiete wahrzunehmen, wenn sie sich ergibt, selbst wenn man dabei etwas mehr zahlt als im Guest House! Es lohnt sich! Und die Chilenen sind um jeden weiteren verdienten Peso froh, denn die Lebenshaltungskosten sind sehr hoch und das Einkommen sehr gering. An der Uni hat es mir alles in allem gut gefallen, auch wenn ich teilweise etwas Schwierigkeiten mit der hiesigen Informationsvermittlung hatte. So hatte es z.B. am Anfang zwei Wochen gedauert bis ich nach mehrfachem Nachfragen an mehreren Stellen herausfinden konnte, um was es in dem Experiment genau geht, das ich mit vorbereitete und an dem ich mithelfen sollte und ganze drei Wochen bis ich herausfand was meine eigentliche Aufgabe in dem Projekt war. Außerdem wurde ich oft, zu meiner Enttäuschung, ungefragt und unangekündigt zu Wochenendarbeiten eingeteilt, ohne dafür einen Ausgleichstag angeboten zu bekommen. Aber das Projekt an sich und die Arbeit an dem Projekt hat mir sehr viel Spaß gemacht. Vor allem die Exkursionen zum Algen sammeln und die Freilandversuche mit unseren Algen haben mir sehr gefallen. Außerdem fand ich es spannend so viel über die Arbeit im Labor kennen zu lernen. Bericht – Forschungspraktikum Chile DAAD RISE weltweit 2015 Anna Schäfer Universität Heidelberg, Biologie und Mathematik im Lehramtsstudiengang Praktikumsort: CIDTA, Universidad Católica del Norte, Coquimbo Praktikumsbericht – fachlicher Teil Mein Praktikum absolvierte ich an der „Universidad Católica del Norte“ in Coquimbo, im „Centro de Investigación y Desarrollo Tecnológico en Algas“ (CIDTA), unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. Fadia Tala. Das Insitut beschäftigt sich größtenteils mit der chemischen Analyse von Algen. Das Projekt, an dem ich mitarbeitete, war eine groß angelegte mehrjährige Versuchsreihe, die die Treibe- und Ausbreitungseigenschaften der zwei in Chile am häufigsten vorkommenden Algen, Durviella antarctica und Macrocystis pyrifera, untersuchen. In diesem Winter stand Macrocystis pyrifera, der Riesentang, im Mittelpunkt der Untersuchungen. Macrocystis pyrifera ist eine Braunalgenart, die zur Familie der Laminariaceae gehört. Sie ist entlang der kompletten chilenischen Küste, sowie an den Westküsten Nordamerikas, Australiens und in der Antarktis verbreitet. Macrocystis pyrifera zeigt ein sehr schnelles Wachstum, sodass eine einzelne Pflanze im Laufe einer Saison zu einer Größe von 45 m heranwachsen kann. Aus diesem Grund und durch das gehäufte Vorkommen der Art in manchen Gebieten, entstehen ganze Tangwälder, die enorme Ausmaße erlangen können. Wird die Pflanze, z.B. aufgrund der Aktivität von Wellen oder ausgelöst durch Fraßfeinde vom felsigen Untergrund abgerissen, treibt sie, durch die Pneumatocysten begünstigt, an der Wasseroberfläche. Pneumatocysten sind gasgefüllte Bläschen, die sich an der Basis jedes Blattes befinden. Auf die oben beschriebene Weise können große Algenpolster auf dem Meer entstehen, die mit den Meeresströmungen verdriftet werden können. Macrocystis pyrifera kann auch nach dem Abreissen vom Untergrund lange Zeit überleben und sogar noch weiter wachsen und reproduktiv sein. Diese Eigenschaften machen diese Braunalge zu einem sehr guten Verdriftungsobjekt, das auch nicht oder nur begrenzt schwimmfähige Organismen über weite Strecken transportieren kann und so womöglich einen großen Einfluss auf die Verbreitung und die Evolution hat. Es gibt bereits einige Studien zu Macrocystis pyrifera aus den kalttemperierten Gebieten, jedoch treibt der Humboldtstrom auch einige Algenpolster weit in Richtung Norden. Ob in diesen nördlicheren Gebieten Chiles die positiven Schwimmeigenschaften der Braunalge erhalten bleiben, ist noch nicht untersucht und ist das Forschungsziel dieses Projektes. Desto weiter die Algen in Richtung Norden verdriftet werden, desto höher wird die Wassertemperatur und desto höher der Eintrag von UV-Strahlen. Aus diesem Grund waren dieses die beiden Parameter, die im Zentrum unserer Untersuchungen standen. Unsere Untersuchungsobjekte sammelten wir in der Bucht von „Punta de Talca“, etwas südlich von Coquimbo. Dabei warteten wir, mit Neoprenanzügen geschützt, ins Wasser und lösten dort einige Pflanzen mit Hilfe eines Spatels von dem felsigen Untergrund. Alle weiteren Experimente und Analysen fanden dann in den Laboren und auf dem Außengelände der Universität in Coquimbo statt. Um die gewünschten Untersuchungsergebnisse zu erlangen wurden zwei Arten von Experimenten durchgeführt: das „Long-line“- und das „Short-term“-Experiment. Bei dem „Long-line“-Experiment wurden einige Versuchspflanzen an Bojenketten in der Bucht der Universität befestigt, um das auf der Wasseroberfläche Schwimmen der Algen in ihrer natürlichen Umgebung zu simulieren. In gewissen Zeitabständen wurde kontrolliert, ob die Algen noch an der Oberfläche trieben und wie viel sie gewachsen waren. An dem Experiment, an dem ich größtenteils mitwirkte, war das „Short-term“Experiment. In diesem Experiment wurden einzelne Algenblätter in Freilufttanks unter variierenden Bedingungen gehalten. Wichtig war hierbei vor allem die Temperatur mit Hilfe von Heizwärmern und die UV-Bestrahlung mit Hilfe von verschiedenen Filtern zu variieren. Die Algenblätter wurden am ersten, am letzten und an einem Tag in der Hälfte des Versuchszeitraumes gemessen, gewogen und auf ihr Wachstum, vom basalen Mersitem aus, untersucht. Außerdem wurden an diesen Tagen auch Algenproben für die physiologischen Untersuchungen im Labor genommen. Das Wasser der Tanks wurde jeden Tag gewechselt und es wurden Wasserproben entnommen. Meine spezielle Aufgabe im Experiment war die genauere Betrachtung der Phenole. Die allermeisten Braunalgen besitzen Polyphenole, wie z.B. Phlorotannine. Diese können in den Algen in gelöster Form vorliegen oder an den Zellwänden gebunden sein. Außerdem werden einige dieser Phenole von der Alge ausgeschieden und legen sich dann wie ein schützender Film um die einzelnen Blätter. Den Polyphenolen in Algen werden verschiedene Aufgaben zugeschrieben, wie z.B. die Beteiligung am Aufbau der Zellwände, Fraßschutz, Schutz vor Schwermetallen und auch ein UV-Schutz, weshalb sie insbesondere im Zusammenhang mit unseren Versuchen interessant waren. Die Phenolsmulphatase ist ein in Algen weit verbreitetes Enzym, das an der Prozessierung von auszuscheidenden Phenolen beteiligt ist. Die Aktivität dieses Enzyms könnte also auch Informationen über den schützenden UV-Film der Algen geben. Um ausgeschiedene Polyphenole nachzuweisen, wurden jeden Tag die Wasserproben im Photometer auf die Absorption einer bestimmten Wellenlänge hin untersucht. Sowohl die in den Algen enthaltenen Polyphenole, als auch die Aktivität der Phenolsulphatase wurden mit Hilfe von chemisch analytischen Methoden, wie bei Abdala-Díaz et al. 2014 untersucht. Insgesamt bestand meine Arbeit aus einer guten Mischung aus Vorbereitung der Experimente, Feldarbeit, Experimentieren mit den Untersuchungsobjekten und Laborarbeit. So konnte ich Einblicke in die vielseitigen Tätigkeiten der Forschungsarbeit gewinnen und meine biologische Begeisterung in der Feldarbeit ausleben. Abdala-Díaz, R. T.; Cabello-Pasini, A.; Márques-Garrido, E.; Figueroa, F. L. (2014): Intra-thallus variation of phenolic compounds, antioidant activity, and phenolsulphatase activity in Cystoseira tamariscifolia (Phaeophyceae) from southern Spain; Ciencias Marinas, 40(1): 1-10
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