rostocker selbsthilfe zeitung

ROSTOCKER
SELBSTHILFE
ZEITUNG
Ausgabe
Juli 2015
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INHALT
Die Selbsthilfekontaktstelle informiert
· Wir sind wieder umgezogen . . . . . . . . . . . .
· Der neue Beirat . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
· Termin für das nächste Selbsthilfeplenum
im September 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . .
· FIT FÜR´S EHRENAMT im RFZ . . . . . . . . . . . .
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Selbsthilfe in Rostock
· Mein langer Weg nach Canossa oder mein beschwerlicher Jakobsweg . . . . . . . 8
· Selbsthilfegruppe für Krebs im Hals-Kiefer-Mundbereich
- Die Gespräche in der Selbsthilfegruppe helfen . 11
Neue Selbsthilfegruppen vorgestellt
· CRPS – ein Leben mit Schmerzen . . . . . . . . . 17
· Asbestose Selbsthilfegruppe in M-V . . . . . . . 21
· Selbsthilfegruppen in Gründung . . . . . . . . . 22
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DIE SELBSTHILFEKONTAKTSTELLE INFORMIERT
Wir sind wieder umgezogen…
Nachdem die Räume in der Fischerstraße 1 von
Charisma e.V. zum 1.5.2015 gekündigt wurden, entfiel
die Grundlage für unseren Untermietvertrag und es
stand damit fest, wir müssen wieder umziehen.
Wie vor 3 Jahren war es auch dieses Mal unklar,
wohin die Reise genau geht.
Auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten hatten wir
Glück: im Rostocker Freizeitzentrum wurde ein Raum frei.
Unsere neue Adresse ist:
Selbsthilfekontaktstelle
Kuphalstraße 77
18069 Rostock
aber unsere Telefonnummer
und E-Mail-Adresse sowie die
Sprechzeiten sind geblieben.
Tel. (0381) 490 49 25
e-Mail:
[email protected]
Sprechzeiten:
Di.-Do. 9-12 Uhr
Mi.
13-17 Uhr
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Der neue Beirat
Beim Plenumstreffen am 25. März 2015 wurde der neue
Beirat des Selbsthilfeplenums Rostocker Topf gewählt.
Aber vorher wurden die „alten“ Mitglieder des Beirates mit einem kleinen Blumenstrauß als Dankeschön
verabschiedet.
19 Kandidaten stellten sich anschließend den 60
Vertretern der Selbsthilfegruppen zur Neuwahl vor. Jeder
Anwesende konnte auf einem Stimmzettel seine 11 Kandidaten für den neuen Beirates ankreuzen. Anschließend
wurden die Stimmzettel ausgezählt.
Und das ist der neue Beirat (in alphabetischer Reihenfolge):
NameSelbsthilfegruppe
Christine Allzeit
Poliomyelitis
Siegfried Blaaß
Koronare Herzerkrankungen
Uwe Buttler
Trockendock e.V.
Karin Hartmann
Frauen nach Krebs der CUK
Jürgen Hohl
Kehlkopflose Rostock
Hanni Klotz
Asthma, COPD,
Allergie und Neurodermitis
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Christiane Mohrhauer
Karin Nehring
Dr. Schmager
Brigitte Schmidtke
Günter Wollmerstädt
Parkinson
Aphasie und Schlaganfall
Tinnitus
Blutgerinnung
Rheumaliga
es fehlt: Herr Dr. Schmager
Termin für das nächste Selbsthilfeplenum im September 2015
Das nächste Selbsthilfeplenum Rostocker Topf findet am
29. September 2015 um 15.30 Uhr im
Waldemarhof (Waldemarstraße 33,
18057 Rostock) statt.
Als Gast erwarten wir den Senator für Jugend, Soziales, Gesundheit, Schule und
Sport Herrn Steffen Bockhahn. Alle
Vertreter der Selbsthilfegruppen sind
herzlich eingeladen.
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FIT FÜR´S EHRENAMT
Vorneweg
Bürgerschaftliches Engagement bedarf einer kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung. Der Rostocker Freizeitzentrum e.V. kann hierbei auf langjährige gute Erfahrungen in der Ausbildung von Jugendgruppenleitern
zurückgreifen, auf engagierte und fachkompetente Referenten sowie gute räumliche Bedingungen.
In diesem Jahr beginnen wir mit der EINSTIEGSBEGLEITUNG für ehrenamtlich Tätige, gern auch Trägerübergreifend. Hier eine kurze
Projektskizze
FIT FÜR´S EHRENAMT bietet allen, die an einem Ehrenamt Interessiert sind die Chance, sich vorab und unverbindlich über ehrenamtliche Arbeit und Einrichtungen
zu informieren. Einblicke in die soziale Arbeit werden
gegeben, in das Netzwerk der Verbandsstrukturen und
der Stadt und ein hinein „schnuppern“ in die Praxis ist
möglich.
Referentinnen und Referenten aus der Praxis vermitteln Hintergrundwissen für das Ehrenamt. Des Weiteren
nutzen wir Kreativität und Ideenreichtum aller Engagierter sowie ihren eigenen Erfahrungsschatz.
Die einzelnen Seminare und Workshops beziehen sich
jeweils aufeinander und verdeutlichen so Vielfalt und Zusammenhang ehrenamtlicher Tätigkeit.
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Mögliche Termine + Inhalte für 2015 können sein
Im Oktober:
• Auftakt + Rahmenbedingungen
• Persönliche Motive + Ziele
• Konflikte gewaltfrei lösen
Im November:
• Kommunikation - wie am besten
• Praxistag – Ehrenamt zum Anfassen
• Markt der Möglichkeiten
Wer Lust hat am Mitdenken + Mitgestalten:
Herzlich willkommen.
Weitere Informationen gibt Frau Marquardt im RFZ
Rostocker Freizeitzentrum e.V.
Kuphalstraße 77
18069 Rostock
[email protected]
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SELBSTHILFE IN ROSTOCK
Mein langer Weg nach Canossa oder mein beschwerlicher Jakobsweg
Ich bin Edith Hanna Wilhelmine,
77 Jahre alt und so sehe ich aus.
Noch habe ich mein Ziel, gesund zu sein, nicht erreicht.
Ich übe Gelassenheit, bin
ihr nachgerannt immer wieder.
Ein kleines Stück habe ich geschafft. Auf meiner Suche nach
dem kleinen Glück, die kleinen
Glücksmomente zu erkennen,
habe ich Erfolg ja gute Erfahrungen gemacht.
Eine ist diese: Wenn ich nach einer schlaflosen Nacht auf
die aufgehende Sonne warte und dann endlich erscheint
am Himmel ein feuerroter Ball, der die Wolken schon
lange vorher in ein rosa-rotes Wolkengebilde färbte. Oft
leuchtet der Himmel goldgelb, die ziehenden Wolken
schimmern wie Engelhaar. Und plötzlich ist die Sonne
da, strahlt in mein Fenster und ich freue mich wie ein
Kind über einen Ball.
Ja wie ein Kind in grauem Haar. Leider habe ich gerade kein Haar und mein runder Kopf ist einem Ball sehr
ähnlich.
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Wir wohnen in einem Hochhaus, oberste Etage. Unsere
Fenster sind nach Osten ausgerichtet. So erlebe ich viele
Sonnenaufgänge und fühle mich dem Himmel ein Stück
näher.
Als ich vor 20 Jahren an Brustkrebs erkrankte, glaubte
ich, das Leben sei nun für mich vorbei. Ich fiel von einem
Tief in`s andere. Mein Habitus war zerstört. Psyche und
P…..? am Ende.
Mein behandelnder Arzt, Dr. Gutschmidt, empfahl mir
die Selbsthilfegruppe nach Krebs der CUK und stellte den
Kontakt zur damaligen Leiterin, Frau Thiessen, her.
Ich war skeptisch, ließ mich überzeugen und wurde
Mitglied dieser sehr besonderen Gruppe von Frauen,
die alle unterschiedlichste Erfahrungen mit dem Thema
Krebs gemacht hatten. Das ist nun schon 21 Jahre her.
Ich fühle mich wohl in dieser Gruppe, gut aufgehoben
und möchte die gemeinsamen Gespräche, Erfahrungen,
Erlebnisse nicht missen. Es hilft sehr, einfach von der Leber
weg zu reden, was mich bewegt, oder zuzuhören, was den
Anderen widerfahren ist. Dieser Austausch, mit ebenfalls
Betroffenen, unsere Seminare, Ausflüge, Freundschaften,
gaben mir mein Selbstwertgefühl zurück.
Damals wurde meine linke Brust sofort operiert, anschließend Strahlen- und Hormontherapie. Keine Chemotherapie. Nach fünf Jahren galt ich als geheilt, blieb unter
regelmäßiger Kontrolle.
Im September 2014 erhielt ich nach einer Routinekontrolle erneut die Diagnose Brustkrebs. Erschrecken
und Schock waren größer als damals. Ich galt doch als
geheilt. Geheilt, kann man das überhaupt sein?
Wieder wurde rasch gehandelt. Totaloperation auf
der rechten Seite, dann Chemotherapie. Das war neu für
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mich. Nun beginnen die Bestrahlung und die Hormontherapie. Das kenne ich. Und doch ist es wieder neu und
anders.
Aber ich habe zwei wichtige Etappen auf meinem
Weg zur Gesundheit oder Heilung geschafft, die Operation und die Chemo.
Der Jakobsweg ist zur Hälfte gegangen. Für den letzten Teil schöpfe ich Kraft aus der Familie, den Gesprächen mit „meinen Frauen“ und bin zuversichtlich.
Ich schaffe das!!!
Glück
Glück ist gar nicht mal so selten, Glück wird überall beschert.
Vieles kann als Glück uns gelten, was das Leben uns so lehrt.
Glück ist jeder neue Morgen, Glück ist bunte Blumenpracht,
Glück sind Tage ohne Sorgen, Glück ist, wenn man fröhlich lacht.
Glück ist Regen, wenn es heiß ist, Glück ist Sonne nach dem Guß.
Glück ist, wenn ein Kind ein Eis ißt, Glück ist auch ein lieber Gruß.
Glück ist Wärme, wenn es kalt ist, Glück ist weißer Meeresstrand.
Glück ist Ruhe, die im Wald ist, Glück ist eine Freundeshand.
Glück ist eine stille Stunde, Glück ist auch ein gutes Buch.
Glück ist eine frohe Runde, Glück ist freundlicher Besuch.
Glück ist niemals ortsgebunden, Glück kennt keine Jahreszeit.
Glück hat immer der gefunden, der sich seines Lebens freut.
Liebe schenken, Freude geben, dankbar und zufrieden sein,
ist das höchste Gut im Leben und schließt alles Schöne ein.
Clemens von Brentano
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Die Gespräche in der
Selbsthilfegruppe helfen
Selbsthilfegruppe für Krebs
im Hals-Kiefer-Mundbereich
Für Ute Kalinowski war es schnell klar: Wenn anderen
passiert, was ihr hätte passieren können, dann muss eine
Selbsthilfegruppe her. Im Jahre 2010 bekam sie die Diagnose „Krebstumor an den Mandeln“ – und landete
damit nicht nur bei PD Dr. Christoph Punke in der Klinik
für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO), sondern auch
auf dem Stuhl in der Uni-Zahnklinik. „Das ist ein üblicher
und notwendiger Schritt in der Vorbereitung der Therapie“, sagt Dr. Jan Liese von der Klinik und Poliklinik für
Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie der Universität Rostock (MKG). „Bei vielen Tumorerkrankungen
im Mundbereich werden Bestrahlungen notwendig. Die
Ute Kalinowski hat eine Selbsthilfegruppe gegründet, um auch anderen helfen zu können, die von Krebs im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich betroffen sind.
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belasten das gesunde Gewebe und besonders die Kieferknochen, Speicheldrüsen und die Zähne. Wenn sich
in diesen Bereichen erkrankte Zähne befinden, kann es
zu schwerwiegenden Entzündungen kommen.“ Diesem
Problem begegnen die Ärzte dann meistens mit der Extraktion des Zahnes. „Das ging mir alles zu schnell“, sagt
sie heute. „Ich hab in der Zahnklinik die Behandlung abgebrochen und bin zu meinem Zahnarzt gegangen, um
mir eine zweite Meinung einzuholen.“ Beim Zahnarzt
wurde schließlich auch die Behandlung durchgeführt - in
Zusammenarbeit mit den Ärzten der Uni-Klinik.
Ein Schritt, den auch Dr. Jan Liese nachvollziehen
kann. „Obwohl nach so einer Diagnose die Zeit drängt,
ist es sinnvoll, den Arzt zu fragen, zu dem ein Vertrauensverhältnis besteht. Auch unser Patiententag für
Kopf- und Halstumore hat gezeigt, dass gerade in dieser
An diesem „Erklärschädel“ erläutert Oberarzt Dr. Jan Liese den Patienten die Lage des Tumors und die Möglichkeiten der Therapie.
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psychisch sehr belastenden Situation nach der Diagnose
andere Vertrauenspersonen wichtig sind.“
Die MKG- und HNO-Kliniken der Universitätsmedizin
Rostock sind von der Deutschen Krebsgesellschaft seit
2011 als Kopf-Hals-Tumorzentrum anerkannt. Unter
anderem deshalb, weil sie die Therapieplanung und
Nachsorge einer Krebsbehandlung komplett fachrichtungsübergreifend mit Fachärzten durchführen und
ständig eine Psycho-Onkologische Beratung anbieten.
„Diese Sprechstunden sind wichtig, aber sie können den
Austausch mit Betroffenen nicht ersetzen“, sagt Dr. Jan
Liese. Die Klinik unterstützt deshalb ausdrücklich neue
Selbsthilfegruppen, wie die, die von Ute Kalinowski gegründet wurde.
Mecklenburg-Vorpommern gehört mit statistisch
rund 25 Fällen pro 100 000 Einwohner zu den Bundesländern mit der höchsten Rate an Kopf-Hals-Krebsfällen.
Inzwischen ist es die fünfthäufigste Krebsart bei Männern sogar die zweithäufigste bei Männern unter 60. In
dieser Gruppe sind nur Prostatakarzinome häufiger.
„Als Kopf-Hals-Tumorzentrum selbst stellen wir pro
Jahr rund 150 Erstdiagnosen von Krebs im Bereich von
Kopf und Hals. Und wir raten allen Patienten, sich mit
ähnlich Betroffenen auszutauschen“, sagt Dr. Jan Liese.
Denn gerade in dieser Zeit können die sozialen Kontakte
zu Leidensgefährten hilfreich sein.
„Die Gespräche in der Selbsthilfegruppe helfen durch
psychisch schwierige Phasen hindurch“, sagt Ute Kalinowski. „Aber wir bieten auch tätige Hilfe und praktische
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Tipps. Zum Beispiel bei der Wahl von Speichelersatzpräparaten.“ Denn oft werden bei der Bestrahlung die Speicheldrüsen dauerhaft geschädigt, so dass der Speichel
ersetzt werden muss – mit kostenpflichtigen Sprays, Gels
oder Ölen aus der Apotheke, aber auch mit Hausmitteln,
die einen ähnlichen Effekt haben. „Das Problem wird oft
unterschätzt,“ sagt Ute Kalinowski. „Aber dieser ständig
trockene Mund schränkt die Lebensqualität enorm ein.
Damit muss man erst umgehen lernen.“
Die Entfernung der Zähne vor einer Krebsbehandlung
ist ein weiterer heikler Punkt in der Behandlung. „Wir
tun natürlich alles, um so viele Zähne wie möglich zu
erhalten.“ sagt Dr. Jan Liese. „Aber wer die schwierige
Komplikation der Entzündung von krebs- und bestrahlungsgeschädigtem Gewebe im Kiefernbereich kennt,
der weiß, warum wir hier manchmal mit einer Zahnextraktion vorbeugen müssen. Oft sind die Zähne aber auch
ohne Bestrahlung nicht erhaltbar.“ Auch dabei machen
es sich die Ärzte nicht leicht. In der Sprechstunde wägen
Ärzte aus verschiedenen Kliniken gemeinsam ab, welcher Zahn entfernt werden muss oder behandelt werden
kann: Strahlentherapeuten liefern einen Bestrahlungsplan, Kieferchirurgen, Spezialisten für Prothesen und
Werkstoffkunde und für konservierende Zahnheilkunde
begutachten die einzelnen Zähne und wägen ab, welche
Zähne zum Beispiel für den Halt einer späteren Prothese
wichtig sind oder wie weit man nach der Tumorbehandlung noch künstliche Zahnwurzeln implantieren kann.
„Grundsätzlich geht es darum, die Kaufunktion zu erhalten oder wiederherzustellen“, sagt Dr. Jan Liese.
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Auch bei den Entscheidungen über die Kostenübernahmen durch die Krankenkasse kann die Selbsthilfegruppe
helfen. „Für die Zahnsanierung mit einem Ersatz des
Kiefernknochens und den Zahnersatz ohne diese aufwändige Operation gibt es unterschiedliche Bestimmungen“, sagt Ute Kalinowski. „Bei diesem heiklen Punkt ist
es wichtig, dass wir den Patienten helfen können, ihre
Interessen durchzusetzen. Das kann teuer werden.“ Dr.
Jan Liese bestätigt: „Mit dem Heilungs-und Kostenplan
wird der Patient natürlich so einbezogen, dass er jederzeit
über seinen möglichen Eigenanteil Bescheid weiß. Aber
es kann natürlich nicht schaden, wenn das in der Selbsthilfegruppe besprochen wird.“
Auch diesen Punkt kennt Dr. Jan Liese – schließlich treffen die Ärzte ihre Patienten in der Nachsorge noch jahrelang regelmäßig wieder. „Es gibt eine Ausnahmeregelung
für Fälle, in denen Zahnersatz medizinisch indiziert ist und
deshalb auch von der Krankenkasse übernommen wird.
Dafür müssen zwar in jedem Einzelfall Gutachten erstellt
werden und das kann eine Weile dauern. Aber in den weitaus meisten Fällen sind die Krankenkassen bereit, die vollen Kosten zu übernehmen. Wir bieten diese Versorgungen
in unserer Klinik an und ich habe noch nie erlebt, dass ein
Patient für die Implantation etwas zuzahlen musste. Auch
für die Versorgung mit konventionellen Prothesen gibt es
Härtefallregelungen.“
Damit es nicht so weit kommt, gilt auch beim Krebs
im Kopf- und Halsbereich: Früherkennung ist wichtig.
„Die Tumore selbst bereiten meistens keine Schmerzen“,
sagt Dr. Jan Liese. „Deshalb muss man auf andere An-
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zeichen achten: Heiserkeit, die länger als 14 Tage anhält
und keine Ursache durch Erkältungen hat. Schmerzhaftes
oder erschwertes Schlucken. Unerklärliche Zahnlockerungen, weiße oder rote Stellen auf der Mundschleimhaut und Wunden im Zahnfleisch, die lange nicht ausheilen. Das könnten Gründe sein, sich vom Hausarzt oder
vom Zahnarzt eine Überweisung in die Klinik für Mund-,
Kiefer- und Gesichtschirurgie geben zu lassen, um einen
möglichen Tumor abklären zu lassen.“
Die Ansprechpartnerin der Selbsthilfegruppe
für Tumorbetroffene im Bereich Mund,
Kiefer und Gesicht,
Ute Kalinowski, ist telefonisch unter 0176 41 27 81 51.
Frank Schlößer
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NEUE SELBSTHILFEGRUPPEN
VORGESTELLT
© Frank Schlößer
CRPS – ein Leben mit Schmerzen
Michael Jass, selbst CRPS-Betroffener, hat in Rostock die
erste CRPS-Selbsthilfegruppe in MV gegründet.
CRPS ist eine schwer zu fassende Diagnose mit vielen
verschiedenen Symptomen. Für die Betroffenen bedeutet
die Krankheit oft eine jahrelange Qual. Die neue CRPSSelbsthilfegruppe will auch den Ärzten helfen, die Krankheit zu erforschen.
Morbus Sudeck, Complex regional pain syndrome
(CRPS), Algodysthrophie – Namen für die Krankheit von
Michael Jaß gibt es genug. Er kann seine linke Hand
nicht mehr benutzen, kann ohne Schmerzmittel nicht
mehr leben und seine Arbeit als Kranmonteur musste er aufgeben. Die Ursachen von CRPS sind vielfältig.
Unfälle, Knochenbrüche, Entzündungen können zu CRPS
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Dr. Philipp Herlyn von
der Abteilung für Unfall-,
Hand- und Wiederherstellungschirurgie an der UniKlinik hält die wöchentliche
CRPS-Sprechstunde ab.
Dr. Philipp Herlyn nickt. Der Oberarzt an der Abteilung
für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie an
der Uniklinik hält jeden Dienstag von 9 bis 11 Uhr in
seinem Sprechzimmer die CRPS-Sprechstunde ab. „Das
hört sich nach CRPS an“, sagt er. „Dieses Krankheitsbild
ist äußerst komplex. Die Wissenschaftler beißen sich
derzeit die Zähne an der Frage aus, was die wirklichen
CRPS-Auslöser sind.“ Laut einer eigenen Studie gäbe es
Hinweise auf eine genetische Vorbelastung. Aber sicher
sei auch das nicht.
Auch viele Ärzte hätten CRPS als Diagnose derzeit nur
selten auf „dem Schirm“. Im Schnitt suche ein Patient
drei bis fünf verschiedene Ärzte auf, bevor einer die Dia-
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© Frank Schlößer
führen, in seltenen Fällen kommt sie auch wie aus heiterem Himmel ohne erkennbare Ursachen. Oder – wie
bei Michel Jaß – durch chirurgische Eingriffe: Nach einer
Halswirbel-Operation schwoll seine linke Hand an, begann zu schmerzen, wurde überempfindlich und verlor
rapide an Kraft. „Das ist ein Dauerzustand geworden,
mein ganzes Leben dreht sich seit Jahren nur noch um
diese Krankheit“, sagt Michael Jaß. „Alle paar Monate
muss ich zu einer ambulanten Schmerzbehandlung. Danach geht es wieder für ein paar Wochen. Denn der Arm
ist dann taub.“
gnose CRPS in Erwägung zieht. Und selbst dann bleibt es
kompliziert. „CRPS ist ein exotisches Krankheitsbild. Wegen dieser großen Vielfalt der Symptome bleibt sie leider
bis heute eine Ausschlussdiagnose: Wenn nach einer Verletzung oder einem Knochenbruch zum Beispiel der Unterarm erst heilt und dann wieder anschwillt, dann kann
das viele Ursachen haben: Entzündungen, Nervenschädigungen, Gefäß-oder Hauterkrankungen… Mit CRPS
haben wir es dann zu tun, wenn alle anderen Ursachen
für diese Symptome ausgeschlossen werden können.“
Die CRPS-Fallzahlen zeigen: Frauen erkranken dreimal
häufiger als Männer, und für einen Bruch der Speiche
nahe dem Handgelenk ist CRPS eine typische Komplikation: 4 bis 10 Prozent der Patientinnen mit der sogenannten distalen Radiusfraktur haben danach mit CRPS
zu kämpfen. „Meistens verschwinden die Beschwerden
wieder“, sagt Dr. Philipp Herlyn. „Aber es gibt auch
schwere chronische und äußerst langwierige Krankheitsverläufe.“ Eine ursächliche Therapie gegen CPRS gibt es
derzeit noch nicht. „Wir lindern die Symptome und bekämpfen die Schmerzen“, sagt Dr. Philipp Herlyn. „Dafür
gibt es inzwischen gute Mittel. Aber die müssen individuell angestimmt werden, denn auch die Schmerzen äußern sich bei jedem Patienten anders."
Auch das ist ein Grund, weshalb Dr. Philipp Herlyn die
Gründung einer CRPS-Selbsthilfegruppe unbedingt begrüßen würde: „Im Austausch mit anderen Betroffenen
kann man die besten Schmerzmittel herausfinden und
sich über Ärzte austauschen, die mit CRPS Erfahrungen
haben“, sagt Dr. Philipp Herlyn und bietet seine Unterstützung an. „Diese Gespräche würden vielleicht der
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Forschung neue Ansätze liefern und natürlich CRPS als
mögliche Diagnose ins Gespräch bringen.“
Im übrigen sei es für manche Patienten schwierig, ihre
Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass sie an CRPS leiden und starke Schmerzen haben. „Das liegt an diesem
komplexen Krankheitsbild“, erläutert Dr. Philipp Herlyn.
„CRPS ist schwer zu fassen.“
Für Michael Jaß ist das eine Bestätigung. Denn das
waren genau die Gründe, die zu seinem Entschluss führten, die erste CRPS-Selbsthilfegruppe in MecklenburgVorpommern zu gründen. „Wenn wir nicht nur uns, sondern auch den Ärzten helfen, dann könnten wir wirklich
was erreichen.“
Kontakt zur CRPS Selbsthilfegruppe
über die E-Mail-Adresse: [email protected]
Frank Schlößer
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Asbestose Selbsthilfegruppe
in Mecklenburg-Vorpommern
Wer sind wir?
Der Landesverband für Asbestose-Betroffene in Mecklenburg-Vorpommern wurde unter Mithilfe der Schleswig-Holsteiner Selbsthilfegruppe am 22.4.2015 in Rostock gegründet.
Zielgruppen für eine Mitgliedschaft sind:
Personen, die bei Ihrer beruflichen Tätigkeit asbestfaserhaltigen Staub ausgesetzt waren und bei denen Gesundheitsgefahren bestehen. Patienten mit chronischen
Atemwegserkrankungen, Asbestose, Erkrankungen der
Pleura, Lungenkrebs, Kehlkopflose, Mesotheliom des Rippenfells, des Bauchfells oder der Perikards. Angehörige
und Förderer des Vereins.
Ziele der Asbestose Selbsthilfegruppe sind:
Jede Person, die mit Asbestfasern in Berührung gekommen oder bereits daran erkrankt ist, werden wir über
die Möglichkeiten der Vorsorgeuntersuchungen, der
Diagnose und Behandlung durch asbesterfahrene Lungenfachärzte und Therapeuten informieren. Wir wollen
die Betroffenen bei den Anzeigen auf Verdacht einer
Berufskrankheit durch Asbesteinwirkung, bei der Antragstellung zur Vorsorgeuntersuchung, Heilbehandlung und
Anerkennung einer Berufskrankheit unterstützen. Durch
den Gedanken- und Erfahrungsaustausch und Hilfe zwischen den Erkrankten und deren Angehörigen, tragen
wir zur Lösung der damit verbundenen persönlichen Probleme bei.
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Ergänzend zu den medizinischen Behandlungen wollen
wir durch komplementär Onkologie die Beschwerden
vermindern sowie den seelischen und körperlichen Zustand und damit die Lebensqualität verbessern.
Durch unsere Öffentlichkeitsarbeit werden wir über
die Gefahren von Asbestfasern aufklären und die gesetzlichen Unfallversicherungen dazu verpflichten,
1. die Asbestgrenzwerte beim Umgang mit Altlasten zu
vermindern,
2. die Verfahrensabwicklung zur Vorsorge und Anerkennung der Berufskrankheiten von Asbesterkrankungen zu vereinfachen und zu beschleunigen sowie die
Diagnose und die Therapie wesentlich zu verbessern.
Ansprechpartner sind:
Herr Eppler
Tel. (038207) 706 92
[email protected]
Herr Hinrichs Tel. 69 94 11
[email protected]
„Man hilft den Menschen nicht,
wenn man für sie tut, was sie selbst tun können.“
Abraham Lincoln
Selbsthilfegruppen in Gründung
Kaiserschnitt, Endometriose
Diese Gruppen werden in der nächsten Ausgabe der
Selbsthilfezeitung vorgestellt.
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Unser Leben
Mal geht es gut,
mal geht es schlecht,
da helfen keine Klagen,
man muß es nehmen
wie es kommt,
und es mit Fassung tragen.
Der eine lacht,
der and`re weint,
mal laut und mal ganz leise,
ein jeder kämpft
für sich allein
auf seine Art und Weise.
In dieser Welt,
in der wir leben,
da gibt es so viel Not,
und hast Du Sorgen,
denk‘ daran:
wer keine hat ist tot.
Was einmal war,
das ist vorbei,
es kommt nicht mehr zurück,
schau‘ nur nach vorn
und habe Mut,
such‘ dir ein neues Glück.
Von Stephan Weißmeier
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IMPRESSUM
Herausgeber
Selbsthilfekontaktstelle
Kuphalstraße 77 · 18069 Rostock
www.selbsthilfe-rostock.de
Layout und Druck
Altstadt-Druck GmbH · www.altstadt-druck.de
Titelfoto
Selbsthilfekontaktstelle
Mit freundlicher Unterstützung der Deutschen
Rentenversicherung Nord, des Sozialministeriums MV, der Hansestadt Rostock und ARGE
24 Selbsthilfeförderung.