ROSTOCKER SELBSTHILFE ZEITUNG Ausgabe Juli 2015 1 INHALT Die Selbsthilfekontaktstelle informiert · Wir sind wieder umgezogen . . . . . . . . . . . . · Der neue Beirat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . · Termin für das nächste Selbsthilfeplenum im September 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . · FIT FÜR´S EHRENAMT im RFZ . . . . . . . . . . . . 3 4 5 6 Selbsthilfe in Rostock · Mein langer Weg nach Canossa oder mein beschwerlicher Jakobsweg . . . . . . . 8 · Selbsthilfegruppe für Krebs im Hals-Kiefer-Mundbereich - Die Gespräche in der Selbsthilfegruppe helfen . 11 Neue Selbsthilfegruppen vorgestellt · CRPS – ein Leben mit Schmerzen . . . . . . . . . 17 · Asbestose Selbsthilfegruppe in M-V . . . . . . . 21 · Selbsthilfegruppen in Gründung . . . . . . . . . 22 2 DIE SELBSTHILFEKONTAKTSTELLE INFORMIERT Wir sind wieder umgezogen… Nachdem die Räume in der Fischerstraße 1 von Charisma e.V. zum 1.5.2015 gekündigt wurden, entfiel die Grundlage für unseren Untermietvertrag und es stand damit fest, wir müssen wieder umziehen. Wie vor 3 Jahren war es auch dieses Mal unklar, wohin die Reise genau geht. Auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten hatten wir Glück: im Rostocker Freizeitzentrum wurde ein Raum frei. Unsere neue Adresse ist: Selbsthilfekontaktstelle Kuphalstraße 77 18069 Rostock aber unsere Telefonnummer und E-Mail-Adresse sowie die Sprechzeiten sind geblieben. Tel. (0381) 490 49 25 e-Mail: [email protected] Sprechzeiten: Di.-Do. 9-12 Uhr Mi. 13-17 Uhr 3 Der neue Beirat Beim Plenumstreffen am 25. März 2015 wurde der neue Beirat des Selbsthilfeplenums Rostocker Topf gewählt. Aber vorher wurden die „alten“ Mitglieder des Beirates mit einem kleinen Blumenstrauß als Dankeschön verabschiedet. 19 Kandidaten stellten sich anschließend den 60 Vertretern der Selbsthilfegruppen zur Neuwahl vor. Jeder Anwesende konnte auf einem Stimmzettel seine 11 Kandidaten für den neuen Beirates ankreuzen. Anschließend wurden die Stimmzettel ausgezählt. Und das ist der neue Beirat (in alphabetischer Reihenfolge): NameSelbsthilfegruppe Christine Allzeit Poliomyelitis Siegfried Blaaß Koronare Herzerkrankungen Uwe Buttler Trockendock e.V. Karin Hartmann Frauen nach Krebs der CUK Jürgen Hohl Kehlkopflose Rostock Hanni Klotz Asthma, COPD, Allergie und Neurodermitis 4 Christiane Mohrhauer Karin Nehring Dr. Schmager Brigitte Schmidtke Günter Wollmerstädt Parkinson Aphasie und Schlaganfall Tinnitus Blutgerinnung Rheumaliga es fehlt: Herr Dr. Schmager Termin für das nächste Selbsthilfeplenum im September 2015 Das nächste Selbsthilfeplenum Rostocker Topf findet am 29. September 2015 um 15.30 Uhr im Waldemarhof (Waldemarstraße 33, 18057 Rostock) statt. Als Gast erwarten wir den Senator für Jugend, Soziales, Gesundheit, Schule und Sport Herrn Steffen Bockhahn. Alle Vertreter der Selbsthilfegruppen sind herzlich eingeladen. 5 FIT FÜR´S EHRENAMT Vorneweg Bürgerschaftliches Engagement bedarf einer kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung. Der Rostocker Freizeitzentrum e.V. kann hierbei auf langjährige gute Erfahrungen in der Ausbildung von Jugendgruppenleitern zurückgreifen, auf engagierte und fachkompetente Referenten sowie gute räumliche Bedingungen. In diesem Jahr beginnen wir mit der EINSTIEGSBEGLEITUNG für ehrenamtlich Tätige, gern auch Trägerübergreifend. Hier eine kurze Projektskizze FIT FÜR´S EHRENAMT bietet allen, die an einem Ehrenamt Interessiert sind die Chance, sich vorab und unverbindlich über ehrenamtliche Arbeit und Einrichtungen zu informieren. Einblicke in die soziale Arbeit werden gegeben, in das Netzwerk der Verbandsstrukturen und der Stadt und ein hinein „schnuppern“ in die Praxis ist möglich. Referentinnen und Referenten aus der Praxis vermitteln Hintergrundwissen für das Ehrenamt. Des Weiteren nutzen wir Kreativität und Ideenreichtum aller Engagierter sowie ihren eigenen Erfahrungsschatz. Die einzelnen Seminare und Workshops beziehen sich jeweils aufeinander und verdeutlichen so Vielfalt und Zusammenhang ehrenamtlicher Tätigkeit. 6 Mögliche Termine + Inhalte für 2015 können sein Im Oktober: • Auftakt + Rahmenbedingungen • Persönliche Motive + Ziele • Konflikte gewaltfrei lösen Im November: • Kommunikation - wie am besten • Praxistag – Ehrenamt zum Anfassen • Markt der Möglichkeiten Wer Lust hat am Mitdenken + Mitgestalten: Herzlich willkommen. Weitere Informationen gibt Frau Marquardt im RFZ Rostocker Freizeitzentrum e.V. Kuphalstraße 77 18069 Rostock [email protected] 7 SELBSTHILFE IN ROSTOCK Mein langer Weg nach Canossa oder mein beschwerlicher Jakobsweg Ich bin Edith Hanna Wilhelmine, 77 Jahre alt und so sehe ich aus. Noch habe ich mein Ziel, gesund zu sein, nicht erreicht. Ich übe Gelassenheit, bin ihr nachgerannt immer wieder. Ein kleines Stück habe ich geschafft. Auf meiner Suche nach dem kleinen Glück, die kleinen Glücksmomente zu erkennen, habe ich Erfolg ja gute Erfahrungen gemacht. Eine ist diese: Wenn ich nach einer schlaflosen Nacht auf die aufgehende Sonne warte und dann endlich erscheint am Himmel ein feuerroter Ball, der die Wolken schon lange vorher in ein rosa-rotes Wolkengebilde färbte. Oft leuchtet der Himmel goldgelb, die ziehenden Wolken schimmern wie Engelhaar. Und plötzlich ist die Sonne da, strahlt in mein Fenster und ich freue mich wie ein Kind über einen Ball. Ja wie ein Kind in grauem Haar. Leider habe ich gerade kein Haar und mein runder Kopf ist einem Ball sehr ähnlich. 8 Wir wohnen in einem Hochhaus, oberste Etage. Unsere Fenster sind nach Osten ausgerichtet. So erlebe ich viele Sonnenaufgänge und fühle mich dem Himmel ein Stück näher. Als ich vor 20 Jahren an Brustkrebs erkrankte, glaubte ich, das Leben sei nun für mich vorbei. Ich fiel von einem Tief in`s andere. Mein Habitus war zerstört. Psyche und P…..? am Ende. Mein behandelnder Arzt, Dr. Gutschmidt, empfahl mir die Selbsthilfegruppe nach Krebs der CUK und stellte den Kontakt zur damaligen Leiterin, Frau Thiessen, her. Ich war skeptisch, ließ mich überzeugen und wurde Mitglied dieser sehr besonderen Gruppe von Frauen, die alle unterschiedlichste Erfahrungen mit dem Thema Krebs gemacht hatten. Das ist nun schon 21 Jahre her. Ich fühle mich wohl in dieser Gruppe, gut aufgehoben und möchte die gemeinsamen Gespräche, Erfahrungen, Erlebnisse nicht missen. Es hilft sehr, einfach von der Leber weg zu reden, was mich bewegt, oder zuzuhören, was den Anderen widerfahren ist. Dieser Austausch, mit ebenfalls Betroffenen, unsere Seminare, Ausflüge, Freundschaften, gaben mir mein Selbstwertgefühl zurück. Damals wurde meine linke Brust sofort operiert, anschließend Strahlen- und Hormontherapie. Keine Chemotherapie. Nach fünf Jahren galt ich als geheilt, blieb unter regelmäßiger Kontrolle. Im September 2014 erhielt ich nach einer Routinekontrolle erneut die Diagnose Brustkrebs. Erschrecken und Schock waren größer als damals. Ich galt doch als geheilt. Geheilt, kann man das überhaupt sein? Wieder wurde rasch gehandelt. Totaloperation auf der rechten Seite, dann Chemotherapie. Das war neu für 9 mich. Nun beginnen die Bestrahlung und die Hormontherapie. Das kenne ich. Und doch ist es wieder neu und anders. Aber ich habe zwei wichtige Etappen auf meinem Weg zur Gesundheit oder Heilung geschafft, die Operation und die Chemo. Der Jakobsweg ist zur Hälfte gegangen. Für den letzten Teil schöpfe ich Kraft aus der Familie, den Gesprächen mit „meinen Frauen“ und bin zuversichtlich. Ich schaffe das!!! Glück Glück ist gar nicht mal so selten, Glück wird überall beschert. Vieles kann als Glück uns gelten, was das Leben uns so lehrt. Glück ist jeder neue Morgen, Glück ist bunte Blumenpracht, Glück sind Tage ohne Sorgen, Glück ist, wenn man fröhlich lacht. Glück ist Regen, wenn es heiß ist, Glück ist Sonne nach dem Guß. Glück ist, wenn ein Kind ein Eis ißt, Glück ist auch ein lieber Gruß. Glück ist Wärme, wenn es kalt ist, Glück ist weißer Meeresstrand. Glück ist Ruhe, die im Wald ist, Glück ist eine Freundeshand. Glück ist eine stille Stunde, Glück ist auch ein gutes Buch. Glück ist eine frohe Runde, Glück ist freundlicher Besuch. Glück ist niemals ortsgebunden, Glück kennt keine Jahreszeit. Glück hat immer der gefunden, der sich seines Lebens freut. Liebe schenken, Freude geben, dankbar und zufrieden sein, ist das höchste Gut im Leben und schließt alles Schöne ein. Clemens von Brentano 10 Die Gespräche in der Selbsthilfegruppe helfen Selbsthilfegruppe für Krebs im Hals-Kiefer-Mundbereich Für Ute Kalinowski war es schnell klar: Wenn anderen passiert, was ihr hätte passieren können, dann muss eine Selbsthilfegruppe her. Im Jahre 2010 bekam sie die Diagnose „Krebstumor an den Mandeln“ – und landete damit nicht nur bei PD Dr. Christoph Punke in der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO), sondern auch auf dem Stuhl in der Uni-Zahnklinik. „Das ist ein üblicher und notwendiger Schritt in der Vorbereitung der Therapie“, sagt Dr. Jan Liese von der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie der Universität Rostock (MKG). „Bei vielen Tumorerkrankungen im Mundbereich werden Bestrahlungen notwendig. Die Ute Kalinowski hat eine Selbsthilfegruppe gegründet, um auch anderen helfen zu können, die von Krebs im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich betroffen sind. 11 belasten das gesunde Gewebe und besonders die Kieferknochen, Speicheldrüsen und die Zähne. Wenn sich in diesen Bereichen erkrankte Zähne befinden, kann es zu schwerwiegenden Entzündungen kommen.“ Diesem Problem begegnen die Ärzte dann meistens mit der Extraktion des Zahnes. „Das ging mir alles zu schnell“, sagt sie heute. „Ich hab in der Zahnklinik die Behandlung abgebrochen und bin zu meinem Zahnarzt gegangen, um mir eine zweite Meinung einzuholen.“ Beim Zahnarzt wurde schließlich auch die Behandlung durchgeführt - in Zusammenarbeit mit den Ärzten der Uni-Klinik. Ein Schritt, den auch Dr. Jan Liese nachvollziehen kann. „Obwohl nach so einer Diagnose die Zeit drängt, ist es sinnvoll, den Arzt zu fragen, zu dem ein Vertrauensverhältnis besteht. Auch unser Patiententag für Kopf- und Halstumore hat gezeigt, dass gerade in dieser An diesem „Erklärschädel“ erläutert Oberarzt Dr. Jan Liese den Patienten die Lage des Tumors und die Möglichkeiten der Therapie. 12 psychisch sehr belastenden Situation nach der Diagnose andere Vertrauenspersonen wichtig sind.“ Die MKG- und HNO-Kliniken der Universitätsmedizin Rostock sind von der Deutschen Krebsgesellschaft seit 2011 als Kopf-Hals-Tumorzentrum anerkannt. Unter anderem deshalb, weil sie die Therapieplanung und Nachsorge einer Krebsbehandlung komplett fachrichtungsübergreifend mit Fachärzten durchführen und ständig eine Psycho-Onkologische Beratung anbieten. „Diese Sprechstunden sind wichtig, aber sie können den Austausch mit Betroffenen nicht ersetzen“, sagt Dr. Jan Liese. Die Klinik unterstützt deshalb ausdrücklich neue Selbsthilfegruppen, wie die, die von Ute Kalinowski gegründet wurde. Mecklenburg-Vorpommern gehört mit statistisch rund 25 Fällen pro 100 000 Einwohner zu den Bundesländern mit der höchsten Rate an Kopf-Hals-Krebsfällen. Inzwischen ist es die fünfthäufigste Krebsart bei Männern sogar die zweithäufigste bei Männern unter 60. In dieser Gruppe sind nur Prostatakarzinome häufiger. „Als Kopf-Hals-Tumorzentrum selbst stellen wir pro Jahr rund 150 Erstdiagnosen von Krebs im Bereich von Kopf und Hals. Und wir raten allen Patienten, sich mit ähnlich Betroffenen auszutauschen“, sagt Dr. Jan Liese. Denn gerade in dieser Zeit können die sozialen Kontakte zu Leidensgefährten hilfreich sein. „Die Gespräche in der Selbsthilfegruppe helfen durch psychisch schwierige Phasen hindurch“, sagt Ute Kalinowski. „Aber wir bieten auch tätige Hilfe und praktische 13 Tipps. Zum Beispiel bei der Wahl von Speichelersatzpräparaten.“ Denn oft werden bei der Bestrahlung die Speicheldrüsen dauerhaft geschädigt, so dass der Speichel ersetzt werden muss – mit kostenpflichtigen Sprays, Gels oder Ölen aus der Apotheke, aber auch mit Hausmitteln, die einen ähnlichen Effekt haben. „Das Problem wird oft unterschätzt,“ sagt Ute Kalinowski. „Aber dieser ständig trockene Mund schränkt die Lebensqualität enorm ein. Damit muss man erst umgehen lernen.“ Die Entfernung der Zähne vor einer Krebsbehandlung ist ein weiterer heikler Punkt in der Behandlung. „Wir tun natürlich alles, um so viele Zähne wie möglich zu erhalten.“ sagt Dr. Jan Liese. „Aber wer die schwierige Komplikation der Entzündung von krebs- und bestrahlungsgeschädigtem Gewebe im Kiefernbereich kennt, der weiß, warum wir hier manchmal mit einer Zahnextraktion vorbeugen müssen. Oft sind die Zähne aber auch ohne Bestrahlung nicht erhaltbar.“ Auch dabei machen es sich die Ärzte nicht leicht. In der Sprechstunde wägen Ärzte aus verschiedenen Kliniken gemeinsam ab, welcher Zahn entfernt werden muss oder behandelt werden kann: Strahlentherapeuten liefern einen Bestrahlungsplan, Kieferchirurgen, Spezialisten für Prothesen und Werkstoffkunde und für konservierende Zahnheilkunde begutachten die einzelnen Zähne und wägen ab, welche Zähne zum Beispiel für den Halt einer späteren Prothese wichtig sind oder wie weit man nach der Tumorbehandlung noch künstliche Zahnwurzeln implantieren kann. „Grundsätzlich geht es darum, die Kaufunktion zu erhalten oder wiederherzustellen“, sagt Dr. Jan Liese. 14 Auch bei den Entscheidungen über die Kostenübernahmen durch die Krankenkasse kann die Selbsthilfegruppe helfen. „Für die Zahnsanierung mit einem Ersatz des Kiefernknochens und den Zahnersatz ohne diese aufwändige Operation gibt es unterschiedliche Bestimmungen“, sagt Ute Kalinowski. „Bei diesem heiklen Punkt ist es wichtig, dass wir den Patienten helfen können, ihre Interessen durchzusetzen. Das kann teuer werden.“ Dr. Jan Liese bestätigt: „Mit dem Heilungs-und Kostenplan wird der Patient natürlich so einbezogen, dass er jederzeit über seinen möglichen Eigenanteil Bescheid weiß. Aber es kann natürlich nicht schaden, wenn das in der Selbsthilfegruppe besprochen wird.“ Auch diesen Punkt kennt Dr. Jan Liese – schließlich treffen die Ärzte ihre Patienten in der Nachsorge noch jahrelang regelmäßig wieder. „Es gibt eine Ausnahmeregelung für Fälle, in denen Zahnersatz medizinisch indiziert ist und deshalb auch von der Krankenkasse übernommen wird. Dafür müssen zwar in jedem Einzelfall Gutachten erstellt werden und das kann eine Weile dauern. Aber in den weitaus meisten Fällen sind die Krankenkassen bereit, die vollen Kosten zu übernehmen. Wir bieten diese Versorgungen in unserer Klinik an und ich habe noch nie erlebt, dass ein Patient für die Implantation etwas zuzahlen musste. Auch für die Versorgung mit konventionellen Prothesen gibt es Härtefallregelungen.“ Damit es nicht so weit kommt, gilt auch beim Krebs im Kopf- und Halsbereich: Früherkennung ist wichtig. „Die Tumore selbst bereiten meistens keine Schmerzen“, sagt Dr. Jan Liese. „Deshalb muss man auf andere An- 15 zeichen achten: Heiserkeit, die länger als 14 Tage anhält und keine Ursache durch Erkältungen hat. Schmerzhaftes oder erschwertes Schlucken. Unerklärliche Zahnlockerungen, weiße oder rote Stellen auf der Mundschleimhaut und Wunden im Zahnfleisch, die lange nicht ausheilen. Das könnten Gründe sein, sich vom Hausarzt oder vom Zahnarzt eine Überweisung in die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie geben zu lassen, um einen möglichen Tumor abklären zu lassen.“ Die Ansprechpartnerin der Selbsthilfegruppe für Tumorbetroffene im Bereich Mund, Kiefer und Gesicht, Ute Kalinowski, ist telefonisch unter 0176 41 27 81 51. Frank Schlößer 16 NEUE SELBSTHILFEGRUPPEN VORGESTELLT © Frank Schlößer CRPS – ein Leben mit Schmerzen Michael Jass, selbst CRPS-Betroffener, hat in Rostock die erste CRPS-Selbsthilfegruppe in MV gegründet. CRPS ist eine schwer zu fassende Diagnose mit vielen verschiedenen Symptomen. Für die Betroffenen bedeutet die Krankheit oft eine jahrelange Qual. Die neue CRPSSelbsthilfegruppe will auch den Ärzten helfen, die Krankheit zu erforschen. Morbus Sudeck, Complex regional pain syndrome (CRPS), Algodysthrophie – Namen für die Krankheit von Michael Jaß gibt es genug. Er kann seine linke Hand nicht mehr benutzen, kann ohne Schmerzmittel nicht mehr leben und seine Arbeit als Kranmonteur musste er aufgeben. Die Ursachen von CRPS sind vielfältig. Unfälle, Knochenbrüche, Entzündungen können zu CRPS 17 Dr. Philipp Herlyn von der Abteilung für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie an der UniKlinik hält die wöchentliche CRPS-Sprechstunde ab. Dr. Philipp Herlyn nickt. Der Oberarzt an der Abteilung für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie an der Uniklinik hält jeden Dienstag von 9 bis 11 Uhr in seinem Sprechzimmer die CRPS-Sprechstunde ab. „Das hört sich nach CRPS an“, sagt er. „Dieses Krankheitsbild ist äußerst komplex. Die Wissenschaftler beißen sich derzeit die Zähne an der Frage aus, was die wirklichen CRPS-Auslöser sind.“ Laut einer eigenen Studie gäbe es Hinweise auf eine genetische Vorbelastung. Aber sicher sei auch das nicht. Auch viele Ärzte hätten CRPS als Diagnose derzeit nur selten auf „dem Schirm“. Im Schnitt suche ein Patient drei bis fünf verschiedene Ärzte auf, bevor einer die Dia- 18 © Frank Schlößer führen, in seltenen Fällen kommt sie auch wie aus heiterem Himmel ohne erkennbare Ursachen. Oder – wie bei Michel Jaß – durch chirurgische Eingriffe: Nach einer Halswirbel-Operation schwoll seine linke Hand an, begann zu schmerzen, wurde überempfindlich und verlor rapide an Kraft. „Das ist ein Dauerzustand geworden, mein ganzes Leben dreht sich seit Jahren nur noch um diese Krankheit“, sagt Michael Jaß. „Alle paar Monate muss ich zu einer ambulanten Schmerzbehandlung. Danach geht es wieder für ein paar Wochen. Denn der Arm ist dann taub.“ gnose CRPS in Erwägung zieht. Und selbst dann bleibt es kompliziert. „CRPS ist ein exotisches Krankheitsbild. Wegen dieser großen Vielfalt der Symptome bleibt sie leider bis heute eine Ausschlussdiagnose: Wenn nach einer Verletzung oder einem Knochenbruch zum Beispiel der Unterarm erst heilt und dann wieder anschwillt, dann kann das viele Ursachen haben: Entzündungen, Nervenschädigungen, Gefäß-oder Hauterkrankungen… Mit CRPS haben wir es dann zu tun, wenn alle anderen Ursachen für diese Symptome ausgeschlossen werden können.“ Die CRPS-Fallzahlen zeigen: Frauen erkranken dreimal häufiger als Männer, und für einen Bruch der Speiche nahe dem Handgelenk ist CRPS eine typische Komplikation: 4 bis 10 Prozent der Patientinnen mit der sogenannten distalen Radiusfraktur haben danach mit CRPS zu kämpfen. „Meistens verschwinden die Beschwerden wieder“, sagt Dr. Philipp Herlyn. „Aber es gibt auch schwere chronische und äußerst langwierige Krankheitsverläufe.“ Eine ursächliche Therapie gegen CPRS gibt es derzeit noch nicht. „Wir lindern die Symptome und bekämpfen die Schmerzen“, sagt Dr. Philipp Herlyn. „Dafür gibt es inzwischen gute Mittel. Aber die müssen individuell angestimmt werden, denn auch die Schmerzen äußern sich bei jedem Patienten anders." Auch das ist ein Grund, weshalb Dr. Philipp Herlyn die Gründung einer CRPS-Selbsthilfegruppe unbedingt begrüßen würde: „Im Austausch mit anderen Betroffenen kann man die besten Schmerzmittel herausfinden und sich über Ärzte austauschen, die mit CRPS Erfahrungen haben“, sagt Dr. Philipp Herlyn und bietet seine Unterstützung an. „Diese Gespräche würden vielleicht der 19 Forschung neue Ansätze liefern und natürlich CRPS als mögliche Diagnose ins Gespräch bringen.“ Im übrigen sei es für manche Patienten schwierig, ihre Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass sie an CRPS leiden und starke Schmerzen haben. „Das liegt an diesem komplexen Krankheitsbild“, erläutert Dr. Philipp Herlyn. „CRPS ist schwer zu fassen.“ Für Michael Jaß ist das eine Bestätigung. Denn das waren genau die Gründe, die zu seinem Entschluss führten, die erste CRPS-Selbsthilfegruppe in MecklenburgVorpommern zu gründen. „Wenn wir nicht nur uns, sondern auch den Ärzten helfen, dann könnten wir wirklich was erreichen.“ Kontakt zur CRPS Selbsthilfegruppe über die E-Mail-Adresse: [email protected] Frank Schlößer 20 Asbestose Selbsthilfegruppe in Mecklenburg-Vorpommern Wer sind wir? Der Landesverband für Asbestose-Betroffene in Mecklenburg-Vorpommern wurde unter Mithilfe der Schleswig-Holsteiner Selbsthilfegruppe am 22.4.2015 in Rostock gegründet. Zielgruppen für eine Mitgliedschaft sind: Personen, die bei Ihrer beruflichen Tätigkeit asbestfaserhaltigen Staub ausgesetzt waren und bei denen Gesundheitsgefahren bestehen. Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen, Asbestose, Erkrankungen der Pleura, Lungenkrebs, Kehlkopflose, Mesotheliom des Rippenfells, des Bauchfells oder der Perikards. Angehörige und Förderer des Vereins. Ziele der Asbestose Selbsthilfegruppe sind: Jede Person, die mit Asbestfasern in Berührung gekommen oder bereits daran erkrankt ist, werden wir über die Möglichkeiten der Vorsorgeuntersuchungen, der Diagnose und Behandlung durch asbesterfahrene Lungenfachärzte und Therapeuten informieren. Wir wollen die Betroffenen bei den Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit durch Asbesteinwirkung, bei der Antragstellung zur Vorsorgeuntersuchung, Heilbehandlung und Anerkennung einer Berufskrankheit unterstützen. Durch den Gedanken- und Erfahrungsaustausch und Hilfe zwischen den Erkrankten und deren Angehörigen, tragen wir zur Lösung der damit verbundenen persönlichen Probleme bei. 21 Ergänzend zu den medizinischen Behandlungen wollen wir durch komplementär Onkologie die Beschwerden vermindern sowie den seelischen und körperlichen Zustand und damit die Lebensqualität verbessern. Durch unsere Öffentlichkeitsarbeit werden wir über die Gefahren von Asbestfasern aufklären und die gesetzlichen Unfallversicherungen dazu verpflichten, 1. die Asbestgrenzwerte beim Umgang mit Altlasten zu vermindern, 2. die Verfahrensabwicklung zur Vorsorge und Anerkennung der Berufskrankheiten von Asbesterkrankungen zu vereinfachen und zu beschleunigen sowie die Diagnose und die Therapie wesentlich zu verbessern. Ansprechpartner sind: Herr Eppler Tel. (038207) 706 92 [email protected] Herr Hinrichs Tel. 69 94 11 [email protected] „Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selbst tun können.“ Abraham Lincoln Selbsthilfegruppen in Gründung Kaiserschnitt, Endometriose Diese Gruppen werden in der nächsten Ausgabe der Selbsthilfezeitung vorgestellt. 22 Unser Leben Mal geht es gut, mal geht es schlecht, da helfen keine Klagen, man muß es nehmen wie es kommt, und es mit Fassung tragen. Der eine lacht, der and`re weint, mal laut und mal ganz leise, ein jeder kämpft für sich allein auf seine Art und Weise. In dieser Welt, in der wir leben, da gibt es so viel Not, und hast Du Sorgen, denk‘ daran: wer keine hat ist tot. Was einmal war, das ist vorbei, es kommt nicht mehr zurück, schau‘ nur nach vorn und habe Mut, such‘ dir ein neues Glück. Von Stephan Weißmeier 23 IMPRESSUM Herausgeber Selbsthilfekontaktstelle Kuphalstraße 77 · 18069 Rostock www.selbsthilfe-rostock.de Layout und Druck Altstadt-Druck GmbH · www.altstadt-druck.de Titelfoto Selbsthilfekontaktstelle Mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Rentenversicherung Nord, des Sozialministeriums MV, der Hansestadt Rostock und ARGE 24 Selbsthilfeförderung.
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