Du stellst meine Füße auf weiten Raum.

02 | 2015
Gemeindebrief I Evangelische Kirchengemeinde Heimerdingen
Du stellst meine Füße auf weiten Raum.
Beerdigungschor I Kirchenpflege I Jugendarbeit
Impressum
Peter-und-Paul-Post
Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Heimerdingen
Burghof 3, 71254 Ditzingen-Heimerdingen
Tel.: 07152 - 52102
Mail: [email protected]
Web: www.ev-kirche-heimerdingen.de
Redaktionsteam:
Ulla Arzt, Karin Debus, Markus Debus, Pfr. Markus Joos (verantwortlich),
Christoph Schmid, Angela Teufel, Arthur Würfel
Der nächste Gemeindebrief erscheint Ende November 2015.
Anregungen nehmen wir gerne entgegen.
Bildnachweis: privat, pixabay.com
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Auf ein Wort ...
Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Psalm 31,9
Perspektivenwechsel!
Was tun, wenn es eng wird?
Wenn mich Termine und Aufgaben gefangen nehmen und in
Panik geraten lassen ..., wenn
mir Zukunftsängste den Nachtschlaf rauben …, wenn ich dem
Tempo und den Anforderungen
unserer mobilen und flexiblen
Leistungsgesellschaft nicht mehr
folgen kann und mich wie gelähmt fühle …, wenn ich mich nur
noch zurückziehen möchte, weil
ich von Menschen enttäuscht und
verletzt wurde …, wenn ich Fehler gemacht habe und mich die
Schuldgefühle erdrücken …?
Von Anselm Grün habe ich einmal gelesen, dass er vor Problemen, für die er keine Lösung
finden kann, im wahrsten Sinne
des Wortes, einfach davonlaufen
würde. Vermutlich denken Sie, so
wie ich, im ersten Moment „Da1
vonlaufen“ ist auch keine Lösung.
Aber es geht ihm sicher nicht
darum, die Augen zu verschließen und die Schwierigkeiten zu
verdrängen. Wenn ich in Bewegung komme, dient das erwiesenermaßen dem Abbau krank
machender Stresshormone. Im
„Weglaufen“ wende ich meinen
Problemen zunächst erst einmal den Rücken zu und gewinne
dabei den nötigen Abstand, der
mir helfen kann, die Dinge aus
einer anderen Perspektive zu
betrachten. Das tut gut und vielleicht verhilft eine schöne Aussicht auch zu neuen Einsichten.
Wohl dem, der einen achtsamen Freund hat, der ihn dann,
wenn er selbst es nicht mehr
kann, an der Hand nimmt
und aus der Enge herausholt.
In der Bibel reflektiert der inzwischen alte König David im 31.
Psalm sein Leben, in dem er immer wieder gescheitert ist und
Neuanfänge im Glauben erlebt
hat. Er, der unerschrockene Krieger, klug, mutig und führungsstark, hat Neid, Misstrauen und
Häme erlebt. Er hat seine Macht
missbraucht, musste vor Feinden
fliehen, hat unter seiner Schuld
und großen Ängsten gelitten. Wie
wir, sehnt auch er sich nach Befreiung und Raum zum Leben und
Atmen. In seiner Not wendet er
den Blick zu Gott, der ihm immer
„schützende Burg, Halt und Sicherheit“ gewesen ist. Er vertraut
darauf, dass Gott ihn nicht seinen Feinden ausliefern wird und
drückt dies mit einem wunderbaren Bild im bekannten Vers 9 aus:
“Du stellst meine Füße auf weiten
Raum.“ „Weiter Raum“ – allein
die Vorstellung lässt mich aufatmen in meiner Sehnsucht nach
Freiheit und Unabhängigkeit.
„Weite“ bedeutet für David jedoch nicht Grenzenlosigkeit. Im
„weiten Raum“ kann er leben,
umgeben, geschützt und gehalten von seinem Gott. Auch wenn
alles über ihn hereinbrechen würde, weiß er seine Zeit in Gottes
Händen und vertraut seiner Güte,
die er schon vielfach erlebt hat.
Es war einmal ...
... aus dem Pfarrarchiv
„Gottes Hand“, Carl Milles,
Skulpturengarten Stockholm
Wenn die Angst uns lähmt, hilft
es sich, wie David, an gute Erfahrungen zu erinnern und unser
Leben in Gottes schützende Hand
zu legen.
Aus gutem Grund ist Psalm 31
ist das Abendgebet des frommen
Juden.
Ulla Arzt
Gemeindebrief 02 I 2015
In der inzwischen vergriffenen
Orts-Chronik Heimerdingens von
Otto Schwarz finden sich Listen der Pfarrer, Schultheißen
und Lehrer. Anlässlich unseres
Gemeindebrief-Themas wollen
wir den Blick auf ein anderes,
bedeutsames und bislang wenig
beachtetes Gemeindeamt richten
– das der Hebammen. In den Kirchenkonventsprotokollen im Pfarrarchiv wird uns mehrfach davon
berichtet.
Wörtlich heißt es beispielsweise:
„d. 9. Juny 1718 ist Kirchen Convent gehalten, und da wegen
tödtl. abbleiben der 2ten Hebammen, bey einem so grossen und
starken flecken, wiederum eine
andere an deren statt zu erwehlen, nöthig erachtet worden, als
sind die sambtl. Weiber beruffen
und von ihnen unparteyliche Vota
eingeholet worden, zu welcher
Sie unter den Weibern die liebe
hätten, die zu einer Hebammen
solte erwehlet werden. Als seind
die mehsen Vota gefallen auff
Anna Maria, Jacob Custerers
seel. gewesten burgers und Mäurers hinterlaßene Wittib. Worauff
pfarrer, Schultheiß, und Richter
solhe Annam Maria hierzu confirmirt und bestättiget. Mit disem
anhang, daß man ihro zwar kein
salarium schöpffen und geben
könne, doch aber wann sie solte zu einer Gebährenden geholt
werden, sie die hebammen stelle
vertretten und auch den gemachten lohn empfangen dörfte.
M. Elias Niethammer. Pfarrer
Schultheiß J.C. Schaaber
Hanß Michel von Maur
Hannß freytag.
Hannß Jerg Entz.“
Konventsprotokoll 1718
An anderer Stelle des Protokollbuches wird deutlich, wie die Wahl
ablief. Es wurden alle Frauen im
gebärfähigen Alter auf das Rathaus befordert und dann wurde
aufgeschrieben, wer wen gewählt
hat. Offenbar war die wichtigste
Qualifikation für die Wählbarkeit
ein guter Ruf und das Vertrauen
der meisten Frauen. Teilweise
wurde das Amt bis ins hohe Alter
ausgeübt. Beispielsweise blieb
die 1718 gewählte Anna Maria
Kusterer geb. Häcker bis zu ihrem Tod 1766 mit 82 Jahren im
Amt. Zuvor hatte sie bereits 5 eigene Kinder zur Welt gebracht,
war aber bei ihrer Wahl verwitwet
und drohte dadurch nicht durch
eigene Schwangerschaft für den
Dienst auszufallen.
Es ist nicht ganz einfach eine vollständige Liste aller hiesigen Hebammen zu erstellen, da sie kaum
namentlich genannt werden, allenfalls im Totenbuch oder in den
o.g. Protokollen. Die Schultheißen dagegen werden bei allen
sich bietenden Gelegenheiten als
solche bezeichnet.
3
Wilhelm Sikinger
und Pauline geb Schopf
Die letzte Heimerdinger Hebamme war Pauline Sikinger geb.
Schopf. Sie amtierte bis in die
40er Jahre des letzten Jahrhunderts und starb 1968 im Alter von
86 Jahren.
Christoph Schmid
Der Beerdigungschor
Herr, wir bitten: Komm und segne uns;
lege auf uns deinen Frieden.
Segnend halte Hände über uns.
Rühr uns an mit deiner Kraft.
In die Nacht der Welt hast du uns gestellt,
deine Freude auszubreiten.
In der Traurigkeit, mitten in dem Leid,
lass uns deine Boten sein.
In das Leid der Welt hast du uns gestellt,
deine Liebe zu bezeugen.
Lass uns Gutes tun und nicht eher ruhn,
bis wir dich im Lichte sehn.
Mit diesem Lied haben wir Mitte
April unseren diesjährigen Beerdigungschor-Kaffeenachmittag
beendet. Es ist gleichzeitig ein
Gebet für unseren Dienst in der
Gemeinde bei den Beerdigungen
und Trauerfeiern, bei denen wir
zum Einsatz kommen. So wollen wir unser Singen verstanden
wissen. Weil wir genauso von
Leid und Tod betroffen sind wie
alle Trauernden, ist uns bewusst,
dass nur der HERR wirklich trösten, Licht in die Finsternis bringen,
an die Hand nehmen, Mut und
Perspektive geben kann. Wir sind
sicher, dass wir IHM nicht egal
sind und ER nie aufhört zu lieben,
auch wenn die Umstände scheinbar dagegen sprechen. Gerade
in der Konfrontation mit dem Verlust eines Menschen brauchen
wir einander zur Ermutigung.
Das wollen die rund 25 Frauen
Gemeindebrief 02 I 2015
des Beerdigungschores in aller Treue und Gewissenhaftigkeit weitergeben. Dabei sind sie
recht flexibel, denn oft werden
die Frauen nur wenige Tage vorher telefonisch über ihren Einsatz
informiert. Wer es irgend möglich
machen kann, der kommt eine
halbe Stunde vor der Beerdigung
oder Trauerfeier zum gemeinsamen Üben der zwei gewünschten
oder selbst ausgewählten dreistimmigen Lieder aus unserem
Beerdigungschor-Ordner. Beim
Singen kommt es uns mehr auf
das Zeuge-Sein an als auf musikalische Perfektion, denn im Freien haben wir öfter mit widrigen
Umständen zu kämpfen. Manchmal ist der Platz eng oder es regnet, windet oder stürmt, was das
Singen erschwert.
Aber schließlich gehen wir berührt und getröstet nach dem
Dienst bei einer Beerdigung oder
Trauerfeier auseinander, denn
auch unser Alltag wird angesichts
Vordere Reihe: Edith Riek, Líeselotte Linckh, Britta Schmid, Annie Müller, Gertrud Arzt, Irmtraud Retter, Else Arzt
Zweite Reihe: Margarete Arnold, Rosemarie Arzt, Ingrid Häußler, Ilse Kappus, Marta Schmid, Erna Schneider, Wiltrud Würfel
Hintere Reihe: Anneliese Schäfer, Irene Schwarz, Elise Brennenstuhl, Ulla Arzt, Hanna Kappus, Martha Schwarz
Nicht auf dem Bild sind: Anna Bauer, Renate Burger, Ruth Häcker, Gabi Riesch, Ingrid Schneider und Ulrike Schneider
des Todes in ein anderes Licht
gerückt. So ist eine Beerdigung
oder Trauerfeier beides: menschliche Endlichkeit und das Stehen
an der Himmelspforte, in der Nähe
zur Ewigkeit, auf die wir Christen
hoffen. Das prägt auch unser Miteinander im Beerdigungschor,
das wir als sehr positiv erleben.
Einmal im Jahr, in der Regel im
Frühjahr, treffen wir uns für zwei
Stunden an einem Nachmittag
zu Kaffee und Kuchen. Nach einer kleinen Andacht üben wir ein
neues Lied ein oder wir üben die
„alten“ Lieder zur Festigung, weil
sich die Besetzung im Chor gelegentlich ändert. Es ist ein großes Geschenk, dass immer wieder Frauen diese Aufgabe in der
Gemeinde übernehmen, denn
es ist eine ganz besondere!!!
Natürlich freuen wir uns über Zuwachs, denn manche Frau will
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nach vielen Jahren im Beerdigungschor (30, 40 oder mehr
Jahre!) die Aufgabe an die nächste Generation weitergeben, so
dass der circa 100-jährige Chor
weiterhin im Einsatz sein kann.
Den Beerdigungschor leitet
Britta Schmid, Tel. 905232.
Britta Schmid
„Unsere“ neue Kirchenpflegerin
Seit Oktober 2014 ist Katrin
Hutter, geb. Müller, die neue
Kirchenpflegerin. Wir freuen
uns, dass sie sich uns näher
vorstellt.
les bedeutet für uns sehr viel!
In Heimerdingen bin ich aufgewachsen und habe in Stuttgart
eine Ausbildung zur Hotelkauffrau gemacht. Danach war ich
beruflich in der Lohn- und Gehaltsabrechnung, dann in der Personalleitung tätig. Zunächst haben mein Mann und ich zu zweit,
dann zu dritt mit unserem ersten
Kind, in Filderstadt gewohnt.
2010 kehrten wir zurück nach
Heimerdingen, ins großelterliche
Haus in der Finkenstraße. Für
mich war dies ein Umzug in den
Ort meiner Kindheit und Jugend.
Im Juni 2014 geschah dann etwas Unerwartetes. Wir waren
im Urlaub, als meine Mutter mir
die Stellenanzeige zur frei werdenden Kirchenpflegestelle zuschickte. Für mich war sofort
klar: Das ist etwas für mich!
Zunächst war ich in Heimerdingen Hausfrau und Mutter und mit
Freude Elternbeirätin im Kindergarten Neue Straße.
Nach den ersten Tagen und Wochen in meiner neuen Aufgabe
wuchs mein Respekt vor der Arbeit meiner Vorgängerin Frau
Kunert. Immer wieder wird mir
seither bewusst, welch große Verantwortung mir übertragen wurde. Heimerdingen ist zwar keine
große Kirchengemeinde, dafür
hat sie es in sich. Überrascht
haben mich die Vielseitigkeit der
Tätigkeit und die Herzlichkeit,
mit der ich überall aufgenommen
werde. Meine Hochachtung gilt
Herrn Joos, der mit menschlichem und organisatorischem Geschick die Fäden in der Hand hält.
Mein Büro ist zu Hause, wo ich
morgens vertieft bin in das Bezahlen von Rechnungen, Erstellen von Statistiken und Monatsabschlüssen sowie der Abwicklung
von Korrespondenzen mit der
Verwaltungsstelle und Behörden und immer wieder mit der
Ablage, Ablage, Ablage …. Eine
gute Büroorganisation und das
Hier bin ich getauft und konfirmiert, habe denselben Kindergarten und dieselbe Schule besucht wie jetzt unsere beiden
Kinder. Hier wohnen meine Eltern
und hier wurde unsere Familie
herzlich aufgenommen. Das alGemeindebrief 02 I 2015
Beherrschen des Systems, mit
dem ich alle Rechnungen verbuche, sind sehr wichtig, damit bei
späteren Rechnungsprüfungen
auch alles am richtigen Platz ist.
Immer wieder begegnen mir neue
Aufgaben bei der Kindergartenarbeit, den Finanzen, dem Haushaltsplan und der Personalarbeit.
Oft muss ich dann noch nachfragen und Zusammenhänge und
Informationen recherchieren.
Aber Frau Kunert, Herr Joos und
Frau Rühle sowie die Mitarbeiter
der Verwaltungsstelle stehen mir
immer mit Rat und Tat zur Seite.
Schön ist, dass ich viel Kontakt
zu anderen Gemeindegliedern
habe, leider oftmals nur per Email
oder Telefon. Ein Bestandteil meiner Arbeit ist auch die Teilnahme
an Sitzungen und Ausschüssen
wie z.B. Trägerkonferenzen oder
Distriktsarbeit oder auch bei Gemeindetreffen und Dienstbesprechungen.
fe in unserer Kirchengemeinde.
Auch dabei lerne ich jedes Mal
dazu und erfahre, welch umfangreiche und wertvolle Arbeit hier
geleistet wird durch die Mitarbeiter/innen und ehrenamtlichen
Helfer/innen. Es gibt unglaublich
viele Aktivitäten und dabei viele
helfende Hände, welche die Gemeindearbeit in der Kirche, im
Gemeindehaus, bei der Kinder-,
Jugend-, Familien- und Seniorenarbeit, bei den Konfis, den musikalischen Aktivitäten, im Kindergarten und und und so lebendig
und umfangreich machen.
Kein Arbeitstag war bisher langweilig, und ich freue mich auf viele
weitere Erkenntnisse und Aktivitäten, die ich hier unterstützen kann.
Katrin Hutter
Schale der Liebe
Wenn du vernünftig bist,
erweise dich als Schale
und nicht gleich als Kanal,
der fast gleichzeitig empfängt
und weitergibt,
während jene wartet,
bis sie gefüllt ist.
Auf diese Weise gibt sie das,
was bei ihr überfließt,
ohne eigenen Schaden weiter.
Lerne auch du,
nur aus der Fülle auszugießen,
und habe nicht den Wunsch,
freigiebiger zu sein als Gott.
Die Schale ahmt die Quelle nach.
Erst, wenn sie mit Wasser
gesättigt ist,
strömt sie zum Fluss,
wird sie zur See.
DU TUE DAS GLEICHE!
ZUERST ANFÜLLEN,
DANN AUSGIESSEN.
Die gütige und kluge Liebe
ist gewohnt, überzuströmen,
nicht auszuströmen.
Ich möchte nicht reich werden,
wenn du dabei leer wirst.
Wenn du nämlich mit dir selber
schlecht umgehst,
wem bist du dann gut?
Wenn du kannst,
hilf mir aus deiner Fülle;
wenn nicht: schone dich.
Die monatlichen Kirchengemeinderatssitzungen geben mir einen
wertvollen Einblick in die Abläu-
Bernhard von Clairvaux (1090-1153)
7
Muslimen in unserer Mitte begegnen
Maïté Gressel,
Referentin bei EIMI,Korntal
Der Islam wird in Deutschland
immer präsenter. Während in der
Politik über die großen Themen
der Integration und z.B. die lang
anhaltende Diskussion über das
Verhältnis von staatlichem und
religiösem Recht geredet wird,
begegnet den meisten der Islam
doch eher im Alltag. Der muslimische Mitschüler der Tochter, der
Arbeitskollege, der eigentlich gar
nicht muslimisch aussieht oder
der Dönerverkäufer, der mal wieder die schnelle Lösung für den
knurrenden Magen bietet. Begegnungen mit Muslimen müssen wir
nicht mühevoll erarbeiten, sondern sie entstehen sozusagen
automatisch.
Oft bleibt es aber leider gerade
bei diesen Begegnungen stehen.
Man grüßt die Bekannten, man
redet über die Arbeit mit dem Kollegen und man freut sich über das
schnelle Abendessen. Bestenfalls tauscht man sich über das
Wetter aus oder über das letzte
Fußballspiel. Ein Austausch über
den Glauben des anderen kommt
da eher selten zustande. Dies ist
in erster Linie unserer deutschen
Kultur geschuldet. Wir als sehr
sachorientierte Menschen, klären
schnell die Dinge, die gerade nötig sind. Ein weiteres Gespräch
kommt nicht zwangsläufig zustande. Und wenn, dann handelt
es sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um ein Gespräch
über den Glauben. Auch das ist
ein Zeichen unserer Kultur: Religion ist eher Privatsache, über
die man in der Öffentlichkeit nicht
spricht.
Viele Muslime kommen aus anderen Kulturen. Da ist ein Gespräch
über die Familie oder eben auch
Gemeindebrief 02 I 2015
die Religion ein normales Gesprächsthema auch unter weniger bekannten. Die eine Art ist
nicht besser als die andere – es
sind nur zwei unterschiedliche
Weisen miteinander Smalltalk
zu führen. Und welche Themen
als „small“ verstanden werden,
weicht teilweise voneinander ab.
Für Muslime bestimmt im Allgemeinen Religion den Alltagsablauf viel mehr als das bei vielen
Christen der Fall ist. Man denke
nur daran, dass manche Muslime 5x am Tag zu festen Zeiten
beten oder fast alle im Fastenmonat Ramadan auf jegliches
Essen und Trinken tagsüber verzichten. Deshalb nehmen viele
zunächst an, dass auch Christen
ihren Alltag nach den christlichen
„Regeln“ gestalten. Diese Regeln
kennen die meisten nicht genau.
Aber sie gehen davon aus, dass
die Deutschen alle Christen sind
– denn Deutschland beruft sich
auf die christlichen Werte, wird
von einer christlichen Partei re-
giert und die Bundeskanzlerin ist
Pfarrerstochter. Also beobachten Muslime die Deutschen und
leiten aus ihrem Verhalten vermeintliche christliche Regeln ab.
Welches Bild entsteht wohl, wenn
man den allgemeinen Umgang
der deutschen Gesellschaft mit
z.B. Sexualität, Alkohol, Armen
und Alten betrachtet? Ich wage
zu behaupten, dass es in nur wenigen Fällen ein biblisches sein
wird.
Auch im Koran finden sich einige Aussagen über die Christen.
Diejenigen der Muslime, die sich
damit beschäftigen, werden u.a.
die Auffassung finden, Christen glaubten an drei Götter. Das
tragende Element, auf dem der
muslimische Glaube aufbaut, ist
die Eins-Heit Gottes. Geschichtlich ist der Islam entstanden, da
Mohammed sich gegen Polythe-
ismus (Verehrung mehrerer Götter) in Arabien wehrte. Deshalb
ist die Vorstellung, Gott habe
einen Sohn, für Muslime die anstößigste Aussage, die man über
Gott machen kann. Denn nach
muslimischem Denken kann ein
Sohn nur durch die Verbindung
eines Mannes mit einer Frau entstehen. Demnach müsste Gott
sich eine Frau genommen haben,
um mit ihr einen Sohn zu zeugen.
Die logische Folge daraus ist für
Muslime, dass die Christen nun
drei Götter verehren: Den VaterGott, den Sohn-Gott (Jesus),
der aus der Verbindung mit dem
Mutter-Gott (Maria) hervorgegangen ist, die nun als dritte Gottheit
verehrt wird. Eine Vorstellung, die
zwar nicht biblisch ist, aber von
Muslime so geglaubt wird.
Dies sind nur zwei Missverständnisse über den christlichen Glau-
ben, die bei vielen Muslimen
vorherrschen. Und mit einem
Christentum, das diese Werte (wie
wir sie in unserer Gesellschaft
leider oft finden) und eine solche
Theologie vertritt, würde ich persönlich auch nichts zu tun haben
wollen. Deshalb sollte es unsere
Aufgabe als Christen sein, diese
Missverständnisse aufzuklären.
Wir sollten mehr Mut haben, über
unseren Glauben zu sprechen
und für unsere Werte einzustehen. Dazu ist es aber notwendig,
dass wir uns selbst dessen bewusst sind, was wir denn glauben und was uns die Bibel über
Werte, Normen und den Umgang
mit Menschen sagt. Wer also mit
Muslimen ins Gespräch kommen
will, sollte zunächst ganz neu für
sich selbst klären, was der Inhalt
seines Glaubens ist und wie sich
das im Alltag auswirkt.
Seit 2013 gehört zur Akademie für Weltmission (AWM) in Korntal das Europäische Institut für Migration, Integration und
Islamthemen (EIMI). Ziel des Instituts ist die Schulung von Menschen, die hier in Deutschland interkulturelle Erfahrungen
machen. Begegnen – Begleiten – Beraten - für Menschen in ihrer ehren- oder hauptamtlichen Arbeit. Eine Möglichkeit ist die
Fortbildung zum Integrationsbegleiter, z.B. Einführung in die Interkulturelle Kommunikation, die Rechtslage für Flüchtlinge,
aber auch verschiedene Religionen und die Frage nach dem biblischen Umgang mit Fremden in Alltag und Gemeinde. Nähere
Informationen dazu finden Sie unter www.awm-korntal.eu
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Nur so können wir ein gutes Gegenüber für unsere muslimischen
Gesprächspartner sein.
Gleichzeitig dürfen wir nicht den
gleichen Fehler begehen und davon ausgehen, dass das, was wir
unter Islam verstehen, der Glaube unseres Gegenübers ist. Denn
auch innerhalb der muslimischen
Gemeinschaft gibt es große Unterschiede in der Frömmigkeit
und der Alltagsgestaltung. Deshalb ist es wichtig, echtes Interesse an meinem Gegenüber zu
zeigen. Fragen sind dabei in vielerlei Hinsicht eine gute Form der
Gesprächsführung. Sie zeugen
zum einen von Interesse und Anteilnahme und helfen zum anderen, Missverständnisse zu klären
oder ihnen vorzubeugen. Denn
durch Fragen kann herausgefunden werden, was das Gegenüber
wirklich denkt und lebt. Und dann
kann es sein, dass auch Fragen
zurückgestellt werden und wir
die Chance bekommen, von dem
Glauben zu erzählen, den wir tatsächlich glauben und leben.
Jugendreferent des CVJM
Danny Müller, 33 Jahre, ist seit 2013 mit einer Teilzeitstelle von 50%
als Jugendreferent für Jugendarbeit und Mitarbeiterbegleitung beim
CVJM Heimerdingen angestellt. Seine Stelle wird ausschließlich aus
Spenden finanziert. Er wohnt in Heimerdingen, ist verheiratet mit
Judith und hat zwei Töchter (fast 2 Jahre und 5 Monate).
Danny, wann war dir klar, dass
du Jugendreferent wirst und
wie war deine Ausbildung?
Den genauen Zeitpunkt weiß
ich leider nicht mehr. Es war
ein Prozess und es gab viele Zeichen. Plötzlich wurden
mir Menschen auf`s Herz gelegt, und es wurde mir immer
wichtiger, von Gott zu erzählen.
Plötzlich hatte ich eine unstillbare Sehnsucht, mehr über
Gott und die Bibel zu erfahren.
Plötzlich bekam ich unabhängig voneinander Rückmeldungen/konkrete Worte von Freuden und Wegbegleitern, dass
Gemeindebrief 02 I 2015
sie mich im Hauptamt sehen …
Meine Ausbildung absolvierte ich
dann an der Evangelistenschule
Johanneum. Gemeinsames Leben, Lernen und vor allem Glauben für drei Jahre. Hier lernte ich
viel über die Bibel, die Geschichte unserer Weltkirche und theologisches Denken. Aber auch
über mich lernte ich im „engen“
Zusammenleben viel, was mich
stark verändert und geprägt hat.
Was hat dich damals an der
Stellenausschreibung für Heimerdingen angesprochen?
Es war vor allem die spürbare
Offenheit für Neues und der in
Gesprächen deutlich wahrnehmbare gemeinsame Wunsch des
Vorstandes, für Jugendliche Orten und Zeiten zu schaffen, in
den sie in ihrem Glauben wachsen können. Das ist für mich ein
Herzensanliegen. Jugendliche zu
beheimaten und ihnen „Raum“ zu
geben zur Entfaltung, zum Engagement und zum Wachstum.
Was wünschst du dir für die
weitere Zusammenarbeit mit
der Kirchengemeinde?
Weiterhin ein so gutes, vertrauensvolles Miteinander; eine Verzahnung der Jugendangebote
und Konfirmandenarbeit, die
Wahrnehmung der gemeinsamen
Vielfalt und Einheit. Sie ist eine
unglaubliche Chance, heute die
Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenswelten anzusprechen.
Gibt es aktuelle Termine, zu denen wir die Jugendlichen einladen können?
In den Sommerferien bieten wir zwei Aktionen an: Die
Jugendwanderfreizeit mit Uli
Loser vom 30.07. bis 01.08.
und Jugendgemeinschaftstage
vom 28.-31.08. hier im CVJMHäusle. Flyer dazu liegen aus.
Zum Schluss bitte ich dich noch, folgende Sätze zu vervollständigen:
Werte, die mir persönlich wichtig sind ...
„Jedem mit Wertschätzung und Offenheit zu begegnen und Vergebung,
denn niemand ist frei von Schuld.“
In der Schule mochte ich am liebsten ... „die Pausen“
Besonders gut kann ich ... „Reden“
Weniger gut kann ich ... „Wäsche machen“
Am liebsten esse ich ... „Nudeln mit Sauce“
Ein gutes Buch ist für mich ...“Gott braucht keine Helden“ von M. Malm“
Wenn ich alleine Auto fahre, höre ich am liebsten …
„Lobpreis instrumental, Taizé-Lieder“
Meine Lieblingsserie ist ... „Alf“
Dieser Bibelvers ist mir am wichtigsten: „Wer seine Hand an den Pflug
legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ Lk 9,62
Das mag ich in Heimerdingen... „das Erdbeerständle von Familie Kappus“
Karin Debus
Vielen Dank.
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Der CVJM Heimerdingen möchte die bestehende Stelle um
weitere 25% auf 75% erhöhen.
Wir sind dankbar für monatliche
Spendenzusagen oder auch Einzelspenden zur Unterstützung
unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter und weiterer Aktionen für
und mit unseren Jugendlichen
am Ort.
CVJM Heimerdingen e. V.
IBAN:
DE74 6006 2909 0085 2620 13
BIC:
GENODES1MCH
Verwendungszweck:
Unterstützung Jugendreferent
einmalig/monatlich
Wenn Sie Ihre Adresse angeben, geht Ihnen automatisch eine Spendenquittung zu.
Rückmeldung oder weitere
Informationen bei:
Elvira Aichele
Stiegelgasse 19
[email protected]
Andreas Nothwang
Gebersheimer Weg 22,
[email protected]
Hallo Kinder!
eit
rz
mme
So
-
zeit
ien
Fer
Da gibt es schon noch andere Möglichkeiten für eine gute Reise ...
Außer CDs Hören, Altbewährtem wie Stadt-Land-Fluss und Schiffe versenken gibt es noch weitere Spiele für lange
Fahrten. Hier zwei Beispiele:
Wechstabenverbuchsler - Buchstabenverwechler
Der Erwachsene nennt ein Doppelwort, in dem die Anfangsbuchstaben jedes einzelnen Wortes vertauscht
werden, z.B. „Kubscharre“ statt „Schubkarre“. Schwieriger wird es, wenn nicht nur eine sondern zwei oder drei
Buchstaben verwechselt werden: „Schundgrüler“ statt „Grundschüler“.
Weitere Beispiele: Ballenhad, Hasenreizung, Matschklohn, Pöbelmacker, Schippenlutz, Staubeine,
Sternfeuerung, Tellerkür, Wegenrasser, Krachlampf… Was fällt euch noch ein?
Automarkenbingo
Zunächst schreibt sich jeder 10 Automarken auf. Ihr bestimmt einen Spielleiter, der nun jede Automarke der
vorbeifahrenden Autos nennt. Wenn ein Fahrzeug von eurer Liste genannt wurde, dürft ihr es streichen. Wer
als Erster alle Automarken von seiner Liste gestrichen hat, ruft „BINGO!“
Dieses Spiel funktioniert auch mit Autokennzeichen statt -marken.
Bringe die Buchstaben auf den Autos in die richtige Reihenfolge.
Findest du heraus, in welches Land die Urlaubsreise jeweils geht?
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Gemeindebrief 02 I 2015
Termine
Termine
Juli
26.7. I 10.00 Uhr
Ökumenischer Gottesdienst
zum Heimerdinger Sommerfest
August/September
2.8. - 13.9.
jeweils So. 10.00 Uhr Sommerpredigtreihe:
„Kriminalgeschichten der Bibel“
15.9. I 8.00 Uhr Schulgottesdienst 2.-4. Klasse
18.9. I 9.00 Uhr
Schulanfängergottesdienst
in der kath. Kirche
30.9. I 20.00 Uhr
„Wie das Leben so spielt...
einer zahlt immer“
mit Clemens Dirscherl und Beteiligung des Eine-Welt-Ladens
Oktober
4.10. I 10.00 Uhr
Erntedank-Gottesdienst
mit anschl. Mittagessen
4.10. I 20.00 Uhr
Abendbesinnung
vor dem Erntealtar
09.10. - 11.10.
CVJM Mitarbeiterwochenende
12.10. - 17.10. Diakonie-Sammlung
18.10. I 11.00 Uhr
Mini-Gottesdienst im Gemeindehaus mit anschl. Mittagessen
18.10. I 11.00 Uhr
Jugendgottesdienst
des Distrikts in Ditzingen
23.10. - 25.10.
Konfi Wochenende
31.10. I 20:00 Uhr
Abendbesinnung
zum Reformationstag
November
5. - 7.11.
Kinderäktschentage
8.11. I 10.00 Uhr
Familiengottesdienst Äktschentage mit anschl. Kirchkaffee
9.11. I 20.00 Uhr
Biblischer Gesprächskreis
Bauernwerk
15.11. I 10:00 Uhr
Ökumenischer Bitt-Gottesdienst
für den Frieden
15.11. - 17.11.
Egli-Figuren Ausstellung
„Frauen in der Bibel“
13
18.11. I 10:00 Uhr
Altpietistische
Bußtags-Konferenz
18.11. I 20:00 Uhr
Abendgottesdienst
mit Abendmahl
20.11. I 20:00 Uhr
„Wie das Leben so spielt...
Christsein in der Arbeitswelt“
als Männervesper
mit Eberhard Schneider
21.11. I ab 8.30 Uhr
Orangenaktion CVJM
21.11. I 19:30 Uhr
Gospelchorkonzert
Peter-und-Paul-Kirche
22.11. I 10:00 Uhr
Gottesdienst Ewigkeitssonntag
mit Gedenken an die
Verstorbenen
23.11. - 05.12. Brot-für-die-Welt-Sammlung
27.11. I 14 Uhr
Senioren-Adventsnachmittag
im Gemeindehaus
29.11. I 10.00 Uhr
Kantatengottesdienst
mit dem Kirchenchor
29.11. I 18 Uhr
Rückenwind-Gottesdienst
im Advent
Impressionen
Danke an das Organisationsteam, alle Helfer und Gastgeber!