Studienbericht – Auslandsstudium an der Bilgi Üniversitesi in Istanbul (Türkei) Wintersemester 2012/13 Vorbereitung (Planung, Organisation, Bewerbung) Als ich im 3. Fachsemester 2011/12 überlegte, wohin ich gerne ins Ausland gehen würde viel mir mein Urlaub aus dem Jahr davor ein, in welchem ich in Istanbul war. Die Stadt und die Menschen hatten mir damals sehr gefallen, daher schaute ich mir gleich die verschiedenen vorgeschlagenen Partneruniversitäten an. Ich habe mich recht schnell für die Bilgi Üniversitesi entschieden, da sie mit Austauschstudenten extrem viel Erfahrung zu haben schien und auch alles sehr modern und gut strukturiert wirkte. Außerdem hielt die Bilgi reichhaltige Angebote neben dem normalen Studium bereit. Zum Beispiel gehörten dazu Erasmus Fahrten, Partys, Ausstellungen, Sportmöglichkeiten etc.. Zusätzlich hatte die Bilgi Üniversitesi auch ein Buddy-Programm, bei dem man sich anmelden konnte und wo einem ein Studierender der Universität zur Seite gestellt wird, der einem dann bei den ersten Schritten hilft. Die Organisation und Bewerbung lief sehr strukturiert durch das International Office in der Viadrina ab. Und so wie es mir durch die Internetseite der Bilgi suggeriert wurde, verlief die ganze Austauschbetreuung an der Bilgi auch super strukturiert und durchgeplant ab. Es gab immer diverse Ansprechpartner die einem weiterhalten, auch die Begrüßungs- und Orientierungsveranstaltung war super aufgebaut und wirklich hilfreich. Nach der Erasmus- und Studienorganisation noch hier in Deutschland ging es an die Wohnungsorganisation. Unterkunft Natürlich bot die Bilgi auch Wohnheime an, doch das wollte ich nicht. Da eine Freundin und ich zusammen nach Istanbul gingen, machten wir uns gemeinsam auf www.craigslist.com auf die Suche nach etwas passendem. Bald merkten wir, dass wir eine Wohnung und die Mitbewohner, gerade in einem doch nicht ganz europäischem Land, lieber vor Ort angucken und kennenlernen würden. Daher sind wir eine Woche vor Studienbeginn nach Istanbul gereist und haben dann direkt die Wohnungen die wir übers Internet gefunden hatten angeguckt. In dieser Anfangszeit als wir noch keine Wohnung hatten wohnten wir bei dem „Buddy“ meiner Freundin auf der Couch. Wir zogen nach einer Woher diverser Wohnungsbesichtigungen in eine Wohnung ein. Doch noch am Abend des Einzugs merkten wir, dass die Gegend in der wir nun lebten nicht ganz so aufgeschlossen war wie der Rest Istanbuls. (Tipp: nicht nach Okmeydanɪ ziehen) Wir zogen noch am gleichen Abend wieder zurück zu unserem „Buddy“. Zwei Tage später aber fanden wir schon eine neue Wohnung. Dort lebten wir zusammen mit zwei portugiesischen Erasmusstudentinnen und einem Aserbaidschaner, der schon seit einigen Jahren in Istanbul lebte, zusammen. Die Wohnung war sehr zentral und die Preise entsprechen im Zentrum denen von Berlin. Am Tage kommt man von überall in Istanbul gut weg, daher ist die Lage nicht so wichtig, finde ich. Nachts ist die Verbindung eingeschränkter, doch da die Taxipreise extrem günstig sind, ist das auch nicht schlimm. Studium an der Gasthochschule Die Einführungswoche war sehr informativ man sollte sie unbedingt besuchen, damit man die Struktur der Uni und deren Abläufe verstehen lernt.Am Einführungstagstellten sich diverse Departments vor und erläuterten ihre Funktion und Kontaktmöglichkeiten. Das Prozedere zur Registrierung an der Universität, zur Kursregistrierung und für die Aufenthaltserlaubnis mit Studierendenvisum wurden detailiert erläutert und Fragen geklärt. Die Bilgi Universität hat drei Campus: Santral, Dolapdere und Kuştepe. Ich hatte meine Kurse ausschließlich in Santral, doch manchmal musste ich auch nach Dolapdere. Da die Uni aber einen kostenfreien Shuttleservice hat ist dies kein Problem. Die Kurswahl über das Online-Administrationsportal, über das dort jegliche Organisation abgewickelt wird, überraschte mich sehr. Ich wusste zwar durch meine Recherchen zuvor, dass die Bilgi Üniversitesi super organisiert und hochmodern ist, aber das hatte ich wirklich nicht erwartet. Das System wusste, dass ich ein Austauschstudent ist und hat mir daher nur Fächer auf Englisch vorgeschlagen. Außerdem hat es einem sofort angezeigt, wenn sich Kurse die man belegen möchte überschneiden, wo sie sind bei wem sie sind etc. Das ganze Administrationsportal kann sich wirklich sehen lassen! Die Kurse bestanden bei mir meist aus 10-20 Leuten. Zu den meisten Vorlesungen gab es auch Übungen. Anwesenheit ist hier allerdings auch fast bei jedem Kurs Pflicht. Ansonsten war es durch die kleinen Gruppen und vor allem durch sehr praxisbezogenen Unterricht mit Simulationen, Projekten, Buchclubs und Vorträgen von außeruniversitären Spezialisten eine ganz neue Studienerfahrung. Probleme dem Stoff zu folgen gab es auch mit dem studieren auf einer Fremdsprache gar nicht. Alltag und Freizeit Mein erster Tipp: Kommt etwas früher als eine Woche vor Studienbeginn. Es reicht zwar aus eine Woche früher zukommen um alles zu erledigen, aber ihr verpasst schon eine lustige Zeit vor dem Studium und evtl. auch einige Erasmus-FreizeitVeranstaltung. Alltag hat sich recht schnell eingestellt, als eine Wohnung gefunden war, die wichtigsten Besorgungen und Erledigungen abgeschlossen waren und die Uni zur Routine wurde. Nur das Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wurde nie zur Routine, wen man mal woanders hinwollte. Das ist super chaotisch. In der Freizeit war ich oft Sightseeing machen und auch nach 5 Monaten in der Stadt kann ich nicht behaupten alles geschafft zu haben, was ich sehen wollte. Also macht kontinuierlich immer wieder ein paar Besichtigungen, am Ende ist das halbe Jahr schneller rum als man dachte. Ansonsten habe ich die engsten und meisten Freunde in Istanbul nicht über die Uni kennengelernt, sondern durch Reisen. Es gibt verschiedene Organisationen die jedes Jahr Reisen an die verschiedensten sehenswerten Orte der Türkei unternehmen, extra für Austauschstudenten. Diese gehen meist übers Wochenende und sind sehr lustig. (Tipp: WeLoveIstanbul bei Facebook suchen) Aber auch Reisen auf eigene Faust mit Freunden ist super einfach, unkompliziert und auch ziemlich günstig. Ansonsten ist bei der Freizeitgestaltung, wie in jeder großen Stadt, für jeden etwas dabei. Auch wenn ich generell nicht so gerne shoppen gehe, empfehle ich das in dieser Stadt jedem, da es hier nicht nur ganz andere Firmen gibt, sondern vor allem auch viele kleine Boutiquen, die man sich trotzdem leisten kann. Feiern ist natürlich für jeden Erasmusstudenten pflichtprogramm. Das Nachtleben in Istanbul ist super abwechslungsreich, nutzt das aus! Partys sind für Erasmusstudenten auch in den öffentlichen Clubs fast immer umsonst. Es gibt auch sehr traditionelle türkische Clubs, das war nichts für meinen Geschmack, aber ich bin trotzdem froh ein paar Mal da gewesen zu sein, eine spannende Erfahrung. Alkohol ist viel, viel teurer als in Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern aufgrund einer hohen Alkoholsteuer (Übrigens elektronische Geräte auch aufgrund einer hohen Elektotechniksteuer) Fazit Ich habe mein Herz in Istanbul verloren. Ich werde diese Stadt immer als mein zweites Zuhause ansehen. Es ist einfach unglaublich dort. Es gibt dort so viel Neues zu sehen und zu erfahren. Es ist eben kein „normales“ europäisches Land, sondern doch ein Orientalisches. Und ich habe in Istanbul erst gelernt Deutschland und Berlin richtig einschätzen zu können. Ich möchte keine Erfahrungen von dort missen und kann Istanbul und auch die Bilgi Üniversitesi nur jedem empfehlen, der mal etwas ganz anderes kennenlernen will!
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