Pressemitteilung Der Einfluss von Umweltlärm auf Schlaf und Gesundheit Mainz. Wenn der Mensch schläft, verliert er sein Bewusstsein und entrückt der Realität. Auch wenn das Gehirn weiterhin hoch aktiv ist, hat es sich von der Umwelt weitestgehend verabschiedet, aber doch nicht vollständig. Da die Wahrnehmung von allem, was den Schläfer bedroht, stark eingeschränkt ist, ist Schlafen nicht ungefährlich. Doch scheint die gleichzeitig immer noch bestehende Verbindung zur Umwelt unter evolutionären Gesichtspunkten für die Entwicklung der menschlichen Spezies überlebenswichtig gewesen zu sein. In Zeiten unserer 24 Stunden-Non-StopGesellschaft mit erhöhten nächtlichen Lärmpegeln könnte uns genau diese Fähigkeit jedoch den Schlaf und die Gesundheit rauben. Straßen-, Bahn- und Fluglärm hat einen wissenschaftlich dokumentierten negativen Einfluss auf Schlaf und Gesundheit. Das Risiko für Schlafstörungen, Herz-Kreislauf Erkrankungen, Depressionen und eine Minderung der Lebensqualität steigt im Umfeld der Lärmquellen an. Möglicherweise ist auch die Entwicklung von Krebs begünstigt. Welche Art von Verkehrslärm den stärksten Einfluss hat, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Im Rahmen der kürzlich publizierten NORAH Studie wurde nächtlicher Fluglärm als belästigender im Vergleich zu Bahn oder Straßenlärm empfunden. Was wir im Schlaf von unserer Umwelt noch wahrnehmen und ob wir aus dem Schlaf geweckt werden, ist stark abhängig von der Lautstärke und der Art des Geräusches. Laute Geräusche und abrupt in der Lautstärke ansteigende und abfallende Geräusche können den Schlaf eher stören als kontinuierliche und weniger laute Geräuschquellen. „Einen weiteren bedeutsamen Faktor stellt unsere subjektive Bewertung oder innere Haltung zur Geräuschquelle dar“ erklärt Dr. Hans-Günter Weeß, Tagungspräsident der 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) und Leiter des Interdisziplinären Schlafzentrums am Pfalzklinikum. „Wer Kirchenglocken und frühmorgendliches Vogelgezwitscher als romantisch bewertet, wird durch diese Geräuschquellen weniger wahrscheinlich im Schlaf gestört, als wenn er diese als störend, unangenehm und belastend betrachtet. Genauso hat auch unsere innere Haltung und Einstellung zu Verkehrslärm einen Einfluss darauf, wie störend Straßen-, Bahn- oder Fluglärm erlebt wird.“ In der NORAH Studie wurde festgestellt, inwieweit nächtlicher Fluglärm den Schlaf von Gesunden stört. Dabei wurden die Flughafenanwohner mit einer positiveren Haltung zum Flugverkehr weniger durch Fluglärm im Schlaf gestört als die mit einer negativeren Grundhaltung. „Das ist interessant, auch wenn der Ursprung dieses Zusammenhangs, d.h. was kommt zuerst, die negative Grundhaltung oder der gestörte Schlaf, noch nicht klar ist“, so Dr. Weeß. Neue Erkenntnisse zum Einfluss von Umweltlärm auf den Schlaf sind ein wichtiges Thema bei der DGSM-Tagung - der größten dieses Fachgebietes in Europa, bei der sich über 2.000 Mediziner, Wissenschaftler und Experten unter dem Schwerpunkt „Die schlaflose Gesellschaft“ vom 3. bis 5. Dezember in Mainz zu Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Schlaf und Gesundheit austauschen. Frau Dr. Eva-Maria Elmenhorst vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) stellt im Rahmen ihres Vortrages „Schlaf und Fluglärm am Flughafen Frankfurt: Wirkungen der Kernruhezeit“ die Ergebnisse der NORAH-Schlafstudie vor. Als Experte für Schlaf und Umweltlärm berichtet Prof. Ken Hume aus Manchester im Rahmen seines Vortrags über “Effects of Environmental Factors on Sleep“. Alle Presseinformationen und das wissenschaftliche Programm unter www.dgsm-kongress.de. Kontakt für Rückfragen: Conventus Congressmanagement, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Romy Held, Tel. 03641/3116280, Mobil: 0173/5733326, E-Mail: [email protected]
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