Umweltgerechter Verkehr heute und morgen

Fachdialog – Zukunft der Mobilität
J. Michael Schopf
Umweltgerechter Verkehr
heute und morgen
Fachdialog: Zukunft der Mobilität –
rasch, sicher, bequem, umweltfreundlich
TU Wien, 22.10.2015
22.10.2015
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J.M. Schopf
1. Zukunft gestalten
„Umweltgerechter Verkehr heute und morgen“
– kein Orakel – wird gemacht!
Selbst Trendentwicklung
beruht auf „Gestaltung“ –
wer auch immer gestaltet!
Gestaltung über:
 Infrastruktur
 Rahmendbedingungen
 Bewusstseinsbildung
 „Mobilitätsmanagement“
[Rubinowitz]
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2. Vorgaben
Zeichen der Zeit fordern neue Entwicklungen:
 Div. Vorgaben Ö (Klimaschutzgesetz/-strategie, Energiestrategie,
Umsetzungsplan E-Mob, GVP, Masterplan Radfahren, Smart City…)
 EU Weißbuch „Verkehr“ (+ Energieeffizienzplan, Klimaziele):
Randbedingungen: „Verkehrssystem nicht nachhaltig 
keine Weiterentwicklung auf bisherigem Pfad“
• PKW mit konventionellem Kraftstoff:
-50% bis 2030; Städte -100% bis 2050
[Auto-BILD]
• MIV vorzugsweise „last mile“!
• Multimodale Mobilitätsketten
• Schärfung des Bewusstseins für Alternativen zum MIV, z.B.
höhere Anteile „Umweltverbund“ (+Flächennutzungsplanung)
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3. Herausforderungen „umweltgerecht“
Wirkungsfelder des Verkehrs auf die Umwelt
„E M I S S I O N E N“
„F O L G E N“
seit 1961: 77.153 Tote
• Zersiedelung (ÖV!)
Vielfalt an Problembereichen!
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[Krüger/Winning]
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4. Heute und morgen: erfolgreiche „Alte Besen“
Fußgeher: ständig verfügbare, menschliche Basis und
die Grundlage des intermodalen Verkehrs
FG „hielt Städte zusammen“ –
förderte Vielfalt auf engem Raum.
FG wird wieder ernst genommen – aber
ausbaufähig! („Umfeldsensibel“!)
Radverkehr benötigt attraktive
Infrastruktur  Masterplan Radfahren;
Pedelecs als „Widerstandsbrecher“
Radverkehr: nachhaltiger
Nutzer des FG-Reviers
Macht dem FG „Beine“, ohne
ökologische Qualitäten zu schmälern.
Radfahrer zerstört FG-Stadt nicht,
spart als einzige Verkehrsart Zeit.
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4. Heute und morgen: erfolgreiche „Alte Besen“
Ö(PN)V: seit jeher ein Rückgrat der Mobilität –
in seiner Vielfalt auch für die Zukunft
Spezifischer [kWh/Pkm]
Energieverbrauch im
Vergleich:
NMIV:ÖPNV:MIV =
„0“ : 1 : 5,33
[UBA]
Jedenfalls klassische Attraktivität weiter steigern:
sauber, komfortabel, barrierefrei; dichte Intervalle, verlässlich...
Klassische E-Mob - Elektrobusse in 10 Jahren im großen Stil!
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5. Alternativen von gestern
ÖV / MIV: konträre Vor- und Nachteile bezüglich
Umweltverträglichkeit und Flexibilität 
Fünf Entwicklungslinien bezüglich neuer Verkehrssysteme
ab Ende der 1960-er Jahre – speziell im Bereich des ÖV:
• Bedarfssysteme (z.B. Rufbus, AST)
• Transportbänder (z.B. Expressbänder)
• Zweiwegfahrzeuge (z.B. Dual-Mode-Bus)
• Großkabinensysteme (ÖPNV-Ergänzung)
• Kleinkabinensysteme (Pkw-Ersatz)
Expressband Paris Montparnasse
Geeignet, wenn neues in vorhandenes
System passt (Kosten), aber eher
Ergänzungs-/Nischenprodukte
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6. Energieverbrauch gestern-heute-morgen
„Tanktourismus“
Entwicklung des
Energieverbrauches im
Straßenverkehr in
Österreich nach
Sektoren/Energieträgern
(Maßnahmen = Trend)
[TU Graz 2011]
Diesel fossil
Benzin fossil
(Quelle:
Branchenprognose)
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7. Alternativen gesucht – neue Konzepte
„Alternativen“ und Industrie (z.B. [VW 2011/12])
Volkswagen – Kraftstoffund Antriebsstrategie:
Evolution statt Revolution die Zukunft heißt
„SunFuel“ 
seit 2012: „Koexistenz der
Antriebstechnologien“
• langfristig Elektroantrieb
größtes Potenzial; offen, ob
• Wasserstoff + Brennstoffzelle
oder Batterien
• beide Technologien intensiv verfolgt
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(Über 50% aller Antriebe
auch 2035 [Adolf, Shell D]
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7. Alternativen gesucht – neue Konzepte
mit:
CNG…Compressed Natural Gas
PHEV…Plug-in-Hybrid
BEV…Batteriefahrzeug
BZEV…Brennstoffzellenfahrzeug
Ökobilanz Pkw:
Gesamte THGEmissionen der
einzelnen
Fahrzeugvarianten
[UBA, 2014]
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7. Alternativen gesucht – neue Konzepte
Effizienzsteigerung Antriebe
Spez. EV Pkw nach Antriebskonzept / Energieträger (Quelle: DLR)
2020/40: -17%
mit:
CNG…Compressed Natural Gas
PHEV…Plug-in-Hybrid
REEV…Benzin Range-ExtenderElectric-Vehicle
BEV…Batteriefahrzeug
FCEV…Brennstoffzellenfahrzeug
2020/50: -23%
2020/50: -22%, aber
Ressourcen/Reichweite
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8. Neue Wettbewerber: z.B. e-Kfz
Elektromobilität und klassische Emissionen
Weniger
klassische
Emissionen
Strom-Mix!
Geräuschpegel maßgebend:
< 40 km/h
40-130 km/h
> 130 km/h
(z.B. i-Miev:
LxBxH: 498x196x144 cm
Tesla s, 2.108kg, 422 PS
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Antrieb
Rollgeräusch
Windgeräusche
Stadt ca. - 5 dB)
Feinstaub: (z.B. Linz)
Auspuff : Abrieb+Verwirbelung  1 : 10
(Abrieb + Verwirbelung verbleiben)
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8. Neue Wettbewerber: z.B. e-Kfz
...aber z.B.: Elektromobilität und Siedlungen
Städtebau
Platzverbrauch [IVV]:
• Zerstörung historischer Ensembles
• Einschränkung konkurrierender Nutzungen
• Schäden an Fassaden
und Konstruktionen
• Zerstörung gewachsener Stadtstruktur
Durchsatz = 1.000 Personen pro Stunde
Besetzungsgrad Pkw/Strab = 26 % 
• Pkw alle 4,7 Sekunden ein Fahrzeug
• „Ulf B“ alle 194 Sekunden ein Fahrzeug
• Zeitlücken  4 sec zu 3 min
• In Städten schließen Geschäfte
• auf der „grünen Wiese“ blüht
das Geschäft
• Straßenräume werden entwertet
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9. Strategien gem. EU-Weißbuch
Strategie: Stärkung Umweltverbund + neue Technik
Ziel: bisher fossil zurückgelegte Strecken auf einen Mix an Alternativen
(multi-/intermodal) verlagern [Wien Energie]
%
Wege
bisher
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Mögliche Zielwerte Wien 2020
100
Beispiel für
Umschichtung
60
Infrastruktur
1
Fossil
Individuell
Fossil Rest
Fußgänger
Dienstleistung
Technologie
15
5
5
Rad
Öffentlich
e-Car
Sharing
4
e-car Besitz
10
Alternative
Kraftstoffe
Beispiel für Verlagerung fossil zurückgelegter Wege [Vorlage: Wien Energie]
Forschung: Modelle zur Abschätzung der Wirkung von div. Maßnahmen
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9. Strategien gem. EU-Weißbuch
Strategie: neue Mobilitätsmuster – Intermodalität
Von A
nach B
[Wien Energie]
Mobilität der Vielfalt (aber einfach!) – mit ÖV als Basis
Intermodale Wegeketten mit durchgängiger Routenplanung/Tarifgestaltung
Attraktive räumliche/abrechnungstechnische Übergänge zwischen den Modi
Schaffung intermodaler Knotenpunkte (Haltestellen und Sammelgaragen)
CarSharing, CityBike; speziell Junge ansprechen
Infrastruktur
Dienstleistung
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IKT
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9. Strategien gem. EU-Weißbuch
Strategie: intelligente Mobilität IKT
multimodal, integriert, interoperabel
multimodales Informations-/Buchungs-/Bezahlsystem
[WStW, ADL]
FG
smile in 4 innovativsten Mobilitätsprojekten weltweit
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9. Strategien gem. EU-Weißbuch
Multi-/Intermodale Mobilität am Beispiel
„switchh Punkt an der Haltestelle Berliner Tor“
Einfacher, bequemer
Zugang zu
unterschiedlichen
Mobilitätsdiensten –
vom Bus über U-/SBahn und Mietwagen
bis hin zum Fahrrad,
Taxi und car2go…
switchh [Hamburger Hochbahn]
„mobility on demand“ [Lichtenegger, UITP 2012]
integrierte, gesamtheitliche Mobilitätslösungen mit hohen Anforderungen an die
„usability“ - ÖPNV mit fertig geschnürtem Dienstleistungspaket
(E-Autos ergänzen ÖPNV + e-carsharing)
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10. „Driverless“ im Straßenraum?
Autonomes fahren –
„Klein- und Großkabine“ bis 2020/25
im Straßenraum?
• technische, rechtliche,
• gesellschaftliche Aspekte
• Platz; MIV versus ÖV
• 2go – ruhender Verkehr
• Mobilitätseingeschränkte
[http://www.t-online.de/auto/technik/id_72728144/autonomesfahren-das-kommt-alles-auf-uns-zu.html]
[http://www.car-it.com/autonomes-fahren-oems-und-zulieferertesten-in-michigan/id-0040823]
http://www.nationalgeographic.de/reportagen/fotostrecke-die-zukunftder-mobilitaet?imageId=5
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11. Resümee
FV + RV + ÖV  „umweltgerechte Basis“ für Maßnahmen:
• „Verkehrs“-vermeidende Planungen  generell Prüfung auf
Kontraproduktivität bezüglich induziertem MIV
• Förderungen  intermodale Angebote – speziell Umweltverbund +
Anschubförderung ergänzender alternativer Techniken
• Monetäre Maßnahmen  Tanktourismus!? + CO2-bezogene KfzSteuer + „Mobility Pricing“ (s. CH) als Systemansatz
• Technische Optimierung/Fahrverhalten  zielkonformer
Telematikeinsatz + Öko-Driving + Tempo + Alternativen
• „Alternativen“ zu Ende denken, ob/wie „umweltgerechter Verkehr“
Kein „Allheilmittel“ für umweltgerechten Verkehr:
• Technik (spezifischer Energieaufwand alle Bereiche)
• Verkehrsaufwand (weniger Pkm im MIV + Platzverbrauch)
• Dienstleistungsangebote (Multi-/Intermodalität)
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11. Resümee
WKO: „Das Pflänzchen
‚Wachstum‘ schützen!“
Danke für Ihre
Aufmerksamkeit!
Josef Michael Schopf
TU Wien, Institut für Verkehrswissenschaften
Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik
1040 Wien, Gusshausstraße 30/230-1; [email protected]
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