3400 Zuschauer am Rickenschwinget

Montag, 3. August 2015 | Nr. 176 | AZ 8712 Stäfa | Fr. 3.20 | www.zsz.ch
Obersee
grosse Auswahl an
D-PIANOS
auch Miete/Mietkauf
Hauptplatz 7
Telefax 055 210 22 05
8640 Rapperswil
[email protected]
Telefon 055 210 22 25 www.rappimusig.ch
Wochengespräch
mit Alois Stadler
Brunch, Böller
und Festreden
Spät zum
Derbysieg
Der St. Galler Kantons­
bibliothekar hat sich
mit seinem Beruf einen
Bubentraum erfüllt. Seite 2
Im Linthgebiet wurde der
Nationalfeiertag mit viel
Musik und gewichtigen
Reden gefeiert. SeiteN 4 + 5
GC schlug den FCZ
dank einem Tor
in der 93. Minute
3:2. Seite 7
3400 Zuschauer
am Rickenschwinget
Adrenalinkick
bleibt mit
Sicherheit
Zürich er liebt das Wortspiel
und kalauernde Überleitungen: Am 4. September wird
Stephan Klapproth seine 2000.
und auch letzte «10 vor 10»Sendung moderieren. Danach
wird er ganz zu «Sternstunde
Philosophie» wechseln.
rickeN Mit einer Mischung
aus Sport und Unterhaltung
zog der Rickenschwinget
erneut die Massen an. Nicht
nur das Wetter vermochte
die zahlreichen Besucher zu
begeistern, sondern auch
die offensive Arbeit der
Schwinger.
Allen Grund zur Freude hatte der
neue OK­Präsident Ivo Reichen­
bach. «Das war heute ein Anlass,
bei dem wirklich alles gestimmt
hat», strahlte der 37­Jährige aus
Rapperswil, der als Geschäftsfüh­
rer im Gasleitungsbau tätig ist. Er
folgt auf den zurückgetretenen
Schänner Fredy John. Das attrak­
tive Rahmenprogramm zog be­
reits am Freitagabend viel Volk
an, sodass das Zelt gut gefüllt war:
Das Publikum – es waren 450 an­
wesend – erfreute sich am Komi­
kerduo Sutter & Pfändler, am
Hackbrettvirtuosen Nicolas Senn
und am Bauchredner Roli Berner.
Dazu spielte das Duo Tweralp­
spitz zum Tanz.
Ein Schwingerveteran
Bereits bei der 40. Auflage im Jahr
1997 war Schwingerveteran Ste­
fan Burkhalter mit von der Partie
gewesen. Der 41­Jährige möchte
auch im nächsten Jahr nochmals
voll angreifen und den 100. Kranz
seiner Karriere anpeilen. Dazu
fehlen ihm noch sechs Exempla­
re. Auch der bald 37­jährige Nöldi
Forrer war im letzten Jahrhun­
dert bereits auf der Startliste auf­
geführt. Von den Aktiven des
Schwingerverbandes Rapperswil
wäre noch Adrian Oertig dabei,
hätte er sich nicht am Verbands­
schwingfest diesen Frühling ver­
letzt. Damals, 1997, hatte er als
16­Jähriger seine Ricken­Pre­
miere.
Zu einem rundum gelungenen
Schwingertag gehören auch
Anzeige
Eine für alle
Wo lesen Sie mehr
über Fan und Fun?
Wo lesen Sie mehr über
Seifen und Opern?
Jetzt abonnieren!
Telefon 0848 805 521 • [email protected]
Auf dem Ricken fand gestern Sonntag ein stimmungsvolles Schwingfest statt.
Brauchtum und Folklore, weshalb
die zwei Fahnenschwinger, die
vier Alphornbläser und die beiden
Musikkapellen nicht fehlen durf­
ten.
Neuheiten im Steinstossen
Gleich zwei Neuheiten gab es im
Steinstossen. So kamen die Da­
men mit einem 18­Kilo­Stein zu
ihrer Premiere. Die besten fünf
Damen und Herren durften vor
grossem Publikum in der Schwin­
gerpause auf Platz eins ihre Sport­
art präsentieren. Bei den Damen
gewann die 27­jährige Ramona
Jud aus Vorderthal mit 4,96 Me­
tern vor Franziska Schatt, Rieden,
und bei den Herren mit dem
45­Kilo­Stein gewann Martin
Laimbacher, Galgenen, mit 4,28
Metern.
Höchster St. Galler zu Gast
Am Apéro der Ehrengäste, Spon­
soren und Inserenten sind auch
Michael Trost
Politiker gern gesehene Gäste. Bei
dieser Gelegenheit mischte sich
auch der höchste St. Galler, Kan­
tonsratspräsident Markus Straub,
unter die Leute. Er zeigte sich fas­
ziniert vom Schwingen, die Kraft
und Technik vereint. «Ich liebe
diese Szene, die nie abhebt und
sich sehr volksnah präsentiert»,
freute sich der hohe Gast aus dem
Rheintal.
Unter den vielen Zuschauern –
es kamen gestern rund 3400 zum
70 Prozent bekommen den Job
BerN In den ersten drei
Jahren seit dem Bestehen der
Arbeitsversuche konnten im
Kanton Bern 1132 IV-Versicherte einen Versuch starten.
Unterdessen zieht die
Invalidenversicherung eine
positive Bilanz.
Die Invalidenversicherung lässt
nichts unversucht, IV­Bezüger
und andere gesundheitlich ange­
schlagene Personen in das Be­
rufsleben zu integrieren. Dazu
stehen ihr verschiedene Instru­
mente zur Verfügung. Eines da­
von ist der sogenannte Arbeits­
versuch.
Erst einmal testen,
dann einstellen
So kann ein Arbeitgeber ohne fi­
nanzielle Folgen eine versicher­
ten Person testen, ehe er sie unter
Vertrag nimmt. Während dieser
Zeit erhält die versicherte Person
ein Taggeld und der Arbeitgeber
gratis und franko eine Arbeits­
kraft.
Die Arbeitsversuche seien
«eine gute Sache», findet Dieter
Widmer, der Direktor der IV­Stel­
le Bern. So hätten in den Jahren
2012 bis 2014 insgesamt 1132 Per­
sonen einen solchen Versuch ge­
startet. In über 70 Prozent der
Fälle sei es laut seiner Schätzung
so zu einem Arbeitsvertrag ge­
kommen. cch
Seite 15
Schwingfest – fieberte auch San­
dra Schwander mit. Freund Da­
niel Bösch gehört jeweils zu den
«Bösesten» auf den Schwingplät­
zen. «Dani und ich sind heute ge­
nau ein Jahr lang ein Paar», gab
die sympathische Blondine preis.
Mit dem Festsieg und dem Ge­
winn von 2500 Franken kann
Bösch seiner Sandra dieses kleine
Jubiläum versüssen.
Franz Steiner
Seite 3
Mutter aller
Schlachten
WaShiNgtoN/Bagdad Als
irakische Soldaten im Morgen­
grauen des 2. August 1990 nach
einem Ölstreit das kleine Emirat
Kuwait überfielen, ahnte nie­
mand, dass sich hier eines der
grossen Dramen in Nahost an­
bahnte. Dem zweiten Golfkrieg
1990/91 sollte ein weiterer im Jahr
2003 folgen – mit weitreichenden
Auswirkungen, die zum Aufstieg
des IS führten. sda
Seite 17
Mehr Region.
zsz.ch
Abo-Service: 0848 805 521, [email protected]
Inserate: 044 515 44 66, [email protected]
Redaktion: 055 220 42 42, [email protected]
Dass er als Newsjunkie bei
der Sonntagmorgen­Sendung
«Sternstunde
Philosophie»
unter Entzug leiden wird, glaubt
der in Meilen wohnende Fern­
sehmann Stephan Klapproth
nicht. Zwar würden die 57 Minu­
ten nicht live gesendet, einen
Adrenalinkick erlebe er aber
auch hier allemal.
Im Interview verrät er, dass er
gerne einmal den ehemaligen
griechischen Finanzminster Ya­
nis Varoufakis in der Sendung
begrüssen würde. Nicht weil er
ein Fan von ihm sei – Klapproth
bezeichnet ihn politisch als
Wildheuer. Doch findet er, Va­
roufakis komme in seinen bei­
den Büchern über die Finanz­
krise und die Weltwirtschaft der
Wahrheit recht nahe. Die Dis­
kussion würde Klapproth unter
den Titel «Die Rettungslüge»
stellen. Sein Traum wäre, dazu
auch gleich Varoufakis’ deut­
schen Amtskollegen Wolfgang
Schäuble in die Sendung ein­
zuladen, zu einem Streit­
gespräch «unter einem radikal
neutralen Moderator aus der
Schweiz». red
Seite 14
Belebung
ist notwendig
Zürich In der Stadt Zürich wer­
den Wohnquartiere in einem
Ausmass neu gebaut wie schon
seit Jahrzehnten nicht mehr.
Freilager, Leutschenbach oder
Glattpark heissen die neuen Zu­
hause für Tausende neuer Stadt­
zürcherinnen und Stadtzürcher.
Damit die Quartiere nicht zu
Schlafstädten werden, braucht es
Belebung, erklärt Städtebau­Ex­
perte Peter Jenni im Inter­
view. red
Seite 11
WetteR
Heute 16°/30°
Sonnig.
Wetter Seite 19
Region
Zürichsee-Zeitung Obersee
Montag, 3. August 2015
3
Daniel Bösch ist zum zweiten Mal
Sieger auf dem Ricken
Ricken Favorit Daniel Bösch
gewann den Rickenschwinget
gestern im Schlussgang gegen
den 17-jährigen Thurgauer
Samuel Giger mit Kurz. Um
die Entscheidung herbeizuführen, brauchte er lediglich
2:03 Minuten.
Schon nach zwei Minuten durfte
sich Daniel Bösch über seinen
zweiten Sieg nach 2010 auf dem
Ricken freuen: «Hier oben
schwinge ich einfach gerne, es ist
immer ein tolles Fest», meinte der
nun wieder in Zuzwil wohnende
Sennenschwinger. Dabei war sein
Triumph nicht ganz selbstverständlich: «Gegen Sämi habe ich
vor 14 Tagen gestellt und weiss,
dass er in der Lage ist, auch mich
aus den Angeln zu heben! Deshalb
gab es nur ein Rezept: In engen
Griffen auf Sieg zu schwingen»,
sagte der strahlende Sieger zu seiner Taktik. Dabei dürfte er wohl
auch an den dritten Durchgang
gedacht haben, als Giger mit
einem Bilderbuch-Kurz Schwingerkönig Nöldi Forrer, Stein, platt
ins Sägemehl beförderte.
Im eigentlichen Schlüsselgang
nach dem Mittagessen bodigte
Bösch den Thurgauer Eidgenossen Stefan Burkhalter, nachdem
er im Anschwingen schon Bruno
Nötzli, Pfäffikon, bezwang und
einzig gegen Domenic Schneider
ein Unentschieden hinnehmen
musste. Giger seinerseits musste
gegen den Schwyzer Alex Schuler
stellen, gewann aber gegen alle
anderen Gegner, unter anderen
auch gegen NordostschweizerSchwingfest-Sieger Michael Rhyner mit seinem hohen Kurzzug,
und avancierte damit zum Publikumsliebling.
Pech für Nöldi Forrer
Der achtfache Rickensieger Nöldi
Forrer hatte insofern etwas Pech,
als dass er den Schlussgang und
den Tagessieg nur um einen Viertelpunkt verpasste. Alle fünf Eidgenossen klassierten sich in der
Spitzengruppe. Oldie Stefan
Burkhalter, Homburg, verlor
nebst Bösch nur mit Andi Büsser,
Flawil, durch einen Gestellten
Punkte, holte sich zum Teil mit
spektakulären Würfen vier Zehner. Büsser seinerseits musste zuletzt dem schwingkundigen Alex
Schuler ein Remis zugestehen.
Turner Bruno Nötzli, Pfäffikon,
zeigte aufsteigende Form und begeisterte das Publikum mit seinen
Daniel Bösch gewann den Schlussgang des Rickenschwinget gegen Samuel Giger. Der Gewinner im Steinstossen heisst Martin Leimbacher (Bild links).
schönen Kurz- und Hüftschwüngen.
Bester der 36 angetretenen
Rapperswiler wurde in Abwesen-
heit von Martin Glaus und Simon
Kid Turner Roman Rüegg mit vier
Geputzten, zuletzt gegen Kranzer
Rico Baumann, Flawil. Einen tol-
len Wettkampf zeigte Tobias Riget aus Schänis, der nur gerade
gegen Eidgenosse Andi Büsser
verlor und mit Bruno Nötzli stell-
te, alles andere aber souverän
schulterte. Ebenfalls vier Siege
verzeichnete der 20-jährige
Ammler Pirmin Gmür sowie Do-
Bilder Michael Trost
minic Oertig aus Uznach, zuletzt
mit einem saftigen Übersprung
gegen TV-Kranzer Remo Meier,
Altstätten.
Willi Giger
Streit um Software-Beschaffung geht weiter
RappeRswil-Jona Das
St. Galler Verwaltungsgericht
hebt die superprovisorische
Verfügung gegen RapperswilJona und drei andere
Gemeinden auf. Verträge
dürfen dennoch keine
abgeschlossen werden.
Die Gemeinden St. Gallen, Rapperswil-Jona, Wil und Wittenbach dürfen das Verfahren zur Beschaffung der Software für das
neue St. Galler Rechnungsmodell
weiterführen. Das Verwaltungsgericht hat das angeordnete
superprovisorische Verbot wieder aufgehoben. Der Abschluss
von Verträgen bleibt aber bis zu
einem anderslautenden Gerichtsentscheid untersagt.
Die vier Gemeinden nehmen
den Entscheid des Verwaltungsgerichts mit Genugtuung zur
Kenntnis, wie sie in einer gemeinsamen Mitteilung schreiben. Der
eingeschlagene Weg für die Beschaffung der Software zur Umsetzung des neuen Rechnungsmodells der St. Galler Gemeinden
dürfe somit als zulässig erachtet
werden. Der Entscheid bestätige
auch, dass die Gemeinden nicht
unter Umgehung des Beschaffungsrechts gehandelt haben,
heisst es. Aufgrund des laufenden
Verfahrens prüfen die vier Gemeinden zurzeit das weitere Vorgehen und wollen keine detaillierteren Auskünfte erteilen.
Der Rechtsanwalt der vier Gemeinden betont auf Anfrage der
«Zürichsee-Zeitung» jedoch, keine der Gemeinden habe zum jetzigen Zeitpunkt mit dem VRSG
einen Vertrag für Software zum
neuen Rechnungslegungsmodell
abgeschlossen. Dazu müssten
zuerst die entsprechenden Zuschlagsverfügungen ergehen. Gegen diese Zuschlagsverfügungen
hätten allfällige Mitbewerber die
Möglichkeit, die Rechtmässigkeit
der Vergaben in einem Rechtsmittelverfahren zu überprüfen.
Erst wenn innert Frist kein
Rechtsmittel ergriffen werde
oder – falls eine solche eingehe –
die Vergabe vom Verwaltungsgericht rechtskräftig bestätigt würde, könne ein Vertragsabschluss
vorgenommen werden.
Verfügung ist kein Freipass
Die Wittenbacher Softwarefirma
Abacus, welche gegen die Gemeinden Rapperswil-Jona, Wil,
St. Gallen und Wittenbach geklagt
hatte, begrüsst laut einer Mitteilung den Entscheid des Verwaltungsgerichts, dass dieses die Frage des Wettbewerbs bei öffentlichen Beschaffungen nun umfassend klären will. Laut Abacus
hätten die Gemeinden in ihren
Vernehmlassungen zum Rechtsverfahren anerkannt, dass sie
dem öffentlichen Beschaffungs-
recht unterstehen und ausschreibungspflichtig sind. In der Vergangenheit seien die Beschaffungen dieser Gemeinden in den
Bereichen Einwohnerkontrolle,
Finanzbuchhaltung und Lohn
stets freihändig und ohne Veröffentlichung erfolgt. «Die Gemeinden St. Gallen, Rapperswil-Jona,
Wil und Wittenbach haben sich
unter dem Eindruck der laufenden Beschwerdeverfahren nun
bereit erklärt, künftig Vergabeverfahren durchzuführen und Zuschläge korrekt zu veröffentlichen», schreibt Abacus. Dadurch
werde nicht nur Transparenz geschaffen, sondern interessierten
Anbietern die Möglichkeit gegeben, die Wahl des falschen Verfahrens – freihändige Vergabe
statt öffentliche Ausschreibung –
und ungerechtfertigte Zuschläge
gerichtlich anzufechten.
Im vorliegenden Fall der Beschaffung von Software zur Um-
setzung des Rechnungslegungsmodells stellten sich die vier Gemeinden laut Abacus auf den
Standpunkt, dass sie diese Software nicht öffentlich ausschreiben, sondern «ausnahmsweise
freihändig» bei der VRSG beschaffen könnten. Weiter bestätigen sie laut der Softwarefirma,
dass sie die Zuschläge in Vergabeverfahren im kantonalen Amtsblatt und auf der Internetseite
simap.ch zu veröffentlichen haben. Die Aussagen von Abacus in
der Medienmitteilung decken
sich mit der Verfügung des
Verwaltungsgerichts, welche der
«Zürichsee-Zeitung» vorliegt.
Beschaffungsrecht umgangen
Für das Software-Unternehmen
zeigt diese Strategie der ausnahmsweise freihändigen Vergabe, dass das öffentliche Beschaffungsrecht weiterhin systematisch umgangen wird. Dieses Vor-
gehen stehe auch im Widerspruch
zur Empfehlung der Weko, wonach die Aktionäre der VRSG öffentlich ausschreiben müssen.
Das neue St. Galler Rechnungslegungsmodell sieht vor, bereits
2017 das Budget für 2018 nach
den neuen Regeln aufzustellen.
Dafür benötigen die St. Galler Gemeinden eine neue Software. Der
Vorwurf von Abacus: Die vier Gemeinden beziehen, wie viele andere Gemeinden im Kanton, ihre
Softwarelösungen vom Verwaltungsrechenzentrum St. Gallen
(VRSG), ohne die Aufträge auszuschreiben. Damit schliesse die
öffentliche Hand «erfolgreiche
Schweizer Unternehmen vom
Wettbewerb» aus. Für Abacus besonders stossend: Das VRSG gehört der öffentlichen Hand. Aktionäre sind einzig Gemeinden
und Kantone, besonders aus der
Ostschweiz.
Conradin Knabenhans