Start-up sagt Bürokratie den Kampf an

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Samstag, 20. Juni 2015
Neue Aufträge und
verkleinerte Führung
Deggendorf. (ta) Das finnische
Gebäudetechnikunternehmen Caverion ist an der Modernisierung
des größten Einkaufszentrums Berlins und am Neubau eines Forschungsgebäudes nahe München
beteiligt. Caverion hat unter anderem einen Standort in Deggendorf.
Im Berliner Stadtteil Neukölln ist
Caverion für die technische Ausrüstung einer neuen, rund 7000 Quadratmeter großen Einkaufsfläche in
den mehr als 85000 Quadratmeter
umfassenden
Gropius-Passagen
verantwortlich. In Taufkirchen bei
München rüstet die Firma nach eigenen Angaben das neue Forschungsgebäude des Luftfahrtunternehmens Airbus mit der nötigen
Technik aus. Beide Projekte sollen
im Oktober abgeschlossen werden
und haben zusammen ein Auftragsvolumen von rund sieben Millionen
Euro.
Außer den Aufträgen hat Caverion aber auch die Verkleinerung der
Geschäftsführung von Caverion
Deutschland bekannt gegeben. Die
Anzahl der Mitglieder wurde von
vier auf zwei reduziert. Der Geschäftsführung gehören künftig
Werner Kühn als Vorstandsvorsitzender und Albert Vonnahme, verantwortlich für alle kaufmännischen Aufgaben, an. Frank Zulauf,
bisher Geschäftsführer Vertrieb,
wird ab sofort die Regionalleitung
Nord-Ost übernehmen und zusätzlich die Niederlassung Hamburg
führen. Johann König, bislang Geschäftsführer Technik, verantwortet
die Region Süd sowie den Auf- und
Ausbau der Facility-Service-Einheit. Sowohl Frank Zulauf als auch
Johann König werden weiterhin in
der erweiterten Geschäftsleitung
vertreten sein und dort Einfluss auf
strategische
Unternehmensentscheidungen nehmen, teilte Caverion mit. Mit diesem Schritt will sich
das Unternehmen noch stärker auf
die Bedürfnisse des Marktes fokussieren.
■ Namen und Nachrichten
OLIVER LÜCKE (48) übernimmt beim
Staplerhersteller Jungheinrich, der
auch in Moosburg (Kreis Freising)
produziert, zum 1. Juli 2015 das
Vorstandsressort
Technik
von
Klaus-Dieter Rosenbach (56). Rosenbach zeichne ab diesem Zeitpunkt für das neu geschaffene Vorstandsressort Logistiksysteme verantwortlich, wie das Unternehmen
mitteilte. Das Ressort umfasse die
gesamte Sparte Logistiksysteme, in
der der Konzern kräftig wachsen
will. Lücke ist bislang Leiter der
Werke Norderstedt und Lüneburg.
■
WIRTSCHAFT IN DER REGION
Start-up sagt Bürokratie den Kampf an
Devatax aus Passau: Ausgetüftelte Software für Steuerberater und kleine Unternehmen
Pa s s a u . (mam) Er kostet Zeit,
Kraft und Nerven: Der Kampf gegen das „Monster“ Bürokratie. Fast
alle Unternehmen können davon ein
Lied singen. Mittel und Wege, die
bürokratischen Hürden zu entschlacken, werden dankbar angenommen. Ein Passauer Start-upUnternehmen verspricht genau das:
Zeitersparnis dank Bürokratieabbau. Das Angebot richtet sich dabei
speziell an Steuerberater und kleine
Unternehmen sowie deren Mitarbeiter.
„Erteilen Sie der Bürokratie eine
Absage!“ Mit diesem Slogan wirbt
das neue Unternehmen namens Devatax UG. Die drei Unternehmensgründer Simon Niechzial, Thomas
Späth und Peter Schmid, die beiden
Letzteren stammen aus dem Landkreis Straubing-Bogen und kennen
sich bereits seit ihrer Schulzeit am
Veit-Höser-Gymnasium in Bogen,
haben es sich zum Ziel gesetzt, auch
kleine Unternehmen vom digitalen
Wandel profitieren zu lassen. Gelingen soll das mit dem Produkt
„com.pass“, mit dessen Hilfe die
Routinegeschäftsprozesse zwischen
Steuerberatern und kleinen Unternehmen wesentlich vereinfacht
werden sollen.
„Uns ist in der betrieblichen Praxis aufgefallen, dass es sehr viele
bürokratische Prozesse zwischen
Steuerberatern und Mandanten
gibt. Bürokratie ist aber nicht konstruktiv. Bürokratie kostet nur
Zeit“, erklärt Thomas Späth, der als
Steuerberater die Geschäftsprozesse in der Zusammenarbeit mit kleinen Unternehmen gut kennt. Gemeinsam mit Peter Schmid, dem jetzigen Geschäftsführer von Devatax,
entwickelte er die ersten Ideenskizzen. „Wir haben zunächst analysiert, wie die Prozesse in einer
Kanzlei und beim Mandanten ablaufen. Dabei ist uns aufgefallen,
dass es zwar viele neue Möglichkeiten gibt, die allerdings nur die alten
Prozesse abbilden. Sie digitalisieren
also nur und bringen keine wirkliche Zeitersparnis mit sich“, so
Späth.
Ticketsystem als Herzstück
Aus dieser Feststellung heraus sei
die Vision entstanden, den bürokratischen Aufwand durch Automatisierungsprozesse zu verringern.
Späth und Schmid holten sich den
Softwareentwickler Simon Niechzial mit ins Boot, der bereits bei ande-
Die beiden Gründer Thomas Späth (vorne) und Dr. Peter Schmid sind überzeugt, mit „com.pass“ das Leben von Steuerberatern und kleinen Unternehmen leichter zu machen.
(Foto: mam)
ren Passauer Start-ups mitgearbeitet hat. Gemeinsam wurde die Software „com.pass“ entwickelt. „Der
Namensbestandteil „com“ leitet
sich vom englischen „common“ ab
und symbolisiert, dass Steuerberater und Unternehmen über ein Ticketsystem und einen gemeinsamen
Datenraum zusammenarbeiten. Zudem steht „com“ für die Kommunikation zwischen Steuerberater und
Unternehmer“, erklärt Schmid. Der
Namensbestandteil „pass“ leite sich
vom englischen Verb „to pass“ und
vom Gebirgspass ab. „pass“ stehe
für die Zeitersparnis bei bürokratischen Tätigkeiten und den gemeinsamen Erfolg. Zudem symbolisiere
„pass“ auch Passau, den Geschäftsort von Devatax, so Schmid weiter.
Das Herzstück von „com.pass“ ist
das sogenannte Ticketsystem. Für
alle Routinegeschäftsprozesse zwischen dem Steuerberater und dem
kleinen Unternehmen sieht dieses
System Tickets vor, die Informationen dort abholen, wo sie auch wirklich vorhanden sind. „Bisher sind
die Routineprozesse oft von einem
ständigen Hin und Her geprägt.
Formulare müssen ausgefüllt werden, nicht selten mit Informationen,
die man gar nicht hat. Und zu allem
Überfluss wird häufig das Gleiche
mehrfach erfasst und ausgewertet.
Für verschiedene Vorgänge und sogar auch noch innerhalb eines Vor-
gangs. Das kostet Zeit. ,com.pass‘
dagegen stellt jedem gleich die richtigen Fragen“, betont Späth.
Mit einem Klick
Auch die Auswertung erfolge
maßgeschneidert für alle Beteiligten. „Alle erhalten auf sie abgestimmte Vorlagen, Arbeitspapiere
und Schnittstellen. Die Weiterverarbeitung in der EDV aller Beteiligten funktioniert einfach mit einem
Klick“, sagt Späth.
Am Beispiel der Anmeldung eines
Minijobs – bisher ist eine solche Anmeldung mit hohem bürokratischen
Aufwand verbunden – würde die
Auswertung folgendermaßen aussehen: Der Steuerberater erhält ein
Arbeitspapier und eine Datei für
den Export in die Lohnbuchhaltung. Der Unternehmer bekommt
einen maßgeschneiderten Musterarbeitsvertrag, der Minijobber gegebenenfalls einen vorausgefüllten
Antrag zur Befreiung von der Rentenversicherung.
Was in der Theorie etwas kompliziert klingt, soll in der Praxis „kinderleicht zu bedienen sein“, verspricht das Gründerteam. Derzeit
können ausgewählte Steuerberater
und kleine Unternehmen sowie deren Mitarbeiter mithilfe erster Prototypen testen, ob dieses Versprechen stimmt. Im kommenden Sep-
tember soll es eine Beta-Version geben,
der
Markteintritt
von
„com.pass“ ist für Januar 2016 geplant. Das Start-up-Unternehmen
soll außerdem stetig weiterwachsen.
„Derzeit haben wir in Vollzeitkräfte
umgerechnet und einschließlich des
Gründerteams fünf Mitarbeiter. Bis
Ende des Jahres wollen wir drei
weitere Vollzeitkräfte dazugewinnen. Bis Ende 2016 sollen es schon
16 Mitarbeiter in Vollzeit sein“, verrät Schmid. Und auch der Kundenkreis
soll
größer
werden.
„com.pass“ wird zwar vorerst nur
Steuerberatern und ihren Mandanten dienen, soll später aber beispielsweise auch Rechtsanwälten,
Beratern, Ingenieuren oder Architekten und deren Kunden zur Verfügung stehen.
Diese Zukunftspläne beweisen:
Das Gründerteam des Start-up-Unternehmens brennt für die Idee, mit
der Software der Bürokratie den
Kampf anzusagen. „Natürlich ist es
ein großer Schritt und ein Risiko,
ein Unternehmen aus der Taufe zu
heben. Aber wir sind von unserer
Idee absolut überzeugt. Deshalb ist
es das Risiko auch wert“, so Späth.
Das Start-up ist seit November 2013
„EXIST“-Projekt an der Universität Passau. Das „EXIST“-Gründerstipendium ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Energie.
■
Tipps und Termine
Firmen und soziale Netzwerke
Tipps und Termine
Professor Christian Zich, Marketingexperte an der Technischen
Hochschule Deggendorf, informiert
am Donnerstag, 25. Juni, Unternehmer über Herausforderungen und
Erfolgsfaktoren in sozialen Netzwerken. „Viel mitnehmen und morgen gleich umsetzen“ lautet das
Motto der Veranstaltung. Von 19 bis
21 Uhr gibt Zich praxisorientierte
Tipps und beantwortet die wichtigsten Fragen, die Marketingprofis
tagtäglich in der Arbeit mit Facebook und Co. bewegen. Weitere Informationen und Anmeldung telefonisch unter 0851/507242.
Symposium erneuerbare Energien
Am 6. und 7. Juli findet jeweils ab
10 Uhr im Hotel Asam in Straubing
ein Symposium zum Thema „Erneuerbare Rohstoffe und Energie sicher
und effizient“ statt. Veranstalter ist
die bayerische Koordinierungsstelle
für nachwachsende Rohstoffe Carmen mit Sitz in Straubing. Sowohl
Chancen und Strategien der zukünftigen Energieversorgung als
auch Konzepte zu deren Umsetzung
werden thematisiert. Welche Herausforderungen es geben wird und
wie Rohstoffe und Energie sicher
und effizient eingesetzt werden
können, wird in den Fachblöcken
behandelt. Am Montagabend findet
zudem ab 18.30 Uhr im Historischen Rathaussaal der Stadt Straubing ein Empfang mit Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner statt.
Die Ministerin wird einen Festvortrag halten und zwei Preise überreichen: den Förderpreis „Nachwachsende Rohstoffe“ und den „ErnstPelz-Preis“. Eine Anmeldung zum
kostenpflichtigen Symposium ist
noch bis Montag, 29. Juni, unter
www.carmen-ev.de möglich. Dort
finden sich auch weitere Informationen zum Programm.
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„Best Business Award“
Weniger Güterumschlag auf der Donau
Der Güterumschlag der bayerischen Binnenschifffahrt ist im ersten Quartal 2015 gesunken. Wie das
Landesamt für Statistik mitteilt,
lag der Umschlag bei 1,81 Millionen
Tonnen und damit 10,5 Prozent unter dem Stand des Vorjahreszeitraums. Im Maingebiet wurden 0,98
Millionen Tonnen verladen (minus
5,6 Prozent) und im Donaugebiet
0,83 Millionen Tonnen (minus 15,6
Prozent). Transportiert wurden zu
Wasser hauptsächlich land- und
forstwirtschaftliche Erzeugnisse sowie chemische Erzeugnisse. Rund
1,1 Millionen Tonnen wurden eingeladen und knapp 0,7 Millionen Tonnen Güter ausgeladen. Insgesamt
meldeten sich 1950 Schiffe mit Umschlaggütern an und ab, davon befuhren mit 54 Prozent mehr als die
Hälfte der Schiffe (1053) die Donau.
Der Hafen in Straubing verzeichnete von Januar bis März entgegen
dem Trend einen Zuwachs von 41
Prozent. Deggendorf legte um 32
Prozent zu. Dahingegen nahm der
Umschlag in Regensburg (Bild) um
34 Prozent ab. In Passau wurde sogar um 42 Prozent weniger umgeschlagen. Die umschlagstärksten
Häfen an der Donau waren in den
ersten drei Monaten Regensburg
mit insgesamt 381000 Tonnen und
Straubing-Sand mit 189000 Tonnen.
(Foto: Bayernhafen)
Die Einreichungsfrist für die
Teilnahme am diesjährigen „Best
Business Award“ für nachhaltige
Unternehmensführung läuft noch
bis zum Freitag, 3. Juli. Das teilte
der Ausrichter des Wettbewerbs,
das BBA-Forum, mit. Teilnehmen
können alle Firmen, die den Hauptsitz oder eine Betriebsstätte in der
Europaregion Donau-Moldau haben. Der Preis wird in folgenden
Kategorien vergeben: Unternehmen
bis 30 Mitarbeiter, von 31 bis 100
Mitarbeiter sowie ab 100 Mitarbeiter. Weitere Informationen unter
www.bbaforum.net.