PR ESSESPIEG EL am 17.06.2015 KOLBHALLE IN KÖLN-EHRENFELD Studenten statt Künstler - Kölner Kolbhalle soll umgebaut werden Die Botschaft von Kolb-Künstler Marcus Krips im linken Wandbild scheint einen gewissen Ehrenfeld-Bezug zu haben. Foto: Rösgen Die Nachbarn der Halle fühlen sich vor allem durch den Betrieb auf dem Gelände gestört. Der Investor möchte auf dem Areal Wohnungen, unter anderem für Studenten, bauen. Wer auf jeden Fall weichen soll, sind die Künstler. Von Heribert Rösgen Ehrenfeld. Kulturelle Bereicherung oder störendes Element im Stadtviertel? Die seit mehr als 25 Jahren existierende Künstlerkolonie auf dem Kolb-Gelände an der Helmholtzstraße ist umstritten. Mehrere Anwohner der Helmholtz- und der Leyendeckerstraße haben mit großer Besorgnis reagiert, als der „Kölner Stadt-Anzeiger“ über Pläne berichtete, die Künstlerkolonie wegen eines Bauprojektes innerhalb des Areals umzusiedeln. „Damit wird das Problem auf unsere Kosten gelöst“, sagt ein Anwohner, der anonym bleiben möchte. Er habe nichts gegen die Künstler, betont er. Was ihn störe, seien die häufigen Veranstaltungen auf dem Gelände. Die seien mit Lärm und Schmutz verbunden. Von anderen Nachbarn wisse er, dass sie sich vom morgendlichen Krähen eines Hahns belästigt fühlten. „Das ist doch ein rechtsfreier Raum und der soll nun noch näher an die Wohnhäuser heranrücken“, empört sich der Anwohner. Meinung der Anwohner vortragen Mit mehreren Nachbarn will er mehr über die Umsiedlungspläne erfahren und dabei auch die Sichtweise der Anwohner vortragen. Über rechtliche Schritte, mit denen die Pläne durchkreuzt werden können, wird aber auch schon nachgedacht. Kommende Woche soll es ein Gespräch geben zwischen dem Investor, Bürgern und Bezirkspolitikern. Zu letzteren gehört Petra Bossinger, Fraktionsvorsitzende der SPD. Sie hofft, die Anwohner für die angedachte Lösung gewinnen zu können. Vieles, was momentan an Gerüchten in Umlauf sei, stimme nicht. Außerdem sei noch gar nichts unterzeichnet geschweige denn politisch beschlossen. So viel verrät sie allerdings: Mit dem künftigen Konzept solle die Kolbhalle weg von dem Partybetrieb und hin zu einer Ateliergemeinschaft entwickelt werden. Petra Bossinger macht keinen Hehl daraus, dass es ihr Ziel ist, die Kolb-Künstlergemeinschaft in Ehrenfeld zu halten. Sie solle nicht auf ähnliche Weise aus dem Stadtteil vertrieben werden, wie es einst mit dem Kulturbetrieb „Bel Air“ an der Kohlenstraße geschah. Mit seinem ungewöhnlichen Ambiente und Programm war es der Kolbhalle durchaus ähnlich. Keine Chance mit juristischen Mitteln „Kommunikation – und zwar möglichst frühzeitig – ist der beste Weg“, sagt Thomas Tewes, Geschäftsführer des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins. Er sieht wenig Chancen, die Umsiedlung der Künstlerkolonie innerhalb des Kolbgeländes mit juristischen Mitteln zu verhindern. „Klagen kann man eigentlich nur, wenn tatsächlich Lärmrichtwerte überschritten werden, die für Wohn- oder für Mischgebiete gelten“, sagt Tewes. Insofern seien die Eigentümer gut beraten, Vorsorge zu treffen, dass es nicht zu einer erhöhten Lärmemission kommt, wenn die Künstlerkolonie tatsächlich näher an die Nachbarhäuser verlagert würde. Bislang ist lediglich bekannt, dass die Eigentümerin des Grundstücks, die Landesgesellschaft NRW.urban, mit einem Investor über den Verkauf verhandelt. Dieser müsste das Areal zu einem Preis erwerben, der dem gutachterlich festgestellten Grundstückwert entspricht. „Wir sind per Gesetz dazu verpflichtet, das Grundstück nicht unter Wert zu verkaufen“, erklärte ein Sprecher der NRW.urban. Noch nutzen die Künstler mit ihren Zirkuswagen das Areal jenseits der Mauer. Foto: Rösgen Neue Wohnungen für Studenten Auf dem Areal, das zurzeit noch von der Künstlergruppe besetzt ist, will der Investor Wohnungen für Studenten errichten. Teil des Plans ist offenbar, den Künstlern einen Teil des Grundstücks samt einer derzeit leerstehenden Halle zu überlassen. Ob es überhaupt dazu kommt und wann das sein wird, ist unklar. Fest steht allerdings, dass ein Bebauungsplanverfahren mit Beteiligung der Bürger sowie umfangreiche Umbauten der jetzt leerstehenden Halle erforderlich wären. Die Vorgängergesellschaft der NRW.urban, die Landesentwicklungsgesellschaft LEG, hatte vor 30 Jahren das damals nicht mehr genutzte Industrieareal der Kolb-Maschinenfabrik zu beiden Seiten der Helmholtzstraße gekauft. Ziel war, die Brachflächen mit den Produktionshallen und Bürogebäuden Schritt für Schritt als Bauland zu vermarkten. Auf diese Weise entstanden Wohn- und Geschäftshäuser in neu errichteten Gebäuden oder umgebauten früheren Industriebauten mit teilweise reizvollen architektonischen Lösungen. Das Künstlerkollektiv, um das es heute Konflikte gibt, zog 1989 in eine der Hallen. Sie wurde eigens dafür hergerichtet, damit dort Wohnen und Arbeiten möglich sind. Die Gruppe hatte zuvor mehrere Monate lang ein ehemaliges Fabrikgelände an der Marienstraße mit Wohnwagen und ausrangierten Zirkuswagen besetzt. Die damalige LEG und die Stadt Köln schlossen einen auf zehn Jahre befristeten Mietvertrag. Die Stadt ihrerseits vermietete an die Künstlergruppe. Keine Mietzahlungen Seit dem Auslaufen des Mietvertrags 1999 weigert sich die Gruppe jedoch, aus der Kolbhalle auszuziehen. Die Stadt steht seitdem in der Pflicht, das Gelände und die Halle geräumt an die LEG, beziehungsweise jetzt die NRW.urban zurück zu geben. Mit den Künstlern wurden mehrere Rechtsstreitigkeiten ausgetragen wegen Baumängeln. Laut städtischen Angaben bleiben seit 2006 Mietzahlungen der Künstler an die Stadt aus. Die Ausgaben der Stadt an die NRW.urban betragen mittlerweile mehr als eine Million Euro. Dagegen erzielen die Künstler ihrerseits Einnahmen durch Veranstaltungen oder Weitervermietungen, hauptsächlich an Wochenenden. Einmal pro Woche findet zudem eine Essenausgabe der Kölner Tafel statt. Quelle: www.ksta.de/ehrenfeld/kolbhalle-in-koeln-ehrenfeld-studenten-statt-kuenstler---koelner-kolbhalle-soll-umgebautwerden,15187506,30972966,item,1.html
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