Arbeitsangebotswirkungen des Ehegattensplittings Malte Chirvi, M.Sc. (seit Januar 2015 Doktorand bei Prof. Dr. Ralf Maiterth) Institut für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre Humboldt-Universität zu Berlin Einleitung und Motivation Beispielrechnung: kinderloses Paar (ohne KiSt) Kritikpunkte am Ehegattensplitting sind z. B. • Förderung der Ehe, nicht aber der Familie (↯ Art. 6 GG ?) • Hauptverdiener: Bruttojahreslohn i. H. v. 104.000,- € (13 x 8.000,- €) • negative Erwerbsanreize für den Zweitverdiener • Zweitverdiener: optional Bruttojahreslohn i. H. v. 13.000,- € (13 x 1.000,- €) ohne Ehegattensplitting: + 10.104,- € netto (ca. 78 % vom Brutto) ⇒ daher im Status Quo Diskriminierung von (verheirateten) Frauen (↯ Art. 3 GG ?) mit Ehegattensplitting: + 5.937,- € netto (ca. 46 % vom Brutto) Tatsächlich finden sämtliche empirische Studien zu Deutschland (bei einheitlichem Forschungsdesign) negative Arbeitsangebotswirkungen des Ehegattensplittings. Allerdings: Studien ermitteln nicht explizit kausale Effekte des Ehegattensplittings auf das Arbeitsangebot, sondern schätzen Verhaltensänderungen auf Basis von Korrelationen. Der Forschungsansatz die Wirkung des Ehegattensplittings einsetzt - mit einer möglichst identischen Gruppe von einzelveranlagten Frauen im selben Zeitraum, um sonstige externe Einflüsse auszuschließen. Idee: Vergleich von heiratenden Frauen und mit einem festen Partner zusammenlebenden Frauen. ⇒ Es wird eine Reduktion des Arbeitsangebotes nach der Heirat (in Jahr 8) deutlich. (s. obere Grafik) Wochenarbeitsangebot in Stunden Vergleich des Arbeitsangebotes von vom Ehegattensplitting betroffenen Frauen - bevor und nachdem 40 35 30 25 20 15 10 5 0 1 Allerdings: Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich der das Arbeitsangebot beeinflussenden Auch eine Regressionsanalyse zeigt keinen signifikant negativen Einfluss der Heirat (aktueller Stand). Und: Weitere Heiratseffekte (z. B. Versicherungseffekt, Arbeitsteilung) wirken in der Tendenz ebenfalls negativ auf das Arbeitsangebot des Zweitverdieners. 4 5 6 7 Frauen, die mit ihrem festen Partner zusammenleben Wochenarbeitsangebot in Stunden Eine allein durch die Heirat begründete Reduktion des Arbeitsangebotes scheint daher zweifelhaft. 3 8 9 10 11 12 13 Jahr Charakteristika. Häufig werden im Heiratszeitraum bspw. Kinder geboren. Betrachtet man nur noch Frauen ohne Nachwuchs, scheint der Effekt bereits fast zu verschwinden. (s. untere Grafik) 2 Frauen, die im Jahr 8 ihren Partner heiraten 40 35 30 25 20 15 10 5 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Jahr ⇒ Ergebnisse sprechen gegen einen signifikant negativen Effekt des Ehegattensplittings. Frauen, die mit ihrem festen Partner zusammenleben Doktorandenposterprogramm 2015 der Deutschen Steuerjuristischen Gesellschaft e.V. am 14./15. September 2015 Frauen, die im Jahr 8 ihren Partner heiraten
© Copyright 2024 ExpyDoc