Soufian Goudi Jean-Pierre Hecht Lucas Thieme

LANDTAGEIN
NORDRH •WESTFALEN
16. WAHLPERIODE
Soufian Goudi
Jean-Pierre Hecht
Lucas Thieme
Marcel Winkel
Chantal Schalla
STELLUNGNAHME
16/2960
Recklinghausen, 03.09.2015
A04
Stellungnahme des Kinder- und Jugendrats NRW zum Gesetzesentwurf Änderung des
Kinderbildungsgesetzes der PIRATEN Fraktion
Sehr geehrte Frau Gödecke, sehr geehrte Frau Voßeler, sehr geehrte Abgeordnete,
als Kinder- und Jugendrat NRW bedanken wir uns für die Möglichkeit zur Stellungnahme zur o.g.
Anhörung.
Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen unter den genannten Kontaktdaten zur Verfügung.
Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen und verbleiben bis dahin
Mit freundlichen Grüßen
Das Sprecherteam des Kinder- und Jugendrates NRW
Soufian Goudi
Jugendrat Wuppertal
Jean-Pierre Hecht
Lucas Thieme
Jugendrat Ratingen Jugendparlament
Hilden
Kinder- und Jugendrat NRW
c/o Landesjugendamt Westfalen
Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung in NRW
Warendorfer Str.
Telefon: 0251 591-
•
Münster
• Telefax: 0251 591-6822
E-Mail: [email protected]
www.kijurat-nrw.de
Marcel Winkel
Chantal Schalla
Jugendparlament Kinder- und Jugendparlament
Oberhausen
Recklinghausen
Partizipation ist in vielen Kindertageseinrichtungen in Deutschland bereits ein Thema. Doch nicht
nur die Praxis, sondern auch die Vorstellungen darüber, wie diese partizipative und pädagogische
Praxis aussehen sollte, gehen nach wie vor weit auseinander.
Sowohl die Erzieher/innen als aber auch die Eltern brauchen zudem Mut sowie ausreichend Wissen
über die Notwendigkeit und die Chancen der Partizipation von Kinder, um Teile ihrer Gestaltungs—
und Entscheidungsmacht an Kinder abzutreten.
Aber auch wenn die Bereitschaft, Kinder ernsthaft zu beteiligen, da ist, mangelt es oft noch am
methodischen Know-How, um den Kindern wirkliche (!) Entscheidungsmöglichkeiten anzubieten.
1. Die Herausforderung Kinder als gleichwertige Partner anzusehen
Je jünger Kinder sind, desto ferner scheint es zu liegen, sie als kompetente, gleichwertige Partner
mit eigenen Rechten anzuerkennen und sie an Entscheidungen, die sie und die Gemeinschaft
betreffen, zu beteiligen. Besonders im U3-Bereich überwiegt eher eine fürsorgliche Haltung.
Fachkräfte wie Eltern meinen zu wissen, was die Kinder brauchen, und meinen dafür sorgen zu
müssen, dass diese Kinder es auch bekommen. Außerdem fällt es vielen Erwachsenen angesichts
der noch verbalen Eingeschränktheit der Kinder schwer, mit ihnen in den Dialog und die Diskussion
zu finden.
Fachkräfte geraten hier also oft in einen Konflikt zwischen ihrer Aufgabe, sich fürsorglich um das
Kind zu kümmern, und dem Anspruch, ihm Autonomie und Selbstbestimmung zuzugestehen.
2. Herausforderung eines guten Konzeptes
Genau wie bei der Beteiligung älterer Kinder geht es auch im KiTa-Bereich darum, die Rechte der
Kinder zu klären, zu prüfen, wie ihre Interessen in gemeinsamen Entscheidungsprozessen vertreten
werden, angemessene Beteiligungsverfahren und respektvolle Interaktionen zu gestalten. Der
Schlüssel zu einem guten Partizipationsmodell für jede KiTa ist Weiterbildung der Fachkräfte. Wer
also bildungsorientiertere Betreuung wünscht, muss auch den Erzieher/innen die Möglichkeit
geben sich dahingehend zu bilden. Vor allen Dingen in dem neueren Themenbereich Partizipation
ist das Wissen dieser ausbaufähig.
3. Herausforderung: Grenzen der Partizipation
Die erste Grenze, die es zu überwinden gilt, damit Partizipation von Kindern gelingt, liegt im Kopf
der Erwachsenen, die Kindern eine kompetente Beteiligung vielleicht nicht zutrauen oder keine
Ideen haben, wie sie Beteiligungsprozesse anregen und gestalten können. Kinder können sich
beteiligen, wenn die Erwachsenen es zulassen und sie angemessen begleiten. Das bedeutet, dass
die zugemuteten Aufgaben zwar anstrengend sein können und Misserfolge beinhalten dürfen, doch
sollten die Aufgaben grundsätzlich von den Kindern bewerkstelligt werden können.
Hier gilt es Unterschiede zwischen den Altersklassen zu machen: Konzepte, die einem 6-jährigen die
Möglichkeit geben zu partizipieren, werden nicht bei einem 2-jährigen von Erfolg gekrönt sein und
andersherum.
4. Herausforderung: Überforderung von Erzieher/innen vermeiden
Kita-Plätze gibt es inzwischen genug. Aber zu welchem Preis? Erzieher/innen werden mies bezahlt
und müssen zu viele Kinder betreuen.
Unter den gegebenen Bedingungen kann man also nur sehr schwer etwas für die demokratische
Bildung der Kinder tun. Um den Beruf entsprechend aufzuwerten, müssten die Bezahlung
verbessert und die Kindergruppen verkleinert werden.
Denn wir sind der Meinung, bevor man noch mehr Forderungen an Erzieher/innen stellt, sollte man
erst einmal eine Situation schaffen, in welcher Erzieher optimal ihrem Beruf nachgehen können.