LANDTAG NORDRHEIN·WESTFALEN 16 WAHLPERIODE Soufian Goudi Jean-Pierre Hecht Lucas Thieme Chantal Schalla STELLUNGNAHME 16/3131 A04 Recklinghausen, 25.10.2015 Stellungnahme des Kinder- und Jugendrats NRW zum Antrag „Kindertagespflege ist keine Betreuung zweiter Klasse – Tagespflege den Kitas gleichstellen!“ der Fraktion der FDP Sehr geehrte Frau Gödecke, sehr geehrte Frau Voßeler, sehr geehrte Abgeordnete, als Kinder- und Jugendrat NRW bedanken wir uns für die Möglichkeit zur Stellungnahme zur o.g. Anhörung. Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen unter den genannten Kontaktdaten zur Verfügung. Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen und verbleiben bis dahin Mit freundlichen Grüßen Das Sprecherteam des Kinder- und Jugendrates NRW Soufian Goudi Jugendrat Wuppertal Jean-Pierre Hecht Jugendrat Ratingen Kinder- und Jugendrat NRW c/o Landesjugendamt Westfalen Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung in NRW Warendorfer Str. 5 • 48133 Münster Telefon: 0251 591-5 • Telefax: E-Mail: [email protected] www.kijurat-nrw.de 5 5 -6822 Lucas Thieme Jugendparlament Hilden Chantal Schalla Kinder- und Jugendparlament Recklinghausen Spätestens seit dem der Rechtsanspruch für U3 Kindergartenplätze im Raume steht ist allen klar, dass auch die Tagespflege ein wichtiger Teil der frühkindlichen Betreuung und Bildung ist. Ein Drittel aller Kinder bringt Nordrhein-Westfalen bei Tagesmüttern unter und eben deswegen versucht die Politik nun seit ein paar Jahren diese Berufgruppe (wieder) aufzuwerten, unserer Meinung nach eher mit mäßigem Erfolg. 1. Bezahlung Schockiert mussten wir feststellen, dass der Verdienst von Tagesmüttern extrem unzulänglich ist. Denn wer zwischen 2,11 und 4,07 Euro pro Kind und Stunde verdient und für die Betreuung der Kinder nicht selten die eigene Wohnung zur Verfügung stellt, findet sich schnell in einem prekären Arbeitsverhältnis wieder. Da aber nahezu alle Berufe in Pflege und Erziehung chronisch unterbezahlt sind und es bei den Tagesmüttern immer die Debatte über ausreichende Qualifizierung gibt, ist es unser Vorschlag mit Zulagen zu arbeiten. Wer sich weiterbildet oder gar schon Fachkraft ist (also z.B. staatlich anerkannte Erzieherin, bei den Tagesmüttern bereits ein Drittel) soll mehr Geld bekommen. Dies setzt Anreize sich auch immer weiter auszubilden, schließlich ist die Weiter- und Fortbildung im Bereich der kompletten Erziehung ein Thema was noch vorangetrieben werden muss, damit die Qualität, auf die Eltern selbst auch pochen, stimmt und den stets steigenden Anforderungen, die wir an die Erziehung haben gewachsen ist. 2. Sicherheit und Anerkennung In der Debatte zum Ausbau der U3 Betreuung wirkt die Tagespflege in der Öffentlichkeit ein wenig wie der Notnagel der Kommunen. In dem Moment, in dem der Ausbau der KiTa Plätze stockt, springen eben die Tagesmütter und Tagesväter ein. Auch im politischen Diskurs wird meist über die institutionalisierte Tagespflege gesprochen, dass aber die informelle Tagespflege vor allen Dingen im U3 Bereich eine Alternative bietet, die zu einigen Kindern auch besser passt, als die Betreuung in eine größeren Kindergartengruppe, wird einfach ausgeblendet. Da ist die Sorge der Tagespflege irgendwann auf der Strecke zu bleiben berechtigt. Schließlich sind die meist Selbständigen darauf angewiesen, dass sich jedes Jahr Eltern dazu entscheiden, ihre Kinder zu ihnen zu geben. Bei weiter massiv vorangetriebenem KiTa Ausbau und fehlender Aufwertung der Politik, wird es früher oder später also keine Nachfrage mehr geben. Da aber das Konzept der Tagespflege eine wichtige Bereicherung darstellt, ist dem mit angemessenen Maßnahmen entgegen zu steuern.
© Copyright 2024 ExpyDoc