Der neue Nationalismus von Benno Ohm Willkommenskultur als Überlegenheitsphantasie Bildquelle: blu-news.org Neue Nationalisten: Flüchtlingsaktivisten In den letzten Wochen war ich mit Wohnmobil quer durch Europa unterwegs. Urlaub bedeutet für mich, etwas von der Welt außerhalb des eigenen kulturellen Gartenzauns zu sehen. Unter anderem rumpelte ich zu diesem Zweck durch Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Albanien, Serbien und Teile von Griechenland, die nicht auf jeder Postkarte zu sehen sind. Die Erlebnisse dieser Reise werde ich in den kommenden Wochen zu einer neuen Serie auf dieser Seite ausbauen. Heute geht es mir um eine Erkenntnis, die es mir wie Schuppen von den Augen fallen ließ, als ich beim Wiedereintritt in die deutsche Sphäre das große Graffito an einer Schallschutzmauer der Autobahn sah: „Refugees welcome. Bring yourfamilies.“ (Flüchtlinge willkommen. Bringt eure Familien mit.) Diese früher rein linke Kampagne hat sich längst zum gesellschaftlich anerkannten Slogan der humanistischen Mitte entwickelt. Etwas anderes zu denken oder zu äußern führt in den meisten Regionen des Landes längst zur sozialen Ausgrenzung und Zerstörung der Person durch Rufmord. Frisch aufgeladen mit den Eindrücken all der Länder, aus denen viele Migranten zur Zeit ohne Not durch politische Verfolgung ihren Weg nach Deutschland suchen, machte mich das Graffito sehr nachdenklich. Richtig und zu hundert Prozent zu befürworten wäre ein Slogan wie: „Kriegsflüchtlinge willkommen! Wir lassen niemanden im Stich, dessen Land gerade von Terroristen zerstört wird.“ Die sogenannte „Willkommenskultur“ jedoch beinhaltet, den Flüchtling als solchen ohne Ausnahme anzunehmen und jede Ablehnung einer Asylsuche als unmenschlich, rechts und faschistoid zu brandmarken. Dabei bedenkt niemand, dass geradewegs der Umkehrschluss richtig ist. Wirklich nationalistisch ist nur, das eigene Land und das eigene Gesellschaftsmodell für dermaßen überlegen zu halten, dass man im Prinzip sagt: „Ihr habt schon recht: Eure Herkunftsländer sind so beschissen, dass das einzig wahre Leben hier stattfindet!“ Um es noch mal zu betonen: Kriegsflüchtlinge aufzunehmen ist Menschheitspflicht. Aber Zuwanderung aus Ländern des Balkans oder großen Teilen Afrikas zu befürworten, die einzig und allein damit zu tun hat, Teil der westlichen Welt und ihres vermeintlich unerschöpflichen Wohlstands werden zu wollen, bedeutet, die Herkunftsländer der Zuwanderer eigentlich absolut geringzuschätzen. Wer sagt: „Bleibe hier und hole deine Familie nach!“, der sagt nichts anderes als: „Aus deinem Land wird nie irgendwas werden. Weder deinem Volk noch deiner Regierung trauen wir jemals zu, eine Zivilgesellschaft wie unsere aufzubauen, mit sozialer Marktwirtschaft, stabiler Demokratie und ordentlicher Infrastruktur.“ Die Arroganz dieser Haltung ist bei näherer Betrachtung unerträglich. Außerdem ist der Widerspruch zur multikulturellen Weltoffenheit eklatant. Wer wirklich weltoffen wäre, müsste die Vielfalt der Nationen und ihrer Lebensmodelle zu schätzen wissen. Bereisen manche dieser vermeintlich kosmopolitischen „Alternativen“ tatsächlich das südliche Afrika oder auch „nur“ den Maghreb, zeigen sie sich begeistert von der „Gelassenheit“ der Lebensart, der Solidarität der Menschen untereinander oder dem anarchistischen Laissez-faire des täglichen Handelns. Doch ziehen sie daraus die Konsequenz, zu sagen: Leute, bleibt in der Heimat und baut mit unserer Hilfe eure Länder und euren Lebensstil aus? Nein. Sie sagen: Wandert alle zu uns ein, denn an unserem Wesen soll die Welt genesen. Ganz nebenbei ignorieren diese neuen Nationalisten nicht nur die Vielfalt der Lebensmodelle, sondern auch die Vielfalt des menschlichen Charakters. Ein wahrer Antirassist unterstellt ganzen Bevölkerungsgruppen niemals generelle Merkmale. Weder im negativen noch im positiven Sinne. Ein wahrer Antirassist sagt: Das Verhältnis von guten und schlechten Menschen, von verlässlichen Charakteren und egomanen Psychopathen, von Anständigen und Kriminellen, ist quer durch alle Ethnien gleich verteilt. Wer die vermeintlichen „Antirassisten“ der generellen Willkommenskultur allerdings persönlich erlebt, merkt: Sie unterstellen pauschal, der Zuwanderer sei gleich dem Klischee des „edlen Wilden“ grundsätzlich einer von den Guten. Wenn Nationalismus bedeutet, das eigene Land und Lebensmodell qualitativ über das anderer zu stellen, ist kaum etwas nationalistischer als eine pauschale Willkommenskultur. Raubkopiert aus dem ef-magazin.de von Hartmut Amann Mehr von Benno Ohm • • • • • „Kampf gegen rechts“: Die Bürger und die „bösen“ Straßen Bürgerliches Leben: Lob der Fahrradtour Anknüpfungspunkte (Was es zu befeuern gilt): German Mut Alle Artikel von Benno Ohm Über Benno Ohm Der Autor wechselte nach 20 Jahren Großstadtleben in der „digitalen Bohème“ freiwillig in ein bürgerliches Leben auf dem katholischen Dorf über. Aus dem verschlüsselten ef-magazin.de kopiert von Antonio B .
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