22. November 2015

Ein schönes Amt
Predigt
22. November 2015
Beat Staub
FEG Langenthal
1. Timotheus 3,1-7; 1. Petrus 5,1-4; Hebräer 13,17
Die Leitung der Gemeinde
Jede Gemeinde, jede Kirche hat eine Leitung. Diese Leitung besteht nicht aus einer Einzelperson, sondern
immer aus einem Gremium an Personen. Sie tragen verschiedene Namen und manchmal kann das
verwirrend sein.
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Vorstand
Gemeindeleitung
Ältestenrat
Kirchgemeinderat
Auch im Neuen Testament finden wir nicht einfach eine Bezeichnung, sondern mehrere:
• Päsbyteron – der Älteste, der Gewichtigste, der Geehrteste, ein Repräsentant einer Gemeinschaft
• Episkopon – der Aufseher, der Bischof, in enger Verbindung mit dem Hirten
Unsere deutschen Übersetzungen sprechen fast immer von Ältesten, denen die Verantwortung und Leitung
einer Gemeinde anvertraut ist.
Vor einigen Monaten sind die Ältesten der FEG Langenthal in einem Interview [der gottesdienst] Rede und
Antwort über ihre Aufgabe gestanden. Wer also wissen möchte, was die Ältesten der FEG Langenthal so
machen, kann die Aufnahme vom … nochmals anhören. Heute möchten wir miteinander einige Grundlagen
über die Leitung der Gemeinde anschauen.
• Welche Personen sollen die Gemeinde leiten?
• Was bedeutet es, die Gemeinde zu leiten?
• Welche Aufgabe ist der gesamten Gemeinde übertragen in Bezug auf die Leitung?
Ihr merkt, heute wird es nicht primär eine Predigt, die ein Thema unseres Alltags aufgreift, sondern die
Gemeinde als solches zum Thema hat. Aber ich bin überzeugt, dass die Herausforderung und Ermutigung
deines Glaubens auch nicht zu kurz kommen wird.
Wir schauen uns zu jeder der drei genannten Fragen einen Bibeltext an. Mir ist auch bewusst, dass ich heute
Morgen nicht alles abdecken kann, aber
Was sind die Anforderungen an einen Ältesten?
«1 Zuverlässig ist das Wort: Wenn einer das Bischofsamt anstrebt, dann begehrt er eine schöne
Aufgabe. 2 Ein Bischof muss ohne Tadel sein: der Mann einer einzigen Frau, nüchtern, besonnen,
massvoll, gastfreundlich, ein begabter Lehrer, 3 weder trunksüchtig noch gewalttätig, sondern
unparteiisch, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig, 4 einer, der seinem eigenen Haus gut vorzustehen
weiss und seine Kinder zu Gehorsam und Ehrfurcht erzieht — 5 denn wenn einer seinem eigenen
Haus nicht vorzustehen weiss, wie kann er dann für die Gemeinde Gottes sorgen? 6 Zudem soll er
nicht einer sein, der gerade erst zum Glauben gekommen ist, damit er nicht hochmütig wird und
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dem Gericht des Teufels verfällt. 7 Er muss aber auch bei denen, die draussen sind, einen guten
Ruf haben, damit er nicht ins Gerede kommt und dem Teufel in die Falle geht.»
1. Timotheus 3,1-7
a)
ein schönes Amt
Das erste was uns gesagt wird, ist, dass wer Ältester oder eben Bischof werden will, eine schöne Aufgabe
begehrt. Was diese Aufgabe so schön macht, werden wir unter den Aufgaben und Verantwortungen der
Ältesten zusammen anschauen.
b)
ohne Tadel – a˙nepi÷lhmptoß
Es soll nichts über diesen Mann bekannt sein, dass er Sünde in seinem Leben toleriert. Denn wenn ein Leiter
Sünde in seinem Leben toleriert und bekannt ist dafür, dass er sündhaften Mustern in seinem Leben Raum
gibt, so stellt er damit die gesamte Leitung der Gemeinde unter Verdacht. Als ein Movement, das sich durch
die Gnade von Jesus erlöst weiss, können die Leiter nicht dafür bekannt sein, dass sie Sünde in ihrem Leben
einfach hinnehmen.
Achtung! Das bedeutet nicht, dass Älteste keine Sünde in ihrem Leben haben. Sündigen tun wir alle. Wir alle
sind auf die Gnade von Jesus angewiesen und leben nur aus ihm. Aber es geht darum ob man der Sünde
Raum gibt. Einem Ältesten soll man beispielsweise nicht nachsagen können, dass er ein Mensch ist, der
andere verletzt und dafür nicht um Vergebung bittet.
Die Frage, die dahinter steht ist: Für was ist jemand bekannt? Hier geht es um den Ruf einer Person.
c)
Mann einer Frau
In der FEG Langenthal steht das Ältestenamt im Moment nur Männern offen. Es ist möglich, die Bibel in
dieser Fragen verschieden auszulegen. Aber wir halten es hier im Moment so, dass Männer die geistliche
Verantwortung für die Gemeinde tragen. Was das heisst schauen wir noch an.
Mann einer Frau: Zum einen bedeutet das, dass es Männer sein sollen, die ihren Frauen treu sind. Sind die
Männer, die in unserem AR sind bekannt dafür, dass sie nur Augen für ihre eigenen Frauen haben? Oder sind
es Männer, die jedem Rock nachpfeifen? Oder auch nur einer
Aber bis anhin verstehen wir es auch so, dass es Männer sein sollen, die nicht geschieden sind. Nun ist das in
unserer Zeit ein heikles Thema. Ich möchte diese Aussage hier einfach mal so stehen lassen, ohne in die
ethischen Details zu gehen, wo dann doch welche Ausnahme gelten könnte.
d)
nüchtern - sich selber erkannt haben – nhfa÷lioß
Hinter dem Wort steckt ein Konzept davon, dass ein Mann weiss wer er ist. Dass er sich selber erkannt hat. Er
kann sich selber einschätzen und hat eine realistische Sicht von sich selber.
Es bedeutet somit eine Haltung tiefer Demut, dass er weiss, dass er ohne die Hilfe Gottes nichts tun könnte.
Er denkt nicht zu hoch von sich. Aber er denkt auch nicht zu tief von sich. Er weiss, dass seine Identität
zutiefst in Jesus verwurzelt ist und welche Stellung er in Christus hat. Er will die Gesinnung von Jesus haben,
der sich allen unterordnet hat um sie für sein Reich zu gewinnen.
Es bedeutet nicht nur eine realistische Sicht von sich selber zu haben, sondern auch eine Sicht der Ehre für
andere. Ein Ältester ist bereit zu prüfen, wenn andere ihn auf seine blinden Flecken aufmerksam machen. Es
ist hart, die harten Worte zu hören, aber sie bedeuten dass Veränderung möglich ist.
e)
besonnen - selbstbeherrscht – sw÷frwn
Jemand der gegen all das kämpft was ihn von Jesus wegbringen will. Jemand der
Schnell zum hören, langsam zum sprechen ist.
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Du hast die Sache nicht immer unter Kontrolle. Aber dann wenn dir die Kontrolle zu entgleiten droht, dann
weisst du wo Rat holen. Wen um Hilfe bitten.
Es ist eine Geist-geleitete Person, nicht jemand der vom Fleisch getrieben ist. Du holst dir die Hilfe bei
jemandem der dir gut tut und nicht in einer Sache, die dich ablenkt oder tiefer hinein zieht.
Disziplin üben kann man mit Fasten. Ich lerne Nein zu einem Verlangen zu sagen und Ja zu Jesus.
f)
massvoll - respektiert – ko÷smioß
Er ist eine Person, die respektiert wird, weil sie ein ordentliches und anständiges Verhalten an den Tag legt.
Sein Verhalten führt dazu, dass man ihn respektiert. Wenn ein Ältester sagt: «Du musst mich respektieren,
weil ich ein Ältester bin», ist das ein Zeichen dafür, dass sein Verhalten diesen Respekt nicht mehr
hervorbringt. Natürlich gibt es auch Rebellion und kindliches Verhalten, dann ist diese Aussage anders zu
interpretieren. Aber wenn die eigene Macht und Position gesichert werden muss, ist eine Person nicht mehr
respektabel.
g)
gastfreundlich – filo÷xenoß
Gastfreundschaft setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: Gast und Freundschaft. Im Griechischen ist es
noch etwas stärker: Liebe für den Fremden. Gastfreundlich sein heisst, dass jemand der fremd ist,
willkommen geheissen wird. Dass jemand, der ein Aussenseiter ist zum Teil der Familie gemacht wird. So wie
Gott uns in seine Familie aufgenommen hat, ebenso sollen auch wir Fremde aufnehmen und willkommen
heissen. Christen sind Menschen, die Fremden Liebe zeigen.
Wer hat schon mal jemanden, den er erst gerade kennen gelernt hat zu sich nach Hause zum Essen
eingeladen? Es ist eine lustige Erfahrung. Wie wäre es, wenn wir am Sonntag jeweils zum Gottesdienst
kommen mit der Absicht, jemanden den wir in der Gemeinde treffen oder neu kennen lernen zum
Mittagessen einzuladen? Würde das die Atmosphäre in der Gemeinde verändern?
h)
zur Lehre begabt Рdidaktiko֧
Es ist bezeichnend, dass Paulus Timotheus gegenüber die Gastfreundschaft vor der Begabung zur Lehre
aufführt. Wir gehen oft davon aus, dass das wichtigste in der Gemeinde die richtige Lehre ist. Was wäre,
wenn es die richtigen Beziehungen sind?
Zur Lehre begabt heisst, zum ersten, dass die Ältesten Männer sind, welche sich selber um ein Verständnis
des Wortes Gottes bemühen und danach leben will. Aber sie sind auch in der Lage, diese Erkenntnisse
andern weiter zu geben.
Das heisst nicht, dass jeder der Ältesten predigen können muss. Denn lehren findet auf vielen Ebenen statt.
Lehre beschränkt sich laut Jesus auch nicht darauf, dass wir Wissen vermitteln, sondern dass wir jemandem
dabei helfen nach Jesu Vorbild zu handeln. Einige von uns sind gut im Reden. Aber das ist noch nicht lehren.
Wenn unsere Lehre nur dazu führt dass ihr möglichst viel Wissen über die Bibel habt, dann haben wir unsere
Arbeit nicht gut gemacht. Wissen ist der Anfang. Aber dann geht es auch darum, dass wir lernen nach
diesem Wissen zu handeln und Gottes Wort zu gehorchen.
Dass nicht jeder Ältestes Lehrer sein muss wird auch daran klar, dass Paulus einige Verse später im Kapitel
5,17: Älteste verdienen einen Lohn, besonders diejenigen, die predigen und lehren.
i)
nicht trunksüchtig – pa÷roinoß
Leiter sollten nicht dafür bekannt sein, dass sie betrunken sind. Die Bibel spricht hier kein Alkoholverbot aus.
Aber die Folgen die aus dem Besoffensein kommen sind selten gut. Wie viele Menschen wünschten sich,
gewisse Dinge, die sie im Rausch getan haben Rückgängig machen zu können?
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j)
nicht gewalttätig sondern gütig – plh÷kthß – e˙pieikh÷ß
Menschen sollen sich in der Gegenwart eines Ältesten sicher fühlen können. Älteste müssen durch
Vertrauen und Ermutigung führen können. Nicht mit Gewalt. Nicht durch herrschen, sondern durch dienen.
k)
nicht streitsüchtig – a¡macoß
Manchen Menschen geht es nur dann gut, wenn sie einen Streit vom Zaun treten können. Oder wenn sie
zeigen können, dass sie etwas besser wissen. Christen sollen keine Menschen sein, die als Besserwisser
bekannt sind. Sie sollen auch nicht als Menschen bekannt sein, die alles zerreden müssen. Und auch nicht
als solche, die immer Recht haben müssen. Manchmal muss man etwas einfach stehen lassen, auch wenn
man weiss, dass der andere falsch liegt.
In der Gemeinde geht es nicht darum, Recht zu bekommen. Wenn wir streiten, dann darf es nie darum
gehen, dass wir gewinnen wollen und müssen, sondern weil wir füreinander kämpfen. Wenn Rechthaben
wichtiger ist als die Liebe, dann ist es falsch und dann verliert man, auch wenn man gewonnen hat. Und wie
häufig kommt bei einem Streit heraus, dass beide falsch liegen oder dass beide recht haben. Wenn wir
kämpfen, dann kämpfen wir um Einheit. Und das braucht viel Demut.
l)
nicht geldgierig – a˙fila÷rguroß
Geld soll nicht unser Antrieb sein. Für nichts. Geld ist nicht böse. Aber Liebe zum Geld ist eine Wurzel allen
Übels. Wie der Missbrauch des Alkohols zu schlechten Entscheidungen führt, so führt die Gier nach Besitz zu
einer falschen Perspektive und verzerrten Sichtweise der Realität. Würde es mir als Pastor ums Geld gehen,
dann hätte ich den falschen Job in der falschen Kirche. Würde es unseren Ältesten darum gehen, dass sie
durch ihre Aufgabe reich werden, dann würden sie diese Aufgabe nicht wahrnehmen. Wären unsere Ältesten
Menschen, die nur darauf aus sind, ihren Reichtum zu vermehren, dann hätten sie keine Zeit für das Reich
Gottes. Dann hätten sie nur einen Blick für sich selber und nicht für andere. Älteste, Christen, müssen
Menschen mehr lieben als Geld.
Ein Vater liess seinen Sohn zum ersten Mal mit einem Porsche fahren. Und natürlich war der Sohn begeistert
und sagte zu seinem Vater: «Ich liebe dieses Auto!» Der Vater bat ihn anzuhalten. Und dann sagte er: «Wir
lieben Menschen, wir benutzen Dinge. Wenn du beginnst Dinge zu lieben, dann beginnst du Menschen zu
benutzen.»
m) steht seinem eigenen Haus vor und erzieht seine Kinder gut
Die Frage hier ist: Wie geht jemand mit seiner Familie um? Ist er in der Lage für seine Familie zu sorgen? Ist
jemand ein guter Vater, der sich um seine Kinder kümmert und sie nicht verwahrlosen lässt? Ist er ein guter
Ehemann, der seine Frau ehrt, sie liebt und sie höher achtet als sich selber? Ist er bereit die Arbeit in der
Gemeinde weniger hoch zu achten als seine Familie? Ist er imstande sich die Zeit für seine Kinder zu
nehmen?
Im Titusbrief finden wir eine ähnliche Auflistung. Aber dort heisst es auch, dass die Kinder gläubig sein sollen
und ein Leben führen, das ausschweifend ist. Diese Aussage führt immer wieder zu Schwierigkeiten. Denn:
die Entscheidung ob ein Kind Jesus nachfolgen will oder nicht können wir ihm nicht abnehmen. Eltern sollen
ihren Kindern den Weg zu Jesus zeigen (Eph 6,4). Wenn aber ein Kind diesen Weg nicht gehen will, dann ist
das seine (für die Eltern oft schmerzhafte) Entscheidung. Zwingen können wir die Kinder nicht. Aber es gibt
genügend Beispiele, in denen die Eltern für ihre Kinder keine Vorbilder im Glauben sind und dadurch
verhindern, dass ihre Kinder Jesus lieb gewinnen können. Und jemand der so lebt, dass nicht einmal seine
Familie ein gutes Bild über Jesus von ihm vermittelt bekommt, sollte auf keinen Fall teil einer Leitung werden,
die für eine ganze Gemeinde verantwortlich ist.
n)
nicht frisch im Glauben
Ein weiteres Kriterium ist, dass ein Ältester nicht jemand ist, der gerade erst zu Jesus gefunden hat, sondern
jemand, der schon eine Weile mit Jesus Erfahrungen gesammelt hat.
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Es ist ein allgemeines Prinzip, dass jemand, der keine Erfahrung hat nicht unbedingt die Leitung einer Sache
übernehmen sollte. Es ist sinnvoll, wenn jemand der vom Studium kommt nicht sofort die Führung in einem
Bereich übernimmt, sondern erst mal das Handwerk lernt. Die Menschen und die Materie kennen und
verstehen lernt. Am Besten kann ich das an jungen Pastoren illustrieren, auch wenn es sicherlich für viele
andere Berufe gilt. Wenn ein junger Pastor, frisch ordiniert, vom Studium kommt, dann hat er zwei
Möglichkeiten. Häufig treten wir überenthusiastisch an und wollen sofort alles verändern, denn wir haben
jetzt ja die neusten Konzepte studiert und wissen wie’s geht. Aber dabei berücksichtigt man nicht, dass man
nur einen kleinen Teil des ganzen weiss. Die Folge sind dann immer ein paar schmerzhafte Lernerfahrungen.
Wer neu ist im Glauben, der ist oft ebenso übermotiviert und diese Freude tut allen gut. Aber diese Person
hat häufig noch vieles nicht erfahren. Es ist gut für einen Leiter der Gemeinde, wenn er die Gnade Jesu schon
mehrmals tief in seinem Leben erfahren hat. Wenn er weiss, wie die Stimme Gottes klingt und wie es ist,
wenn Gott eine Weile schweigt. Es ist gut, wenn er schon gelernt hat, was es heisst um Jesu Willen zu
verzichten. Das Leben mit Jesus bringt Demut. Auf das Leben mit Jesus kann sich keiner was einbilden. Und
auf das Amt als Ältester in der Gemeinde auch nicht. Wer sein Leben demütig vor Gott lebt, bei dem hat der
Teufel auch keinen Raum seinen Stolz zur Falle zu nutzen.
o)
in der Gesellschaft einen guten Ruf geniessen – marturi÷a
Als letztes Merkmal soll diese Person auch in der Öffentlichkeit einen guten Ruf geniessen. Wörtlich heisst es
hier, dass er ein gutes Märtyrium hat. Dass ihm ein gutes Zeugnis ausgestellt wird. Wenn einer in der
Gesellschaft als unzuverlässig und doppelschichtig bekannt ist, dann wird dieser Ruf auch auf die Gemeinde
übertragen. Wenn er aber zuverlässig ist und auch öffentlich zu Jesus und seinem Glauben steht, dann wird
das auch ein Bild der Gemeinde sein zu der er gehört.
Wenn wir das im Rückblick nochmals anschauen, so begegnet uns im Kandidaten für das Ältestenamt eine
Person, die in ihrem Leben danach strebt Jesus ähnlicher zu werden. Uns begegnet eine Person, die demütig
ist und sich ihrer Identität in Jesus bewusst ist. Keine fehlerlosen Helden und Überflieger, aber Männer die
ernsthaft ihren Glauben leben. Die wissen, das sie aus Gnade erlöst sind und nichts von dem tun könnten
was sie tun, wenn sie nicht der Gnade Gottes vertrauen würden. Sie sind Vorbilder für alle andern, Jesus
nachzufolgen. Und in dem Sinne ist diese Liste nicht nur für Menschen wichtig, die Älteste werden wollen,
sondern sie widerspiegeln das, was wir uns alle wünschen, wenn wir Jesus ernsthaft ins Zentrum unseres
Lebens stellen.
Was ist die Aufgabe und Verantwortung der Ältesten?
«1 Die Ältesten unter euch ermahne ich, euer Mitältester und Zeuge der Leiden Christi, der
ebenfalls teilhat an der Herrlichkeit, die sich künftig offenbaren wird: 2 Weidet die Herde Gottes, die
euch anvertraut ist, und sorgt für sie, nicht unter Zwang, sondern aus freien Stücken, so wie es Gott
gefällt! Seid nicht auf schnöden Gewinn aus, sondern tut es von Herzen, 3 seid nicht Herren über
eure Schützlinge, sondern ein Vorbild für eure Herde! 4 Dann werdet ihr, wenn der Hirt der Hirten
erscheint, den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit davontragen.»
1. Petrus 5,1-4
Die Aufgabe und Verantwortung von Ältesten besteht in erster Linie darin, gut für die Herde Gottes zu
sorgen. Petrus vergleicht die Gemeinde mit einer Schafherde und ihren Hirten.
Das Ohr bei Gott
Gut für die Gemeinde zu sorgen heisst wissen, was Gott über seine Gemeinde denkt und was er darin tun
möchte. Sie erfragen sozusagen das «was Gottes». Ihre Aufgabe ist eine verwalterische Aufgabe. Ihnen ist
die Herde vom Oberhirten anvertraut. Es ist nicht ihre Herde. Aber sie haben den Auftrag gut für sie zu
sorgen. Aber dazu müssen sie wissen, was der Oberhirte über seine Herde denkt und wohin er mit ihr ziehen
will. Sie müssen das Ohr offen haben für das Reden Gottes.
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Die Gemeinde vorwärts führen
Gut für die Gemeinde, Herde, zu sorgen heisst, immer neue Weideplätze für die Gemeinde zu finden. Es
heisst abzuwägen, wohin die Fahrt geht und wohin nicht. Es ist der Ältestenrat, der die wichtigen Entscheide
für die Gemeinde trifft. In unserer Kultur wird die Gemeinde meistens auch befragt, durch demokratische
Systeme, aber beispielsweise wird die Gemeinde nicht um Einverständnis gebeten, welche Lehrthemen
durchgenommen werden oder nicht.
Die Gemeinde kennen
Gut für die Gemeinde zu sorgen heisst, die Gemeinde zu kennen. Älteste sind unter den Leuten. Sie sind
nicht abgehoben hinter der Empore und wissen nicht, was in der Gemeinde vorgeht. Sie wissen wer zur
Gemeinde gehört. Sie wissen welche Anliegen die Gemeindeleute beschäftigen. Dazu gehört aber auch eine
Verantwortung der Gemeinde, dass sie die Leitung über ihre Nöte wissen lässt.
Im Jakobusbrief heisst es, dass wenn jemand krank ist er die Ältesten rufen soll, damit sie mit ihm beten. Die
Ältesten drängen sich nicht auf, aber sie dienen wenn sie gerufen werden.
Für die Gemeinde bei Gott einstehen
Gut für die Gemeinde zu sorgen heisst, für die Gemeinde im Gebet einstehen. Der Ältestenrat bringt die
Anliegen, Sorgen und Nöte der gesamten Gemeinde sowie auch immer wieder Anliegen einzelner Personen
im Gebet vor Gott und hört auch dabei auf ihn, wie in den verschiedenen Situationen entschieden werden
soll. Wir nehmen uns bewusste Timeouts in unseren Sitzungen um die Anliegen und Herausforderungen vor
Gott auszubreiten.
Die Gemeinde lehren und vor Irrlehren schützen
Gut für die Gemeinde zu sorgen heisst Lehrgrundlagen schaffen, unter denen die Gemeinde gelehrt wird.
Das heisst, die Ältesten tragen die Verantwortung für das was innerhalb der Gemeinde gilt. Die Ältesten
legen in ihrer Verantwortung vor Gott fest, wie die Bibel ausgelegt wird. Wenn sich Irrlehren in die Gemeinde
hineindrängen, so ist es in der Verantwortung des Ältestenrates, dass diese Irrlehrer ermahnt und zurecht
gewiesen werden.
Die Verantwortung
Älteste tragen ihre Verantwortung vor Jesus. Er ist der Oberhirte. Die Gemeinde ist nicht das Eigentum der
Ältesten. Sie sind nicht die Könige. Sie sind Verwalter. Und sie müssen über das was sie entscheiden vor Gott
Rechenschaft ablegen. Wir werden das gleich noch im nächsten Vers lesen.
Was ist die Aufgabe und Verantwortung der Gemeinde in Bezug auf die
Leitung?
Die Aufgabe der Ältesten ist keine leichte. Und keiner unserer Ältesten in der FEG Langenthal, nimmt seine
Aufgabe auf die leichte Schulter. Keiner von uns könnte die ihm anvertraute Aufgabe tun, wenn er nicht auch
die Unterstützung der Gemeinde hat:
«17 Gehorcht denen, die die Gemeinde leiten, denn sie wachen über eure Seelen und müssen
Rechenschaft ablegen, und fügt euch ihnen, damit sie es mit Freuden tun und nicht mit Seufzen;
das wäre für euch ja kein Gewinn. 18 Betet für uns! Denn wir sind überzeugt, ein gutes Gewissen zu
haben, da wir uns bemühen, in jeder Hinsicht ein gutes Leben zu führen.»
Hebräer 13,17
Die Ältesten haben die Verantwortung über den Seelen der Gemeinde zu wachen. Die Gemeinde hat die
Verantwortung, den Leitern das Leiten in Freude zu ermöglichen.
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Es gibt ein Seufzen für das man sich als Ältester entschieden hat: die Last der Gemeinde mitzutragen. Dort
wo man mit den Kranken seufzt, weil Gott noch nicht eingegriffen hat. Dort wo man mit den Süchtigen seufzt,
weil sie noch nicht frei sind. Dort wo wir mit den Gefangenen und ihren Angehörigen seufzen, weil wir uns
Freiheit wünschen.
Aber es gibt auch ein Seufzen unter dem die Ältesten leiden, weil sie beispielsweise ständig kritisiert werden
für ihre Entscheidungen. Das heisst nicht, dass Älteste nicht kritikfähig sein sollen und offen dafür. Aber in
einer Gemeinde kann ein nörgeln entstehen, ein Gerede und jeder weiss es besser. Aber es bleibt nicht bei
der Kritik stehen. Man ist nicht einverstanden mit einem Entscheid, beschwert sich darüber, kritisiert aber
glücklicherweise hat man noch seinen Hauskreis, sein Jungscharteam oder sonst eine Gruppe, wo man dann
wieder das machen kann, was man «in der Gemeinde» nicht tun kann.
Und die Ältesten, welche die Verantwortung tragen seufzen. Ermahnen. Weisen zurecht. Und plötzlich
müssen Positionen entstehen und man ist für oder gegen diesen oder jenen. Dieses Seufzen ist für die
Gemeinde kein Gewinn. Sie schadet dem ganzen.
Auch Älteste freuen sich über Ermutigungen. Vielen Dank euch für all eure Gebete und mutmachenden
Worte, die wir immer wieder empfangen dürfen. Wir brauchen euch und wir übernehmen gerne die
Verantwortung, die uns anvertraut ist als Älteste und Pastoren. Danke wenn ihr mit uns in derselben Gnade
umgeht, die ihr von Jesus unserem Oberhirten erfahren habt. Wir bemühen uns, mit euch in eben dieser
Gnade unterwegs zu sein.
Ich schliesse nochmals mit dem Vers 18 aus Hebräer 13:
«Betet für uns! Denn wir sind überzeugt, ein gutes Gewissen zu haben, da wir uns bemühen, in
jeder Hinsicht ein gutes Leben zu führen.»
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