Gastrosexuell – Männer, die fürs Kochen brennen

INHALT
VORWORT DENIS SCHECK
EPILOG
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NICE TO HAVE
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FELIX
14
JOHANNES & HENNING
26
JUSTUS
38
PHILIPP
50
CHRISTOPH
60
MATTHIAS
74
JÖRG
84
FLORIAN
94
OLIVER
108
SIMON
118
EINKAUFEN
131
REZEPTE
138
DANKE
140
VORWORT DENIS SCHECK
In meiner Jugend bewunderten wir Männer, die mit einer
Corvette zur Arbeit fuhren und im Dienst auf eine Saturn-5-­
­
­Rakete umstiegen. Diese Männer hießen Astronauten, arbei­
teten bei der NASA und ernährten sich von Astronauten­
nahrung. Kulinarisch ganz vorn war alles, was sich zu Jean
Michel Jarres Oxygen oder Mike Oldfields Tubular Bells
aus Tuben oder Plastiktüten zuppeln ließ: Milchmädchen,
Milky Way, 3-Musketiers-Schokoriegel, Wassereis etc. Wer
in den 1960er- und 1970er-Jahren aufwuchs, war astrosexuell
geprägt
Der Gastrosexuelle ist ein Phänomen des 21. Jahrhunderts.
Gastrosexuelle sind konvertierte Astrosexuelle, denen auf
dem Weg zur Arbeit in der Straßenbahn irgendwann dämmerte, dass es mit dem Job bei der NASA vermutlich nichts
mehr wird. Ich war für dieses Buch gewonnen, als ich vom
»selbstgebauten Sousvide-Garer« las. Sousvide-Garer ­lassen
den Traum, Essen aus Plastiktüten zu zuppeln, heute für
viele Menschen in Erfüllung gehen. Und allein das Wort schon:
Sousvide-Garer … Lässt sich in weniger Silben unterbringen,
was man an kochenden Männern lieben, was man an ihnen
hassen kann?
Der deutsche Mann isst heute einer Studie des Max
Rubner-­Instituts für Ernährung zufolge doppelt so viel Fleisch
und trinkt viermal so viel Alkohol wie die deutsche Frau. In
diesen unter Säugetieren sonst nirgendwo beobachtbaren
­
­Er­nährungsunterschieden liegt eine schärfere Gesellschaftsanalyse als die meisten Soziologen unserer Tage zuwege
­bringen. Fleisch ist Herrschaft, der Altar eine Fortentwicklung
der Metzgerbank. Aber muss das so bleiben?
Was bei den Porträts der kochenden Männer in diesem
Buch deutlich wird: Immer mehr machen sich Gedanken
­darüber, was auf den Tisch kommt. Immer unabweisbarer
die ­
Ahnung, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen
der Achtsamkeit, die ich dem Essen schenke, und anderen
­Bereichen ­gesteigerter Achtsamkeit wie Kunst, Literatur oder
Musik. Und immer g
­eringer ihre Lust auf verdummende
­Uniformität. Das macht Appetit auf mehr!
Denis Scheck
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MATTHIAS / 33
GASTROSOPH –
ODER DOCH SCHON
GASTROSEXUELL?
HAUPTGERICHT
Rinderroulade Deluxe –
in Rotweinsoße mit Kirsch-Rotkohl
DESSERT
Malheur au Chocolat mit
Kumquat-Sirup und Salz-Karamellsoße
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atthias, Bauingenieur aus Potsdam,
liebt den Tee aus seiner Heimatstadt
Jessen bei Lutherstadt Wittenberg. Der
Duft des Tees zieht ihn magisch an. Doch
eigentlich ist er der Mann für deftiges Essen. Schon
früh hat er angefangen, seinem Vater beim Kochen
über die Schulter zu schauen, nur mithelfen durfte
er nicht. »Mein Vater denkt immer noch, dass ich
nicht kochen kann, und gibt mir immer Tipps,
wie es besser geht, wenn meine Eltern zu Besuch
sind.« Auch ein Kochkurs ist nichts für den WahlPots­damer. Er eignet sich sein Wissen selbst an
und findet heraus, mit welchem Garverfahren und
welchen Gewürzen er zum besten Ergebnis kommt.
Einige Tricks hat er schon auf Lager: Piment im
Teesieb in den Rotkohl hängen, dann kann man die
Körner vor dem Servieren einfach wieder herausnehmen.
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Unter der Woche steht er als Bauleiter in
Berlin Mitte und beaufsichtigt das Geschehen, am
Wochenende genießt er die Zeit, sich in der Küche
ausleben zu können. Dann bereitet er aufwendige
Gerichte für sich und seine Freundin oder die
Familie zu. Doch dazu braucht er Ruhe – Ruhe bei
der Auswahl der Zutaten, Ruhe beim Kochen und
Ruhe beim Genießen. »Berlin ist mir einfach zu
quirlig, Potsdam gefällt mir besser.«
Der ein oder andere Bräter muss schon mal
dazugekauft werden, denn er sieht sich selbst mit
seiner Ausstattung noch nicht als den Gastrosexuellen, der schon den perfekt ausgestatteten
Kochtempel sein Eigen nennen darf – keine Frage,
er hätte so etwas auch gerne. Eine »Kitchen Aid«Küchenmaschine wäre aber schon mal ein Anfang.
Matthias ist wohl eher der Gastrosoph, der sich
in der Berliner Mittagspause auf Kulinarik-Jagd
begibt. Wenn es die Zeit zulässt, probiert er auch
im Urlaub alles aus. »Es gibt nichts, was ich nicht
esse. Nur die Würmer in Thailand muss ich nicht
noch mal probieren – die weiche Konsistenz war
nicht so mein Fall.«
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Wenn er das Fleisch für die Rouladen
vom besten Metzger Potsdams zu Hause
klopft, kann es schon mal lauter werden –
da macht er sich ein wenig Gedanken über
die Nachbarn und was sie denken könnten.
Und dennoch lässt Matthias es sich nicht
nehmen, das Fleisch selbst vorzubereiten,
setzt sich gern mit hochwertigen Produkten auseinander und freut sich schon beim
Kochen auf den großartigen Geschmack.
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HAUPTGERICHT
ZUTATEN
für 4 Personen
Rouladen
8 Rouladen vom Rind
5 Zwiebeln
4 Gewürz-Honiggurken
12 Scheiben Speck vom
Iberico-Schwein
4 EL Wacholder-Senf
1 Stück Knollensellerie
1 Möhre
½ Stange Lauch
½ Flasche Rotwein
½ Liter Rinderfond
1 TL Speisestärke
1 Schuss Gurkenflüssigkeit
2 EL Butterschmalz
Salz, Pfeffer
Kirsch-Rotkohl
125 g Entenschmalz
1 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
1 Kopf Rotkohl
4 Körner Piment
4 Nelken
1 EL Essig
3–4 EL Kirschgelee
½ Flasche guter Rotwein
1 TL Gemüsebrühe
Pfeffer, Salz
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RINDERROULADE DELUXE –
IN ROTWEINSOSSE MIT
KIRSCH-ROTKOHL
Die Rinderrouladen waschen und mit Küchenkrepp trockentupfen. Zwiebeln in Halbmonde, Gurken in Längsstreifen
schneiden, Schere und Küchengarn bereitstellen.
Die Rouladen dünn mit Wacholder-Senf bestreichen, dann
salzen und pfeffern. Auf jede Roulade mittig in der Länge etwa
½ Zwiebel und 1 ½ Scheiben Frühstücksspeck sowie ½ Gurke
verteilen. Nun von beiden Längsseiten etwas einschlagen, dann
aufrollen und mit Küchengarn verschnüren. Die Rouladen von
beiden Seiten in einer Pfanne mit Butterschmalz anbraten und
anschließend in einen Schmortopf geben.
Das Gemüse klein schneiden und in der Pfanne anbraten. Mit
etwas Rotwein aufgießen und die Flüssigkeit ohne zu rühren
verdampfen lassen. Dies wiederholen, bis die ½ Flasche Wein
aufgebraucht ist. Anschließend mit dem Rinderfond, etwas Salz
und Pfeffer und einem guten Schuss Gurkensud auffüllen und
dann in den Schmortopf zu den Rouladen geben. Bei 160 °C im
Backofen werden die Rouladen für 1 ½ Stunden geschmort, ab
und zu evtl. etwas Flüssigkeit hinzufügen.
Sind die Rouladen weich, werden sie vorsichtig aus dem Topf
gehoben und warm gestellt. Die Soße durch ein Sieb geben und
aufkochen. 1 EL Senf, etwas Wasser und die Speisestärke gut
verrühren und in die kochende Soße nach und nach unter Rühren eingießen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Die
Soße evtl. noch mal mit Salz, Pfeffer, Rotwein und Gurkensud
abschmecken.
Die Zwiebel, den Knoblauch und Rotkohl zerkleinern. Das
Enten­schmalz in einem Topf zerlassen, Zwiebeln und Knoblauch andünsten. Den Rotkohl hinzugeben, schwenken und
glasig werden lassen. Gewürzt wird mit Piment, Nelken und
Essig. Um den Geschmack abzurunden, 3–4 EL Kirschgelee
hinzugeben. Anschließend den Rotkohl mit einer halben Flasche guten Rotwein aufgießen und 2 Stunden bei geschlossenem
Deckel köcheln lassen, bis der Rotwein verdunstet ist. Ab und
zu nachsehen, ob genügend Flüssigkeit vorhanden ist, und ggf.
etwas Wasser hinzugeben. Die Gemüsebrühe gibt dem Rotkohl
den letzten Schliff. Evtl. mit Salz und Pfeffer nachwürzen.
DESSERT
ZUTATEN
für 6 MuffinFörmchen
Küchlein
120 g Butter
120 g ZartbitterSchokolade
4 Eier
150 g Zucker
70 g Mehl
25 g Kakaopulver
Fett für die Form
Kumquat-Sirup
4 EL Zucker
1 Schuss Weißwein
1 Schuss Orangensaft
3 Nelken
1 Vanilleschote
1 Zitrone, ungespritzt
1 EL Stärke
10 Kumquats
Prise Anis
Salz-Karamellsoße
MALHEUR AU CHOCOLAT
MIT KUMQUAT-SIRUP UND
SALZ-KARAMELLSOSSE
Butter und Schokolade im Wasserbad schmelzen. Dann Eier
und Zucker hinzugeben und mit dem Mixer verrühren. Mehl
und Kakaopulver unterrühren. Den Teig in gefettete Förmchen
geben und 7–10 Minuten im vorgeheizten Backofen bei 210 °C
Umluft backen.
Die Kumquats in dünne Scheiben schneiden, entkernen und
beiseite stellen.
Den Boden eines kleinen Topfes mit Zucker bedecken und
karamellisieren lassen. Mit Weißwein und Orangensaft ab­
löschen. Nelken, Anis, das Mark einer Vanilleschote und etwas abgeriebene Zitronenschale hinzugeben und mit Stärke
abbinden. Zum Schluss den Topf vom Herd nehmen und die
Kumquats hinzugeben.
Für die Salz-Karamellsoße das Wasser und den Zucker in
einem Edelstahltopf zum Kochen bringen, dabei mit einem
Holzlöffel rühren. Die kochende Zuckermasse auf mittlere
Hitze herunterschalten und nun nicht mehr umrühren. Dann
kochen lassen bis die Masse eine goldbraune Farbe hat, dabei
nicht zu dunkel werden lassen. Anschließend den Topf vom
Herd nehmen und mit dem Holzlöffel die Butter unterrühren
bis sie geschmolzen ist. Nach und nach die Sahne unter Rühren
dazugießen, mit Salz würzen.
Je ein Schoko-Küchlein auf einem kleinen Teller mit ein paar
Scheiben Kumquat und Kumquat-Sirup anrichten. Von der
Salz-Karamellsoße etwas darüberträufeln und den Rest separat
dazu anbieten.
210 g Zucker
60 ml Wasser
55 g Butter
175 ml Sahne
1 Prise Salz
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REZEPTE
DRINK
Homemade Lemonade mit Gin
VORSPEISEN
127
Flambierter Portulak mit
128
Feta-Dattel-Speck-Kartoffeln
an Salsa Verde
Frische Tomatensuppe mit
116
Cheddar-Worcester-Baguette
Gebratene Wachtel auf Salat
58
Grüner Salat mit Avocadocreme
47
und mariniertem Leinsamen
Heiß-geräucherte Entenbrust
36
mit Salat und Vinaigrette
Kartoffelblini
105
mit Wildkräutersalat
138
Kürbis-Möhrensuppe
92
Süßkartoffelsuppe mit Chili
71
HAUPTGERICHTE
Bouillabaisse mit
DESSERT
24
Baguette und Sauce Rouille
Erbsenrisotto mit Parmesan
106
Malheur au Chocolat
93
und Knoblauchschaum
72
Lammfilet in Lamm-Jus,
48
und Salz-Karamellsoße
107
mit Schokokladenkaviar
Sommerliches Erdbeerdessert
49
mit Erdbeerchips und
Buttermilchschaum
Zucchinipüree und
blauem Kartoffelstampf
Niedertemperaturgegartes
83
mit Kumquat-Sirup
Schokoladencrumbletarte
Lachs, Rotweinschalotten
25
und Wabenhonig
und Radieschengrün
Herbst-Risotto
Bananenkuchen mit Tahini
129
Vanilleeis mit
73
Pfirsich-Beeren-Jus
und Mandelkaramell
Schweinefilet mit Wurzelgemüse,
Spargel grün-weiß und Gnocchi
Offene Seafood-Lasagne
59
Rinderroulade Deluxe –
82
in Rotweinsoße
mit Kirsch-Rotkohl
Sousvide gegartes Txogitxu
37
mit Kartoffelpüree, wildem
Spargel und süßen Möhrchen
Tatar von der Forelle
117
an Apfel-Radieschen-Salat
und Reibeküchlein
139
REZEPTE
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Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten
sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar
1. Auflage
ISBN 978-3-667-10443-4
© Delius Klasing & Co. KG, Bielefeld
Lektorat: Birgit Radebold
Idee + Text: Svenja Jelen, Simon Knittel
Fotos: Emil Levi Z. Schramm, www.emilschramm.com
Einbandgestaltung und Layout: Svenja Jelen
Lithografie: Mohn Media Mohndruck, Gütersloh
Druck: Kunst- und Werbedruck, Bad Oeynhausen
Printed in Germany 2016
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