Vergleiche auf drei Ebenen - c-alm

Stiftungsräte / Conseils de fondation
100 | KASSENFÜHR UNG
Peergroupfieber in der 2. Säule (Teil 1)
Vergleiche auf drei Ebenen
Die Antwort auf die Frage «Wie machen’s die anderen?» unterstützt
die Entscheidungsträger in der Beurteilung der eigenen Kasse. Zudem
werden Peergroupvergleiche immer mehr zum kritischen Gütesiegel,
­anhand dessen die Einrichtungen von aussen beurteilt werden.
Die schiere Masse an verfügbarem Vergleichsdatenmaterial sagt aber
noch nichts über deren Werthaltigkeit aus.
IN KÜRZE
Vergleiche mit anderen
­Pensionskassen lassen sich zum
finanziellen Gleichgewicht, dem
Gesamtvermögen sowie zu
­einzelnen Teilvermögen machen.
Unterschiedliche Erhebungen
­bieten dafür Hand.
Ueli Mettler
Dr. oec.,
Partner c-alm
Alvin Schwendener
Dr. oec.,
c-alm
Wir nehmen in zwei Artikeln eine Stand­
ortbestimmung vor. Im vorliegenden
ersten Artikel werden die verfügbaren
Peergroupdaten erfasst, inventarisiert
und nach fachlich-inhaltlichen Kriterien
übersichtlich sortiert. Im zweiten Artikel
in der Septemberausgabe der «Schweizer
Personalvorsorge» werden die einzelnen
Peergroupdaten hinsichtlich ihrer Wert­
haltigkeit kritisch gewürdigt: Welche
Daten sind als Vergleichsgrössen sinn­
voll? Was ist bei der Interpretation ein­
zelner Kennzahlen zu beachten?
Im Sinn einer besseren Übersicht glie­
dern wir die verfügbaren Peergroup- und
Vergleichsdaten in drei Hauptkatego­
rien.
Ebene Bilanz/finanzielles Gleichgewicht
Auf der Ebene Bilanz/finanzielles
Gleichgewicht sprechen wir von Kenn­
zahlen, die die aktuelle Bewertung und
die Finanzierbarkeit der Vorsorgeein­
richtung zum Gegenstand haben. Es
handelt sich einerseits um Bewertungs­
grössen rund um den Deckungsgrad und
andererseits um Finanzierungsgrössen,
die die Kostenstruktur/Sollrendite und
die Risikofähigkeit/Struktur der Pensi­
onskasse bestimmen.
Es lässt sich festhalten, dass sich auf
der Ebene Bilanz/finanzielles Gleichge­
wicht das Angebot an Peergroupdaten in
den letzten Jahren stark ausgeweitet hat.
Während auf dieser Ebene das Augen­
merk lange Jahre ausschliesslich auf den
Deckungsgrad gerichtet war, gewinnen
Kennzahlen, die sich auf die langfristige
Sollrendite und Struktur einer Vorsorge­
einrichtung beziehen und damit eine
Aussage bezüglich des langfristigen
Gleichgewichts zulassen, zunehmend an
Bedeutung.
Ebene Gesamtvermögen
Die populärste und am meisten ver­
wendete Art von Peergroupdaten stellen
pensionskassenübergreifende eins-zueins ex post Performancevergleiche dar.
Diese Vergleiche werden von verschiede­
nen Datenanbietern aufbereitet und sol­
len auf einfache Weise Aufschluss darü­
ber geben, ob eine Pensionskasse anlage­
strategisch und -organisatorisch gute
Arbeit verrichtet hat.
Um diese zweifellos nützliche Infor­
mation zu interpretieren und in den kor­
rekten Kontext zu stellen, wäre es wün­
schenswert, die verfügbaren Perfor­
mancevergleiche weiter aufschlüsseln
und plausibilisieren zu können. Leider
sind diese Vergleichsgrössen auf nachge­
lagerter Ebene kaum mehr verfügbar.
Während in den Kategorien Aktien und
Obligationen zwischen Inland und Aus­
land teils noch unterschieden wird, sind
innerhalb der Anlagekategorien Immo­
bilien und alternative Anlagen die ver­
fügbaren Peergroupdaten zum Teil nicht
weiter differenziert. Gerade im Bereich
der alternativen Anlagen handelt es sich
um ein Sammelsurium von sehr hetero­
genen Anlagekategorien, die sich in ih­
ren Rendite- und Risikoeigenschaften
stark unterscheiden, das die Aussagekraft
der Anlagestrategievergleiche verwässert.
Auch der Rolle des Währungsrisikos
beziehungsweise der Währungsabsiche­
rung – wichtige Informationen zur
­Plausibilisierung – wird nicht in allen
Performancevergleichen angemessen
Rechnung getragen. Dabei spielt die
Schweizer Personalvorsorge | Prévoyance Professionnelle Suisse | 08·15
KASSENFÜHR UNG | 101
Ebene Teilvermögen
Zudem besteht auch ein Interesse, auf
Ebene der einzelnen Teilvermögen das
erzielte Preis-Leistungs-Verhältnis ge­
genüber der relevanten Vergleichsgruppe
zu betrachten. Bei diesen Peergroup­
daten handelt es sich um – meist von
Beratungsunternehmen – segmentspezi­
fisch gruppierte Performance-, Alloka­
tions- und Attributionsvergleiche. Auch
verschiedene Fonds- und Produktdaten­
banken lassen sich dieser Rubrik von
Peergroupdaten zuordnen. Im Bereich
der direkten Immobilienanlagen Schweiz
bildet der KGAST-Index, der die Ent­
wicklung der schweizerischen Immobi­
lienanlagestiftungen repräsentiert, eine
sinnvolle Vergleichsgrösse für die Ent­
wicklung eines schweizerischen Liegen­
schaftenportfolios.
Bei der Leistungsbeurteilung der ein­
zelnen Teilvermögen stellt sich grund­
sätzlich die Frage, welche Rolle dem an­
wendbaren Benchmarkindex zukommt,
beziehungsweise welche Aussagekraft die
in diesem Segment von den Peers erzielte
Leistung hat.
Berücksichtigte Quellen
Bei der Zusammenstellung des bei­
liegenden Quellverzeichnisses haben
wir uns ausschliesslich auf öffentlich
­zugängliche und regelmässig publizierte
Quellen beschränkt, die ein grosses
Spektrum der 2. Säule abdecken. Dabei
wird kein Anspruch auf Vollständigkeit
erhoben.
Es gilt zwischen umfangreichen,
jährlich publizierten Studien und unter­
jährig veröffentlichten Vergleichszahlen
zu unterscheiden, die meist ausschliess­
lich anlagestrategische Grössen abde­
cken.
Die im Raster aufgenommenen Stu­
dien weisen repräsentative Datengrund­
Ebene Bilanz und
finanzielles Gleichgewicht
Bewertung
Bilanzstruktur
Deckungsgrad
Technischer Zinssatz
Technische Grundlagen
Ziel-Wertschwankungsreserven
Sollrendite und Kostenstruktur
Ordentliches Rücktrittsalter
Anwendung des Koordinationsabzugs
Umwandlungssatz (aktuell)
Geplante Umwandlungssatzsenkung UWS
AGH-Verzinsung
Anteil Kapitalbezug
Verwaltungskosten (pro Destinatär)
Gesamtkosten (pro Destinatär)
Struktur
Struktur der Erfolgsrechnung
Verhältnis Rentner vs. Aktivversicherte
Verhältnis Obligatorium vs.
Überobligatorium
Nettokapitalfluss im Verhältnis zum DK
DG-Veränderung bei 1%-Sanierungs­
beitrag
DG-Veränderung bei 1%-Minder­
verzinsung
Ebene Gesamtvermögen
Performancerückblick
Performance-Attribution
Performance-Kontribution/-Zerlegung
Allokationsanalyse
Aktiver Mehrwert
Vermögensverwaltungskosten
Ebene Teilvermögen
Performance
liquide Kategorien
illiquide Kategorien
Kosten- und Steuereffizienz
Interne vs. externe Vermögensverwaltung
Wahl der Anlagevehikel
* U.a. ifund, Lipper, Mercer, Morningstar.
08·15 | Prévoyance Professionnelle Suisse | Schweizer Personalvorsorge
Anzahl
Berater-Datenbanken
Produkt-Datenbanken*
KGAST-Index
UBS PK-Barometer
CS PK-Index
Pensionskassenvergleich.ch
Bericht finanzielle Lage VE (OAK BV)
Complementa Risiko Check-up
Swisscanto PK-Monitor
Swisscanto PK-Studie
Welche Studie hilft für welche Vergleichsebene?
Pensionskassenstatistik (bfs)
Währungsabsicherung eine zentrale
Rolle in der Definition der Allokation,
erst recht seit der Aufhebung des Euro­
mindestkurses und der damit verbunde­
nen historisch tiefen Zinskurve des
Schweizer Frankens. Die hohen Wäh­
rungsabsicherungskosten aus Sicht der
Tiefzinswährung sowie die Wechselkurs­
risiken können die Rendite- und Risiko­
eigenschaft einer strategischen Alloka­
tion stark beeinflussen.
Neu werden auf Ebene Vorsorgever­
mögen nicht nur Performancedaten,
sondern auch Kostendaten übersichtlich
aufbereitet. Grundlage von Peergroup­
vergleichen bilden meist die Vermögens­
verwaltungskosten gemäss TER-OAKKostendefinition sowie die in diesem
Zusammenhang auszuweisenden Kenn­
zahlen.
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X (X) (X)
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2
3
1
2
3
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X
102 | KASSENFÜHR UNG
lagen auf. Während die Datenbasis der
OAK-Studie «Bericht finanzielle Lage
der Vorsorgeeinrichtungen» gut 90 Pro­
zent der schweizerischen Vorsorgeein­
richtungen enthält, decken die teilneh­
menden Vorsorgeeinrichtungen der Pen­
sionskassenstudie der Swisscanto sowie
der Risiko Check-up der Complementa
ungefähr zwei Drittel respektive mehr als
die Hälfte des gesamten Vorsorgevermö­
gens der 2. Säule ab. Der Pensionskas­
senvergleich.ch konzentriert sich aus­
schliesslich auf Vollversicherungen, Ge­
meinschafts- und Sammelstiftungen.
Die Credit Suisse und die UBS veröf­
fentlichen Kennzahlen von Pensionskas­
sen, die die Global-Custody-Dienstleis­
tungen der Banken in Anspruch neh­
men. Da es sich dabei um führende
Anbieterinnen im schweizerischen Glo­
bal-Custody-Geschäft handelt, können
die Peergroupdaten als repräsentativ be­
trachtet werden. Die Credit Suisse weist
darauf hin, dass ihre Daten ausschliess­
lich von autonomen Kassen stammten
und daher auch nur für dieses Segment
repräsentativ seien.
Mit dem KGAST-Index sowie Pro­
dukt- und Beraterdatenbanken wurden
Quellen ins Raster aufgenommen, die
das Peergroupdaten-Set spezifisch ergän­
zen.
Ausblick
Den Entscheidungsträgern einer Vor­
sorgeeinrichtung stehen also eine Viel­
zahl von Peergroupdaten zur Verfügung,
um die eigene Pensionskasse zu beurtei­
len, zu vergleichen und zu positionieren.
In der nächsten Ausgabe werden die ein­
zelnen Peergroupdaten sequentiell beur­
teilt. Wo sind Vergleiche sinnvoll, wie ist
die individuelle Situation der Vorsorge­
einrichtung zu berücksichtigen und
­worauf muss bei einer Gegenüberstel­
lung geachtet werden, damit nicht Äpfel
mit Birnen verglichen werden. n
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