FALEFOS-Projekt - Universität Siegen

Fachtag
Herkunftsfamilie – Kind – Pflegefamilie
Gute Kooperation gelingt nicht von alleine
Forschungsgruppe Pflegekinder
Universität Siegen, 22. September 2015
Tagesprogramm
09:30 Uhr
10:00 Uhr
10:15 Uhr
Stehcafé
Begrüßung
Andy Jespersen: EU-Projekt „FALEFOS“
Verschiedene Antworten aus unterschiedlichen Ländern
11:00 Uhr
Klaus Wolf: Gute Entwicklung in einem Spannungsfeld?
Wer zur guten Kooperation beitragen kann
12:00 Uhr
13:00 Uhr
--Pause und Mittagessen in der Cafeteria -Judith Pierlings: Gelingende Besuchskontakte
Berichte aus Forschungsprojekten der Forschungsgruppe Pflegekinder (Teil I)
13:45 Uhr
Corinna Petri und Dirk Schäfer: Zusammenarbeit mit Herkunfts- und Pflegefamilie am Beispiel
von Rückkehrprozessen
Berichte aus Forschungsprojekten der Forschungsgruppe Pflegekinder (Teil II)
14:30 Uhr
15:00 Uhr
Resümee und Verabschiedung
Ende des Fachtages
Ziele des Projektes
 Weiterbildungsangebote für die Familien und
Fachkräfte
 Förderung des Verständnisses und der
Kooperationsbereitschaft
Fragestellungen des Projektes
• Wie können SozialarbeiterInnen Pflegeeltern und biologische Eltern
bestmöglich unterstützen?
• Wie können Pflegeeltern die biologischen Eltern ihres Pflegekindes
besser verstehen lernen?
• Wie können biologische Eltern mit Pflegeeltern zum Wohle ihres
Kindes zusammenarbeiten?
• Wie können SozialarbeiterInnen und Pflegeeltern die biologischen
Eltern in ihrem Trauerprozess begleiten und stärken?
Aktivitäten der Projektpartner
November 2013 – September 2015
• Interviews mit den Zielgruppen
• Bedürfnisanalysen der einzelnen Länder unter Einbezug der
Zielgruppen
• Workshop-Curricula und zugehörige Lernmaterialien für die
Zielgruppen
• Durchführung von Workshops mit den Zielgruppen
• Erfahrungen und Empfehlungen der Workshops sind in Broschüren
für jede Zielgruppe eingeflossen
Ergebnisse
• Bedarfsanalysenbericht (englisch)
• Workshop-Curricula (englisch)
• Zielgruppenspezifische Broschüren
http://www.falefos.eu
Wie kommen die Eltern, die Pflegeeltern
und die Fachkräfte im Spannungsfeld
zurecht?
Zentrale Dimensionen in Zitaten
Prof. Dr. Klaus Wolf
Die leiblichen Eltern
„Ich finde es toll, dass die Pflegeeltern dem Kind sagen, dass ICH die leibliche
Mutter bin und es immer sein werde. Sie haben den Unterschied besprochen
und nun bin ich ‚Mama Michaela‘ und die Pflegemutter ‚Mama‘.“
„Ich telefoniere regelmäßig mit meinen Kindern. Die Pflegeeltern erzählen auch
viel. So habe ich das Gefühl, mitzubekommen, was gerade los ist.“
„Im Besuchskontakt zieht sich die Pflegemutter zurück und ich hab Zeit für mein
Kind, da bin ich echt froh.“
„Irgendwie weiß ich gar nicht so recht, wie ich Unterstützung bekomme. Ich
habe einfach keine Idee, da ich auch nicht weiß, wem ich vertrauen kann.“
Kontakt zwischen Eltern und Kind
„Irgendwie weiß ich nicht, wie ich es angehen soll. Ich sehe das Kind ja nur einmal
im Monat für eine Stunde und fange immer wieder bei null an. Irgendwie würde
ich in den Situationen mehr praktische Unterstützung wünschen.“
„Mein eigenes Kind ist mir fremd. Das ist wirklich schlimm.“
Rückmeldungen zum Workshop
„Es hat gut getan, sich mit Menschen auszutauschen, die in der gleichen Situation sind.“
„Mir war gar nicht klar, dass das Kind vielleicht nie mehr
zu mir zurück kommt. Das hat mir gar niemand erklärt.“
Die Pflegeeltern
„Ich fühle mich von den Mitarbeitern des Pflegekinderdienstes sehr gut betreut, ja,
aufgehoben. Wenn ich Fragen oder Probleme habe, kann ich einfach anrufen.“
„Manchmal frage ich mich, um wen es bei der ganzen Sache geht?
Alle zwei Wochen Besuchskontakte, nach denen wir tagelang ein
völlig verstörtes Kind zu Hause haben. Kaum hat sich alles wieder
eingependelt- der nächste Kontakt. Ich habe das Gefühl, dass das
Kind dabei auf der Strecke bleibt.“
„Eine Entlastung für die leiblichen Eltern wäre gewesen, wenn man es geschafft hätte, mit ihnen
verständnisvoll zu arbeiten. Es war schlimm was passiert ist, es ist aber nachvollziehbar. Es ist
passiert, man kann dazu stehen wie jeder Mensch zu dunklen Flecken stehen kann und muss.
Pflegeeltern sind ja keine tollen oder besseren Eltern.“
Die Pflegeeltern
„Ich bin froh, dass die Besuchskontakte nur einmal im Monat stattfinden.“
„Begleitete Besuchskontakte? So ist das bei uns nicht. Die Besuchskontakte finden
in der Regel bei uns zu Hause statt und sind von uns eigenständig zu organisieren.
Der Rhythmus wird im HPG festgelegt. Für uns ist das ziemlich anstrengend und
auch oftmals mit starken Spannungen verbunden.“
„Ich bin ständig hin und her gerissen. Auf der einen Seite habe ich Mitleid mit den leiblichen
Eltern, auf der anderen Seite bin ich aber auch sauer und manchmal rasend vor Wut.“
Die Pflegeeltern
„Der Austausch mit anderen Pflegeeltern hat mir gut getan“
„Ich bin mir unsicher, welche Nähe ich zu den leiblichen Eltern zulassen soll. Austausch der
Handynummer, sind wir auf Facebook befreundet? Eigentlich will ich das nicht, aber ich will
sie auch nicht zurückweisen. Nicht, dass sich das negativ auf die Beziehung und letztendlich
auf das Kind auswirkt.“
Die Fachkräfte
„Besuchssituationen sind viel entspannender, wenn Pflegefamilie und Herkunftsfamilie
gut miteinander können. Die Kinder denken nicht nach, müssen nicht versuchen, es
einem recht zu machen.“
„Positiv ist es, wenn es gelingt, gute Brücken zu bauen: Pflegefamilie bringen Fotos von den Kindern
oder den Räumlichkeiten, dem Ort wo sie leben, mit. Wenn ein Informationsaustausch über
Krankheiten, Urlaub, Unternehmungen oder die Entwicklung stattfindet, normale Kommunikation
einfach.“
„Für die Kinder ist es sehr entlastend, wenn die Eltern den Kindern sagen können,
dass sie einverstanden sind mit der Fremdunterbringung, wenn sie das schaffen. Und
trotzdem wissen: „Ich bin Deine Mama und ich bleibe Deine Mama.“
Die Fachkräfte
„Für die LE fallen nach der Herausnahme alle Hilfen weg. Solange die Kinder in der Familie leben,
wird im Rahmen ambulanter Hilfen viel getan, aber dann? Auch wenn wir versuchen, sie zu
unterstützen und weiterzuvermitteln, wir sind nicht die richtigen Ansprechpartner. Ein Dienst
kann ja nicht für alle Beteiligten zuständig sein.“
„Es braucht einen Raum, wo die Emotionen raus dürfen. Das geht nicht, wenn es nur eine
Instanz gibt. Die Eltern müssen sagen können: Ich mag die Pflegeeltern nicht und es muss
verstanden werden, was damit gemeint ist. Ggf. heißt es ja auch, ich habe Angst, ich habe
Schuldgefühle usw. Alles was mich beschäftigt drückt sich aus in dem ‚die sind total
bescheuert, die will ich überhaupt nicht haben.‘ Pflegeeltern geht es genauso, dahinter steht
aber auch die Angst. Ganz persönliche Dinge drücken sich da in Worten aus, aber nicht klar und
da braucht es jemand, der da ganz genau hin hört. Angst, beim JA was zu sagen, damit man
nicht gleich unten durch ist und man in eine doofe Position kommt.“
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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