KLÄNGE AUS LEIPZIGS TEMPEL

A
KLÄNGE AUS
LEIPZIGS TEMPEL
Rekonstruktion eines
Synagogenkonzertes von 1926
Programm
Sonntag, 8. März 2015, 18 Uhr | Großer Saal
Chorkonzert „Aus der Tiefe“
GewandhausKinderchor
Mitglieder des Gewandhausorchesters
Frank-Steffen Elster Leitung
Klänge aus Leipzigs Tempel
Rekonstruktion eines Synagogenkonzertes vom 14. März 1926
Joseph Rheinberger Messe A-Dur op. 126
Friedrich Kiel Der 130. Psalm op. 29 | Sechs geistliche Gesänge op. 64
Francis Poulenc Litanies à la Vierge Noire FP 82
Einführung in das Konzertprogramm durch einen Studierenden
der Musikwissenschaften um 17.15 Uhr im Schumann-Eck
0 341 . 1270-280 www.gewandhaus.de
2 07. März 2015 // 19.30 Uhr
Thomaskirche zu Leipzig
Ausführende:
Anja Pöche – Sopran
Susanne Langner – Alt
Amnon Seelig – Kantor
Henrik Hochschild – Violine
Ullrich Böhme – Orgel
Ulrich Vogel – Orgel
Leipziger Synagogalchor
Kammerchor Josquin des Préz
Leitung: Ludwig Böhme
Schirmherr:
Dr. Dieter Graumann, ehem. Präsident
des Zentralrates der Juden in Deutschland
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Programm
Grußwort Dr. Graumann
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Grußwort
Programm
Johann Sebastian Bach
1685–1750
Fantasie g-Moll (BWV 542/1)
für Orgel
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Synagogalmusik,
Salomone Rossi
um 1570–1630
Al naharot bawel (Psalm 137)
Lamnazeach al hagitit (Psalm 8)
Motetten für vier- und fünfstimmigen Chor
Georg Friedrich Händel
1685–1759
Geh’ dort zu züchtigen (Rezitativ)
Vor Gottes Angesicht sinkt Tyrannenpracht in Staub (Arie)
aus dem Oratorium “Debora”
eingerichtet für Sopran, Violine und Orgel
Arcangelo Corelli
1653–1713
La Folia d-moll
eingerichtet für Violine und Orgel
Bearbeitung: Hubert Léonard (1819–1890)
es freut mich sehr,
auch in diesem Jahr
die Schirmherrschaft
für ein Konzert des
Leipziger Synagogalchors übernehmen zu
dürfen. Dieses Mal
steht die Veranstaltung unter dem Motto
„Klänge aus Leipzigs
Tempel“. Wir dürfen also wortwörtlich Großes
erwarten.
Louis Lewandowski
1821–1894
Ma towu
für Kantor, Chor und Orgel
Samuel Lampel
1884–1942
Tauw l’haudauß (Psalm 92)
für Kantor, Chor und Orgel
Salomon Jadassohn
1831–1902
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen (Psalm 121)
Motette, op. 128 für Chor
Arnold Mendelssohn
1855–1933
Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird
Motette, op. 81 Nr. 1 für Chor
Felix Mendelssohn Bartholdy
1809–1847
Jerusalem! Jerusalem, die du tötest die Propheten
aus dem Oratorium “Paulus”
eingerichtet für Sopran und Orgel
Lass, o Herr, mich Hilfe finden
Herr, wir trau’n auf deine Güte
zwei geistliche Lieder für Alt, Chor und Orgel
Bereits bei dem Jubiläumskonzert 2012 durfte ich
mich von dem bis damals nur durch Hörensagen
und Nachlesen bekannten Renommee des Leipziger Synagogalchors persönlich überzeugen: Er
ist in der Tat ein wahres Schmuckstück der liturgischen Musikszene, ein Juwel der synagogalen
Kultur. So wertvoll und einzigartig und zum immer
wieder darin Eintauchen schön. Wer sich so wie
dieser Chor von Herzen verschreibt, das jüdische
kulturelle Erbe nicht nur am Leben zu erhalten,
sondern auch vielen Menschen zugänglich und
bekannt zu machen, kann nicht anders, als sich
dabei direkt in mein Herz „hinein zu singen“!
Ein für viele Menschen unbekannter Teil der deutschen Kulturgeschichte wird durch die Auswahl
der Musikstücke jüdischer Komponisten immer
wieder sichtbar gemacht. Auch die diesjährige
Wiederaufführung des Konzertes aus der Großen
Gemeindesynagoge Gottschedstraße aus dem
Jahr 1926 zeigt den starken kulturellen Beitrag,
den die jüdische Gemeinschaft vor dem Zweiten Weltkrieg und dem Alptraum der Shoa in
Deutschland geleistet hat. Es macht aber auch
die große Lücke sichtbar, die die Shoa in Deutschland hinterlassen hat. Ein großer schwarzer Fleck,
der uns auch immer wieder daran erinnern soll,
jeglichen Antisemitismus direkt und entschieden
zu bekämpfen, mit aller Kraft und alle gemeinsam.
Samuel Lampel war als Musikschriftsteller und
Oberkantor der Leipziger Hauptsynagoge einer
dieser großen Kulturbeitragenden. 1942 wurde
er nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Dass nun seine Werke 70 Jahre nach Befreiung
des Konzentrationslagers Auschwitz wieder zum
Leben erweckt und für das Publikum erlebbar
gemacht werden, ist ganz besonders bewegend
und eine ganz besondere Würdigung. Das Gedenken wird in Klänge gefasst und in unseren Herzen
bewahrt. Somit bleiben Samuel Lampel und all
die anderen jüdischen Komponisten für immer
am Leben. Für diese Leistung des Leipziger Synagogalchors danke ich seinem Leiter Ludwig
Böhme und allen Chormitgliedern sowie dem
Kammerchor Josquin des Préz, welcher hier in
Zusammenarbeit mit dem Leipziger Synagogalchor dieses ganz besondere Gemeinschaftskonzert veranstaltet, von ganzem Herzen.
Ich wünsche nun aber allen Gästen und Freunden
eine schöne Veranstaltung bei der musikalischen
Zeitreise ins Jahr 1926,
Herzlichst
Dr. Dieter Graumann
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Einführung
Einführung
Begegnungen
„Tempelkonzert“ in der Thomaskirche
„Und so möge denn der schöne Bau rüstig
vorwärts schreiten und […] ein neues Band um
confessionell geschiedene Mitbürger sein; wie
er immer ein ehrendes Denkmal sein wird für den
Beistand, den bei seiner Gründung und Aufrichtung die Behörden und Bewohner Leipzigs ihren
israelitischen Mitbürgern mit brüderlicher Bereitwilligkeit reichten.“ (aus: Die neue Synagoge in
Leipzig, Die Gartenlaube, Berlin 1854)
Der „Tempel“ in der Gottschedstraße
An einem Sonntagvormittag vor 89 Jahren war
das heutige Programm in Leipzig schon einmal zu
erleben. Eingeladen hatte der Chor des „Tempels“,
wie die liberale Gemeindesynagoge am Beginn
der Gottschedstraße, Ecke Zentralstraße genannt
wurde. Damals bog dort noch die Straßenbahn
ab, um zur Elsterstraße und dann weiter zum
Waldplatz zu fahren oder in umgekehrter Richtung an der Thomaskirche vorbei die Innenstadt
zu durchqueren.
Das Konzert am 14. März 1926 fand „zum Besten
der Wohlfahrtspflege innerhalb der Israelitischen
Religionsgemeinde zu Leipzig“ statt. Doch zugleich sollte es einem weiteren – gleichfalls
sozialen – Anliegen dienen: Leipzigs Bürger
und Gäste, gleich welchen Glaubens, sollten
eingeladen werden, eigene Eindrücke von der
Kultur des „Tempels“ zu sammeln. So suchten
die Organisatoren nicht zuletzt jene anzusprechen, die vielleicht noch nie in ihrem Leben eine
Synagoge betreten hatten und möglicherweise
Vorbehalte hegten. Durch Begegnungen wollten
sie Vor-Urteile abbauen helfen. Ob sie durch
das glücklicherweise vereitelte Vorhaben zweier
Männer ein Jahr zuvor, den „Tempel“ in die Luft zu
sprengen, in besonderer Weise motiviert wurden,
muss dahingestellt bleiben. Kantoren, Chorleiter,
Organist und Rabbiner unternahmen in den folgenden Jahren sehr viel, um die Öffentlichkeit für
jüdische Kultur zu sensibilisieren und das gegenseitige Verständnis und Miteinander von Menschen unterschiedlichster Identität zu fördern.
Funkstunden fanden statt. Vortragsreihen wurden
geboten. Artikel erschienen: über Musik zu jüdischen Festtagen oder überhaupt zur Geschichte
der Musikausübung von Juden.
Dieser Aspekt spielte auch in dem Konzert vom
1926 eine Rolle. Mit Werken von Louis Lewandowski und Samuel Lampel wurde Musik vorgestellt,
wie sie in den Gottesdiensten am „Tempel“
erklang: Bearbeitungen historischer Melodien
nach dem Vorbild europäischer Kompositionen.
Nicht zu vergessen Salomon Jadassohn, der
wiederholt für den „Tempel“ geschrieben hatte,
dessen Werke aber ebenso in evangelischen
Gotteshäusern wie der Thomaskirche oder in Konzertsälen erklangen. Besonders lagen den Veranstaltern die Werke Salomone Rossis am Herzen.
Chorleiter Barnet Licht widmete dem bis heute
viel zu wenig bekannten Komponisten, der zur
Zeit Monteverdis am Hofe zum Mantua wirkte, im
Vorfeld der Aufführung einen engagierten Artikel.
Das Konzert, das von jüdischen und nichtjüdischen Musikern gemeinsam gestaltet wurde
(auch im Chor sangen Juden und Nichtjuden
gemeinsam), reichte jedoch über synagogale
Musik weit hinaus: Das Programm sollte die Vielfalt des Schaffens jüdischer Musiker als wichtiger Teil europäischer Kulturentwicklung andeuten
und zugleich Beispiele für die wechselseitigen
Berührungspunkte und Einflüsse verschiedener
kultureller Traditionen vorstellen.
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iberischen Halbinsel zurück, der auf Festen ebenso
wie im Theater populär war. Andererseits bezeichnet Folia eine Gedichtform und ein musikalisches
Modell. Sie wurde zu einem beliebten aristokratischen Tanz.) Hans Hiller, neben seiner Anstellung
am „Tempel“ hauptamtlich Organist der Leipziger
Friedenskirche, spielte Musik von Bach. Dass
viele Gemeindemitglieder begeistert die Motetten
in der Thomaskirche besuchten, bedarf keiner
großen Vorstellungskraft. Nicht wenige verzichteten dafür sogar auf die Gottesdienste. Chorleiter Barnet Licht setzte sich schon in den 1920er
Jahren leidenschaftlich für die Idee ein, den
Sarkophag des berühmten Thomaskantors an
seine einstige Wirkungsstätte zu überführen.
Abgesehen von allen erklärten und möglichen
Absichten bot das Konzert jedoch vor allem viele
Möglichkeiten zu eigenen Erfahrungen und Assoziationen, zu denen auch die heutige Wiederaufführung des Programms über historische Bezüge
hinaus anregen möchte.
Aufgelesen in historischen
Veröffentlichungen:
Historische Ansichtskarte von Leipzig
Auch Instrumentalmusik hielt mit den Konzerten –
über die Orgelvor- und -nachspiele in den Gottesdiensten oder bei Feierlichkeiten hinaus – Einzug
in den „Tempel“: Leo Schwarz (Konzertmeister
am Gewandhaus und Gemeindemitglied) spielte
Variationen von Corelli über eine Folia. (Der Begriff
geht einerseits auf einen lebhaften Tanz auf der
„Bach und Händel schreiben ihre unsterblichen
Werke. Und es ist mit Sicherheit anzunehmen,
daß die Vertreter jener Zeit manche dieser edlen
Melodien mit in die Synagoge nahmen und daß
das reiche Figurenwesen (Koloratur) der großen
Meister auf die Singweise (Chasonus) der Vorbeter überging. Nach den großen ‚Vorklassikern‘
Bach, Händel, Gluck traten die drei großen ‚Klassiker‘ Haydn, Mozart, Beethoven auf den Plan,
und die Fülle edelster Musik, die von diesen
geschaffen wurde, konnte die empfänglichen
Juden nicht unbeeinflußt lassen. Trotz Richard
Wagners hämischen Bemerkungen stellen wir
mit Stolz fest, daß die Juden bedeutende produk-
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Einführung
tive Musiker hervorgebracht haben; man denke
an Meyerbeer, Bizet, Halevy, Brüll, Offenbach,
Goldmark – und an Mendelssohn-Bartholdy und
Rubinstein, die dem Judentume entstammen.“
(Samuel Lampel, Kantor am „Tempel“ seit 1914,
veröffentlicht 1926)
Salomone Rossi
„Seine hebräischen Psalmen und Liturgien für den
Sabbathgottesdienst sind wahre Perlen hebräischer Musik. Leider haben diese Kompositionen
nicht die Verbreitung erfahren, die ihnen unbedingt
zukommt. Das mag daran liegen, daß sich Rossi
in ihnen nicht an die althergebrachten jüdischen
Weisen hielt, sondern sie im Stile Palestrinas
klassisch durcharbeitete. In der Musikgeschichte
gewann Salomon Rossi eine bedeutende Stellung
und dazu noch zu einer Zeit, in der es für Juden
nicht leicht war, offene Anerkennung zu finden.“
(Barnet Licht, Chorleiter am „Tempel“ seit 1924,
veröffentlicht 1926)
Samuel Lampel
„Von der Orgelempore und der Orgel her drangen an das Ohr der betenden Gemeinde mit
einem Male Melodien und Harmonien, die aufmerken ließen, die nicht mit ‚Süßem Schmelz‘
beinahe einlullend wirkten, wie man’s jahrelang
gewohnt war, sondern die mit herben Intervallen,
mit kräftigen Akkor­den, mit farbigem Wechsel
der Tonarten hier die Ergriffenheit eines gottdurchdrungenen Beters, dort den Schrei eines
unerschütterlichen Herzens wiedergaben. Diese
Tonsprache des Gottesdienstes führte hinaus
aus der Sanftheit und Weichheit der Alten, eines
Lewandowski, […] der […] jahrzehntelang den
Gottesdienst beherrschte. Die neue Tonsprache
führt dagegen hinein in den Stil unserer Zeit […].“
(Max Jaffé, Kantor am „Tempel“ seit 1914,
veröffentlicht 1928)
Werktexte
Salomon Jadassohn
„Ich kann diese Skizze nicht schließen, ohne
zum Ruhme Jadassohns hervorzuheben, daß
seine deutschen Festgesänge, von seinen herrlichen Psalmen und Motetten ganz abgesehen,
welche er für die Leipziger Synagoge komponiert hat, ihrer Originalität und Gediegenheit
wegen – auch alte Synagogenweisen hat er
dazu benutzt – als wahre Perlen des jüdischreligiösen Gesanges gelten dürfen. Damit hat
sich dieser große Musiker um den jüdischen
Gottesdienst ein bleibendes Verdienst erworben.“
(Bernhard Jacobsohn, Kantor am „Tempel“
1874–1907, veröffentlicht 1912)
Thomas Schinköth, Ende 2014/Anfang 2015
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Werktexte
Salomone Rossi
Al naharot bawel (Psalm 137)
Al naharot bawel, scham jaschawnu gam bachinu,
b’sochrenu et zijon.
Al arawim b’tocha talinu kinorotenu.
An den Flüssen Babels, da saßen wir und weinten,
wenn wir an Zion dachten.
An die Weiden in jenem Land hängten wir unsere
Harfen.
Denn unsere Fänger verlangten Lieder von uns,
unsere Peiniger forderten Jubel: Singt uns ein Lied
von Zion!
Wie können wir in einem fremden Land das Lied
des Herrn singen?
Wenn ich dich, Jerusalem, vergesse, soll mir die
rechte Hand verdorren.
Die Zunge soll mir am Gaumen kleben, wenn ich
nicht mehr an dich denke,
wenn Jerusalem nicht meine höchste Freude ist.
Denke, Ewiger, an die Söhne Edoms am Tag der
Eroberung Jerusalems;
sie sagten: reißt es nieder, reißt es nieder, bis auf
die Fundamente!
Tochter Babels, dem Untergang geweiht,
Wohl dem, der dir heimzahlt, was du uns
angetan hast.
Wohl dem, der deine Kinder packt und sie an den
Felsen zerschmettert.
Ki scham sch’elunu schowenu diwre schir,
w’tolalenu ßimcha: schiru lanu mischir zijon.
Ech naschir et schir adonaj al admat nechar?
Im eschkachech, j’ruschalajim, tischkach j’mini.
Tidbak l’schoni l’chiki im lo esk’rechi,
im lo a’ale et j’ruschalajim al rosch ßimchati.
S’chor, adonaj, liwne edom et jom j’ruschalajim;
ha’om’rim: aru, aru ad haj’ßod ba!
Bat bawel hasch’duda,
aschre schej’schalem lach et g’mulech
schegamalt lanu.
Aschre schejoches w’nipez et olalajich el haßala.
Salomone Rossi
Lamnazeach al hagitit (Psalm 8)
Lamnazeach, al hagitit; mismor l’david.
Adonaj adonenu, ma adir schimcha b’chol ha’arez,
Für den Musikmeister, auf der Gitit; ein Psalm Davids.
Herr, unser Herrscher, wie mächtig ist dein Name
auf der ganzen Erde,
der du deine Pracht über die Himmel ausbreitest.
Aus den Mündern der Babys und Säuglinge schufst
Du die Kraft,
um den Widersachern und den Rachgierigen zu
trotzen.
ascher t’na hod’cha al haschamajim.
Mipi ol’lim w’jon’kim jißad’ta os l’ma’an zor’recha,
l’haschbit ojew umitnakem.
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Werktexte
Ki ere schamecha ma’aße ezb’otecha,
jareach w’chochawim ascher konanta:
Ma enosch ki tisk’renu
uwen adam ki tifk’denu?
Wat’chaß’rehu m’at me’elohim,
w’chawod w’hadar t’at’rehu.
Tamschilehu b’ma’aße jadecha,
kol schata tachat raglaw:
Zone wa’alafim kulam, w’gam bahamot ßadaj,
zipor schamajim udge hajam, ower orchot jamim.
Adonaj adonenu, ma adir schimcha b’chol ha’arez.
Georg Friedrich Händel
Werktexte
Seh ich den Himmel, deiner Hände Werk,
Mond und Sterne, die du befestigt hast:
Was ist der Mensch, dass du ihn beachtest,
was ist der Mensch, dass du dich seiner
annimmst?
Ein wenig geringer als die Engel hast du ihn gemacht
und ihn mit Ehre und Achtung geziert.
Du hast ihn zum Herr­scher über das Werk deiner
Hände gemacht,
alles hast du ihm zu Füßen gelegt:
All die Schafe und Rinder, die wilden Tiere,
die Vögel des Himmels, die Fische im Meer und
alles, was das Meer durchzieht.
Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name
auf der ganzen Erde
Geh’ dort zu züchtigen (Rezitativ)
Vor Gottes Angesicht sinkt Tyrannenpracht in
Staub (Arie)
Geh‘ dort zu züchtigen, wo man dich scheut! Nur Gott allein gebietet hier und uns begeistert heil’ge
Glut zu Waffentat und Freiheitskampf. Du aber lernest, dir zum Verderben, was es heißt, dass Gott
dein Feind ist!
Vor Gottes Angesicht sinkt Tyrannenpracht in Staub. Wer da prahlt mit seiner Macht, ist des eitlen Stolzes Raub.
Louis Lewandowski
Ma towu
Ma towu, oholecho ja’akow,
mischk’noßecho jißro’el.
Wa’ani b’row chaßdecho owo weßecho,
Wie schön sind deine Zelte, Jakob,
deine Wohnungen, Israel!
Ich aber will in dein Haus kommen in deiner
großen Güte
und in Ehrfurcht knien vor deinem heiligen
Tempel.
Herr, ich liebe die Stätte deines Tempels und den
Ort deiner Herrlichkeit.
Ich aber will vor dir knien, Herr, der du mich
geschaffen hast.
eschtachawe el hechal kodsch’cho, b’jiroßecho,
el hechal kodsch’cho, b’jiroßecho.
Adonoj, ohawti m’on beßecho um’kom mischkan
k’wodecho,
wa’ani eschtachawe w’echro’oh, ew’r’cho lifne
adonoj oßi.
9
Wa’ani ß’filoßi l’cho adonoj, eß rozon,
elohim b’row chaßdecho, aneni be’emeß
jisch’echo.
Ich aber bete zu dir, Herr, zur rechten Zeit.
Höchster, in deiner großen Güte erhöre mich bei
der Wahrheit deines Heils.
Samuel Lampel
Tauw l’haudauß (Psalm 92)
Mismaur schir l’jaum haschaboß.
Tauw l’haudauß ladaunoj ul’samer l’schimcho
eljaun,
l’hagid babauker chaßdecho w’emunoß’cho
balelauß,
ale oßaur wa’ale nowel, ale higojaun b’chinaur.
Ki ßimachtani adaunoj b’fo’olecho, b’ma’aße
jodecho aranen.
Ma god’lu ma’aßecho adaunoj, m’aud om’ku
machsch’waußecho.
Isch ba’ar lau jedo uch’ßil lau jowin eß sauß:
Psalm, Lied zum Sabbattag.
Es ist gut, dem Herrn zu danken und deinen
Namen zu preisen, Höchster,
des Morgens deine Gnade und des Nachts deine
Treue zu verkünden,
begleitet von Zither und Harfe.
Denn du hast mich erfreut, Herr, mit deinem
Werk, ich singe freudig von deinen Taten.
Wie groß sind deine Werke, Ewiger, wie tief
deine Gedanken.
Ein Törichter erkennt es nicht, ein Narr begreift
es nicht:
Wenn auch die Gottlosen wie das Gras grünen
und die Übeltäter blühen,
sind sie dem Untergang geweiht in Ewigkeit.
Aber du, Herr, bist erhaben für alle Zeit.
Denn siehe, deine Feinde, Ewiger, werden
zugrunde gehen,
alle Übeltäter werden zerstreut.
Du hast mein Horn gestärkt wie das eines wilden
Ochsen, du tränktest mich mit frischem Öl.
Meine Augen sollen die Niederlage meiner
Feinde sehen, meine Ohren sollen den Fall
meiner bösen Widersacher hören.
Der Gerechte wird gedeihen wie eine Palme und
wachsen wie eine Zeder auf dem Libanon.
Gepflanzt im Haus des Ewigen werden sie in den
Höfen unseres Herrn grünen.
Noch im hohen Alter werden sie Früchte tragen,
sie werden kräftig und grün sein,
um zu verkünden: Der Ewige ist gerecht. Er ist
mein Fels, es ist kein Unrecht an ihm.
Bifrauach r’scho’im k’mau eßew wajozizu kol
pau’ale owen,
l’hischom’dom ade ad.
W’ato moraum l’aulom adaunoj.
Ki hine auj’wecho adaunoj, ki hine auj’wecho
jauwedu,
jißpor’du kol pau’ale owen.
Watorem kirem karni balaußi,
b’schemen ra’anon.
Watabet eni b’schuroj bakomim olaj m’re’im
tischmano osnoj.
Zadik katomor jifroch, k’eres bal’wonaun jißge,
sch’ßulim b’weß adaunoj, b’chazrauß elauhenu
jafrichu.
Aud j’nuwun b’ßewo, d’schenim w’ra’ananim jiju,
l’hagid ki joschor adaunoj, zuri w’lau awloßo bau.
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Werktexte
Salomon Jadassohn
Ausführende
Ich hebe meine Augen auf (Psalm 121, 1–4, 5a, 8b)
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von denen mir Hilfe kommt.
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels schläft nicht, noch schlummert er.
Der Herr behüte dich von nun an bis in Ewigkeit. Amen.
Arnold Mendelssohn
Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird
Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, dann werden wir sein wie die Träumenden,
dann wird unser Mund voll Lachens sein, und unsre Zunge voll Rühmens sein.
Dann wird man sagen unter den Heiden: Der Herr hat Großes an ihnen getan.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Jerusalem! Jerusalem, die du tötest die Propheten
Jerusalem! Jerusalem, die du tötest die Propheten, die du steinigest, die zu dir gesandt.
Wie oft hab ich nicht deine Kinder versammeln wollen, und ihr habt nicht gewollt!
Felix Mendelssohn Bartholdy
Lass, o Herr, mich Hilfe finden
Lass, o Herr, mich Hilfe finden, neig dich gnädig meinem Flehn,
willst gedenken du der Sünden, nimmermehr kann ich besteh’n.
Soll mein Sorgen ewig dauern? Sollen Feinde spotten mein?
Schwach und hilflos soll ich trauern und von dir vergessen sein?
O Herr? O Herr!
Lass, o Herr, mich Hilfe finden, neig dich gnädig meinem Flehn,
willst gedenken du der Sünden, nimmermehr kann ich besteh’n.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Herr, wir trau’n auf deine Güte
Herr, wir trau’n auf deine Güte, die uns rettet wunderbar,
singen dir mit frommem Liede, danken freudig immerdar.
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Ausführende
Anja Pöche – Sopran
Anja Pöche wurde in
Leipzig geboren. Mit
sechs Jahren wurde
sie Mitglied des MDR
Kinderchores, dem sie
bis zum Abitur angehörte. Im Alter von
12 Jahren begann sie
mit dem Klavierunterricht. 2003 wurde
Anja Pöche Bundespreisträgerin beim Wettbewerb „Jugend musiziert“. Von 2003 bis 2010
studierte sie Gesang an der Hochschule für Musik
und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“
Leipzig in der Hauptfachklasse von Adelheid
Vogel. Zusätzlich absolvierte sie das Studium
der Gesangspädagogik, das sie ebenfalls 2010
abschloss. Seitdem ist sie auch unterrichtend
tätig, u. a. als Stimmbildnerin beim Landesjugendchor Thüringen.
Seit 2001 ist Anja Pöche die Sopranistin des
renommierten und vielfach preisgekrönten
Calmus Ensembles aus Leipzig. 2009 gewann sie
mit ihren vier Kollegen einen ECHO Klassik in der
Kategorie „Klassik ohne Grenzen“. Neben Konzertreisen mit dem Calmus Ensemble durch ganz
Europa sowie Nord- und Südamerika singt Anja
Pöche regelmäßig als Solistin in Oratorien- und
Kantatenkonzerten mit Engagements in Deutschland, den USA, Irland (u. a. Kilkenny Arts Festival,
Camerata Kilkenny mit Maya Homburger), der
Schweiz (u. a. Musikfestival Davos, Boswiler
Sommer, Camerata Zürich) und Großbritannien
(Huddersfield Contemporary Music Festival).
Einen Schwerpunkt ihres Repertoires bilden dabei
die Werke Johann Sebastian Bachs und seiner
Zeitgenossen. 2013 übernahm sie die Sopranpartie bei der Uraufführung von Barry Guys „Time
Passing“ in der Tonhalle Zürich. In der Saison
2014/2015 wird Anja Pöche u. a. in Deutschland, Belgien, Italien, Österreich, der Schweiz,
den USA, Ecuador, Kolumbien sowie mehrfach in
Irland zu hören sein.
Susanne Langner – Alt
Die gebürtige Dresdnerin studierte am
Mozarteum Salzburg
bei Prof. KS Elisabeth Wilke Gesang
und absolvierte 2006
mit Auszeichnung. In
Meisterkursen
bei
Peter Kooij, Barbara
Schlick, Wolfram Rieger, Axel Bauni und Peter Schreier vertiefte sie
ihr interpretatorisches Wissen im Liedgesang
und der Musik des Barock. Derzeit arbeitet sie
verstärkt mit Prof. KS Ute Trekel-Burckhardt. Sie
ist mehrfache Preisträgerin und Finalistin internationaler Wettbewerbe. So gewann sie 2004
Publikumspreis und Sonderpreis des Internationalen Bachwettbewerbes Leipzig und 2007 den
Pfitznerpreis der Stadt Weiden.
Ihre Tätigkeit im RIAS Kammerchor Berlin verbindet sie mit einer umfangreichen Karriere als
international gefragte Solistin. Als Spezialistin für
Barockmusik steht sie auf der Opernbühne, beispielsweise als Orlando (Georg Friedrich Händel)
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Ausführende
in Berlin, Venus (Alessandro Scarlatti) in Potsdam
oder als Oronte (Antonio Vivaldi) unter Federico
Maria Sardelli in Barga, Toscana. Vor allem aber
führen sie zahlreiche Konzertverpflichtungen ins
In- und Ausland, wo sie mit namhaften Ensembles wie dem Kreuzchor Dresden, dem Deutschen
Symphonie Orchester Berlin, dem Freiburger
Barockorchester, Concerto Köln, dem Wrocław
Baroque Orchestra, der Lautten Compagney Berlin
und der Akademie für Alte Musik Berlin musiziert.
Eine besonders intensive Zusammenarbeit verbindet sie mit dem Thomanerchor Leipzig unter
Prof. Georg Christoph Biller, den Virtuosi Saxoniae unter Prof. Ludwig Güttler, dem Dresdner
Kammerchor unter Prof. Hans-Christoph Rademann, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem
Leipziger und Dresdner Barockorchester, Chor
und Orchester des WDR und diversen kammermusikalischen Ensembles. Dabei gastiert sie
regelmäßig bei Festivals wie dem Leipziger Bachfest, dem MDR Musiksommer, dem Europäischen
Musikfest Stuttgart, den Tagen für alte Musik Helsinki, Wratislavia Cantans oder den Magdeburger
Telemann-Festtagen.
Amnon Seelig – Kantor
Amnon Seelig (Bassbariton), geboren in
München,
schloss
sein Gesangs- und
Musiktheoriestudium
an der Jerusalemer
Musikakademie jeweils mit einem
Bachelor und sein
Gesangsstudium bei
Prof. Donald Litaker an der Hochschule für Musik
Karlsruhe mit dem Master ab. Bereits in Israel
Ausführende
sang er in namhaften Ensembles wie The Israeli
Vocal Singers, The Philharmonia Singers Israel,
Jerusalem Music Academy Chamber Choir und
The FourPlay Quartet, das er auch gegründet hat.
Er hat Engagements im Kammerchor Stuttgart, in
der Rheinischen Kantorei, im Vocalconsort Berlin,
Vocalensemble Rastatt, Berliner Rundfunkchor
u. a. Des Weiteren ist er Ersatzdirigent und
Musikbearbeiter des Synagogenchors München.
Seit Oktober 2010 studiert er im Kantorenseminar
des Abraham Geiger Kollegs an der Universität
Potsdam. Er amtierte in vielen Synagogen als
Kantor, u. a. in Berlin, München, Augsburg und
Warschau. Er ist seit Oktober 2010 Stipendiat des
ELES-Begabtenförderungswerks.
Henrik Hochschild – Violine
Henrik
Hochschild
wurde in Leipzig geboren und ist hier
seit 1990 als stellvertretender 1. Konzertmeister im Gewandhausorchester engagiert. Seine violinistische
Ausbildung
erhielt er u. a. an der
Musikschule Leipzig bei Gabriele Schwarz und an
der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn
Bartholdy“ bei Prof. Klaus Hertel. Weitere Studienschwerpunkte waren Kammermusik (Prof. Gerhard Bosse), Komposition (Günter Neubert) und
Dirigieren (Prof. Volker Rohde).
Im Jahre 1993 war er Mitbegründer des Gewandhausoktetts und als dessen Primarius mit reger
Konzerttätigkeit im In- und Ausland bis zum Jahre
2003 tätig. Sein regelmäßiges pädagogisches
Wirken begann im Jahre 2000 zunächst als Dozent
an der Internationalen Jungen Orchesterakademie im oberpfälzischen Pleystein, wo er seitdem
als Stimmgruppen- und Orchestercoach an allen
Arbeitsphasen des Jugendorchesters beteiligt
war. Den Schwerpunkt seiner Lehrtätigkeit bildet
seit dem Sommersemester 2002 ein Lehrauftrag
an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig, wo er im Jahre 2010 zum Honorarprofessor
ernannt wurde.
Regelmäßig arbeitet Henrik Hochschild mit verschiedenen Jugend- und Studentenorchestern
(u. a. der Jungen Deutschen Philharmonie, dem
Sinfonieorchester der HMT Leipzig und dem
Leipziger Universitätsorchester) zusammen und
bemüht sich um die Weitergabe der im sächsischen Raum traditionell gewachsenen Spiel- und
Klangkultur an die jüngere Generation.
Seit vielen Jahren ist er außerdem regelmäßiger
Gast beim Affinis Music Festival in Japan, wo
er sich mit Meisterklassen und Workshops, vor
allem aber durch gemeinsame Kammermusikund Orchesterprojekte für die Fortbildung des
japanischen Orchesternachwuchses engagiert.
Ullrich Böhme – Orgel
Ullrich Böhme wurde
im sächsischen Vogtland geboren. Die
wertvolle Barockorgel
seines Heimatortes
Rothenkirchen, an der
er bereits mit 13 Jahren Organistendienst
leistete, weckte in
ihm die Begeisterung
für die „Königin der Instrumente“. Deshalb studierte er von 1972 bis 1979 an der Kirchenmu-
13
sikschule Dresden (Hans Otto) und an der Hochschule für Musik Leipzig (Wolfgang Schetelich).
Kurse besuchte er, in Anbetracht der begrenzten
Möglichkeiten zu Zeiten des Eisernen Vorhangs,
u. a. bei Piet Kee, Ewald Kooiman und Ton Koopman. Nach dem Staatsexamen wirkte er bis 1986
als Kantor und Organist an der Kreuzkirche Chemnitz. Im Bachjahr 1985 wurde Ullrich Böhme unter
vielen Bewerbern zum Leipziger Thomasorganisten gewählt. Seitdem ist das solistische Orgelspiel in der Thomaskirche zu Gottesdiensten,
Konzerten und Motetten des Thomanerchores
sowie das Basso-continuo-Spiel zu Passionen,
Oratorien und Kantaten seine wichtigste Aufgabe.
Gegenwärtig erscheint eine Serie von 10 Bachkantaten-CDs bei dem Label RONDEAU.
Darüber hinaus führen ihn Konzertreisen regelmäßig in viele Länder Europas, nach Nordamerika und nach Japan, Südkorea und Australien. Rundfunk- und Fernsehanstalten aus dem
In- und Ausland produzierten Aufnahmen mit ihm.
Mit viel Lob seitens der Fachpresse wurden seine
zahlreichen Solo-CD-Einspielungen bei verschiedenen Labels bedacht (Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik 2003). Für das Magazin
des Leipziger Bach-Archivs ist er „seit mehr als
einem Vierteljahrhundert nicht nur in Leipzig
die uneingeschränkte Autorität in Sachen Bach
und Orgel“.
Ullrich Böhme wird in Jurys bedeutender internationaler Orgelwettbewerbe eingeladen. Er gab den
Anstoß zur Restaurierung der großen Sauer-Orgel
der Thomaskirche und entwarf das Konzept der
neuen Bach-Orgel der Thomaskirche. Auch überregional wird seine Kompetenz als Sachverständiger bei Restaurierungen historischer Orgeln
geschätzt. Ullrich Böhme unterrichtet an der
Hochschule für Musik und Theater Leipzig und
14
Ausführende
gibt Interpretationskurse im In- und Ausland. 1994
wurde er zum Professor ernannt.
Ulrich Vogel – Orgel
Ulrich Vogel wurde in
Annaberg/Erzgebirge
geboren und erhielt
mit sechs Jahren seinen ersten Klavierunterricht. Bis zum
Abitur besuchte er die
Förderklasse Klavier
am Schumann-Konservatorium Zwickau
und studierte danach Dirigieren (bei Kurt Masur),
Klavier und Komposition an der Musikhochschule
Leipzig. In dieser Zeit errang er Preise bei Dirigier-,
Kammermusik-, Improvisationswettbewerben. Dem
Engagement an der Semperoper Dresden folgte von
1988 bis 1998 das an Oper und Gewandhausorchester Leipzig als Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung,
dann als 1. Kapellmeister.
Seit 1998 freischaffend, dirigierte Ulrich Vogel
u. a. die Rundfunkorchester Berlin und Leipzig, das
Gewandhausorchester Leipzig, das Bilkent-Sinfonie-Orchester, das Sarasate-Orchester Spanien,
das Pro Arte Orchester Wien, das StavangerSinfonie-Orchester, die Jenaer Philharmonie, die
Weimarer Staatskapelle sowie das Orquestra
Sinfonica da Bahia/Brasilien. Von 2000 bis 2005
war er 1. ständiger Gastdirigent des Opernfestivals Salvador/Brasilien und dirigierte hier u. a. die
Erstaufführung von Wagners „Parsifal“. Von 2000
bis 2003 wurde er für die Einstudierung von Wagners Ring an das Opernhaus Zürich eingeladen.
Parallel zu seinem dirigentischen Beruf ist Ulrich
Vogel seit vielen Jahren als Pianist für Lied und
Ausführende
15
Kammermusik tätig und konzertierte mit renommierten Gesangs- und Instrumentalsolisten in der
Berliner Philharmonie, dem Konzerthaus Wien,
der Semperoper, der Münchner Philharmonie,
dem Leipziger Gewandhaus und dem Berliner
Schauspielhaus. Konzertreisen führten ihn durch
Europa, in die USA, nach Südamerika und Asien.
CD- und Rundfunkproduktionen erfolgten mit
Repertoire des 19. und 20. Jahrhunderts. Eigene
Liedzyklen wurden 2000 herausgegeben und im
MDR produziert.
Ulrich Vogel gab als Gastprofessor Meisterkurse
für Lied und Kammermusik an Hochschulen in
Lissabon, Granada, Oslo, St. Petersburg, Boston,
Seoul und Saõ Paolo. Seit 2003 ist er als Juror
bei internationalen Wettbewerben tätig und gab
gemeinsam mit Peter Schreier Meisterkurse für
Liedinterpretation. 2003 erfolgte seine Berufung
zum ordentlichen Professor an die Hochschule für
Musik FRANZ LISZT Weimar mit Lehrstühlen in
den Instituten für Dirigieren und Gesang/Musiktheater. Seit 2012 findet jährlich unter seiner
Leitung der „Freisinger Meisterkurs“ für Lied und
Kammermusik statt.
Leipziger Synagogalchor
„Die Liebe dieses Chors zur Musik, die er pflegt,
ist echt und aufrichtig.“ Prof. Eliyahu Schleifer,
Jerusalem, Leipziger Volkszeitung, 31. März 2010
Der Leipziger Synagogalchor wurde 1962 von
Oberkantor Werner Sander mit dem Ziel gegründet, die jüdische sakrale Musiktradition zu pflegen und einem größeren Hörerkreis zu erschließen. 1972 übernahm Kammersänger Helmut Klotz
die künstlerische Leitung des nichtjüdischen
Laienchores, der sich zu einem im In- und Ausland hoch angesehenen Konzertchor entwickelte.
Seit 2012 hat Ludwig Böhme die künstlerische
Leitung inne.
Das Ensemble widmet sich der Aufführung synagogaler Musik insbesondere des 19. und frühen
20. Jahrhunderts, z. B. von Louis Lewandowski,
Salomon Sulzer, Samuel Lampel, Samuel Naumbourg, Samuel Alman, Abraham Dunajewski,
Baruch Schorr, Wilhelm Würfel oder Heinrich
Schalit, aber auch der Renaissance, z. B. von
Salomone Rossi. Zum weltlichen Repertoire
gehört traditionelle jiddische und hebräische Folklore in freien Bearbeitungen, u. a. von Werner
Sander, Friedbert Groß, Fredo Jung, Juan Garcia
und Ludwig Böhme.
Konzertreisen führten den Chor durch Deutschland und ins Ausland, u. a. nach Polen, Israel,
Südafrika, in die USA, die Ukraine, nach Brasilien,
Spanien, Portugal, Schweden und Tschechien.
Der Chor aus ca. 35 Sängerinnen und Sängern
konzertiert a cappella, mit Solisten, mit Orgel-,
Klavier- oder Orchesterbegleitung.
Kammerchor Josquin des Préz
Bemerkenswerte musikalische Einfühlsamkeit
und Stilsicherheit werden dem Leipziger Kammerchor Josquin des Préz von Presse und Publikum bescheinigt. Das Ensemble begeistert dabei
sowohl durch einen homogenen, kraftvollen und
ausgewogenen Chorklang sowie durch überzeugende Qualität der einzelnen Stimmen. 1987 in
Leipzig gegründet, war der Kammerchor bis heute
in über 500 Konzerten zu erleben und hat sich als
renommiertes Ensemble für Alte Musik etabliert.
Unter künstlerischer Leitung von Ludwig Böhme hob
der Chor das weltweit einzigartige Projekt der Gesamtaufführung des Werkes von Josquin des Préz
aus der Taufe: „Josquin – Das Projekt“. Seit 2004
finden in der Leipziger Thomaskirche regelmäßig
Konzerte statt, die Josquins Werke im Spannungsverhältnis zu nachfolgenden Epochen beleuchten.
Der Chor nahm preisgekrönt an Wettbewerben
teil, zuletzt mit „hervorragendem Erfolg“ beim
16
Ausführende
Ausführende
Dirigent ist Ludwig Böhme aktiv. Seit 2002 leitet
er den Kammerchor Josquin des Préz, mit dem
er beim 8. Deutschen Chorwettbewerb 2010 in
Dortmund den 2. Preis gewann. Im April 2012
übernahm Böhme die künstlerische Leitung des
Leipziger Synagogalchores.
Konzerte führten Ludwig Böhme zu vielen großen
Musikfestivals in Deutschland (z. B. Schleswig-Holstein Musik Festival, MDR Musiksom-
8. Deutschen Chorwettbewerb. Zahlreiche Tourneen
führten die Sänger durch West- und Osteuropa. Bei
Festivals wie dem MDR-Musiksommer, dem Kultursommer Rheinland-Pfalz oder dem Leipziger Bachfest sind sie gern gesehene Gäste. Vom GoetheInstitut wurde das Ensemble wiederholt auf Reisen
geschickt, so nach Albanien und Argentinien.
Produktionen beim MDR, WDR und DRadio Kultur
sowie CD-Einspielungen belegen die hohe künstlerische Qualität des Kammerchores Josquin des
Préz. 2011 erschien die CD „Missa Pange lingua“
mit Werken Josquins, im April 2011 wurde sie
mit dem Supersonic-Award ausgezeichnet. Die
neueste Produktion des Ensembles (Carus 2012)
präsentiert Werke Leipziger Thomaskantoren.
Ludwig Böhme – Künstlerische Leitung
Ludwig Böhme liebt Vokalmusik – als Sänger, Dirigent, Dozent und Arrangeur. 1979 in Rodewisch/
Vogtland geboren war er von 1989 bis 1998 Mitglied im Thomanerchor Leipzig und arbeitete nach
mer, Dresdner Musikfestspiele, Kultursommer
Rheinland-Pfalz, Bachfest Leipzig), in viele Länder
Europas, nach Südamerika und in die USA. CD-,
Rundfunk- und Fernsehproduktionen dokumentieren diese Tätigkeit. Ludwig Böhme leitet Kurse für
Chöre und Vokalensembles und unterrichtete von
2007 bis 2012 Dirigieren an der Evangelischen
Hochschule für Kirchenmusik in Halle an der
Saale. Er ist auch als Arrangeur erfolgreich (Contemporary A cappella Recording Award 2004).
seiner Chorzeit bis 2002 als Assistent des Thomaskantors. Er studierte an der Hochschule für Musik
und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy” Leipzig. Nach dem Diplom mit Auszeichnung folgte ein
Aufbaustudium mit Konzertexamen. Seine Lehrer
waren unter anderen Georg Christoph Biller und
Horst Neumann, Kurse bei den King’s Singers,
Ton Koopman und Morten Schuldt-Jensen gaben
weitere Impulse.
Ludwig Böhme ist Mitbegründer und Bariton
des Leipziger Calmus Ensembles, eines der führenden Vokalensembles Deutschlands. Calmus
singt weltweit ca. 70
Konzerte jährlich, ist
Herausgeber
einer
eigenen Notenedition,
gewann in den vergangenen 13 Jahren
viele internationale
Wettbewerbe sowie
2009 einen ECHO
Klassik. Auch als
Ihr Spezialist für Industrieversicherungen in Mitteldeutschland
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17
18
Gedanken für den Nachhauseweg
Gedanken für den Nachhauseweg
Ein Blick in den „Tempel“
„Das Hauptportal liegt an der hintersten Ecke des
Gebäudes etwas von der Straße zurück, im Hintergrund eines von Gittern eingeschlossenen Vorhofes.
Der oblonge Raum, der Tempel, ist mit Betstühlen
erfüllt, der erhöhete Raum am östlichen Ende,
das Heilige, gehört dem Ceremoniell beim Gottesdienste an; von hier aus führen breite Treppen
zu dem noch höher gelegenen, durch Vorhänge
abgetrennten Allerheiligsten (Thoraschrank),
Musik am „Tempel“ 1855 bis 1926:
Eine Spurensuche
„Ein Gebet ohne Gesang ist […] wie ein Körper ohne Seele.“ (Adolf Jellinek)
Steigen wir die wenigen Stufen hinan, um einen
Blick in das Innere zu thun, so kommen wir
zuerst in eine geräumige, durch Oberlichtfenster
erleuchtete Halle, zu deren Rechten sich ein
Zimmer für den Prediger befindet, von welchem
aus derselbe, wenn zur Winterszeit der Gottesdienst mit dem heizbaren, von der an die Halle
sich anschließenden Vorhalle aus gangbarem
Betsaale abgehalten wird, direkt auf die Kanzel
gelangen kann. An dem Ende der Vorhalle liegt
eine Treppe von Sandstein, die nach den westlichen Emporen der das Stockwerk über dem
Betsaale einnehmenden Castellanwohnung führt.
Wir stehen am Eingange, dem Blicke stellt sich
dar das geräumige, hohe Mittelschiff, über
welches das, durch zahlreiche dicht unter dem
Plafond angebrachte Fenstergruppen herabfallende Licht eine magische Wirkung ausgießt. […]
19
Innenansicht des „Tempels“
die Gesetzrollen enthaltend. Hier gruppirt sich
die Predigtkanzel und der Rednerstuhl für die
Trauungen und Confirmationen, das Pult für den
Vorbeter, die Sitze für den Prediger und den
fungirenden Vorsteher, die herabhängende ewige
Lampe und der neunarmige Leuchter.“
(aus: Die neue Synagoge in Leipzig, Die Gartenlaube, Berlin 1854)
Die Synagoge in der Gottschedstraße befand sich
noch im Bau, als Salomon Jadassohn die Besucher im Interim-Betsaal am Brühl überraschte:
Mit jungen Mitgliedern der Israelitischen Religionsgemeinde hatte er einen Gesang für den Gottesdienst eingeübt. Schon entstand die Hoffnung,
dass im neuen Gotteshaus, im gerade entstehenden „Tempel“, ein eigener Chor wirken könnte.
Doch leider war die Gemeinde dafür noch zu klein
(87 Mitglieder). So wurden, mit Erlaubnis des
Rabbiners, zunächst die Thomaner um Unterstützung gebeten. Eine Abordnung des Knabenchores
aus der Nachbarschaft sang zur Weihefeier im
September 1855. Jadassohn hatte für das Fest
den 24. Psalm oder Teile daraus vertont. Aber
auch in den regelmäßigen Sabbat-Gottesdiensten
halfen Thomaner aus, da aus den eigenen Reihen
noch zu wenige Singende zur Verfügung standen.
Viele Gemeindemitglieder waren über diese Situation keineswegs glücklich. Prediger Adolf Jellinek
befürchtete nicht zuletzt, dass sich die Leipziger
bei den zahlreichen Messegästen, für die damals
die Synagoge so groß (1600 Plätze!) dimensioniert wurde, lächerlich machten, wenn nicht bald
ein eigener Synagogenchor zustande käme.
„als er mir die besten Sängerinnen heimlich
abspenstig machte“
Der damalige Kantor Weisler kam auf die Idee, für
den Chor „einige […] sehr brauchbare Knaben in
Breslau zu gewinnen“. Das Vorhaben scheiterte.
Doch eine Lösung versprach der Kontakt zum
Conservatorium der Musik, das sich damals in
der Innenstadt befand. Spätestens seit Ende
der 1850er Jahre unterstützten Studierende den
Synagogenchor, unter ihnen Arthur Sullivan aus
England, später ein bedeutender Komponist.
Wahrscheinlich bildeten die Männer- und Frauenstimmen unterschiedlicher konfessioneller
Bindung auch den Kern des Gesangsvereins
Psalterion, der 1865 unter Leitung von Jadassohn
gegründet wurde. Allerdings beklagte der 1874
berufene Kantor Bernhard Jacobsohn, dass dieser
Chor „nur an den Festtagen in Aktion“ getreten
sei. Zudem habe er „bei diesen Gelegenheiten den
Schwerpunkt mehr auf die exakte Aufführung größerer Chorwerke […] gelegt, als auf die eigentlichen liturgischen Gesänge“. Aber gerade diese
lagen Jacobsohn am Herzen. Vor allem wollte
er eine „singende Gemeinde“ heranziehen. Der
Synagogenchor sollte sie stimulieren. Da Psalterion als „Konzertchor“ für diese Aufgabe ausfiel,
suchte er eine Lösung unter Schülern der Religionsschule, die er in liturgischem Gesang unterrichtete. Er suchte aus ihnen einen kleinen Chor
zu bilden. Leider erschienen etliche von ihnen nur
unregelmäßig im Gottesdienst. Händeringend bat
er die Eltern um Unterstützung, mit unterschiedlichem Erfolg. Zudem offenbarte sich ein neuer
Konflikt. Jadassohn habe ihm „die besten Sängerinnen, die Stützen“ seines Chores, „heimlich
abspenstig“ gemacht und „für den Psalterion zu
gewinnen“ gesucht. Persönliche Spannungen
zwischen Kantor und Chorleiter waren die Folge.
Sie schwelten offenbar über viele Jahre, bis zur
Auflösung von Psalterion um 1898/1900.
20
Gedanken für den Nachhauseweg
Die meisten blieben „Ausländer“ …
Glichen die angesprochenen Probleme eher
einem Nebenschauplatz, prägte ein anderer
Konflikt von Beginn an nachhaltig das Gemeindeleben: Die Israelitische Religionsgemeinde zu
Leipzig war seit ihrer Gründung liberal dominiert.
Auf die zahlreichen, kulturell unterschiedlich verankerten Orthodoxen und Chassiden wurde über
Jahrzehnte kaum Rücksicht genommen. Wollten
sie ihre Traditionen individuell weiterleben, mussten sie sich ihre Einrichtungen auf eigene Kosten
schaffen und unterhalten (darunter Synagogen
bzw. Betstuben), obwohl auch sie Gemeindesteuern bezahlten. Osteuropäische „Einwanderer“
waren oft schon von ihrem Status benachteiligt:
Nur wenige von ihnen wurden eingebürgert.
Die meisten blieben „Ausländer“, auch noch in
zweiter und dritter Generation, ungeachtet ihres
Selbstverständnisses. Dahinter verbarg sich nicht
zuletzt eine weitverbreitete Geringschätzung von
Osteuropäern. Ihr Einfluss in der Gemeinde sollte
von vornherein zurückgedrängt werden. Auch die
Musikausübung am „Tempel“ blieb von dieser
Entwicklung nicht unberührt. Kantor Jacobsohn
suchte sich als „deutscher Kantor“ deutlich von
osteuropäischen Einflüssen abzugrenzen, sei es
in seinem Gesang oder sei es durch polemische
Äußerungen. Als 1900 ein zweiter Kantor für die
Synagoge gesucht wurde, forderte die Stellenausschreibung ausdrücklich einen „deutschen
Staatsangehörigen“.
Die 1914 berufenen Kantoren Samuel Lampel und
Max Jaffé sowie Chorleiter Barnet Licht suchten
indes Brücken zu bauen. Etwa zeitgleich zu dem
Konzert von 1926 entwarfen sie ein Konzept für
eine Jüdische Musikwoche, die ein Jahr später
zur Internationalen Musikausstellung in Frankfurt
a. M. stattfinden sollte. Eine Exposition gehörte
Gedanken für den Nachhauseweg
dazu. Sie sollte auch die Entwicklung in Polen,
Galizien und Russland darstellen. Doch gerade
diesen Teil unterschlugen die Veranstalter in der
Main-Metropole stillschweigend. Namentlich
Barnet Licht, der selber aus Wilna stammte,
sah sich zu öffentlicher Kritik veranlasst. Wenn
jüdische Kulturgeschichte vermittelt würde, dann
bitte in ihrer Gesamtheit und nicht selektiert. Max
Jaffé wiederum engagierte sich wenig später im
Rundfunk für „ostjüdische Literatur“. Bei diversen
Vereinsabenden und Festen trat er immer wieder
in gemeinsamen Programmen mit Kantoren und
Chorsängern orthodoxer Synagogen auf.
„ein Fremdkörper in unserem Gebetskultus“
Uneinig war sich die Gemeinde zunächst, ob sie
in den „Tempel“ eine Orgel einbauen lassen sollte.
Die Orthodoxen lehnten das Instrument ihrem
Traditionsverständnis entsprechend ab. Aber
auch die liberal Gesinnten schwankten. Nicht
zuletzt dürfte die Kostenfrage bei der kleinen
Gemeinde eine Rolle gespielt haben. So blieb der
vorgesehene Platz vorerst frei. Erst 1868 wurde,
ermöglicht durch eine großzügige Spende, ein
Instrument der Firma Ladegast eingeweiht.
Ob dieser Zeitpunkt in Zusammenhang mit der
Synode stand, die ein Jahr später Rabbiner aus
der ganzen Welt nach Leipzig führen und auch die
Orgelfrage behandeln sollte, muss offen bleiben.
1898 folgte ein Instrument von Wilhelm Sauer
(möglicherweise angeregt durch Sauers Werke
in der Thomas- und vielleicht auch Peterskirche).
Die einen begrüßten die Orgel im Gottesdienst,
die anderen hielten sie für einen „Fremdkörper“.
Einen interessanten Aspekt warf Kantor Jacobsohn auf: Die Orgel stünde „an der denkbar
ungünstigsten Stelle, nämlich in der größtmöglichen Entfernung vom Kantor und hinter dessen
Rücken, wie in den Kirchen“. Das war auf der
oberen Westempore, von der aus auch der Chor
sang. Wie sollte eine wirkliche musikalische
Kommunikation entstehen?
Eine weitere Frage löste Diskussionen aus: Darf
ein Jude angesichts des Arbeitsverbotes am
Sabbat und zu den Feiertagen die Organisten-Position übernehmen? In der Regel suchten sich die
Gemeinden zu helfen, indem sie nichtjüdische
Organisten anstellten, unter ihnen auch die Leipziger. Dies förderte nicht zuletzt das Miteinander
von Menschen unterschiedlicher religiöser Identitäten, das gegenseitige Sich-Öffnen und Kennenlernen. So wurde Karl Stiller, in Hauptfunktion
Organist an der Jacobi-, danach an der Peterskirche, an den „Tempel“ berufen. Nach ihm wirkte
Paul Homeyer, später Gewandhausorganist, in
der Synagoge. In den 1920er Jahren übernahm
Hans Hiller, seinerzeit Organist der Friedenskirche, das Amt. Aber es gab auch eine Ausnahme: Mit Benno Kantrowitz, der zeitweilig auch
den Psalterion-Verein geleitet hatte, wirkte ein
Jude als Organist in der Gottschedstraße. Am
Konservatorium hatte er Musiktheorie und Klavier,
später auch noch Dirigieren studiert. Die Orgel
hat in seinem Leben immer eine Rolle gespielt.
21
Chor gesungen hatte. Samuel Lampel schaffte
das Buch Schire Jaakow seines Lehrers Alfred
Rose aus Hannover an.
Zugleich entstanden in Leipzig zwei eigene
Sammlungen. Sie sind unmittelbar durch die
Gottesdienste am „Tempel“ angeregt worden
und über viele Jahre gewachsen. Beide fanden
überregionale Beachtung. Die eine – Schire beth
Jaakob von Louis Liebling und Bernhard Jacobsohn (1880) – bietet ein- bis zweistimmige Sätze.
Sie war von der Absicht getragen, mit einfachen
Mitteln den Gemeindegesang zu fördern und
dabei zu vereinheitlichen. Die andere – Samuel
Lampels Kol Sch’muel (1928) – knüpft an die Tradition mehrstimmiger Bearbeitungen für Kantor,
gemischten Chor und Orgel an. Doch sollte sie
„hinein in den Stil unserer Zeit“ führen, wie Lampels Kantorenkollege Max Jaffé es ausdrückte.
Die Gemeinde habe die Stücke zunächst „recht
kühl, wenn nicht gar ablehnend“ aufgenommen.
Doch durch Lampels Beharrlichkeit hätten sich
„verschiedene Piecen“ im Laufe der Jahre „fest in
die Herzen der Betergemeinde gepflanzt“.
„… hinein in den Stil unserer Zeit“
„zunehmendes Verständnis für unser
religiöses Leben …“
Von Beginn an erklangen im „Tempel“ die gottesdienstlichen Weisen in Bearbeitungen nach
dem Vorbild europäischer Kompositionen. Den
Grundstock bildete zunächst der erste Band von
Schir Zion, einer weitverbreiteten Sammlung des
Wiener Kantors Salomon Sulzer, der übrigens
1869 als einziger Musiker zur Synode nach Leipzig reiste. So lernten auch die Thomaner und viele
Studenten die Gesänge kennen. In den späten
1870er Jahren wurden die Werke von Louis
Lewandowski aus Berlin eingeführt, angeregt
durch Kantor Jacobsohn, einen seiner Schüler,
der bei dem bekannten Synagogenmusiker im
Gelegentlich gastierten andere Leipziger Chöre
im „Tempel“. Als 1873 Julius Fürst, Professor für
„aramäische und talmudische Sprache“, mit einer
bewegenden Trauerfeier bedacht wurde, sang
neben dem Psalterion-Verein auch das PaulusEnsemble der Universität in der Synagoge. 1915
gab der Leipziger Männerchor in dem Gotteshaus,
gemeinsam mit Vokal- und Instrumentalsolisten,
unter ihnen Leo Schwarz, „ein vaterländisches
Konzert […] zum Besten der Kriegsnotspende“.
Nach dem Ersten Weltkrieg öffnete sich der
„Tempel“ zunehmend öffentlichen Musikveranstaltungen, gemeinsam gestaltet von Juden und
22
Gedanken für den Nachhauseweg
Nichtjuden. Immer wieder wurden sie mit sozialen Zwecken verknüpft. Vor allem aber sollten sie
helfen, durch Begegnungen Vorurteile abzubauen
und Brücken zu bilden: zwischen den Religionen,
zwischen den Menschen in der Stadt mit ihren
individuellen Lebensgeschichten.
Diesem Anliegen dienten auch Sendungen im
Radio. Wiederholt konzipierte Samuel Lampel,
dessen Lieblingslied „Die Gedanken sind frei“ war,
Funkstunden für die noch junge Mitteldeutsche
Rundfunk A. G. Sie widmeten sich der „historischen
Entwicklung der Synagogenmusik“ ebenso wie
der Musik zu einzelnen jüdischen Festen. Artikel
Gedanken für den Nachhauseweg
ergänzten sie. Darüber hinaus fanden Vortragsreihen in der Synagoge statt, die allen Interessierten
offenstanden. Wiederholt war im Gemeindeblatt
der Israelitischen Religionsgemeinde über die
wachsende Resonanz der Angebote zu lesen, mündend in dem Resümee von 1932: „Häufig bekannten Besucher […] mit Genugtuung, daß sie zum
ersten Male eine Synagoge betreten haben und so
in direkte Beziehung zu Juden und nichtjüdischen
Dingen gekommen sind.“ So dürfe „der Hoffnung
Ausdruck gegeben werden, daß dadurch in immer
weitere Kreise der Leipziger nichtjüdischen Bevölkerung zunehmendes Verständnis für unser religiöses Leben getragen wird“.
Misshandlungen. – Die Bar Mizwa im August 1938
im „Tempel“, begleitet von Josef Kober, Kantor
des Synagogen-Vereins Schare Zedek in LeipzigGohlis. – Die brennende Synagoge in der Gottschedstraße. – SA-Leute werfen die Thorarollen,
das Allerheiligste, aus dem Fenster der Ahavas-Thora-Synagoge in der Färberstraße. – Brutale
Gewalt und verängstigte Menschen. – Die Gottesdienste, die Lampel und Jaffé bis Juni 1942, kurz
vor ihrer Deportation, in der Talmud-Thora-Synagoge in der Keilstraße abhalten: für Liberale und
Orthodoxe gemeinsam …
Um zur Samuel-Lampel-Straße zu gelangen, muss
man bis nach Mockau fahren. Aber als Haltestelle
wird sie angesagt und angezeigt.
„Nächste Haltestelle:
Samuel-Lampel-Straße“
Als Kind übten Straßenschilder auf mich eine
große Faszination aus. Ihre bisweilen altertümliche
Schrift zog mich an. Vor allem aber begannen mich
die Fragen hinter den Namen zu beschäftigen. So
lernte ich im Alltag vieles nebenbei, ohne dass es
jemand von mir abforderte, und zwar auf unterschiedlichsten Gebieten. Wer sich in ähnlicher
Weise auf Entdeckungstour ins Leipziger Straßenund Plätze-Netz begibt, wird auf drei Beteiligte des
„Tempelkonzertes“ von 1926 stoßen. Allerdings
muss er sich weitab von den einschlägigen touristischen Schauplätzen begeben und in unterschiedlichen Stadtteilen von Leipzig suchen.
Dass Samuel Lampel 1992 überhaupt mit einer
Straße bedacht wurde, ist Rolf Kralovitz in Köln
zu verdanken. Der ehemalige Leipziger Jahrgang
1925 gehört heute zu den letzten Zeitzeugen, die
noch aus eigenem Erleben über die Kantoren des
„Tempels“ und Chorleiter Barnet Licht berichten
können, und die die Atmosphäre der Synagoge
noch in sich tragen. Während zahlreicher Telefonate werden viele Momente aus „seinem“ Leipzig lebendig: Samuel Lampel wiegt die Thora in
den Händen, fast wie ein kleines Kind. Mit seiner
warmen Baßbariton-Stimme singt er das „Schema
Israel“. – Max Jaffé begleitet den Sechsjährigen
nach Altenburg, wo der Kantor Verwandte von
Rolf Kralovitz, die Familie Bucky-Levy, in Religion
unterrichtet. – Der Chor unter Barnet Licht, der
von der oberen Empore der Synagoge singt. –
Die Feier des 50. Geburtstages von Max Jaffé
während einer Aufführung im Battenberg-Theater.
– Jaffé, gerade aus dem KZ Buchenwald entlassen, zeigt während des Unterrichts an der Carlebach-Schule den Schülern mutig die Spuren seiner
Zwar ist dies bei der Jadassohnstraße in Neulindenau nicht der Fall, doch gibt sie einer Kindertagesstätte ihre Adresse. Seit 1911 trägt sie,
nachdem der Sohn die Stadtväter an ihn erinnert
hatte, den Namen des Musikers, der in Breslau
geboren und außer in Leipzig bei Franz Liszt in
Weimar ausgebildet wurde. Neben der langjährigen Tätigkeit am „Tempel“ war er einige Zeit
Dirigent der Musikgesellschaft Euterpe. 1871
übernahm er eine Lehrposition am Konservatorium und hatte einen großen Schülerkreis. Überaus produktiv und vielseitig war er als Komponist.
Zudem verfasste er mehrere Lehrbücher. 1935
23
wurde die Jadassohnstraße in Methfesselstraße
umbenannt. 1945 erhielt sie ihren vorherigen
Namen zurück.
Zu Jadassohns Schülern gehörte Barnet Licht, der
noch zu Lebzeiten erleben durfte, dass ein Platz
nach ihm benannt wurde. Dieser befindet sich
nahe des Alten Messegeländes, gegenüber der
Kregelstraße 2, in der der Musiker nach der Rückkehr aus Theresienstadt gewohnt hat.
Allerdings bedarf es schon eines kriminalistischen
Gespürs, um die Stelle ausfindig zu machen.
Vergebens suchte ich Anfang 2015 nach einem
Namensschild. Soll ich es übersehen haben?
Stattdessen empfing mich die Warnung: „Betreten und Befahren auf eigene Gefahr“. Der Hinweis
war keineswegs übertrieben. Die Parkfläche, aus
welcher der Platz zu einem beträchtlichen Teil
besteht, glich einer Kraterlandschaft, umgeben
von reichlich Gestrüpp. Von Würde kann kaum
die Rede sein. Dabei hat Barnet Licht viel für das
Leipziger Kulturleben geleistet.
Ein Leben lang setzte er sich leidenschaftlich dafür
ein, dass Menschen unabhängig ihrer sozialen
Situation Musik erleben und ausüben können. Er
leitete Arbeiterchöre und -orchester, betreute Chöre
in den Gefängnisanstalten und organisierte für das
24
Gedanken für den Nachhauseweg
Arbeiter-Bildungs-Institut Konzerte. So hatte er
einen großen Anteil daran, dass große Institutionen
wie das Gewandhaus für Arbeiter ihre Pforten öffneten und namhafte Künstler ihnen Musikerlebnisse
boten. Zudem schrieb er zahlreiche Konzerteinführungen und Artikel über Musik. Als ihm nach dem
Machtantritt der Nationalsozialisten nicht mehr
möglich war, öffentlich tätig zu sein, engagierte er
sich als Chor- und Orchesterleiter, Musikorganisator
Gedanken für den Nachhauseweg
und Publizist im Rahmen des Vereins für jüdische
Kunstpflege und des Jüdischen Kulturbundes. Noch
1941 suchte er nach Kinderstimmen, um den Chor
für die Synagoge am Leben halten zu können. Am
Ende seines Weges hat Barnet Licht noch erleben
dürfen, dass die Gebeine Johann Sebastian Bachs
in die Thomaskirche überführt wurden. Für dieses
Anliegen, das ihm sehr am Herzen lag, hatte sich
Licht schon in den 1920er Jahren eingesetzt.
25
Aufgelesen:
„Ich bin überzeugt, dass unser Feind die Ignoranz gegenüber dem anderen ist. Übereinander zu urteilen, ohne etwas übereinander zu wissen, ist es, was Spannungen, Ängste, Misstrauen und Vorurteile
hervorbringt.“ (Izzeldin Abuelaisch)
„Das Wichtigste ist, dass Brücken sein sollen und keine Mauern.“ (Ora Zur, geb. Soloweetschik)
„Wenn ich auf einen Menschen schaue, dann sehe ich ihn nicht als Teil einer Gruppe, über die man
sein Urteil fällt. Hinter jedem Mann und jeder Frau steckt eine Geschichte. Ich möchte immer etwas
über das Beste in jedem Einzelnen erfahren.“ (Alice Herz-Sommer)
Nachdenkort
„Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache, wir bräuchten die Waffen nicht.“ (Ingeborg Bachmann)
„Jeder ist für sein Tun verantwortlich.“ (Rolf Kralovitz)
Ab und an begebe ich mich an den Ort der ehemaligen Synagoge. Ich hocke mich neben einen der
Stühle und lausche in die Weite. Der Großstadtpuls zieht an mir vorüber, zugleich nehme ich das
kleinste Blatt wahr, das über die Fläche schwebt.
Für mich ist es ein idealer Nachdenkort. Hier gibt
es keine Mauern. Der Platz birgt so viel Geschichte
in sich und ist nach allen Seiten hin offen. Darin
liegt eine große Chance. Ich denke an die Menschen, die den „Tempel“ in den 83 Jahren seines
Bestehens besucht haben. In diesem Moment
beginne ich zu träumen: Ich träume von einer
Gesellschaft, in der wir keine Kriege mehr führen,
nicht die eine Gruppe gegen die andere ausspielen,
keine Gotteshäuser mehr anzünden, sondern uns
als Menschen begegnen, miteinander sprechen,
uns zuhören, einfach neugierig aufeinander sind.
Manchmal habe ich Bücher dabei, die meinen
Traum bekräftigen. Beim Lesen spüre ich, jeder
kann so viel für eine solche Welt des gegenseitigen Respektes leisten, im eigenen Umfeld. Wie
viele gedankliche Schubkästen lassen sich dabei,
guten Willen vorausgesetzt, öffnen. Für die Ver-
„Man bildet sich hierzulande Meinungen nicht über Menschen, sondern über Länder, Kulturen
und Religionen, und davon leitet man ab, wer hier willkommen ist und wer weniger und wer
vielleicht, unter bestimmten Umständen, unter bestimmten Bedingungen ein bisschen.“
(Lena Gorelik)
„Die Würde deines Nächsten sei dir so kostbar wie deine eigene.“ (Gedanken am Ort der ehemaligen
Ez-Chaim-Synagoge, von Thea Hurst, geb. Gersten)
ständigung bleibt es dann unerheblich, ob jemand
jüdisch, evangelisch, katholisch, muslimisch,
russisch-orthodox, buddhistisch, atheistisch oder
was auch immer ist.
Wiederholt schon erlebte ich, wie an dem ebenso
stillen wie lauten Platz Menschen anhielten, ein
Musikinstrument auspackten und spontan zu
spielen begannen: Bach. Jazz. Mozart. Spontan
Erfundenes. Ein russisches Volkslied. Klezmer.
Ein feinsinniges Perkussionsstück. Django Reinhardt. Ein Wiegenlied … Musik fängt bekanntlich an, wo die Sprache aufhört …
„‚Toleranz – vom lateinischen tolerare, erleiden, erdulden.‘ […] Ich möchte aber nicht erlitten werden,
nicht gelitten und nicht geduldet. […] Ein ganz gewöhnlicher Mensch möchte ich sein.“
(Goldfarb, in: Charles Lewinsky: Ein ganz gewöhnlicher Jude)
„Man schaut mich an: ‚Holocaust-Survivor‘. Ich bin mehr als das. Ich will nicht nur das sein und ich
will nicht, dass das Judentum das sein soll.“ (Leo Falek)
„Es gibt kein ‚Besser‘ oder ‚Schlechter‘, nur Unterschiede. Respektiere sie, egal ob es sich um die
Hautfarbe, die Lebensweise oder eine Idee handelt.“ (Kote Kotah)
„[…] in meinen Augen gibt es nur einen Weg, die gegenseitigen Vorurteile abzubauen […]. Man
muss auf den anderen zugehen, offen sein, sich für ihn interessieren, bereit sein, ihn wirklich kennenzulernen, ihm zuzuhören. Und dann nicht gleich alles ablehnen, was einem im ersten Moment fremd
erscheint, nur weil es anders klingt, anders aussieht, anders schmeckt oder anders riecht als das,
was man kennt.“ (Melda Akbaş)
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Gedanken für den Nachhauseweg
Anregungen und Quellen verdanke ich Publikationen von Madlen Bialas, Tina Frühauf, Steffen Held,
Solvejg Höppner, Judith Kashti-Kroch, Barbara Kowalzik, Bernd-Lutz Lange, Jascha Nemtsov, Eliyahu
Schleifer, Elke Urban sowie der Allgemeinen Zeitung des Judenthums, dem Gemeindeblatt der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig und den Lebenserinnerungen von Bernhard Jacobsohn. Für
Hinweise und Hilfe bin ich Ludwig Böhme, Uta Börner, Thomas Kauba, Rolf Kralovitz, Klaudia Krenn,
Franziska Menzel und Jutta Raab Hansen (Aufzählungen in alphabetischer Reihenfolge) dankbar.
XXVIII. PROJEKTKONZERT – MISSA L’HOMME ARMÉ
Im Gespräch: So geht Josquin
Freitag, 29. Mai 2015, 19:30 Uhr
Museum der bildenden Künste Leipzig
Josquin des Préz: Missa L’homme armé super voces musicales
Thomas Schinköth, Ende 2014/Anfang 2015
Lesetipps:
Bernd-Lutz Lange: Davidstern und Weihnachtsbaum. Erinnerungen von Überlebenden. Leipzig 1992
Jüdische Schulgeschichten. Ehemalige Leipziger erzählen. Hrsg. vom Schulmuseum – Werkstatt für
Schulgeschichte Leipzig. Redaktion: Elke Urban. Leipzig 2011
Solisten | Kammerchor Josquin des Préz | Bernhard Schrammek | Ludwig Böhme
Wie viel verstehen wir beim Hören der Werke Josquins? Entgeht uns das Wesentliche? Was
steckt drin in Josquins Kunst? Das Konzert ist innovativ: ein Gesprächskonzert. Nicht wissenschaftlich, nicht trocken, nicht akademisch! Sondern so, dass jeder etwas entdecken kann.
Im ersten Konzertteil werden Musikwissenschaftler Bernhard Schrammek und Künstlerischer Leiter Ludwig Böhme Josquins größte und kunstvollste Messe vorstellen und
erklären. Die Musiker werden Ausschnitte darbieten, die die Erklärungen veranschaulichen,
Wichtiges hervorheben und Beiwerk ausblenden. Im zweiten Teil des Konzerts erklingt die
Messe als Ganzes – und der Hörer wird nun in der Musik vieles erkennen können, was er
vorher nicht erkannt hätte.
Solvejg Höppner: Juden in Leipzig – Ein Stadtporträt. In: Micha Brumlik u. a. (Hrsg.): Reisen durch
das jüdische Deutschland. Köln 2006
Steffen Held: Zwischen Tradition und Vermächtnis. Die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig
nach 1945. Hamburg 1995
Barbara Kowalzik: Wir waren eure Nachbarn. Die Juden im Waldstraßenviertel. Leipzig 1996
Solvejg Höppner: Der Talmud-Thora-Verein und die Etablierung des orthodoxen Kultus in der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig. In: Hartmut Zwahr u. a. (Hrsg.): Leipzig, Mitteldeutschland und
Europa … Beucha 2000
Jascha Nemtsov/Hermann Simon: Louis Lewandowski. „Liebe macht das Lied unsterblich!“ Berlin 2011
Tina Frühauf: Salomon Sulzer. Reformer, Kantor, Kultfigur. Berlin 2012
Tina Frühauf: Orgel und Orgelmusik in deutsch-jüdischer Kultur. Hildesheim u. a. 2005
Maren Goltz: „[…] seiner bisher nicht geachtet“. Zur 100. Wiederkehr des Todestages von Salomon
Jadassohn. In: GewandhausMagazin 33 (2001/2002)
Thomas Schinköth: Musik als Lebenshilfe. Barnet Licht. Altenburg 2000
East Meets West
28. Juni 2015 // 18.30 Uhr // Museum der bildenden Künste Leipzig
Im Rahmen der Jüdischen Woche
Leipziger Synagogalchor
Susanne Langner – Alt // Clemens Posselt – Klavier
Leitung: Ludwig Böhme
Künstlergruppe Bama Tova (Israel) // Leitung: Benyamin Yakovian (Israel)
“Mein Herz ist im Osten und ich bin im Westen” schrieb Rabbi Yehuda Halevi im 12. Jahrhundert. Hören Sie ein Konzertprogramm, das jüdische Musik des Ostens, also aus dem
Gebiet des heutigen Iran/Irak – dem „Zweistromland“, und jüdische Musik des Westens,
und damit aus dem Einflussgebiet „westlicher“ Musikkultur, nebeneinanderstellt und
zusammenführt. Es ist die Premiere eines Projekts, bei dem sich Künstler aus Deutschland
und Israel nicht nur musikalisch bereichern, sondern auch als Menschen kennen lernen.
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Impressum
Veranstalter/Impressum
Veranstalter
Kammerchor Josquin des Préz e. V.
www.josquindesprez.de
Leipziger Synagogalchor e. V.
www.synagogalchor-leipzig.de
Öffentlichkeitsarbeit
Dreh- und Angelpunkt – Kulturprojekte
Heike Bronn
Scharnhorststr. 38, D-04275 Leipzig
Tel. +49 (0) 341 / 35 29 015
E-Mail: [email protected]
Förderer
Gefördert durch die Stadt Leipzig, Kulturamt
und die LEIPZIGSTIFTUNG.
Kooperationspartner
Bildnachweis
S. 1: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
S. 3: Dr. Dieter Graumann – privat
S. 4/5: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
S. 11: Anja Pöche – Marco Borggreve
S. 11: Susanne Langner – privat
S. 12: Amnon Seelig – Shani Bar-On
S. 12: Henrik Hochschild – Gert Mothes
S. 13: Ullrich Böhme – punctum Leipzig
S. 14: Ulrich Vogel – Johannes Vogel
S. 15: Leipziger Synagogalchor – Rolf Walter
S. 16: Kammerchor Josquin des Préz und
Ludwig Böhme – Anne Hornemann
S. 18: Universitätsbibliothek Leipzig
S. 23: Samuel-Lampel-Straße – Ingolf Neumann
S. 23: Jadassohnstraße – privat
S. 24: Gedenkstätte Gottschedstraße –
Johannes Ackner
Rückseite: Originalkonzertprogramm
von 1926 – Universitätsbibliothek Leipzig
Alle Rechte, insbesondere der Verbreitung durch
Print- und elektronische Medien, vorbehalten.
© Kammerchor Josquin des Préz e. V., Leipziger
Synagogalchor e. V., 2015
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exzellenten Erfahrungen auf diesen Gebieten und ausreichenden Reserven für
die erfolgreiche Umsetzung.
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Abfälle und Schadstoffe zu beseitigen.
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