Getragen von Optimismus, Zuversicht und Tatendrang „Helferkreis Asylsuchende Böhmfeld“ steht ab sofort für Einsätze bereit Böhmfeld (sdr, 12.01.16) Getragen von Optimismus, Zuversicht und Tatendrang wartet der derzeit 57-köpfige Helferkreis für Asylsuchende in Böhmfeld auf 30 noch unbekannte Neubürger. In Kürze werden sie für unbestimmte Zeit in einer Wohncontaineranlage zwischen Kotterhof und Schulturnhalle Quartier beziehen. Der Kreis der Freiwilligen bzw. Ehrenamtlichen, der sich „Helferkreis Asylsuchende Böhmfeld“ nennt, setzt sich zusammen aus Bürgerinnen und Bürgern aus unterschiedlichen Altersgruppen und Berufen. Weil alle Neuland betreten, versammelten sie sich auf Einladung des Bürgermeisters Alfred Ostermeier im Kotterhof. Helmut Reichgeld, Sprecher des „Freundeskreises Asylsuchende Stammham“, und sein Mitstreiter Joachim Walter, beide ausgestattet mit mehrjähriger Erfahrung als ehrenamtliche Helfer, informierten drei Stunden lang voller Leidenschaft, gaben Tipps und beantworteten Fragen. Mit dabei war Christine Pietsch, seit 04. Januar 2016 beim Landratsamt Eichstätt zuständig für die Koordinierung von Ehrenamtlichen im Landkreis Eichstätt. „Mit 57 Helfern haben wir einen super Start“, erklärte Bürgermeister Ostermeier. Wie überall bis hin in den europäischen Bereich herrschten auch in Böhmfeld unterschiedliche Meinungen und Haltungen. „Wir müssen uns abwenden vom Schwarzweiß-Denken!“ lautete Ostermeiers Appell an die Bevölkerung. Alle seien aufgefordert, ihr Möglichstes zu tun, dass sich die Neuankömmlinge sicher fühlten und zur Ruhe kommen könnten. Spätestens am 29. Januar erfolge die Übergabe der Wohncontaineranlage mit 15 Modulen für je zwei Personen, ließ der Gemeindechef wissen. Bald danach träfen die Flüchtlinge ein. Beheizt werde die Anlage mit Flüssiggas. Die Bewohner dürfen das gesamte eingezäunte Grundstück nutzen. Betreten und verlassen können sie es über einen Fußweg Richtung Schulturnhalle und Allwetterplatz. Koordinatorin Christina Pietsch stellte sich als Vermittlerin zwischen Helferkreis und Landratsamt vor. Sie machte auf eine Info-Broschüre aufmerksam, in der die Anforderungen detailliert erläutert sind. Darüber hinaus würden Schulungen angeboten, sagte sie. „Ohne Ehrenamtliche wäre es nicht vorstellbar!“ ist Helmut Reichgeld überzeugt. Er ist federführend bei der Unterstützung von zurzeit 27 Asylsuchenden aus Nigeria und Afghanistan sowie aus dem Kongo und dem Senegal mit insgesamt acht kleinen Kindern in der Gemeinde Stammham. Gerne greift Reichgeld den übrigen Helferteams im Landkreis Eichstätt unter die Arme, persönlich und auch via Internet. „Es macht wahnsinnigen Spaß, Helfer zu sein!“ ermunterte der Experte die Zuhörerschaft. Die Fürsorge dürfe aber nicht zu einer Art Entmündigung der Flüchtlinge führen. Etwas Distanz solle unbedingt gewahrt werden, weil mit Daueraufenthalten kaum gerechnet werde könne. Reichgeld bedauerte die Geschehnisse in der Silvesternacht in Köln. Sie beflügelten die Arbeit der Helferkreise nicht, meinte er. Auch ohne Sprachkenntnisse gelänge der Zugang zu den Menschen, unterstrich der Helferfrontmann. Für den ersten Deutschunterricht müsse man kein Lehrer sein. Bilderbücher leisteten gute Dienste. Kinder erlernten die deutsche Sprache besonders leicht. Die Grammatik folge erst in professionellen Sprachkursen nach Erhalt der Asylzusage. Mobilität, vor allem per Fahrrad oder Bus, habe bei den Flüchtlingen Priorität, machten Helmut Reichgeld und Joachim Walter deutlich. Lediglich für eine gewisse Zeit sei Begleitung beim Einkaufen, bei Arztbesuchen und Behördengängen erforderlich. Kinder sollten am besten sofort in Kindergarten und Schule angemeldet werden. Nach etwa drei Monaten stehe die Job-Suche im Vordergrund. Vereine leisteten einen wichtigen Beitrag zur Integration. 1 Rasch bildeten sich die Arbeitsgruppen „Sprachunterricht“, „Handwerkliche Unterstützung – Fahrräder“, „Fahrdienste“, „Gesundheit/Arzt“, „Behördengänge/Schriftverkehr“, „Krippe, Kindergarten, Schule“ und „Job-Suche“ sowie ein Projektteam für gemeinsame Veranstaltungen. Ein Teil der 57 Ehrenamtlichen ist sofort aktiv, andere werden bei Bedarf einspringen. „Die Teams sind nicht in Stein gemeißelt. Leute können wechseln oder ausscheiden, wenn‘s zu viel wird“, war zu hören. Neue Mitarbeiter seien jederzeit willkommen. Als Ehrenamtliche genießen alle Versicherungsschutz. Nirgendwo habe er auf Anhieb eine so große Anzahl von Helfern angetroffen wie in Böhmfeld, lobte Referent Reichgeld. „Es sieht sehr gut aus!“ war Christine Pietsch überrascht. „Wir schaffen das, wenn wir effektive Hilfe zur Selbsthilfe leisten und unsere Kräfte dabei nicht überstrapazieren!“ ist sich Bürgermeister Alfred Ostermeier sicher. Er verwies auf den Spendenbetrag von 777 Euro, der dem Helferkreis beim Neujahrsempfang überreicht wurde als erste finanzielle Unterstützung zur Bewältigung seiner Aufgaben. Text zum Foto (adamo): Informationsflut aus erster Hand: Helmut Reichgeld (rechts) und Bürgermeister Alfred Ostermeier bei der „Erstschulung“ des Helferkreises „Asylsuchende Böhmfeld“. 2
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