DEUTSCHER WEITERBILDUNGSATLAS Weiterbildungschancen in Deutschland sind regional ungleich verteilt Lebenslanges Lernen ist eine Grundvoraussetzung für beruflichen Erfolg und gesellschaftliche Teilhabe. Mit dem Deutschen Weiterbildungsatlas zeigt eine bundesweite Studie erstmals, wie stark sich die Teilnahmequoten regional unterscheiden und ob Regionen ihr Weiterbildungspotenzial nutzen. Gütersloh, 16. September 2015. Jeder siebte Deutsche ab 25 Jahren (13,5 Prozent) bildet sich mindestens einmal im Jahr fort. Die Weiterbildungsquoten sind allerdings bundesweit sehr unterschiedlich ausgeprägt: Während sich im Emsland nur 6 Prozent der Bevölkerung weiterbilden, sind es in der Region Würzburg mit 19 Prozent mehr als dreimal so viele Erwachsene. Bei Geringqualifizierten liegt die Weiterbildungsquote deutlich niedriger als bei höher qualifizierten Personen, wiederum mit erheblichen regionalen Unterschieden. Es zeigt sich zudem, dass viele Regionen ihr Potenzial an Weiterbildung heute noch nicht ausschöpfen. Das sind die zentralen Ergebnisse des Deutschen Weiterbildungsatlas der Bertelsmann Stiftung. Er stellt die Weiterbildungsquoten für die Bundesländer und erstmalig auch für die Raumordnungsregionen dar. In einzelnen Raumordnungsregionen ist die Weiterbildungsbeteiligung dreimal so hoch wie in anderen. Die höchsten Werte finden sich nach Würzburg in den Regionen Ingolstadt (18,7 Prozent) und Augsburg (18,1 Prozent). Die niedrigsten Quoten verzeichnen neben dem Emsland Aachen (6,5 Prozent) und Ostfriesland (7,6 Prozent). Die Quoten der Bundesländer unterscheiden sich weniger stark. Spitzenreiter bei der Weiterbildung ist Hessen mit 16 Prozent, gefolgt von Baden-Württemberg (15,7 Prozent) und Bayern (14,8 Prozent). Die geringsten Quoten finden sich im Saarland (11,3 Prozent), in Sachsen-Anhalt (11,6 Prozent) und in Sachsen (11,9 Prozent). Geringqualifizierte abgehängt In der Weiterbildung bestehen neben regionalen auch große soziale Unterschiede. Personen mit Ausbildungs- oder Hochschulabschluss haben mit 22,5 Prozent eine dreimal so hohe Teilnahmequote wie Geringqualifizierte (6,7 Prozent). Wenn wir nur die Geringqualifizierten betrachten, finden wir ebenfalls deutliche regionale Unterschiede. Auf Länderebene reicht die Spannbreite der Weiterbildungsquoten für Geringqualifizierte von 5,5 Prozent in NordrheinWestfalen bis 8,5 Prozent in Thüringen. Zwischen den Regionen sind die Unterschiede erneut mehr als dreimal so groß: In den Raumordnungsregionen Aachen (3 Prozent), Südsachsen (3,5 Prozent) und Allgäu (3,6 Prozent) nehmen Geringqualifizierte am wenigsten an Weiterbildungen teil; an der Spitze liegen das Obere Elbtal/Osterzgebirge (10,7 Prozent), Mittelthüringen (10,1 Prozent) und Main-Rhön (9,8 Prozent). „Die Weiterbildungschancen sind in Deutschland ungleich verteilt. Gerade die Geringqualifizierten, die am meisten profitieren könnten, haben zu geringe Weiterbildungschancen. Die großen regionalen Unterschiede zeigen: Städte und Kreise müssen die Potenziale von Geringqualifizierten erkennen und besser nutzen“, sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. 1/3 Potenziale bleiben ungenutzt Der Weiterbildungsatlas zeigt: Sowohl die Qualifikationen der Bevölkerung als auch die Wirtschaftskraft vor Ort wirken sich positiv auf die Weiterbildungsteilnahme aus. Allerdings sind solide Wirtschaftszahlen oder ein hoher Bildungsstand der Bevölkerung kein Garant für eine rege Weiterbildungsteilnahme. Inwieweit Regionen ihre strukturellen Voraussetzungen für Weiterbildung nutzen, gibt die Potenzialausschöpfung des Deutschen Weiterbildungsatlas an. Sie vergleicht die tatsächliche Teilnahmequote vor Ort mit derjenigen, die aufgrund regionaler Strukturdaten zu erwarten wäre. Im Ländervergleich zeigt Hamburg (81,8 Prozent) die bundesweit geringste Potenzialausschöpfung. In der Hansestadt könnte es auf Grundlage der Sozialstruktur mehr Teilnehmer geben. Auch Berlin (86,0 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (91,7 Prozent) nutzen ihre Potenziale für Weiterbildung nicht aus. Über den für sie zu erwartenden Werten liegen dagegen Hessen (111,1 Prozent), Baden-Württemberg (110,6 Prozent) und Schleswig-Holstein (106,4 Prozent). Auch bei der Potenzialausschöpfung sind die Unterschiede zwischen den Regionen stärker als im Ländervergleich. So schöpfen das Emsland (47,7 Prozent) und die Region Aachen (54,8 Prozent) gerade einmal die Hälfte des vorhandenen Potenzials aus. Schleswig-Holstein SüdWest (131,4 Prozent), Starkenburg (128,6 Prozent) und Würzburg (127,2 Prozent) übertreffen die Erwartung hingegen um etwa 30 Prozent. „Besonders erfolgreiche Regionen zeigen, dass Beratungsangebote, Kooperation der Weiterbildner und bessere Verkehrsanbindungen die Teilnahmequoten erhöhen können. Hier müssen die private und öffentliche Hand ansetzen“, sagte Prof. Dr. Josef Schrader, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung. Zusatzinformationen Der Deutsche Weiterbildungsatlas untersucht die Weiterbildungsteilnahme sowie das Weiterbildungsangebot von Volkshochschulen und privatwirtschaftlichen sowie betrieblichen Angeboten in Deutschlands Bundesländern und den 96 Raumordnungsregionen. Eine Raumordnungsregion umfasst mehrere Kreise und kreisfreie Städte. Auf Grundlage des Mikrozensus der Jahre 2007 bis 2012 errechneten Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) die regionalen Teilnahmequoten der Deutschen ab dem 25. Lebensjahr sowie von Geringqualifizierten im zentralen Erwerbsalter (25-54 Jahre). Für sieben Regionen führte das DIE in Kooperation mit der Freien Universität Berlin vertiefende Fallstudien durch. Unsere Experten: Frank Frick, Telefon: 0 52 41/81 81 253 E-Mail: [email protected] Marvin Bürmann, Telefon: 0 52 41/81 81 296 E-Mail: [email protected] Alle Daten und Fakten für Deutschland, die Bundesländer und die Raumordnungsregionen sowie weitere Informationen finden Sie unter www.deutscher-weiterbildungsatlas.de und www.bertelsmann-stiftung.de. 2/3 Seite 1 | Deutschland, Version 1: Gesamte Grafik Weiterbildungsteilnahme in Deutschland Teilnahme Geringqualifizierter in Deutschland (nach Bundesländern) Geringqualifizierte (25 – 54 Jahre) Alle Teilnahme aller Befragten in Deutschland (nach Bundesländern) (25+ Jahre) Teilnahmequote in Prozent SchleswigHolstein Hamburg Bremen Berlin Niedersachsen Sachsen- Brandenburg Anhalt NordrheinWestfalen Sachsen Hessen Thüringen BadenWürttemberg Niveau der Weiterbildungsteilnahme bei Geringqualifizierten (in Prozent, 2007 – 2012) Hohe Weiterbildungsteilnahme Bayern Trend der Weiterbildungsteilnahme bei Geringqualifizierten (in Prozentpunkten, 2007 – 2012) Verbesserung größer 8 % größer +1,5 %-Pkt. 7,5 bis 8 % +0,5 bis +1,5 %-Pkt. 7 bis 7,5 % 6,5 bis 7 % Regionen ohne Symbol befinden sich im Bereich –0,5 bis +0,5 %-Pkt. 6 bis 6,5 % –1,5 bis –0,5 %-Pkt. kleiner 6 % kleiner –1,5 %-Pkt. Niedrige Weiterbildungsteilnahme Hessen 7,9 Schleswig-Holstein 7,9 Hessen Bayern 7,9 Bremen Schleswig-Holstein 7,7 Hamburg Berlin 7,4 RheinlandPfalz Saarland Thüringen 8,5 MecklenburgVorpommern 7,3 Bayern 7,1 Mecklenburg-Vor. 6,9 Baden-Würt. 6,7 Deutschland 6,7 Sachsen-Anhalt 6,4 Sachsen 6,3 Niedersachsen 6,2 Rheinland-Pfalz 6,1 Brandenburg 5,9 Saarland 5,5 Verschlechterung Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus. Berechnungen des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung Nordr.-Westf. Baden-Württemberg Sachsen- Brandenburg Anhalt NordrheinWestfalen 13,6 Deutschland 13,5 Thüringen 13,5 Hamburg 13,5 Berlin Berlin Niedersachsen 14,5 Rheinland-Pfalz Sachsen Hessen Thüringen RheinlandPfalz Saarland BadenWürttemberg Bayern 13,0 Bremen 12,1 Niedersachsen 12,1 Nordrhein-Westfalen 12,0 Mecklenburg-Vorpommern 11,9 Sachsen 11,9 Saarland Bremen 14,8 13,9 MecklenburgVorpommern Hamburg 15,7 Brandenburg Sachsen-Anhalt SchleswigHolstein 16,0 Niveau der Weiterbildungsteilnahme (in Prozent, 2007 – 2012) Hohe Weiterbildungsteilnahme größer 15,5 % 11,6 11,3 14,5 bis 15,5 % 13,5 bis 14,5 % 12,5 bis 13,5 % Trend der Weiterbildungsteilnahme (in Prozentpunkten, 2007 – 2012) Verbesserung größer 1,5 %-Pkt. +0,5 bis +1,5 %-Pkt. Regionen ohne Symbol befinden sich im Bereich –0,5 bis +0,5 %-Pkt. 11,5 bis 12,5 % –1,5 bis –0,5 %-Pkt. kleiner 11,5 % kleiner –1,5 %-Pkt. Niedrige Weiterbildungsteilnahme Verschlechterung Seite 2 | Deutschland, Version 2: Balkendiagramme Weiterbildungsteilnahme in Deutschland Geringqualifizierte (25 – 54 Jahre) Alle (25+ Jahre) Teilnahmequote in Prozent Thüringen 8,5 Hessen 7,9 Schleswig-Holstein 7,9 Hessen Bayern 7,9 Bremen Schleswig-Holstein 7,7 Hamburg 7,4 Berlin 7,3 Bayern 7,1 Mecklenburg-Vor. 6,9 Baden-Würt. 6,7 Deutschland 6,7 Sachsen-Anhalt 6,4 Sachsen 6,3 Niedersachsen 6,2 Rheinland-Pfalz 6,1 Brandenburg 5,9 Saarland 5,5 Nordr.-Westf. 16,0 Baden-Württemberg 15,7 14,8 14,5 Brandenburg 13,9 Rheinland-Pfalz 13,6 Deutschland 13,5 Thüringen 13,5 Hamburg 13,5 Berlin 13,0 Bremen 12,1 Niedersachsen 12,1 Nordrhein-Westfalen 12,0 Mecklenburg-Vorpommern 11,9 Sachsen 11,9 Sachsen-Anhalt Saarland 11,6 11,3 Trend der Weiterbildungsteilnahme (in Prozentpunkten, 2007 – 2012) Verbesserung größer 1,5 %-Pkt. +0,5 bis +1,5 %-Pkt. Regionen ohne Symbol befinden sich im Bereich –0,5 bis +0,5 %-Pkt. –1,5 bis –0,5 %-Pkt. kleiner –1,5 %-Pkt. Verschlechterung Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus. Berechnungen des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung Seite 3 | Deutschland, Version 3: Balkendiagramm und Karte (Alle) Weiterbildungsteilnahme in Deutschland Alle Teilnahme aller Befragten in Deutschland (nach Bundesländern) (25+ Jahre) Teilnahmequote in Prozent Hessen Baden-Württemberg 13,9 Rheinland-Pfalz Sachsen- Brandenburg Anhalt NordrheinWestfalen 13,6 Deutschland 13,5 Thüringen 13,5 Hamburg 13,5 Berlin Sachsen Hessen Thüringen RheinlandPfalz Saarland BadenWürttemberg Bayern 13,0 Bremen 12,1 Niedersachsen 12,1 Nordrhein-Westfalen 12,0 Mecklenburg-Vorpommern 11,9 Sachsen 11,9 Niveau der Weiterbildungsteilnahme (in Prozent, 2007 – 2012) Hohe Weiterbildungsteilnahme größer 15,5 % 11,6 11,3 14,5 bis 15,5 % 13,5 bis 14,5 % 12,5 bis 13,5 % Trend der Weiterbildungsteilnahme (in Prozentpunkten, 2007 – 2012) Verbesserung größer 1,5 %-Pkt. +0,5 bis +1,5 %-Pkt. Regionen ohne Symbol befinden sich im Bereich –0,5 bis +0,5 %-Pkt. 11,5 bis 12,5 % –1,5 bis –0,5 %-Pkt. kleiner 11,5 % kleiner –1,5 %-Pkt. Niedrige Weiterbildungsteilnahme Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus. Berechnungen des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung Berlin Niedersachsen 14,5 Brandenburg Saarland Bremen 14,8 Schleswig-Holstein MecklenburgVorpommern Hamburg 15,7 Bayern Sachsen-Anhalt SchleswigHolstein 16,0 Verschlechterung Seite 4 | Deutschland, Version 4: Balkendiagramm und Karte (Geringqualifizierte) Weiterbildungsteilnahme in Deutschland Geringqualifizierte Teilnahme Geringqualifizierter in Deutschland (nach Bundesländern) (25 – 54 Jahre) Teilnahmequote in Prozent SchleswigHolstein Hamburg Bremen Berlin Niedersachsen Sachsen- Brandenburg Anhalt NordrheinWestfalen Sachsen Hessen Thüringen RheinlandPfalz Saarland BadenWürttemberg Niveau der Weiterbildungsteilnahme bei Geringqualifizierten (in Prozent, 2007 – 2012) Hohe Weiterbildungsteilnahme Bayern Trend der Weiterbildungsteilnahme bei Geringqualifizierten (in Prozentpunkten, 2007 – 2012) Verbesserung größer 8 % größer +1,5 %-Pkt. 7,5 bis 8 % +0,5 bis +1,5 %-Pkt. 7 bis 7,5 % 6,5 bis 7 % Regionen ohne Symbol befinden sich im Bereich –0,5 bis +0,5 %-Pkt. 6 bis 6,5 % –1,5 bis –0,5 %-Pkt. kleiner 6 % kleiner –1,5 %-Pkt. Niedrige Weiterbildungsteilnahme Thüringen 8,5 MecklenburgVorpommern 7,9 Schleswig-Holstein 7,9 Hessen 7,9 Bremen 7,7 Hamburg 7,4 Berlin 7,3 Bayern 7,1 Mecklenburg-Vor. 6,9 Baden-Würt. 6,7 Deutschland 6,7 Sachsen-Anhalt 6,4 Sachsen 6,3 Niedersachsen 6,2 Rheinland-Pfalz 6,1 Brandenburg 5,9 Saarland 5,5 Verschlechterung Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus. Berechnungen des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung Nordr.-Westf.
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