WS 14/15 - Universität Bremen

Erfahrungsbericht: Besançon
Universität Bremen
Fachbereich 10: Französisch
Auslandssemester in Besançon
Studiengang: Bachelor of Arts
Nebenfach: Philosophie
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Inhalt
1. Wahl: ................................................................................................................................................... 2
2. Vorbereitung/Planung: ........................................................................................................................ 3
3. Hinfahrt/Ankunft: ................................................................................................................................ 4
4. Wohnheimzimmer:.............................................................................................................................. 4
5. Unialltag: ............................................................................................................................................. 4
6. Transportmittel: .................................................................................................................................. 5
7. Besichtigungen : .................................................................................................................................. 5
8. Wochenende, Partys, Unternehmungen & Freizeit: ........................................................................... 6
9. Arztbesuche: ........................................................................................................................................ 6
10. Lebensunterhaltskosten: ................................................................................................................... 6
Zusammenfassung:.................................................................................................................................. 6
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1. Wahl:
Warum Besançon? Besançon eignet sich als Hauptstadt der Region Franche-Comté hervorragend um
sich ein Bild von Ostfrankreich zu machen. Sie ist eine kleine und übersichtliche Stadt, die mit dem
UNESCO-Welterben der Citadelle, dem Fluss und dem Jura-Gebirge eine wunderschöne Natur bietet.
Das hier zulande gesprochene Französisch ist dialektfrei und gut verständlich. An der gemütlichen
Universität, z. B. an der fac de Lettres, geht man nicht im riesigen Hörsaal unter und die Koordinateure, viele Lehrende unterschiedlicher Fachbereiche, sowie International-Office-Mitarbeiter, aber auch
zugewiesene studentische parrains kümmern sich persönlich und sehr geduldig um die Belange ausländischer Studenten. Da es in manchen ländlichen Gebieten nahe der Stadt bekanntlich mehr Kühe
als Einwohner gibt, lässt sich hier ein großes Angebot diverser Käsesorten ausprobieren. Zudem gibt
es durch die Nähe an deutsch-sprachige Gebiete viele Studenten, die Deutsch lernen und somit viele
Angebote für Deutsche als Lehrer tätig zu werden. Deutsche Studenten haben es hier nicht schwer
sich in der Erwachsenenfremdsprachenbildung ausprobieren zu können. Im Sommer bieten die Universität und das Wohnheim vielseitige Möglichkeiten sich sportlich zu betätigen. Es stehen einem
viele kulturelle Unternehmungsmöglichkeiten zur Verfügung, die speziell im Sommer Freude bereiten. Der Alltag ist eher ruhig und sehr entspannt, man hat definitiv keinen Großstadtstress zu erwarten, lebt aber auch nicht zu dörflich.
2. Vorbereitung/Planung:
Es ist sehr wichtig vorab einige Vorbereitungen zu treffen, um sich später nicht zu ärgern. Hier berichte ich euch von meinen eigenen Erfahrungen und berate euch bezüglich eures Gepäcks. Grundsätzlich braucht jeder einige Passbilder, denn Franzosen lieben Ausweise mit Lichtbildern und können
keins zu viel haben. Empfehlenswert sind 10 -15 Stück, je nachdem ob man sowieso schon plant sich
zu bewerben, dann braucht man selbstverständlich mehr. Wichtig für die CAF, von der ihr euer
Wohngeld bekommt, ist eure Geburtsurkunde. Zudem solltet ihr euch auf jeden Fall ein LAN-Kabel
für das Internet im Wohnheim vorab besorgen. In Besançon müsst ihr unnötig lange danach suchen
und im Wohnheim werdet ihr es auf jeden Fall brauchen, da es kein W-LAN in den Zimmern gibt.
Außerdem braucht ihr eine Master- oder VISA-Karte, um das Internet für euren Laptop zu buchen
oder sich eine Free-Telefonkarte anzuschaffen, die mit 2 Euro im Monat unendlich vielen SMS und
100 Freiminuten ein unschlagbares Angebot ist. Diese ist aber auch generell ganz hilfreich zur Bezahlung, da ihr anfangs ja noch kein französisches Konto haben werdet und jede Abhebung von eurem
deutschen Konto eine Gebühr von 5 Euro bedeutet. Zum Wintersemester wird es sehr kalt, sodass
Handschuhe, Mütze, aber auch eine dicke Decke, falls man im Wohnheim unterkommt, zwingendes
Reisegepäck sind. Möchte man als Raucher nicht pleite gehen, so sollte man sich die erlaubte Menge
Tabak mitnehmen, da ein Packet unglaubliche 7,50 kosten und auch nicht zu jeder Uhrzeit und überall erhältlich ist. Der Personal- oder Reisepass sollte rechtzeitig nach der Gültigkeit geprüft werden.
Ratsam ist es auch Briefumschläge, Mappen und andere Schreibmaterialien schon mitzubringen, da
ihr diese auf jeden Fall braucht und so mehr Zeit haben werdet zwanglos die Gegend zu erkunden.
Die Damen sollten unbedingt an flache Wanderschuhe denken, sowie man auch unbedingt einen
Fotoapparat braucht, um die schönen Eindrücke festzuhalten. Bezüglich des schlechten, regnerischen
Wetters in den Herbstmonaten ähneln sich Besançon und Bremen, sodass ein Regenschirm in manchen Wochen zum täglichen Accessoire wird. Bettlaken und –bezüge könnt ihr euch über einen kostenpflichtigen Service des Wohnheims leihen und waschen lassen, aber man kann sie auch einfach zu
den Handtüchern in den Koffer packen. Wovon ihr nicht unbedingt so viel braucht, sind Haushaltswa3
ren wie Besteck, Teller, Schüsseln, Töpfe etc., da diese Sachen komplett in einer ersten ESNVeranstaltung von ehemaligen Studenten verschenkt werden.
3. Hinfahrt/Ankunft:
Nachdem man euch gewählt hat und ihr euch entschieden habt das Semester in Besançon anzutreten, könnt ihr mit der Planung schon anfangen und müsst nicht auf eine Zusage der französischen
Universität warten, denn die kommt vielleicht nicht, aber seid euch sicher, dass man auf euch wartet.
Wichtig ist es nur das Schreiben mit der Zusage in der entsprechenden Frist an die Uni geschickt zu
haben. Besançon hat leider keinen Flughafen, die nächste anzufliegende Stadt wäre somit Basel.
Sucht rechtzeitig nach einer günstigen Möglichkeit mit dem Zug, einer Mitfahrgelegenheit in die nähere Umgebung oder mit einem Fernbus zu kommen.
Falls ihr im Wohnheim CROUS unterkommt, müsst ihr euch euren Schlüssel im Bâtiment Stendhal
oder auch Colette genannt abholen. Ihr müsst dort die Kaution und die erste Miete nicht vorab bezahlen, das hat auch einige Tage Zeit. Nach einigen Tagen erst oder bei mir auch Wochen müsst ihr
dann eine Verabredung mit der Putzfrau des entsprechenden Bâtiment vereinbaren, um ein état des
lieux vorzunehmen.
4. Wohnheimzimmer:
Wenn ihr im CROUS die Möglichkeit haben solltet ein studette zu bekommen, was für gerade mal 40
Euro mehr im Monat ein erträgliches Zimmer ist, dann nutzt sie auf jeden Fall.
Mein Zimmer war leider eine Katastrophe und wurde in den kalten Wintermonaten zum ernsthaften
Problem. Ich habe mich sehr eingeengt gefühlt in einem Zimmer von 9qm, worin eine Duschkabine
mit Toilette ohne Fenster inbegriffen sind, und konnte mich darin kaum bewegen, geschweige meine
Gymnastikübungen machen. Leider wurde die Heizung im Winter nicht nur in meinem Zimmer nicht
richtig warm. Ich war sehr froh darüber, dass ich mir eine Decke mitgebracht hatte aus Deutschland,
denn nur mit einer dünnen Sofadecke und ohne anständige Zimmertemperatur wäre ich wohl irgendwann im kalten Winter erfroren. Es war eine große Zumutung für alle Studenten. In einer für
einen Kurs unternommenen Umfrage waren die Hälfte der Befragten unzufrieden mit ihrem Zimmer.
Als eine große Frechheit habe ich auch die Gemeinschaftsküchen in den Fluren empfunden, denn sie
wurden ab 22:00 oft abgeschlossen und hatten keinen Backofen, sodass man sich regelrecht aus der
Pfanne ernähren musste. Es gab auch keine Aufenthaltsräume mit Fernsehern oder ähnlichem. Man
konnte sich lediglich einen normal großen Raum von 16 qm, der als Küche ausgebaut war bis Mitternacht für maximal 8 Personen kostenlos reservieren, falls man auch mal in Gesellschaft essen wollte,
was in den kleinen Zimmern schlicht einfach unmöglich war.
5. Unialltag:
Grundsätzlich herrscht an der Uni strenge Anwesenheitspflicht, was für manche Studierende vielleicht eine Umstellung ihres Lernverhaltens bedeuten könnte. Mir erschien der Unterricht sehr verschult und persönlich und regelmäßig gab es kleine Hausaufgaben. Die Kursauswahl ist von enormer
Bedeutung. Leider kann man seinen Stundenplan nicht vorab machen, da man nicht online auf die
Zeiten zugreifen kann, jedoch gibt es online viele Informationen zu Kursen und Studiengängen, die
man sich vorab durchlesen sollte, weil man nicht alles mitnehmen kann in den ersten Wochen.
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Manche Lehrende sind auf ERASMUS-Studenten eingestellt, andere weniger, wichtig ist es hier nur
sich als Erasmus-Student zu outen, da für uns in manchen Veranstaltungen einfachere Studienleistungen gelten als für heimische Studenten. Oftmals reicht eine schriftliche Ausarbeitung.
Leider gibt es keine Pausen zwischen den Veranstaltungen, sodass man manchmal Unterricht im Arsenal hatte, das fünf Minuten entfernt ist und dann schnell zur fac de Lettres hetzen musste, doch die
Lehrenden sind darauf eingestellt und warten manchmal sogar.
Das Essen für 3,30 Euro war hervorragend; mit einer Vorspeise, einem Dessert und großen Hauptgangportionen. Dazu gab es eine Karaffe Wasser und ein gratis Brötchen, das man sich für später
mitnehmen konnte und in den kalten Monaten noch Suppe dazu. Jeden Tag konnte man zwischen
Fisch und Fleisch auswählen und auch die Vegetarier schienen zugfrieden zu sein.
An der fac de Lettres gab es viele deutsche Dozenten und ein großes Angebot an bilingualem Unterricht. Die Kursauswahl von mir war recht frei, da ich mir nicht viel anerkennen lassen musste. Doch
ich gehe stark davon aus, dass man bei dem großen Lehrangebot, soweit man sich für Sprachwissenschaft, Literatur oder Philosophie interessiert, fündig wird. Die anderen Fächer kann ich schlecht beurteilen, doch auch Sport und technische Fächer schienen mir gut vertreten zu sein an den anderen
Fakultäten.
Für die deutschen ERASMUS-Studenten ist Frau Gabriele Padberg zuständig, die einem in allen Angelegenheiten zur Seite steht und auf Emails sehr schnell antwortet. Regelmäßig werden Studierende
auch über verschiedene Veranstaltungen, die insbesondere für deutsche Studenten interessant sein
könnten informiert und v. a. auch über gemütliche Abende, wie z. B. das Apéro-Langues, an denen
viel Austausch mit französischen Kommilitonen auf privater Ebene und zu speziellen Themen stattfindet.
6. Transportmittel:
Der Ginko-Bus und die Straßenbahn sind recht günstig und eine gute Möglichkeit durch die Stadt zu
kommen, wenn es keinen Streik geben sollte, wovon ich allerdings nicht ausgehe, da es eine einmalige Sache war. Sich ein Fahrrad zuzulegen wäre eine andere kostengünstige Möglichkeit, die für mich
aber nicht in Frage kam, da es mir persönlich keinen Spaß macht bei den Bergen. Andere haben es
als eine Herausforderung genommen und haben die Stadt durch ihr Fahrrad in einer kürzeren Zeit
und besser erkunden können als ich, dabei sind sie aber regelmäßig nass gewesen.
7. Besichtigungen :
Besançon bietet ein großes kulturelles Angebot. Zu nennen wäre hier erst einmal das Musé du temps,
die Maison natale de Victor Hugo, das UNESCO-Welterbe: die Citadelle und die Salzgrotten in der
näheren Umgebung. Bis 27 Jahren oder eventuell auch älter kann man sich unter 10 Euro eine Carte
Avantages Jeunes in der Innenstadt kaufen, das ein Gutscheinheft ist mit vielen Rabatten. Darin habt
ihr z.B. einen kostenlosen Eintritt für die Citadelle und für viele weitere Museen, Veranstaltungen,
Ausstellungen, aber auch Restaurants und Kaufhäuser.
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8. Wochenende, Partys, Unternehmungen & Freizeit:
Grundsätzlich gibt es in Besançon kein Nachtleben, denn die Stadt ist nicht auf Nachteulen ausgerichtet. Ab 1 Uhr haben die Bars auch am Wochenende geschlossen.
In der Bar de l’U fand ich die Bierpreise viel zu teuer. Es handelt sich um eine studentische Bar, aber
dennoch kostet das Bier 4,50! Am ersten ESN-Kennenlernabend befinden sich so ziemlich alle Studenten in der Bar, stehen allerdings vor dem Laden und bezahlen zusätzlich so teure Preise. Da fühlt
man sich einfach nur über den Tisch gezogen.
Sobald man sich im International-Office, wo man auch einfach so mal nach Hilfe fragen kann, wenn
man z.B. eine Lehrveranstaltung nicht findet, eine ESN-Karte mit Passbild zugelegt hat, kann man an
regelmäßigen Veranstaltungen z.B. club cuisine, cinema, Wanderungen im Sommer teilnehmen. Ich
empfehle an den Wanderungen teilzunehmen, da sich die Landschaft doch besser mit professioneller
Führung erkunden lässt. Der ESN hilft den ausländischen Studierenden jedoch bei so ziemlich allen
Problemen und hat eine eigene Homepage, die sich zu konsultieren lohnt.
Ansonsten kann man im Lafayette Schwimmen oder Eislaufen. Man hat für beides auch Gutscheine
im Heft. Im Sommer kann man Klettern gehen oder mit den touristischen Booten über den Fluss fahren und eine wunderschöne Aussicht genießen.
9. Arztbesuche:
Geht nicht zu dem Campusarzt, es sei denn es ist wirklich ernst und notwendig, aber sonst zeigt man
sich dort eher inkompetent. Am einfachsten ist es zum betreffenden Spezialisten direkt zu gehen.
Wenn man bei einer gesetzlichen Krankenkasse, wie z. B. Mercedes BKK, versichert ist, dann müsst
ihr beim Arzt leider in Vorkasse treten und euch dann mit den Patientenbögen, die euch dann vom
behandelnden Arzt gegeben werden, die Kosten bei der Krankenkasse zurückfordern. Dies sollte kein
Problem darstellen.
10. Lebensunterhaltskosten:
Die Miete war im Vergleich zu bremer Wohnheimmieten eher günstig. Nur im Wohnheim CROUS bei
den Standard-Zimmern wie oben beschrieben stimmte der Preis mit 242 Euro nicht so ganz überein.
Sehr günstig ist es sogar in der Innenstadt zu wohnen, was ich empfehle, wenn man vorhat zwei Semester zu bleiben.
Lebensmittel sind insgesamt sehr viel teuer. Der deutsche Lidl ist vor Ort auch günstiger als der heimische Intermarché. Um sich sparsam zu ernähren, empfehle ich Cookies, Baguette und Camembert
oder einfach mittags und abends die Mensa.
Zusammenfassung:
Besançon ist eine sehr kleine und gemütliche Stadt, die eine persönliche Uniatmosphäre bietet. Die
Wohnheimsituation des CROUS ist ein riesiges Desaster, was aber durch das kulturelle Angebot der
Stadt im Sommer fast untergeht. Ich empfehle die Stadt an Studenten, die nicht gerne in der Nacht
unterwegs sind, sondern das kulturelle Angebot der Region und die wunderschöne Landschaft auf
eigene Faust oder in Gruppen erkunden wollen. Außerdem empfehle ich die Universität an literaturinteressierte Studenten, die zudem den Spuren von Victor Hugo auf dem Grund gehen wollen. Für
Besançon ist die beste Zeit das Sommersemester, denn da lebt die Stadt auf und die vielen Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung lassen sich besichtigen.
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