Chinesische Konzerne auf Einkaufstour in Europa: 2015 waren

Medienmitteilung
Anita Müller
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Chinesische Konzerne auf Einkaufstour in Europa: 2015 waren neben
deutschen und britischen auch Schweizer Unternehmen im Visier
Die Zahl der M&A-Investitionen chinesischer Unternehmen in Europa im ist vergangenen Jahr um zehn Prozent gestiegen. Deutschland und Grossbritannien sind bevorzugte
Übernahmeziele. In der Schweiz haben gemäss einer neuen EY-Studie chinesische
Konzerne im letzten Jahr sechs Firmen übernommen oder sich massgeblich daran
beteiligt, im Vorjahr waren es erst fünf. Für das laufende Jahr wird trotz der
konjunkturellen Schwächen Chinas mit einer steigenden Aktivität chinesischer Käufer in
Europa gerechnet. Chinesische Unternehmen geht es nicht mehr nur um Marktzugang,
sondern darum, neue Geschäftsbereiche aufzubauen und höhere Margen zu erzielen.
ZÜRICH, 3. FEBRUAR 2016 – Deutschland bleibt das bevorzugte Investitionsziel chinesischer
Unternehmen in Europa: 2015 führten chinesische Unternehmen 36 Unternehmenskäufe in
Deutschland durch. Damit war Deutschland für chinesische Investoren das attraktivste
Investitionsland in Europa – dicht gefolgt von Grossbritannien, wo 34 Transaktionen
durchgeführt wurden. Grossbritannien hat aber klar aufgeholt, wie eine aktuelle Studie des
Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY ergeben hat. Hinter Deutschland und Grossbritannien folgten im vergangenen Jahr mit deutlichem Abstand – aber steigender Tendenz –
Frankreich, Italien sowie Spanien und Russland als Zielländer. Die Schweiz liegt auf Platz
neun in der Attraktivität der europäischen Investitionsstandorte, gemessen an der Zahl der
Übernahmen.
Schweizer Deals mit relevanten Grössen
Der mit Abstand grösste M&A-Deal des vergangenen Jahres wurde in Grossbritannien
angekündigt: der Verkauf der britischen Telefonica-Tochter O2 an Hutchison im Wert von
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15,4 Milliarden US-Dollar. Für diese Transaktion steht allerdings noch die Genehmigung der
Behörden aus. Auf dem zweiten Rang der grössten chinesischen Zukäufe in Europa rangiert
die Übernahme des italienischen Reifenkonzerns Pirelli durch ChemChina (8,9 Milliarden USDollar), gefolgt vom Kauf des Schweizer Flugzeug- und Airportdienstleisters Swissport durch
die chinesische HNA Group für 2,8 Milliarden US-Dollar. Der zehntgrösste Deal eines
chinesischen Unternehmens in Europa fand bereits im Februar 2015 statt: Die Zuger
Sportvermarktungsagentur Infront Sports & Media AG wurde von der im Unterhaltungssektor
angesiedelten Dalian Wanda Group für 1,19 Milliarden US-Dollar übernommen.
Weiter haben Chinesen im vergangenen Jahr zwei Schweizer Firmen aus der Hochtechnologiebranche übernommen: Zum einen hat die Zhejiang Juli Tech die im aargauischen
Würenlos ansässige und im Bereich der industriellen Automation tätige ATS Wickel und
Montagetechnik gekauft. Zum anderen hat die chinesische Tencent Holding die
Miniclip Group SA übernommen, die in Neuenburg Mobile- und Onlinegames herstellt. Im
September hat weiter Yun Feng Gao die Akquisition der Luzerner Palace Hotel AG
angekündigt. Bei diesen drei Übernahmen wurde kein Kaufpreis bekannt. Erst im vergangenen
Dezember hat die chinesische Pharmafirma Huapont Life Sciences bekannt gegeben, für
32,8 Millionen US-Dollar 70 Prozent der Swiss Biological Medicine Group erwerben zu wollen,
einem Zentrum für biologisch-integrative Medizin.
Chinesen werden immer aktiver auf dem Transaktionsmarkt
«Chinesische Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen
Käufergruppe auf dem internationalen Transaktionsmarkt entwickelt – inzwischen sind sie auch
immer öfter in Mega-Deals involviert und zahlen Milliardensummen für europäische Konzerne»,
beobachtet Yi Sun, Partnerin bei EY und Leiterin der China Business Services Deutschland,
Österreich und Schweiz.
Der Kurssturz an den chinesischen Börsen und die schwindende wirtschaftliche Dynamik
werden nach Suns Einschätzung nicht zu einem Nachlassen der Investitionsaktivitäten
chinesischer Unternehmen im Ausland führen: «Gerade jetzt wird klar, dass die chinesische
Volkswirtschaft weiter modernisiert werden muss – Akquisitionen ausländischer Unternehmen
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stehen dabei ganz oben auf der Agenda. Der schwache Euro macht europäische
Unternehmen noch zusätzlich attraktiv.»
Yi Sun ergänzt: «Es geht vielen chinesischen Investoren nicht mehr in erster Linie um den
Zugang zu wichtigen ausländischen Märkten – dort haben sie längst einen Fuss in der Tür.
Jetzt beabsichtigen viele chinesische Unternehmen, neue Geschäftsbereiche mit höhermargigen Produkten aufzubauen und so die heimische Wirtschaft auf neues Level zu heben.»
Premium-Anbieter im Fokus
Schweizer Unternehmen sind daher sehr begehrte und beliebte Übernahmeziele, ergänzt
Ronald Sauser, Leiter M&A bei EY Schweiz: «Die Investoren aus China haben vielseitige
Interessen und versuchen neben Hightech-Firmen auch ausländische Anbieter von PremiumProdukten zu akquirieren. Bremsend auf die Übernahmetätigkeit chinesischer Firmen in der
Schweiz wirkte sich allerdings der starke Franken aus. Die europäischen Unternehmen
erhalten einen besseren Marktzugang in China und profitieren so entsprechend von
zusätzlichem Wachstumspotenzial. Die chinesischen Investoren verfolgen grundsätzlich
langfristige und strategische Ziele», betont Sauser.
ChemChina bereits 2015 sehr aktiv
Generell beobachtet Sauser eine zunehmende Professionalisierung der chinesischen
Unternehmen im Bieterprozess: «Viele chinesische Unternehmen haben inzwischen
Akquisitionen in Europa durchgeführt und konnten haben dabei viel gelernt über
Verhandlungen mit europäischen Unternehmen.» So haben im vergangenen Jahr insgesamt
19 chinesische Unternehmen zwei oder mehr Zukäufe in Europa getätigt.
Das Chemieunternehmen ChemChina hat beispielsweise nicht nur den italienischen
Reifenhersteller Pirelli und Anfang dieses Jahres den deutschen Maschinenbauer Krauss
Maffei gekauft, sondern vor einigen Wochen auch einen 12 Prozent-Anteil am Schweizer
Rohstoffhändler Mercuria erworben. «Um ein diversifiziertes Portfolio zu erreichen und ihre
Vertriebskanäle und Wertschöpfungsketten zu erweitern, haben viele chinesische
Unternehmen damit begonnen, in Europa einzukaufen», erläutert Sauser.
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Mehr und grössere Transaktionen erwartet für 2016
«Im laufenden Jahr werden wir vermutlich noch mehr Mega-Deals miterleben wie die heute
angekündigte Übernahme des Basler Agroechmieunternehmens Syngenta durch ChemChina
über 43 Milliarden US-Dollar. Auf der einen Seite werden sich Private Equity-Investoren von
grossen Gesellschaften trennen und auf der anderen Seite wollen viele Konzerne ihre
Strategie überdenken und Unternehmensteile veräussern, die nicht mehr zum Kerngeschäft
gehören», prognostiziert Sauser. «Chinesische Unternehmen werden voraussichtlich verstärkt
Kaufofferten für börsenkotierte europäische Unternehmen abgeben.»
Über die Studie
Das Beratungs- und Prüfungsunternehmen EY hat die M&A-Investitionen chinesischer Unternehmen in
Europa untersucht, die im Jahr 2015 angekündigt wurden. Analysiert wurden auch Transaktionen, die
zum Stichtag 28.01.2016 noch nicht abgeschlossen waren. Quellen sind Thomson ONE,
Medienmitteilungen der Unternehmen sowie eigene EY-Recherchen.
EY | Assurance | Tax | Transactions | Advisory
Über die globale EY-Organisation
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Erfahrung, unserem Wissen und unseren Dienstleistungen weltweit die Zuversicht und die
Vertrauensbildung in die Finanzmärkte und die Volkswirtschaften. Für diese Herausforderung sind wir
dank gut ausgebildeter Mitarbeitender, starker Teams sowie ausgezeichneter Dienstleistungen und
Kundenbeziehungen bestens gerüstet. Building a better working world: Unser globales Versprechen ist
es, gewinnbringend den Fortschritt voranzutreiben – für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden und die
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