Unternehmenskäufe chinesischer Investoren auf Rekordhoch

Medienmitteilung
Michael Wiget
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Unternehmenskäufe chinesischer Investoren auf Rekordhoch –
Bedingungen für Übernahmen im laufenden Jahr erschwert
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Zahl der Transaktionen in der Schweiz verdoppelte sich fast im Vergleich zum
Vorjahr, auch europaweit starker Anstieg
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Chinesische Unternehmen investierten fast 86 Milliarden US-Dollar in Europa,
mehr als die Hälfte davon in der Schweiz
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Deutschland mit 68 getätigten Akquisitionen Investitionsziel Nummer Eins in
Europa, Schweiz verzeichnet elf Investitionen
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Trotz Gegenwind aus Europa und China sind weitere Transaktionen zu erwarten
ZÜRICH, 25. JANUAR 2017 – Chinesische Investoren drängen weiter mit Macht auf
den europäischen Markt. Im vergangenen Jahr haben sie in der Schweiz sowie in ganz
Europa jeweils so viele Akquisitionen getätigt wie nie zuvor, wie die jährliche
Auswertung des Beratungsunternehmens EY zeigt. In Europa kauften oder beteiligten
sie sich an 309 Unternehmen, in der Schweiz gab es elf Zukäufe beziehungsweise
Beteiligungen. Damit stieg die Zahl der Akquisitionen in Europa um knapp die Hälfte, in
der Schweiz hat sich die Zahl mehr als verdoppelt.
Auch das Transaktionsvolumen ist sprunghaft gestiegen: In Europa tätigten
chinesische Unternehmen im vergangenen Jahr Zukäufe im Wert von 85,8 Milliarden
US-Dollar nach einem Volumen von 30,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015. In der
Schweiz entfallen über 44 Milliarden auf die Syngenta-Transaktion wodurch das
Transaktionsvolumen auf 45,8 Milliarden im Gesamtjahr stieg, im 2015 waren es noch
4,0 Milliarden US-Dollar gewesen.
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Schweiz auf Rang sechs der beliebtesten Investitionsziele
Mit 68 getätigten Akquisitionen bleibt Deutschland in Europa das bevorzugte
Investitionsziel chinesischer Unternehmen. Auf dem zweiten Platz steht
Grossbritannien mit 47 Akquisitionen, gefolgt von Frankreich, Italien und den
Niederlanden. Dahinter auf Rang sechs folgt bereits die Schweiz, drei Plätze weiter
vorne als im Vorjahr. Aufgrund der Syngenta/ChemChina-Transaktion liegt das
Zielland Schweiz bei der Transaktionssumme klar vorn. Deutschland folgt mit
12,6 Milliarden US-Dollar auf dem zweiten Rang, Grossbritannien mit 9,6 Milliarden
US-Dollar auf dem dritten.
Wie stark das Interesse chinesischer Unternehmen an Europa gestiegen ist, zeigt der
Zehn-Jahres-Vergleich: Im Jahr 2007 wurden europaweit nur 51 Transaktionen gezählt
– seitdem haben sich die Aktivitäten chinesischer Unternehmen in Europa vervielfacht.
«Das Interesse chinesischer Unternehmen an Zukäufen in Europa ist weiter enorm.
Die chinesischen Investoren sind bereit, auch hohe Summen zu bezahlen, um auf
diesem Weg neue Geschäftsfelder zu erschliessen und sich stärker im High-Tech
Segment zu positionieren», beobachtet Ronald Sauser, Leiter M&A bei EY Schweiz.
Politischer Gegenwind – Transaktionen werden schwieriger
Allerdings hat die starke Transaktionstätigkeit chinesischer Unternehmen in der
Zwischenzeit für Bedenken bei Verbänden und in der Politik geführt. Wiederholt wurde
kritisiert, dass vor allem chinesische Staatsunternehmen im Ausland zukaufen und
dass europäischen Unternehmen auf dem chinesischen Markt nicht dieselben Rechte
zustehen würden.
«Es ist verständlich, dass Verbände oder die Politik bestimmte Schlüsselindustrien
schützen wollen und eine gewisse Verunsicherung herrscht angesichts der schnell
wachsenden Investitionstätigkeit. Andererseits stehen zumindest bis heute viele
Schweizer Unternehmen einem möglichen chinesischen Investor positiv gegenüber,
man vermutet in der Regel hohe Finanzressourcen, einen besseren Zugang zum
chinesischen Markt und damit entsprechende zusätzliche Zukunftsperspektiven.
Mögliche Entscheide zu Verboten von Übernahmen – wie in Deutschland geschehen –
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sollten daher zumindest sehr gut abgewogen werden. Der Staatsbesuch des
chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Bern und sein Auftritt am World Economic
Forum in Davos haben sicher diese Einschätzungen eher verstärkt», schätzt Sauser
die Lage ein.
Übernahmen werden schwieriger
In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres zeigt sich ein Rückgang der
Transaktionsaktivität in Europa und auch in der Schweiz: So ging die Zahl der Deals in
Europa im zweiten Halbjahr um knapp ein Viertel auf 133 Transaktionen zurück. In der
Schweiz wurden im zweiten Halbjahr lediglich vier Transaktionen getätigt. «Das Umfeld
für chinesische Übernahmen ist etwas schwieriger geworden», stellt Fabian
Denneborg, M&A-Fachmann bei EY Schweiz fest. Darauf müssten sich potenzielle
chinesische Käufer einrichten: «Es wird immer wichtiger, die unternehmerischen Ziele
einer Transaktion zu erklären, transparent zu kommunizieren und der Sorge vor
Abwanderung der Arbeitsplätze und von Know-how mit guten Argumenten zu
begegnen.» Zudem waren fast die Hälfte der Transaktionen in der Schweiz im
vergangenen Jahr strategischer Natur mit Beteiligungen zwischen 10 und 50 Prozent.
Solche Investitionen werden als weniger bedrohlich eingeschätzt.
Weiter steht die chinesische Regierung grossen Übernahmen im Ausland – etwa im
Immobiliensektor oder in der Unterhaltungsindustrie – inzwischen kritischer gegenüber.
«Seit Ende November 2016 kontrolliert die chinesische Regierung die Devisenausfuhr
strenger. Sie schaut genau hin, ob grenzüberschreitende Akquisitionen den
chinesischen Renminbi schwächen. Peking möchte einen zu grossen Kapitalabfluss
und eine Abwertung der Währung verhindern. Das führt dazu, dass viele chinesische
Unternehmen, besonders die privaten, derzeit auf Beobachtungsmodus geschaltet
haben», beobachtet Denneborg.
Schweiz bietet nach wie vor attraktive Übernahmeziele
Dennoch rechnet EY mit einer weiterhin regen Transaktionstätigkeit: «Die Schweiz
bietet nach wie vor einige attraktive Übernahmeziele für chinesische Unternehmen. Im
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Fokus sind auch grosse Unternehmen, die derzeit im Besitz von Finanzinvestoren sind,
oder Teilbereiche von Grosskonzernen», führt Ronald Sauser aus.
Der mit Abstand grösste Deal des vergangenen Jahres ist die – noch nicht
abgeschlossene – Übernahme des schweizerischen Chemieunternehmens Syngenta
durch ChemChina für 44 Milliarden US-Dollar. Auf Platz zwei steht die Übernahme des
finnischen Onlinespiele-Entwicklers Supercell durch Tencent für 8,6 Milliarden USDollar. Die europaweit drittgrösste Transaktion ist die Übernahme des deutschen
Roboterherstellers Kuka durch Midea für 4,7 Milliarden US-Dollar.
EY | Assurance | Tax | Transactions | Advisory
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