Foto: tdx/Lars Zahner/Fotolia.com planen & bauen B a si s T ipp s Das Badezimmer Mehr Komfort bei Dusche, Badewanne, Waschbecken und Toilette Früher einst nur zweckmäßige Nasszelle auf kleinstem Raum, hat das Badezimmer inzwischen weitaus mehr Benutzeransprüche zu erfüllen. So ist es nach und nach zum privaten Wellnesstempel avanciert − oft ausgestattet mit zwei Waschbecken, WC und Bidet, separater Dusche, Badewanne oder vielleicht sogar Whirlpool, Fußbodenheizung und Handtuchwärmer. Selbstverständlich soll es zudem hell sein und öffenbare Fenster haben. Analog zur offenen Wohnküche, die mit Essbereich und Wohnzimmer verschmilzt, sehen moderne Einrichtungskonzepte mittlerweile sogar offene Wohnbäder vor; der Übergang von Schlafzu Badezimmer ist dann offen gestaltet, eine frei stehende Badewanne befindet sich möglicherweise direkt im Schlafzimmer, einzig das WC ist noch durch eine Tür abgetrennt. RaumgröSSe Diese Veränderungen der Badezimmerkultur − vom zweckgebundenen Feuchtraum zum Wellness- und Designbad − haben Auswirkungen auf die Raumplanung moderner Einfamilienhäuser, die auch in Bezug auf den altersgerechten Umbau eine wichtige Voraussetzung sind: Platz. Großzügig angelegte Bäder in heutigen Neubauten lassen sich leicht rollstuhlgerecht umbauen − 9 m² bieten auch Rollstuhlfahrern genügend Bewegungsspielraum und berücksichtigen Bewegungsflächen von 1,50 m x 1,50 m vor jedem Sanitärobjekt, die sich zudem überlagern dürfen. Ist das Bad im Altbau wesentlich kleiner, muss aber rollstuhlgerecht umgestaltet werden, sollte über seine Erweiterung durch einen Wanddurchbruch zum Nebenzimmer nachgedacht werden. Oder es werden Räume getauscht und beispielsweise das ehemalige Kinderzimmer wird zum neuen, großen Badezimmer. Damit ein Einfamilienhaus später eventuell einmal in zwei getrennte Wohneinheiten unterteilt werden kann, sollte auch das Gäste-WC im Erdgeschoss von Anfang an nicht zu klein geplant werden, sodass man es bei Bedarf zu einem vollwertigen Badezimmer mit Dusche erweitern kann. 42 Freiräume 2015/2016 Duschen und Baden Barrierereduzierung bedeutet auch für Menschen ohne Bewegungseinschränkungen mehr Bewegungsfreiheit und geht oft Hand in Hand mit mehr Komfort. So finden sich beispielsweise ebenerdige Duschen immer öfter in modernen Badezimmern. Nicht nur optisch sind sie eine elegante Lösung: Der stufenlose Übergang von Fliesenboden zu Dusche, egal ob durchgefliest oder mit einer Duschplatte ausgestattet, lässt den Raum größer wirken. Ein Einzwängen in eine kleine Duschkabine, womöglich noch durch eine viel zu schmale Falttür, gibt es nicht mehr. Bequem kann die schwellenlose Dusche einfach begangen werden. Möglich wird dies durch in den Boden eingelassene Ablaufsysteme: Punkt- oder Linienentwässerung in der Fläche oder am Rand stehen dabei zur Wahl. Auch bezüglich der Reinigung wird damit so einiges leichter: Durchgeflieste Duschbereiche lassen sich einfach bei der regulären Bodenreinigung mit durchwischen, flache Duschtassen überzeugen mit pflegeleichten Oberflächenveredelungen. Der Einbau einer sicheren bodengleichen Dusche mit einem klappbaren Duschsitz empfiehlt sich insbesondere als Alternative zu einer älteren Kombi-Badewanne, die von Senioren häufig ohnehin nur noch zum Duschen genutzt wird; zu beschwerlich ist beim Baden das Aufstehen aus liegender Position in der rutschigen Wanne. Doch auch das Kraxeln über den hohen Wannenrand unter den Brausekopf sollte man sich wirklich ersparen! Wer dennoch nicht auf eine Badewanne verzichten möchte, sollte auf Modelle und Lösungen zurückgreifen, die das Einund Aussteigen sicher und komfortabel machen S. 44f.: Neben Liege- und Sitzwannen mit Einstiegstür sowie Badewannen in körpergerechter Höhe für Rollstuhlfahrer werden unterschiedliche Liftsysteme angeboten. Auch der nachträgliche Einbau einer Tür in eine bestehende Badewanne ist möglich. planen & bauen Das Waschbecken Der Einbau eines unterfahrbaren Waschtischs ist für Rollstuhlfahrer unverzichtbar; aber auch Menschen, die nicht lange stehen können, bietet er die Möglichkeit, sich beispielsweise während des Zähneputzens bequem hinzusetzen. Dazu sollte der zur Verfügung stehende Kniefreiraum mindestens 67 cm hoch, 30 cm tief und 90 cm breit sein. Voraussetzung ist ein Unterputz- oder Flachaufputzsiphon. Für eine Benutzung im Sitzen sollte auf eine körpergerechte Form des Waschbeckens Wert gelegt werden. Waschtischlifter machen das Waschbecken elektrisch höhenverstellbar − interessant vor allem, wenn sich mehrere Personen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Körpergrößen regelmäßig ein Badezimmer teilen. Auch auf die Anbringung eines großen, beidseitig beleuchteten Spiegels in adäquater Höhe ist zu achten, schließlich sollten sich auch Rollstuhlfahrer und Kinder darin sehen können. Die Toilette Das WC sollte im Regelfall in einer Höhe von 46-50 cm montiert werden, sodass die Beine im Sitzen einen rechten Winkel bilden und die Füße ganzflächig Bodenberührung haben. WC-Systeme mit motorisierten Wandpaneelen eröffnen auch hier viel Spielraum in puncto Höhenverstellbarkeit. Toilettenschüsseln sind in verschiedenen Sitztiefen erhältlich. Für das Anfahren mit dem Rollstuhl ist eine Aus- ladung von 70 cm ratsam, sonst reichen 55 cm. Mittlerweile sind zudem Komfortbreiten im Angebot. In Deutschland noch ein Novum, in anderen Ländern schon gang und gäbe: Toiletten, die mit einem regulierbaren Wasserstrahl die Reinigung des Gesäßes übernehmen. Das mag nicht jedermanns Sache sein, kann aber für bewegungseingeschränkte Menschen durchaus eine Erleichterung bedeuten. Zusätzliche SicherheitsmaSSnahmen Im Badezimmer wird es leicht glatt und rutschig. Sicherheit sollte daher groß geschrieben werden. Der gewählte Bodenbelag sollte der Rutschhemmungsklasse R 10 B angehören, um ein Ausgleiten zu verhindern S. 60f. Gummimatten oder Badematten mit latexiertem Rücken vor Badewanne, Duschwanne und Waschbecken machen glatte Fliesen rutschsicherer, ebenso wie nachträglich aufzubringende Antirutschfolien. Horizontale und vertikale Haltegriffe, die fest in der Wand verschraubt sind, sind im altersgerechten Badezimmer unverzichtbar. Die Armaturen sollten praktisch und funktional sein: Einhandmischer mit verlängertem Arm sind leicht zu bedienen, Wärmevoreinstellungen verhindern Verbrühungen. Die 90 cm breite Badezimmertür sollte sich nach außen öffnen und im Notfall von außen zu entriegeln sein. Über Notruf systeme in der Dusche oder beim WC lässt sich bei Bedarf schnell Hilfe rufen. Checkliste: Badezimmer Bewegungsfläche von 1,50 m x 1,50 m vor allen Sanitärobjekten berücksichtigen ebenerdige Dusche mit Klappsitz und bequemem Zugang einbauen Badewannenlösung wählen, die ein sicheres und komfortables Ein- und Aussteigen ermöglicht unterfahrbaren, ggf. höhenverstellbaren Waschtisch montieren Kniefreiheit von mind. 67 cm Höhe, 30 cm Tiefe und 90 cm Breite gewährleisten Hocker in Nähe des Waschbeckens platzieren Einhandmischarmatur mit langem Hebel wählen Positionierung des Spiegels überprüfen WC passend installieren: 46-50 cm hoch, 55 cm tief; für Rollstuhlfahrer 70 cm tief ggf. höhenverstellbares WC-System wählen fest verschraubte horizontale und vertikale Haltegreife bei WC, Badewanne, Waschbecken und in der Dusche anbringen rutschhemmenden Bodenbelag mit Rutschhemmungsklasse R 10 B verlegen glatte Bodenbeläge sichern Badezimmertür nach außen aufschlagend und von außen entriegelbar Türbreite mind. 80 cm, besser 90 cm feuchtraumgeeignete Beleuchtung mit mind. 300 Lux, separat einschaltbare beidseitige Beleuchtung am Waschtischspiegel ggf. Notrufsystem installieren Freiräume 2015/2016 43
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