4 Winterthur Der Landbote Freitag, 26. Februar 2016 Tiefe Zinsen und Eurokapriolen machen Axa mehr zu schaffen als Grossschäden axa Der Chef des grössten städtischen Arbeitgebers kämpft mit tiefen Renditen – und mit zu hohen FinmaAnforderungen, wie er findet. Sie haben vor Jahresfrist 1000 Ihrer Mitarbeiter im Superblock auf dem Sulzer-Areal zusammengezogen. Wie fällt heute Ihre Bilanz aus? Antimo Perretta: Sehr positiv. Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zufrieden, wie eine Befragung im Dezember ergab. Anfangs gab es einiges zu justieren, bei der Belüftung zum Beispiel, aber nichts Gravierendes. Durch Kunstwerke und farbige Möbel beim Eingang und in den Aufenthaltsbereichen haben wir noch mehr Farbe in das sehr helle, weisse Gebäude gebracht. Primär ging es Ihnen beim Umzug darum, Mietkosten zu sparen. 2015 hat sich der Kosten-Schaden-Satz verbessert, der das Verhältnis der Ausgaben zu den Einnahmen angibt. Hat das etwas damit zu tun? Der Superblock bringt namhafte Kosteneinsparungen. Wir konnten andere, gemietete Immobilien abgeben, was uns jedes Jahr Geld spart. Dies schlägt sich im Kostensatz nieder, ist aber natürlich nicht der entscheidende Faktor bei der erzielten Verbesserung. Das Wetter spielte Ihnen letztes Jahr in die Hände. Es gab kaum GEsChäFtsGAnG bEi AxA Angaben in Milliarden Franken 10 1,0 5 2011 2012 2013 2014 2015 0 2011 2012 2013 2014 2015 0,5 Bruttoprämien Reingewinn 0,0 Quelle Axa-Winterthur, Grafik ak «Der Umzug ist eine Erfolgsgeschichte»: Axa-Chef Antimo Perretta im Superblock. Er selbst arbeitet weiter an der General-Guisan-Strasse. Unwetter, die Ihrer Versicherung hohe Kosten verursacht hätten. Ja, da haben wir Glück gehabt. Die Schadensumme aus Grossschäden und Naturereignissen betrug total rund 15 Millionen Franken, am meisten Schäden verursachte ein Hagelzug im Juni. Zum Vergleich: 2013 waren es insgesamt 80 Millionen, 2014 rund 50. Ihr Reingewinn sank trotz der geringen Kosten. Wieso das? Der Reingewinn ergibt sich nicht eins zu eins aus den Kosten, auch wenn das 2015 schön gewesen wäre. Wir konnten den operativen Gewinn um fast fünf Prozent stei- gern, auf den Reingewinn aber drückten Dinge, die wir nicht beeinflussen können, zum Beispiel die sehr tiefen Zinsen. Seit der Aufhebung der Franken-EuroBindung müssen wir auch mehr für die Absicherung von Währungsrisiken bezahlen. Von den 90 Milliarden Franken in unserer Bilanz sind etwa 40 Milliarden in ausländischen Währungen angelegt. Das Risiko, das sich daraus ergibt, sichern wir konsequent ab. Das tiefe Zinsniveau beschert den Versicherungen schwierige Zeiten. Machen Sie überhaupt noch Gewinn mit den Anlagen? «Bei den Unwettern haben wir letztes Jahr echt Glück gehabt.» Antimo Perretta, CEO Axa Winterthur Moritz Hager Ja, wir erwirtschaften eine Rendite, sie ist aber viel tiefer als früher. Wie hoch denn? Im letzten Jahr lag die Anlagerendite bei knapp drei Prozent. Ihre Prämieneinnahmen gingen zurück, insbesondere bei den Lebensversicherungen. Wollen die Leute keine solchen Versicherungen mehr? Nein, das kann man nicht sagen. Wir haben vor 2015 zwei Rekordjahre beim Absatz von Lebensversicherungen verzeichnet, dieses Niveau war schwer zu halten. Zudem mussten wir wegen des tiefen Zinsniveaus bei unseren Pro- dukten die Leistungsversprechen anpassen, was die Renditeerwartungen für die Kunden schmälert. Gibt es dafür neue Produkte, die in Zukunft für mehr Einnahmen sorgen könnten? Ja, wir sind sehr innovativ in diesem Bereich. Im letzten Jahr haben wir zum Beispiel eine CyberRisk-Versicherung lanciert, die KMU gegen Datenverluste durch Hackerattacken schützt. Konnten Sie die Grossbanken schon unter Vertrag nehmen? Dieses Angebot ist vorerst für kleine und mittlere Firmen gedacht, die Versicherungssumme beträgt bis 50 000 Franken. Bei Grossfirmen ist das Risiko viel höher, wir müssten dieses über Rückversicherungen absichern. Das neue Jahr wird Ihnen, was die Zinsen betrifft, kaum Erleichterung bringen. Ich habe keine Glaskugel, aus der ich die Zukunft lesen könnte, aber es lässt sich abschätzen, dass die tiefen Zinsen uns weiter stark beschäftigen werden. Ein Thema bleiben auch die zu hohen Solvenzanforderungen. Die Schweiz verlangt mehr als doppelt so hohe Rückstellungen wie die EU. Sind höhere Sicherheiten in der Schweiz nicht gerechtfertigt? Man denke an die UBS-Rettung in der Finanzkrise. Das Risiko ist in der Schweiz nicht höher als in der EU. Jedoch verlangt man hier 220 Franken, wo in Europa 100 Franken reichen. Das ist ein unverhältnismässiger Aufschlag, der den üblichen Swiss Finish bei weitem übertrifft. Für Sie ist das nicht so tragisch, Axa Winterthur gehört ja zum globalen Axa-Konzern. Es stimmt, dass für den Gesamtkonzern mit Sitz in Paris die EUGesetzgebung massgebend ist. Für Axa Winterthur besteht aber sehr wohl ein Nachteil, da für uns die Schweizer Regelung gilt. Besonders schlimm ist die Situation für Finanzunternehmen, die den Sitz in der Schweiz haben und in Europa tätig sind. Sie sind durch die Gesetzgebung massiv benachteiligt. Interview: Christian Gurtner Anzeige zur unmenschlichen sVP-initiatiVe sie schadet dem rechtsstaat. sie schadet der Wirtschaft. sie schadet der schweiz. Jede stimme zählt. 28.2.16 Kom ite e g eg e n di e u n m e nsch lich e sVP-i n itiatiVe, Postfach, 3000 B e r n 23 w w w.d r i n g e n d e r-au f r u f.c h
© Copyright 2024 ExpyDoc