Praxistipp: Was macht meinen Unterricht besser?
5. Die fachliche Tiefe und Weite
Mich hat am Religionsunterricht schon immer die enorme Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Themen fasziniert, aber auch vor große Herausforderungen gestellt. Da
sind die verschiedenen Inhalte des Bildungsplans: Zum Beispiel Jesus und die neutestamentliche Zeitgeschichte, die Mosegeschichten und die Überlieferung des Alten
Testaments, Martin Luther und die reformatorische Theologie, Pfingsten und der Heilige Geist, Sterbehilfe und der Wert des Lebens, der Hinduismus und die Welt der
Religionen, das Tabernakel und die Begehung des Kirchenraums. Da sind aber auch
die aktuellen Themen aus Politik und Gesellschaft: Papstäußerungen, IS, Flüchtlinge
usw. Dazu die Fragestellungen, die die Schülerinnen und Schüler einbringen: Wenn
ein Hamster gestorben ist oder der Nachbar bei den zeugen Jehovas ist, die Frage
nach dem lieben Gott angesichts des Leids in der Welt, wie Schöpfung und Naturwissenschaft zusammenpassen oder „Gestern kam im Fernsehen …“. Es ist für Religionslehrkräfte immer wieder eine große Herausforderung, den unterschiedlichen
Inhalten des Bildungsplans und den Fragen der SchülerInnen gerecht zu werden. Als
Religionslehrkräfte bleiben wir immer Lernende und wir brauchen einen realistischen
Weg, um unsere Fachkompetenz stetig zu vertiefen und zu erweitern. Die abwechslungsreichsten Methoden und die schönsten Arbeitsblätter ersetzen keine Inhalte!
Wichtig bleibt auch im digitalen Zeitalter eine Handbibliothek mit Fachbüchern. Einen
guten ersten Einblick geben der Evangelische Erwachsenenkatechismus und die fünf
Bände „Theologie für Lehrerinnen und Lehrer“. Mir persönlich hilft mein Jahresthema.
Ich habe nie viel Zeit und beschäftige mich deshalb ein Jahr lang mit einem Thema
intensiver: Ich lese dazu mindestens ein Fachbuch, entwickle eine Unterrichtseinheit
anhand des Bildungsplans, versuche Querverbindungen zu anderen Einheiten herzustellen, unterhalte mich mit anderen, die über dieses Thema Bescheid wissen, gestalte einen Abend im Hauskreis usw. So erschließe ich mir Jahr für Jahr neue Themen. Meine Erfahrung ist, je besser ich mich in einem Thema auskenne, umso leichter kann ich auch andere dafür begeistern.
Ihr Thorsten Trautwein