Kempten - ID.KOM

Alpenverein
Welches Programm
im April geplant ist
Seite 28
MONTAG, 21. MÄRZ 2016
AZ
...
Klimaschutz
Kempten schaltet eine
Stunde das Licht aus
Seite 29
Kempten
www.all-in.de
NR. 67
27
Musik liegt
in der Nacht
Die aktuelle Umfrage
Die Türkei als
Urlaubsziel?
Einmal zahlen,
überall reinkommen
TEXT/BILDER: LEON HEHL
Deutsche Einrichtungen in der Türkei haben aufgrund von Terrorwarnungen geschlossen. Gleichzeitig
beginnt die Urlaubssaison. Würden
Kemptener in der Türkei Urlaub
machen? Die AZ
hat sich in Kempten umgehört.
Tillman Bott, 36:
„In die Türkei
würde ich gerne
mal zum Klettern,
deswegen würde
ich mich sowieso
nicht in Städten
aufhalten. Auf dem Land ist das Risiko nicht zu hoch. Ich bin eher unbeeindruckt.“
Laura
Lederle,
17: „Ich würde
gerne die Welt bereisen, aber momentan
möchte
ich nicht in die
Türkei. Zu einem
sicheren
Zeitpunkt interessiert
mich das Land aber schon. Es
kommt außerdem darauf an, wo
man sich innerhalb eines Landes
aufhält.“
Jürgen Illg, 52:
„Das Land an sich
ist schön, aber Urlaub in der Türkei
halte ich momentan
für
eine
schlechte
Idee.
Die Situation ist
jetzt einfach zu unklar.“
Andrea Bregler, 56: „Ich lasse mich
von solchen Nachrichten nicht beeindrucken. Ich
würde zwar nicht
direkt in Gefahrenzonen reisen,
aber wenn andere
Touristen da sind,
bin ich eher unbesorgt.“
Raphael Mauckner, 19: „Die Türkei hat schon
schöne
Ecken,
aber zu diesem
Zeitpunkt ist mir
die Lage zu prekär. Wenn ich
hinfahren würde,
würde ich mich
aber sowieso von
den Ballungsräumen fernhalten. Ich möchte das
Land mit seinen Leuten kennenlernen. Für mich spielen die großen
Städte eher eine kleine Rolle.“
Internetkriminelle nutzen Schwachstellen in Programmen, spähen Passwörter aus oder sperren Daten, sodass die Nutzer für die Freigabe zahlen müssen. Kemptener Computerexperten und die Polizei warnen, etwa vor dem aktuellen Erpressungstrojaner „Locky“.
Symbolfoto: Benedikt Siegert
Sicher?
Computerkriminalität Spähprogramme, Erpressungsmails: 380 Kemptener und Oberallgäuer
sind 2014 und 2015 Opfer geworden. Und die Gefahr wächst. Aber man kann sich schützen
VON STEFANIE HECKEL
Kempten/Oberallgäu Sein Name ist
„Locky“ und wer mit ihm zu tun
hat, ist entweder Geld los – oder
wichtige Daten, Fotos und Dokumente: Dieser vermutlich von Tätern im Ausland gesteuerte Erpressungs-Computervirus infiziert zunehmend Rechner in Kempten und
dem Oberallgäu. Experten schlagen
Alarm, darunter das IT-Unternehmen Idkom in der Unterwanger
Straße. Auch die Polizei warnt. 2014
und 2015 wurden Passwörter und
Daten von 380 Kemptenern und
Oberallgäuern ausgespäht und abgefangen. Dabei handelt es sich nur
um einen Teil des Phänomens namens Computerbetrug, der „Urkundenfälschung“ am PC.
Ärzte, Steuerberater und Rechtsanwälte sind nach Einschätzung von
Idkom-Geschäftsführer Klaus Giehl
(50) derzeit bevorzugte Opfer der
Internetkriminellen. Aber auch normale Anwender und Firmenmitarbeiter laufen Gefahr, schädliche
Software versehentlich herunterzuladen und zu aktivieren. „Im Grunde können Sie nicht einmal bei
E-Mails vom Chef sicher sein, dass
Erpressung am Computer: Ursachen und Gegenmittel
● Ursachen Schadsoftware gelangt
beispielsweise durch manipulierte
Office-Dateien als E-Mail-Anhang auf
Computer. Daneben kann die
Schadsoftware auch durchs Surfen auf
infizierten Internetseiten auf den
Rechner gelangen. Es gibt Sicherheitslücken im Internetbrowser.
● Der aktuelle Fall Beim derzeit gehäuft vorkommenden „Erpressungstrojaner“ Locky werden komplette
Festplatten und Netzwerklaufwerke
verschlüsselt und unbrauchbar gemacht. Virenscanner allein helfen
nach Expertenansicht nicht.
● Tipps Keine Anhänge öffnen, wenn
an der Vertrauenswürdigkeit Zweifel
bestehen. Keine ausführbaren Dateien
starten (Dateiendungen .exe, .bat,
.com) – sofern diese nicht aus einer
vertrauenswürdigen Quelle stammen. Vorsicht bei E-Mails mit Betreffzeilen wie: „Verifizieren Sie Ihren
Bankzugang, Ihr amazon- oder PayPal-Konto oder Ihren eBay-Account.“ Dahinter stehen oft Attacken,
um Passwörter auszuforschen. Nicht
mit Administrationsrechten im Internet
surfen. Wichtige Daten und Fotos
regelmäßig sichern.
Quelle: Idkom
sie virenfrei sind“, sagt er und plädiert für den „geschulten und denkenden Mitarbeiter“. Zunächst Information, dann auch kritisches
Hinterfragen: „Ist diese E-Mail
überhaupt plausibel?“ Bei Zweifeln
rät er zum guten alten Telefonanruf:
„Hat der Absender, den ich hinter
der E-Mail vermute, sie auch wirklich geschickt?“
Denn E-Mail-Adressen können
problemlos gefälscht werden, verseuchte Computer und Accounts
versenden oft von selbst und unbemerkt weitere Nachrichten.
Im Fall des Virus „Locky“ geht es
außerdem ums Geld: Das Erpressungsprogramm (Fachbegriff: Ransomware) verschlüsselt Festplattenund Computerinhalte. Der Besitzer
muss mit einem digitalen „Schlüssel“ seine Daten wieder freikaufen.
Bezahlt wird über die Internetwährung „Bitcoins“. Giehl, der sich
beim Verein Bürgernetz Allgäu für
Bildung im Computer- und Internetbereich einsetzt, sagt: Nach Jahren der digitalen Revolution und der
Neuentwicklungen müsse es in den
kommenden Jahren verstärkt um
die Sicherheit der Nutzer und ihrer
Daten gehen. „Was wir derzeit sehen, ist ein Angriff auf kritische Infrastruktur“, zieht er auch aktuelle
Warnungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik
heran. Wichtigste Gegenmaßnahme
demnach: Daten sichern, zum Beispiel als digitales Abbild auf Festplatten oder gewerblichen Servern.
Das Unternehmen Idkom betreibt
solche Server. In zwei Rechenzentren in Kempten lagern Wissen und
Daten von hunderten Unternehmen
im Allgäu. 2011 eröffnete das jüngere der beiden Zentren, etwa eine
Millionen Euro hatte Idkom investiert.
Daneben sei guter Virenschutz
nötig, sagt Giehl. Über 50 Virenscanner seien auf dem Markt, den
Erpressungstrojaner Locky und seine Abwandlungen hätten bei einem
Test vor einigen Wochen jedoch
nicht einmal eine Handvoll erkannt
und unschädlich gemacht.
Entwickler und Kriminelle liefern sich sozusagen ein Hase-undIgel-Spiel: Es gehe um einen Wettlauf bei der Programmierung und
Entschärfung von schädlicher Computersoftware.
Wer seine Daten extern sichert,
sollte Festplatten und Sticks geschützt aufbewahren. Außerdem
sollten die Geräte nicht dauerhaft
mit dem Hauptcomputer verbunden
werden.
I
Um das Thema Computersicherheit geht es im Podcast unserer Zeitung. www.all-in.de/sicherheit
Downsyndrom-Tag Vier Jugendliche üben tanzen. Das verbindet sie – und Trisomie 21
Miriam und Anton.
Fotos: Karl Nuber
zwei – drei, eins – zwei – drei. Die
vier Jugendlichen im Alter von 17
bis 21 üben Walzer. Sie haben das
Downsyndrom, besitzen Chromosom 21 dreimal. Aber vor allem haben sie eines: Spaß.
Seit eineinhalb Jahren treffen sich
Miriam, Anna, Anton und Roman
einmal pro Woche im Tanzstudio
Fennek in Kempten. Dort wollen sie
sich fit machen, um bei öffentlichen
Veranstaltungen wie dem Frühlingsfest in der Sommerau oder
Tanzabenden im Haus International
taktsicher zu sein: auf dem Tanzparkett. Zwischen all den anderen.
All den Menschen ohne und mit Behinderung.
Anton dreht Anna routiniert herum. Eins – zwei – drei, eins – zwei –
drei. Die Schrittfolge sitzt. Keiner
der vier jungen Tänzer schaut mehr
auf seine Füße. Roman und Miriam
unterhalten sich über die Festwo-
che. „Tanzen macht Spaß“, sagt
Anton in der Pause. Wegen der Bewegung, ergänzt Roman. Und Miriam: „Und der Gemeinschaft.“ Anna
übt auch zu Hause. Dann dreht sie
die Musik auf – am liebsten Helene
Fischer – und tanzt. Was die vier
Hobbytänzer aus Kempten und
Umgebung von anderen Jugendlichen unterscheidet, ist ein Chromosom. Nummer 21 ist bei ihnen dreifach vorhanden. Jetzt ist der Foxtrott an der Reihe. „Das ist der
schwerste“, sagt Anton. Erst üben
die Tanzpaare die Schrittfolge trocken. „Wo bleibt die Musik?“, fragt
Roman. Er und die anderen sind bereit für die nächste Runde. „Die vier
lernen sehr schnell“, sagt Angelika
Bufler, Inhaberin des Tanzstudios,
die die Tanzstunde zusammen mit
Peggy Moritz anleitet. Auf Anfrage
einer Mutter hatte Bufler das Angebot ins Leben gerufen. Davor hatte
sie keine Erfahrung mit Menschen
mit Downsyndrom. Mittlerweile ist
sie begeistert: „Wahnsinn, was da
rüberkommt“, sagt sie vor allem
über den letzten Teil der Stunde:
Freestyle.
Auch an diesem Nachmittag dürfen sich die Tänzer die Musik aussuchen. Die Wahl fällt auf „Atemlos“
von Helene Fischer. Anna und Miriam hüpfen und drehen sich. Anton
und Roman präsentieren zahlreiche
Hip-Hop- und Breakdance-Elemente, wie man sie aus Musikvideos
kennt. Die Jugendlichen lachen, singen mit, freuen sich. Am Ende sind
sie atemlos, glücklich atemlos. (jaj)
Polizeibericht
„Weiße Linie“ auf
Disko-Toilette geschnupft
Beim Schnupfen einer „weißen Linie“ ist ein 25-Jähriger auf der
Toilette einer Kemptener Diskothek erwischt worden. Wie die Polizei mitteilte, hatte ein Türsteher
verdächtige Geräusche auf der
Toilette gehört und schaute daraufhin über den Rand der Toilettentür. Dabei habe er den Konsum des
25-Jährigen gesehen und die Polizei alarmiert. Diese fand anschließend auch eine geringe Menge
Ecstasy bei dem Mann. (p)
Felgen mit Farbe besprüht:
600 Euro Schaden
600 Euro Schaden hat ein Unbekannter angerichtet, der im
Kemptener Westen vier Felgen eines weißen Autos mit Farbe besprüht hat. Nach Polizeiangaben
war das Auto in der Alfred-Weitnauer-Straße geparkt. Die Tat ereignete sich vermutlich am Freitag, 16.30 Uhr, und Samstagvormittag. Die Polizei bittet um Hinweise
unter der Telefonnummer
0831/9909-2141. (p)
Auto angefahren:
Verursacher flüchtet
Blickpunkt Stadt
Neue Mindestlohnregelung
für Reinigungskräfte
O Heute, 21. März, ist Welt-Downsyn-
drom-Tag. Eltern von Kindern mit Trisomie 21 haben die Kemptener Initiative
Downsyndrom gegründet. Kontakt
über 08378/1282 oder per Mail an
[email protected]
I
Informationen im Internet:
www.musiknacht-kempten.de
Nach einem Unfallverursacher
sucht die Polizei, denn am Residenzplatz ist am Freitag zwischen 15
Uhr und 17.30 Uhr das Heck eines
weißen Autos beschädigt worden
(Sachschaden etwa 500 Euro). Der
Verursacher flüchtete, zurück blieb
lediglich blauer Autolack. Hinweise nimmt die Verkehrspolizei entgegen unter (0831) 9909-2050. (p)
„Wo bleibt die Musik?“
Kempten Die Mädchen kichern ein
bisschen, die Jungs albern herum.
Wie das bei Jugendlichen halt so ist.
Doch mit den ersten Takten der
Musik erfüllt Konzentration den
Raum. Körperspannung. Eins –
Kempten Musik liegt bald wieder in
der Nacht – und zwar bei der
Kemptener Musiknacht, die am
Samstag, 2. April, die Kemptener
Innenstadt zur Partymeile macht. In
den verschiedensten Kneipen bekommen Nachtschwärmer ordentlich was auf die Ohren – von Latin,
Pop, Soul und Funk über traditionelle kubanische Klänge, Schlager,
Oldies und Gassenhauer bis hin zu
Fun Folk, Coverrock, Blues,
Rock’n’Roll, Hard Rock, Reggae,
Lounge oder Latin Pop.
Dabei gilt: Einmal für die Musiknacht bezahlen und dann gibt es
Eintritt in alle teilnehmenden Kneipen. Ab 21 Uhr die Shuttlebusse unterwegs. So kommen die Gäste der
Musiknacht von einem Veranstaltungsort zum nächsten. Tickets gibt
es ab 18. März im Vorverkauf in allen teilnehmenden Lokalen und in
den AZ-Servicecentern. In der Musiknacht öffnen die Abendkassen um
18.30 Uhr. (az)
Anna und Roman.
Einen höheren Mindestlohn bekommen die Gebäudereiniger in
Kempten und dem Oberallgäu. Der
Stundenlohn beim Putzen von Büros, Supermärkten und Wohnungen
steigt um 25 Cent auf mindestens
9,80 Euro. Das teilt die Arbeitsagentur mit. Auch der Mindestlohn für Außen-Reinigung von Glas
und Fassaden steigt: auf 12,98
Euro. In Kempten arbeiten rund
890 Menschen als Gebäudereiniger, im Oberallgäu 1670. (az)