CARE in Österreich: Die ersten Jahre

Hilfe – damals wie heute
CARE in Österreich:
Die ersten Jahre
CARE und das CARE-Paket sind Teil der österreichischen Nachkriegsgeschichte. Neben der Versorgung
mit überlebenswichtigen Nahrungsmitteln war und
ist auch heute noch das CARE-Paket für viele Symbol
für Hoffnung auf bessere Zeiten und persönliche
Hilfsbereitschaft – über Kontinente hinweg.
Durchschnittlich hat jede/r siebte ÖsterreicherIn
ein CARE-Paket erhalten.
1945/46: Gründung von CARE während
der Ernährungskrise in Europa
CARE wurde in den USA am 27. November 1945 gegründet. Aus den USA wurden sogenannte
„10 in 1-Pakete“ verschickt, die ursprünglich für die Versorgung amerikanischer Soldaten
vorgesehen waren. Ein Paket konnte zehn Personen für einen Tag beziehungsweise eine Person
für zehn Tage ernähren. Da die Lebensmittelvorräte in Österreich mit Kriegsende aufgebraucht
waren und die Normwerte der Kalorienzufuhr für die Bevölkerung nicht mal zur Hälfte erreicht
werden konnten, war man auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Die ersten CARE-Pakete,
die Österreich erreichten, beinhalteten unter anderem Fleisch- und Gemüsekonserven, Kaffee,
Getreideflocken, Zucker und Trockenmilch.
Startschuss: Die ersten CARE-Pakete für Österreich
Nachdem am 3. Juni 1946 der Vertrag zwischen CARE und Österreich (Sozialministerium)
abgeschlossen worden war, wurden bereits einen Monat später die ersten CARE-Pakete an
die österreichische Bevölkerung verteilt. Über Antwerpen gingen sie zunächst nach Buchs in
die Schweiz. Von dort wurden sie schließlich per Eisenbahn nach Wien gebracht, wo sie am
19. Juli 1946 am Wiener Franz Josephs Bahnhof ankamen.
Wer bekam ein CARE-Paket?
Um ein CARE-Paket zu erhalten, mussten in den USA lebende Verwandte und FreundInnen in
New York ein CARE-Paket für fünfzehn Dollar bestellen und die EmpfängerInnen in Österreich
angeben. Diese bekamen per Postkarte Bescheid, das Paket aus der Verteilerstelle abzuholen.
Später war es auch AmerikanerInnen in Österreich möglich, von Österreich aus ein Paket zu
bestellen. EmpfängerInnen durften allerdings nur Nicht-AmerikanerInnen sein.
1946: Wien wurde Headquarter von CARE in Europa
Um der hohen Nachfrage nachzukommen, musste CARE im August 1946 mehr Personal
einstellen und einen Umzug in größere Räumlichkeiten organisieren. Das erste CARE-Büro
in Österreich befand sich in der Strudlhofgasse in Wien, das Hauptlager am Schottenring.
Wien war bis 1958 CARE-Hauptquartier für Europa. Eintausend Pakete wurden täglich an die
österreichische Bevölkerung verteilt. In Linz, Salzburg, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Rankweil,
Leibnitz und Leoben wurden weitere Lagerhäuser für Pakete eingerichtet. Die schlechte
Energieversorgung im Herbst und Winter 1946/47 war auch im CARE-Büro zu bemerken:
Gearbeitet wurde bei Kerzen- und Laternenlicht.
Ab 1947: Hilfe mit neuen Paketen
Ab 1947 passte sich CARE mit eigenen Paketinhalten den Bedürfnissen der Bevölkerung
an: Es gab Pakete mit Decken, Medikamenten und Schuhen, Pakete mit Nahrungsmitteln
für Säuglinge und Kleinkinder, Strickwollpaket, Pakete mit koscheren Nahrungsmitteln.
Die „person to person“-Sendungen wurden nach und nach weniger und machten allmählich
den „general relief“-Paketen sowie allgemeinen Hilfsprogramme Platz.
Ende 1947 war CARE in 19 europäischen Staaten vertreten. Bis September 1948 waren
23 Hilfsorganisationen in Österreich tätig, 18 davon amerikanische. CARE war eine der größten
privaten Hilfsorganisationen. Der Wert aller Hilfslieferungen im Mai 1948 betrug insgesamt
584.000 US-Dollar, der Anteil von CARE betrug 183.800 Dollar. Die Bundesregierung unter
Bundeskanzler Leopold Figl schlug 1949 vor, CARE für den Friedensnobelpreis zu nominieren.
Ab 1949: Hilfe zur Selbsthilfe
1949 wurde eine neue Philosophie begründet – Hilfe zur Selbsthilfe. CARE startete das Buchprogramm „Nahrung für den Geist“, bis 1956 wurden Bücher im Wert von 2,3 Millionen Dollar verteilt.
Darunter zum Beispiel Medizinbücher für Universitäten. Das Programm „Tide of Toys“ begann im
Frühjahr 1950 in Kooperation mit anderen Organisationen und lieferte Spielsachen vor allem an
Krankenhäuser, Erziehungs- und Erholungsheime.
1954/55: Letztes CARE-Paket für Österreich
Die letzte umfangreiche Hilfsaktion leistete CARE im Sommer 1954: Katastrophenhilfe beim
Hochwasser, Verteilung von Lebensmitteln und Decken in Korneuburg, Tulln, Krems, Melk und
Linz. Am 30. Juni 1955 beendete die CARE-Mission Österreich ihre Arbeit. Bis 1955 wurden
über 1 Million CARE-Pakete im Wert von 9,9 Millionen US-Dollar nach Österreich geschickt. Der
Entschluss jedoch, dass CARE weiter als Hilfsorganisation bestehen soll, stand fest, und so
blieb Wien Hauptsitz von CARE in Europa. Für die Zukunft waren weitere Hilfsaktionen geplant:
So leistete CARE 1956 von Österreich aus Hilfe für die Ungarn-Flüchtlinge.
1986: Gründung von CARE Österreich
CARE Österreich führt als eine von mittlerweile 14 unabhängigen nationalen Mitgliederorganisationen von CARE International selbständig Projekte durch, unterstützt aber auch regelmäßig
die Projektarbeit von CARE International. 2014 kamen die Projekte von CARE International
mehr als 72 Millionen Menschen zugute.
CARE Österreich hat im vergangenen Jahr über 65 Projekte in Afrika, Asien, dem Nahen
Osten, Osteuropa und in Österreich implementiert.
www.care.at