Ratgeber Tiergesundheit
Ein Tropfen Blut genügt
Ein neuer Schnelltest zeigt die Trächtigkeit der Kühe direkt im Stall an.
Dafür ist lediglich ein Tropfen Blut notwendig. Studien bescheinigen dem
Test eine sehr hohe Trefferquote.
D
arauf haben viele Rinderhalter
gewartet: Mit einem neuen
Schnelltest lässt sich innerhalb
kurzer Zeit und direkt im Kuhstall die
Trächtigkeit der Tiere überprüfen. Das
kann das Fruchtbarkeits-Management
deutlich erleichtern.
Jetzt auch im Stall:Die Funktionswei-
se des Laborverfahrens wurde nun auf
einen Stall-tauglichen Schnelltest übertragen. Gemeinsam haben die Firma
Fassisi, der Hessische Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der
Tierzucht (HVL) und die Universität
Göttingen den Trächtigkeitstest „Fassisi
BoviPreg“ entwickelt. Der Test liefert
das Ergebnis innerhalb von zehn Minuten, direkt vor Ort. Er besteht aus einer
Testkassette, Probengefäßen, einer
Pipette und einem Reagenzglas.
Der Test kann ab dem 30. Belegungstag eingesetzt werden. Für ein aussagekräftiges Ergebnis sollte die letzte Kalbung mindestens 100 Tage zurückliegen, da sonst noch eine erhöhte
PAG-Konzentration vorhanden sein
kann.
Zunächst muss dem Tier Blut entnommen werden. Dabei wird zwischen
zwei Verfahren unterschieden: Vollblut- und Serumprobe. Bei der Vollblutprobe wird ein Tropfen Blut mit einer
Pipette direkt auf das Probenfeld gegeben. Das Blut muss dabei frisch sein.
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Der neue Schnelltest misst die PAG-Konzentration im Blut und bestimmt innerhalb von
zehn Minuten den Trächtigkeitsstatus der Tiere.
Bei einer Serumprobe wird es dagegen
mit Reagenzflüssigkeit gemischt, bevor
es auf das Probenfeld der Testkassette
gegeben wird. Die Hersteller empfehlen, den Test mit Serumproben durchzuführen, da diese noch genauer sind.
Die Flüssigkeit läuft den Teststreifen
nun langsam hoch. Auf dem Laufpfad
kommt das Gemisch mit den PAG-Antikörpern in Kontakt. Sind in der Probe
PAG-Glykoproteine vorhanden, binden
sich diese an die Antikörper und laufen
in Richtung Testlinie. Sobald die
PAG-Konzentration mind. 2 
ng/ml
beträgt, wird die rote Testlinie sichtbar
– das Tier ist trächtig. Erscheint keine
Testlinie, ist das Ergebnis negativ.
PAG-Konzentration
Hohe Sicherheit:Wissenschaftler der
150
bPAG (ng/ml)
100
Grafik: Orb
dem Verfahren wird der Anteil trächtigkeitsassoziierter Glykoproteine (PAG:
Pregnancy-Associated Glycoprotein) im
Blut bestimmt. Die Konzentration dieser Glykoproteine nimmt während der
Trächtigkeit deutlich zu (siehe Übersicht). Sobald sich der Embryo in die
Gebärmutter einnistet, gelangen die
Botenstoffe in den Blutkreislauf der
Mutter. Dort lassen sie sich ab der vierten Trächtigkeitswoche messen.
Im Labor ist die PAG-Bestimmung,
die im Gegensatz zum Progesterontest
einen direkten Trächtigkeitsnachweis
erbringt, bereits etabliert. Hier werden
Studien aus Göttingen zufolge Sicherheiten von 94 % erreicht, ab dem 40.
Trächtigkeitstag sogar von 99 %.
Foto: Werkbild
Wie funktioniert die Methode?Bei
50
20
2
20
60 100 140 180 220
Trächtigkeitstage
Steigt die PAG-Konzentration über
2 ng/ml, ist die Kuh trächtig. Ab dem
30. Tag nach Belegung lässt sich die
Trächtigkeit feststellen.
Universität Göttingen beziffern die
Sicherheit des neuen Trächtigkeitstests
auf 96 %, sie liegt damit auf gleichem
Niveau wie das Labor-Verfahren. Referenzmethode war das ELISA-Standardverfahren.
Die Kosten liegen mit 6 bis 8 € pro
Test und Kuh deutlich über denen der
Trächtigkeitsuntersuchung per Ultraschall. Deshalb eignet sich der Schnelltest eher als Ergänzung.
Interessant ist diese Methode besonders für die Untersuchung von Einzeltieren. Im Vergleich zur rektalen Trächtigkeitsuntersuchung benötigt der Anwender für den Schnelltest keine Erfahrung. Der Test ist ab Ende des Jahres
erhältlich.
Sandra Lefting
Paratuberkulose sicher
diagnostizieren
❚❚Amerikanische Wissenschaftler des National
Animal Disease Center
(NADC) in Iowa haben ei­nen exakten Paratuberku­
lose-Test entwickelt. Über
einen spezifischen Antikörper kann der Paratuberkulose-Erreger MAP nun eindeutig nachgewiesen werden.
Bisherige Antikörpernachweise zeigten nur eine eingeschränkte Sensivität,
sodass sie oftmals zu falsch
positiven Ergebnissen führten. Dadurch verliefen die
bisherigen Sanierungsprogramme gegen die meldepflichtige Tierseuche nicht
erfolgreich. Die Wissenschaftler der NADC besitzen nun ein Patent für den
Antikörpernachweis.
Paratuberkulose kann in
der Rinderhaltung zu hohen
Verlusten führen. Betroffene Tiere leiden unter Darm­
erkrankungen.
Wirken die bekannten
Mastitis-Präparate noch?
Foto: Heil
Gegenüber
dem
bewährten
Wirkstoff
Cefquinom
haben
MastitisErreger
kaum
Resistenzen
ausgebildet.
❚❚Relevante Mastitiserreger
zeigen gegen den weit verbreiteten Wirkstoff Cefquinom kaum Resistenzen. Die
Milchtierherden-Betreuungs- und Forschungsgesellschaft (MBFG) in Wunstorf
sowie der Tiergesundheitsdienst in Bayern fanden dies
in einer bundesweiten Studie heraus.
Sie haben über mehrere
Monate die Mastitiserreger
aus 547 ostdeutschen, 1 256
norddeutschen und 929 süddeutschen Milchproben analysiert. Im Labor wurden fast
100 % der Staphylokokken-
und Streptokokken-Isolate
von allen Betrieben durch
Cefquinom abgetötet.
Coliforme Keime reagierten in den Untersuchungen
zu mehr als 90 % sensibel
auf den Wirkstoff. Damit
haben die Labor-Studien für
den in vielen Präparaten
enthaltenen Wirkstoff eine
hohe Wirksamkeit gegenüber den typischen Mastitiserregern nachgewiesen.
Cefquinom ist ein antibiotischer Wirkstoff und zählt
zur Gruppe der halbsynthetischen Cephalosporine der
vierten Generation.
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