„Schriften fand ich schon immer faszinierend“ Inge Schubert stellt

„Schriften fand ich schon immer faszinierend“
Inge Schubert stellt sich vor
Vielleicht waren es die Anfangsbuchstaben meines
Märchenbuches, die den Grundstein für meine Liebe zur
Buchmalerei geweckt haben, oder die schöne Handschrift
meiner Großmutter in "Suetterlin".
Es ist das Schreiben selbst, was mich beglückt - ob es fremde
Texte sind oder eigene. Wenn ich mich an den Schreibtisch
setze, die Feder in die Tinte tauche, vergesse ich alles um mich herum. Es ist eine Meditation.
Stundenlang kann ich einen Buchstaben malen - bis er die vollendete Form hat.
Das "Schöne Schreiben", die Kalligrafie, habe ich mir im Selbststudium angeeignet. Diese Art
der Beschäftigung schenkte mir einen wohltuenden Ausgleich für mein Innenleben. Durch
meinen Berufsalltag als Gemeindeschwester hatte ich viel mit Krankheit, Not und Elend zu tun.
Deshalb fing ich an, tröstliche Worte aus der Bibel herauszusuchen und sie in Bild und Schrift zu
setzen wie die Buchmaler des Mittelalters.
Besonders schön fand ich das Stundenbuch des Jean de Berry "Tres Riches Heures". In dem
Werk "Buchmalerei aus der Zeit des Jean de Berry" von Marcel Thomas wurde sogar eine Frau
genannt: Christine de Pisan, geb. 1364 als Tochter eines Astrologen König Karls. Sie wurde
früh Witwe und versorgte allein 3 Kinder. Es heißt dort: "Als erste Frau in Frankreich lebte sie
vom Ertrag ihrer Feder und sorgte selbst für die Verbreitung ihrer Schriften!"
In "Europäische Buchmalerei" von Klara Csapodi-Gardoni fand ich außerdem einen Hinweis auf
eine Römerin namens Jaia von Kyzikos (erwähnt von Plinius d. Ä., um 25 u.Z.) Sie illustrierte.
Die Autorin zieht daraus den Schluss, dass die ersten namentlich bekannten Buchillustrationen
von einer Frau stammen!
In der Regel aber blieben die Buchmaler und Schreiber anonym. Sie arbeiteten gemeinsam im
Skriptorium eines Klosters. Jeder beherrschte jeden einzelnen Schritt zur Entstehung eines
Buches, vom Gerben des Felles, der Herstellung von Tinten und Farben bis zum Binden des
fertigen Werkes.
Heute kann man fertige Tuschen und Papiere benutzen.So habe ich es auch gehalten. So
wurden nach dem Vorbild der Buchmaler die ausgewählten Texte von mir gestaltet. In deutscher
Sprache, damit man auch den Inhalt versteht. So habe ich den 23. Psalm, das "Hohe Lied der
Liebe", 1. Kor 13, die Seligpreisungen, das Friedensgebet von Franz von Assisi, Irische
Segenswünsche u.a. gemalt. Außerdem bekam ich Aufträge für Spruchweisheiten zu
Hochzeiten, Jubiläen, Geburtstagen und wirkte gestaltend mit bei der Entstehung einer
Kinderbibel für die Kirchengemeinde Weddel. Ich besuchte Kurse in Aqarellmalerei bei Jutta
Kryck und male jetzt im Seniorenmalkreis Schapen bei Renate Retard. Wir haben des öfteren
Ausstellungen.
Inzwischen lebe ich im Ruhestand zusammen mit meinem Mann in Schöppenstedt, erfreue
mich an meinen Enkelkindern und dass ich meine gewonnene freie Zeit zum Malen und
Schreiben nutzen kann. So war es mir eine Freude, für die "Frauenarbeit der ev.-luth.
Landeskirche" die Jahreslosung 2016 zu schreiben.
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