AZpdf20131018 - Dr. Sissi Paersch

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freizeitsport
Morgen lesen Sie
Sicher radeln
im Herbst
A B E N DZ E I T U N G FREITAG, 18. OKTOBER 2013
T E L E F O N 089.23 77 325 FA X 089.23 77 347
E-MAIL FREIZEITSPORT@AZ–MUENCHEN.DE
In der Tiefe liegt die Kraft
Training für Balance
und Stabilität lohnt
sich für Freizeitsportler
wie Profis – warum,
erklärt der AZ-Experte
AZ: Herr Kienle, warum ist zusätzliches Balance-Training
so wichtig für jede Art von
Sportler, ob Läufer oder Skifahrer?
STEFAN KIENLE: Weil der
ganzheitliche Ansatz gerade
auch im Sport enorm wichtig
ist. Mit isoliertem Training wenn ich nur ein, zwei Sportarten ausübe oder bestimmte
Muskelgruppen auftrainiere betreibe ich sozusagen Monokultur am Körper. Mit Gleichgewichtsübungen bereite ich
mich auf die unterschiedlichs-
A Z-INTERVIEW
mit
Stefan
Kienle
Der Sportwissenschaftler ist zugleich
Konditionstrainer des
Deutschen Telemark Nationalteams.
ten Anforderungen vor. Die
Muskeln müssen gut zusammenarbeiten, um die Balance
zu halten. So schult man die
Koordinationsfähigkeit, man
optimiert Stabilität und Körperbeherrschung und man
kann seine Leistung deutlich
steigern, da die Muskeln weniger schnell ermüden.
Geht es hier um die viel zitierte
Tiefenmuskulatur?
Was muss man sich darunter
vorstellen?
Dabei handelt es sich um
feine, kleinere Muskelgruppen, die extrem wichtig sind.
Sie liegen sozusagen versteckt
unter den großen Muskelgruppen und sind nicht so leicht zu
stärken. Im Rumpfbereich
kann man sie beispielsweise
nicht durch einfache Sit-Ups
trainieren. Wenn ich hingegen
die Übungen auf dem Physioball ausführe, ‚erwische' ich
die Tiefenmuskulatur. Der unruhige Ball fordert zusätzlich
ein permanentes Ausbalancieren.
Deshalb schwören auch die
Profisportler so auf Gleichgewichtstraining?
Diese Übungen sind das Salz
in der Suppe. Die meisten Leistungssportler haben diesen
Baustein fest im Trainingsplan
integriert. Bei Skifahrern wie
Felix Neureuther liegt das auf
der Hand, aber auch Triathle-
TRX- oder Schlingentraining ist eine besonders fordernde Art des Tiefenmuskulaturtrainings und sollte vom Trainer erlernt werden.
ten, Basketballer, Tennisspieler nutzen Balance-Übungen
intensiv.
Wir Freizeitsportler sind
aber weniger extrem unterwegs...
Wir stürzen uns vielleicht
nicht die Kandahar-Piste hinunter, aber dafür ist der Freizeitsportler generell weniger
austrainiert wie der Profi. Deshalb ist es besonders wichtig,
Stabilität und Reaktionsfähigkeit zu verbessern. Körperbeherrschung ist das A&O, ob
beim Laufen über vereiste Passagen an der Isar, beim Tennisspielen oder beim Langlaufen.
Welche Trainingsgeräte würden Sie empfehlen?
Eines vorneweg: Die Entschuldigung, dass einem die richtigen Utensilien fehlen, kann
man streichen. Zum Einstieg
braucht man keinen Cent ausgeben. Wer regelmäßig versucht, abends beim Zähneputzen einbeinig aufrecht zu ste-
hen, trainiert schon sein
Gleichgewicht. Genauso wie
mit der einbeinigen Kniebeuge. Dann gibt es sehr effektive Geräte wie Luftkissen
oder Wackelbrett. Sie kosten
nicht die Welt und sind auch
für Einsteiger gut geeignet.
Das Gute ist ja, dass man
durch Übungsvariationen die
Schwierigkeit steigern kann.
Beherrscht man das aufrechte
Balancieren, sollte man es mal
mit geschlossenen Augen versuchen. Und dann natürlich
Übungen im Liegen oder in ei-
Foto: Craft/ho
ner gestützten Position auf
dem Gerät integrieren, wie
zum Beispiel Liegestütz mit
dem Wackelbrett oder Physioball.
Aufwändiger erscheint hingegen Slackline oder TRX.
Schon, aber sie ermöglichen
auch ganz andere Übungsformen. Slackline oder Trampolin bieten besonders effektive
Trainingsvarianten mit hohem Spaßfaktor und vielen
Möglichkeiten, sie spielerisch
zu erweitern. TRX ist eine
wirklich spannende Herausfor-
Work-Out (Sit-Ups, Crunches, Liegestütz etc.) erfährt
durch die Integration des
Balls eine deutliche Steigerung. Ab 10 Euro.
len Schlinge gehalten, während das andere Körperende
den Boden berührt. Unbedingt unter fachgerechter
Anleitung ausführen. Ab 200
Euro.
derung für fortgeschrittene,
ambitionierte Sportler. Dabei
handelt es sich um ein Schlingensystem mit dem man Stabilitätsübungen sehr effektiv
durchführen kann. Wichtig ist
aber die fachgerechte Anleitung! Interview: Sissi Pärsch
I N F O S U N D KO S T E N
Balance-Training für zu Hause
Das Balancekissen aus aufgeschäumten Kunststoff liegt
flach auf dem Boden auf. Bei
Yoga-Übungen, Liege- oder
Seitstütz etc. wird die Tiefenmuskulatur durch die zusätzliche Stabilisationsarbeit
gestärkt. Ab 20 Euro.
Wackelbrett bzw. Kreisel: Auf
der Unterseite des runden
Bretts befindet sich eine
Halbkugel. Für Anfänger ist
der zweibeinige, aufrechte
Stand bereits eine Herausforderung. Anspruchsvoller
wird es dann bei der Kniebeuge, wenn man sein Hanteltraining auf dem Brett
ausführt oder mit Bällen
jongliert. Ab 20 Euro.
Der Pezzi- oder Physioball findet
die vielfältigsten Anwendungen, unter anderem als Stuhlersatz. Als Trainingsgerät
fordert und fördert er Kraft
und Koordination. Jedes
TRX Suspension Training (Schlingentraining) Es zielt also auf
ein Ganzkörpertraining bei
dem man mit dem Widerstand des eigenen Körpergewichts arbeitet. Das eine
Körperende (also Hände oder
Füße) wird in einer instabi-
Slackline: Das Balancieren auf
dem Schlauch- oder Gurtband ist nicht nur eine Trendsportart, sondern auch ein
sehr effektives Gerät zur
Schulung der Koordinationsfähigkeit. Ab 30 Euro.
Gerade draußen ein Spaß:
Slackline-Training. Foto: fotolia
Tip-Top-Touren!
Die Neuigkeiten aus
der Outdoor-Welt.
Heute: Routen-Hilfe
und die richtige Hose
I
Die Region Oberstdorf bietet gerade im Herbst viele sehenswerte
Wanderziele - etwa den Freibergsee.
Foto: Tourismus Oberstdorf
m Herbst ganz besonders
wichtig: sich vorher zu informieren! Wie das Wetter
im Gebirge ist, ob die geplante
Route momentan überhaupt
begehbar ist. Eine ausgezeichnete Hilfe bietet dabei ein digitaler Alpinberater des Tourismusverbands Oberstdorf. Die
Allgäuer beantworten alle relevanten Fragen, dazu gibt es
GPS-Daten-Downloads und sogar einen Live-Ticker, auf dem
Hüttenwirte und Bergführer
Tipps aus erster Hand erteilen. Alles kostenlos via:
www.oberstdorf.de/alpinberatung
Noch weiter westlich von
München, sozusagen gleich
nach dem Allgäu, in der
Schweiz, warten sie gleichfalls
mit einer Tourenplanung auf die man nur „tip-top“ nennen
kann, um es auf schwyzerdütsch zu sagen. Bei dieser eidgenössischen Neuheit handelt
es sich um ein wirklich respektables Routen-Netzwerk
für Nordic Walking, Wandern,
Kanu- und Kajakfahren, Rennrad- oder Tourenfahren sowie
Mountainbiking. Prima also
Ein AZ-Service
für Münchner
Freizeitsportler
mit einem einheitlichen System von Namen, Nummern
und Farben gekennzeichnet.
Und jede Route ist in einzelne
Etappen unterteilt. Elf besonders prima – gewissermaßen
handverlesene – MehrtagesTouren und ihre Etappen werden dabei in einer Broschüre
namens
„Outdoor.
Swiss
Made“ vorgestellt. Sie umfasst
35 Seiten und ist kostenlos erhältlich über: www.MySwitzerland.com/outdoor
für alle, die im restlichen goldenen Oktober noch die helvetischen Berge und Seen auf
sportliche Art erleben wollen.
Die Routen sind schweizweit
Falls Sie für Ihre Touren dabei noch nach der richtigen Bekleidung suchen: Die deutsche Zeitschrift „Wanderlust“
hat in seiner neuesten Aus-
Tipps,
Trips &
Termine
gabe Wanderhosen getestet,
die auch für den jahreszeitlichen Übergang geeignet sind.
Die Sieger in den einzelnen
Klassen:
Trekking: Modell Cascade plus
1.0 von Direct Alpine (199,95
Euro).
Allrounder: Die Modelle Tundra
(Damen) bzw. Kalfjäll von
Fjällräven (159,95 Euro).
Komfort: Modell Sesvenna (Damen) bzw. Antelao (Herren)
von Ortovox (119,95 Euro).
Preis/Leistung: Modell Ramesa
(Damen) bzw. Mesa (Herren)
von
Mountan
Hardware
(56,70 Euro).
Jupp Suttner