BELLEVUE 20 Die jazzigen Pilze Der Bandname lässt auf eine Punkband schliessen. Damit tarnen Die Pilze ihre Musik, die sie irgendwo im jazzigen Unterholz verstecken, zwischen Funkbäumen, Punkgebüschen und wuchernden Improvisationssträuchern – eben dort, wo man auch Pilze findet. Hinter dem ungewöhnlichen Namen stecken sechs Musiker um den Altsaxofonisten Benedikt Reising, die sich an der Swiss Jazz School Bern kennen gelernt haben. Dem Sextett liegt die Idee zugrunde, Jazz nicht als einengende Stilbezeichnung, sondern als offene Haltung im Umgang mit Musik zu verstehen. Alle sechs Musiker sind hervorragende Improvisatoren, die sowohl solistisch als auch in Kollektivimprovisationen in Erscheinung treten. Die Besetzung eröffnet eine breite Vielfalt an Klangfarben. So treten die drei Bläser mal als Bläsersatz auf, oder aber sie schlagen sich auf die Seite der Rhythmusgruppe, um Begleitfunktionen zu übernehmen. Moods im Schiffbau, 20.30h. ZÜRICH Daneben geschrieben. Werner Morlang im Gespräch mit dem Filmemacher und Autor Alexander J. Seiler über seine Texte von 1958 bis 2007. Eintritt frei. Im Musterbogen im Viadukt bei der Josefswiese, Viaduktstrasse. 20h. Elementares zum Raum – Roger Boltshausers Werke. Buchvernissage, Diskussion und Konzert mit The Circle Brothers (New-WaveCountry-Folk-Melange). Architekturforum Zürich, Brauerstr. 16, 19h. Tages-Anzeiger · Dienstag, 16. Dezember 2008 EVA von Jaermann/ Schaad Bier am Laufmeter – die Taktik entscheidet 4,5 Kilometer rennen mit einem Kasten Bier – und dabei die Flaschen leeren. Der Bierathlon verlangt vom Bierathleten alles. Ein Bericht aus voller Kehle. Von Silvan Schweizer Da stehen wir also aufgereiht, bereit zum Startschuss. Florian, mein Laufpartner im Team «Probier emal», und ich halten den roten Harass fest in den Händen. Ich blicke nach unten, zehn Bierflaschen klimpern. 5 Runden à 1,3 km haben wir nun mit den Dingern vor uns. Und erst, wenn der letzte Tropfen Bier ausgetrunken ist, haben wir es geschafft. Ich werde leiden müssen. Bierathlon heisst diese etwas andere Laufsportart. Auf Drängen von Freunden, die vom absoluten Lauferlebnis sprachen, habe ich mich angemeldet. Am Samstag, einen Tag vor dem Silvesterlauf, findet die 12. Austragung auf der Zürcher Allmend statt. Werbung mussten die Organisatoren keine machen, freiwillige Opfer hatten sich genug gemeldet: 123 Teams à 2 Bierathleten. «Es würden noch mehr Leute kommen. Aber wir mussten die Anzahl beschränken, damit auf der Strecke Ordnung herrscht», sagt Organisator Gerd Scheller. Top-Triathlet am Bierathlon WINTERTHUR Eine Nacht in Venedig. Operette in drei Akten von Johann Strauss, inszeniert vom Staatlichen Musiktheater Sofia. Theater Winterthur, Theaterstr. 4, 19.30h. Schneider 08 – Die letzten Tage! Die täglichen 2-Minuten-Radioansprachen von Peter Schneider als einstündiges Bühnenprogramm. Theatersaal, Stadthausstr. 119, 20h. VanilleOrangen-Stängel Rezept für ca. 80 Stück Zutaten: 2 Vanillestängel, 80 g Orangeat, 150 g Butter, weich, 70 g feinster Zucker, 1 Eigelb, Salz, 50 g Maizena, 200 g Mehl, 50 g Mandeln, geschält und gemahlen, 50 g Puderzucker, 1 Päckli Bourbon-Vanillezucker. Vanillestängel halbieren und das Mark herauskratzen. Orangeat in ca. 2 mm kleine Stücke hacken. Butter, Zucker, Eigelb, eine Prise Salz und Vanille-Mark 3 bis 4 Minuten schaumig rühren. Maizena und Mehl dazu sieben, Orangeat, Mandeln dazugeben und zu einem geschmeidigen Teig zusammenfügen. Teig zwischen zwei Backfolien ca. 1 cm dick auswallen. Eine Stunde im Kühlschrank kalt stellen. Die obere Backfolie entfernen und aus dem Teig 1,5 cm breite und 7 cm lange Stängel schneiden. Im Abstand von 1 cm auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen. Nochmals ca. 10 Minuten kalt stellen. Bei 180 ˚C im vorgeheizten Backofen ca. 8 bis 10 Minuten backen, bis die Stängel hellbraun sind. Puderzucker und Vanillezucker mischen, und die Stängel auf der Oberseite damit bestäuben. Miele Kursküche Spreitenbach REKLAME Er stammt zufällig aus Bayern, der Heimat des Biers schlechthin. Scheller ist aber auch ein absoluter Top-Triathlet. Dank ihm haben sich im Teilnehmerfeld zahlreiche Sportler eingefunden, die schon den Ironman auf Hawaii oder andere beinharte Wettkämpfe bestritten haben. «Das ist nicht nur Spass, sondern auch eine ernsthafte Sache», sagt Scheller deshalb. Siegerzeiten von unter 30 Minuten für die 6,5 km würden das beweisen. Bei mir lautet die Devise: Durchkommen. Darum hab ich am Morgen auf eine seriöse Mahlzeit geachtet, gemäss dem Motto: «Kohlenhydrate sind wichtig.» Vor dem Start erhalte ich die Bestätigung von einem anderen Teilnehmer. Er hat seine Ernährung auf Hopfen und Malz umgestellt und ist sogar im Trainingslager am Oktoberfest gewesen. Vielleicht sind aber Ratschläge von einem Läufer mit Filzhut und gelb kariertem Hemd nicht unbedingt verlässlich. Er ist nicht der einzige Bierathlet, der sich kreativ zeigt. Viele sind geschminkt und verkleidet. Zwei Schlümpfe mit weissen Kappen drängen an uns vorbei. Weiter hinten dehnt sich ein Typ im gelben Ali-G-Trainer, Teamkollege Borat steht daneben. Freistehender Dampfgarer Jetzt testen! Und zwei Mitglieder der Musketiere fechten ihre Taktikwahl aus. Diese entscheidet beim Bierathlon über Misserfolg oder Triumph, über Übel- oder Heiterkeit. Es gibt drei Taktiken, die alle schon zum Erfolg geführt haben sollen: 1. Man verteilt die drei Liter Bier über das ganze Rennen. 2. Man kippt alles am Anfang und läuft dann gemächlich und beduselt los. 3. Man geht das Rennen in harmonischer Nüchternheit an, muss dann aber alle Flaschen zum Schluss leeren. Wichtig sei, so erklärt mir Organisator Scheller, die Taktik an die individuelle Ausdauer und Magenverträglichkeit anzupassen. Mein Laufpartner Florian und ich wählen die letzte Variante. Gleich nach dem Startschuss gönnen wir uns eine Flasche. Die letzte erst kurz vor dem Ziel. Die Sonne blendet, die Temperaturen liegen knapp über dem Gefrierpunkt – eigentlich herrliches Jogging-Wetter. Doch dann macht sich die Kohlensäure des eiskalten Biers bemerkbar. Es rumort im Bauch. Die ersten drei Runden sind ein Krampf. Vor allem, weil Gelegenheitsläufer Florian ein beachtliches Tempo vorgibt. Bleiche Gestalten auf dem Parcours Dass wir viele blasse Gestalten überholen, gibt mir Mut. In der Runde 4 kommt ein Aufgeben nicht mehr in Frage. Leichten Schrittes rauschen wir voran. In der letzten Runde schliessen wir sogar zu den Spitzenläufern auf. Während aber in ihrem Harass nur leere Flaschen zu sehen sind, warten auf uns vor dem Ziel noch acht volle – bereit zum Genuss. Nach dem ersten Becher verziehe ich das Gesicht. Auch Florian nippt mit hochrotem Kopf. Ein Blick zu den anderen zeigt: Es ist bei allen wenig Freude dabei. Ein Konkurrent aus dem Verfolgerteam verabschiedet sich hinter einen Busch. Wir schütteln angewidert den Kopf. Dann ist der letzte Schluck geschafft. Mühevoll schleppen wir uns ins Ziel: Platz 30 in 38 Minuten und 29 Sekunden – Premiere geglückt. Aber erst nach einigen erholsamen Minuten auf einer Parkbank kann ich mich darüber freuen. Mit befreundeten Teilnehmern treffe ich mich später in einer Beiz, wir schildern unsere Leiden. Als der Kellner fragt, was wir trinken, tritt Stille ein. Jeder hofft, dass es nicht gesagt wird. Aber jemand wagt es: «Acht Bier, bitte.» Grimms Kritzeleien schaffen es in die Kunstgalerie Lawrence Grimm verkritzelt jedes verfügbare Stück Papier. Jetzt stellt eine neue Galerie seine Zeichnungen erstmals aus. Von Nina Scheu JT235-T BILDER THOMAS BURLA Wo rennen genauso wichtig ist wie prosten: Der Bierathlon am letzten Wochenende auf der Zürcher Allmend. Wer wissen will, wie ein Elefly aussieht, muss derzeit an die Dienerstrasse 10 pilgern, da findet sich das poetische Tierchen auf einer Zeichnung von Lawrence Grimm. Zusammen mit anderen «Kritzeleien», wie ihr Schöpfer sie nennt, hängen die seltsamen Geschwister Elefly und Flyofant an der Wand der neu eröffneten Galerie Burger Salzmann. Dass im Kreis 4 gerade eine Ausstellung nach der anderen eröffnet wird, wirkte auf Meret Burger und ihren Partner Erik Wirz Salzmann eher beflügelnd als abschreckend. Im Erdgeschoss ihrer Film-Produktionsfirma 4-Films sind ab sofort die Arbeiten junger Künstler zu sehen. Das Netzwerk dazu hat Meret Burger schon während ihrer Ausbildung an der Kunsthochschule geknüpft. Auch Lawrence Grimm, der mit seiner Cartoon-Reihe «Teatime for a Universe» die Galerie eröffnet, kennt sie, weil sie mit ihm die Filmklasse der Zürcher Hochschule der Künste besuchte. Während sie sich auf die Produktion spezialisierte, entwarf Grimm Drehbücher und drehte Kurzfilme. Daneben arbeitet er auch jetzt noch im Filmpodium. Schon in der Schulzeit kritzelte er ständig vor sich hin. Seit einigen Jahren hält er seine Zeichnungen, Gedanken und Drehbuchideen in kleinen Moleskine-Büchlein fest. Sie bestimmen auch das Format der jetzt ausgestellten Bildergeschichten. Es sind skurrile Figuren, die Grimms Universum bevölkern. Neben dem Elefly gibt es auch Francine, die auf Entzauberung hoffende Fröschin, zwei schüchterne Kissen, die in unbeobachteten Momenten zu Beobachtern werden, oder Gerry, das verliebte Tannzapfenschuppentier. Grimms Humor erinnert an seine Vorbilder Gary Larson, F. K. Wächter und Mordillo, in der zeichnerischen Umsetzung sind sie aber so exakt wie wissenschaftliche Studien. Verspieltheit und Genauigkeit prägen seine Cartoonzeichnungen ebenso wie seine Kurzfilme und Drehbücher, für die er schon mehrmals ausgezeichnet wurde. In Zürich kennt man am ehesten «S’Nöchschtmol» mit dem er 2003 unter anderem den 1. Preis der Schweizer Jugendfilmtage und den Pink Apple Award gewann. Oder auch den preisgekrönten Kurzfilm «Aschenbrüder», an dessen Drehbuch er mitgearbeitet hat. Derzeit schreibt Lawrence Grimm an einem Exposé für einen längeren Film und hofft auf dessen Realisierung. Das «Kritzeln» wird er aber auch dann niemals lassen können. BILD LAWRENCE GRIMM Aus Grimms Notizbüchern. Lawrence Grimm: Teatime for a Universe. Galerie Burger Salzmann, Dienerstrasse 10. Mo–Fr, 13–16 Uhr. Termine nach Vereinbarung,Tel. 044 240 16 60.
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