Zweiter Bericht

Einsatzstelle: LYU (Lao Youth Union) in Vientiane
Name: Yannik Putsch
„Ganz ok“
Vier Monate geschafft! Während für die anderen Freiwilligen nun Halbzeit ist, liegt diese
noch einen Monat vor mir. Trotz allem stelle ich mir natürlich in meinem zweiten
Zwischenbericht die Frage: Was hat sich verändert? Obwohl es einige Veränderungen
gegeben hat, sind die Grundstrukturen meines Lebens hier gleich geblieben.
Die Wohnsituation:
Da wir uns auf dem Gelände von GLAD (German-Lao-Association for Development) nicht
ganz wohl fühlten, beschlossen wir Anfang dieses Jahres umzuziehen, um uns mehr
Freiräume zu schaffen. Anfang Februar dann zogen wir in ein wunderschönes, großes Haus
etwas außerhalb. Das wunderschöne Haus hat jedoch auch seinen Preis und da unser Budget
durch den sinkenden Euro immer weiter schrumpft, sind wir nun auf das Finden zweier
Untermieter angewiesen. Auch die relativ lange Fahrt zur Arbeit (rund 30 Minuten) trägt zu
einer nicht ganz optimalen Wohnsituation bei. Gegebenenfalls werden wir uns einer neuen
Suche zuwenden müssen.
Die Arbeit:
Nun zu mir. Meiner Meinung nach, ist die Lao Youth Union strukturell noch nicht vollstänig
ausgereift. Immerhin hat sich mein Stundenplan ein wenig verbessert. Da ich nun eine Klasse
(von Montag-Mittwoch) konstant unterrichte, kann ich mir Gedanken zu einem eigenen
Lehrplan machen und versuchen nicht nur nach dem Buch zu arbeiten. Derzeit versuche ich,
an die Examen älterer Klassen zu kommen, um mir ein Bild davon zu machen, was meine
Klasse am Ende dieses Quartals können sollte und welche Aspekte man demnach betonen
oder vernachlässigen sollte.
Doch trotz dieses verbesserten Stundenplans bleibt der Kritikpunkt, dass ich nicht vollständig
ausgelastet bin. Ich versuche mir weiterhin Nebentätigkeiten zu suchen. Doch manche
Initiativen meinerseits verlaufen leider im Sand. Der Unterricht für die restlichen Mitarbeiter
der Lao Youth Union, den wir täglich anbieteten, ist mittlerweile durch mangelndes
Interresse weggefallen. Derzeit versuchen wir jedoch, diesen wieder zum Laufen zu
bekommen
und
haben
unseren
Mentor
bereits
darauf
angesprochen.
Die
Unterrichtsstunden an einer Technical-School fanden in letzter Zeit wegen Prüfungen einiger
Schüler und meinem Urlaub mit meinem Vater leider auch nur selten statt. Jedoch klingt die
Motivation der Schüler sehr vielversprechend und ich bin mir sicher, dass ich hier mit neuer
Initiative ansetzen kann, um die Regelmäßigkeit der Stunden wieder zu garantieren.
Unterrichtsstunden auf die man sich zurzeit verlassen kann sind die „Lao lessons“, die wir
(Aaron und ich) erhalten und der Englischunterricht für einen der Novizen im Wat
Sisangvone (gegenüber dem GLAD Gelände). Beide finden meist dreimal die Woche statt und
das Unterrichten des Novizen bringt mir meist ganz gute Laune. Die Lao lessons sind, auch
wenn sie manchmal ein wenig unstrukturiert sind, sehr hilfreich und mittlerweile habe ich
bereits so viele Wörter und Begriffe aufgeschrieben, dass es eigentlich nun nur noch an mir
liegt, all diese auch zu lernen. Auch wenn ich bereits ein wenig Lao spreche sind richtige
Konversationen noch schwierig. Ab und zu jedoch teste ich mein Laotisch in meinen
Unterrichtsstunden aus, um die Schüler zu amüsieren und meine Aussprache zu verbessern.
Die Freizeit:
„Wie kann ich meine Freizeit besser gestalten?“ ist eine Frage die ich mir durch die geringe
Auslastung bei der LYU immer wieder stellen muss. Obwohl ich recht häufig von den Lehrern
zu einem Fußballspiel eingeladen werde, verbringe ich weiterhin die meiste Freizeit mit
anderen lkj-Freiwilligen. Immer mal wieder kommen kleine „Extra-Aktivitäten“ wie der
musikalische Auftritt bei der Deutschen Botschaft, eine Hochzeit einer Verwandten einer
meiner Lehrerkollegen oder die Einladung zu einer kleinen Feierlichkeit bei einer meiner
Schülerinnen dazu. Doch finden diese „Extra-Aktivitäten“ nicht allzu häufig statt, und weisen
keine richtige Konstanz auf. Um mehr Struktur in meinen Wochenplan zu bringen, versuche
ich nun erneut (da die erste Suche im Sand verlaufen ist) eine Fußballmannschaft zu finden,
die unter der Woche morgens trainiert. Zudem bin ich vor kurzem einem Leichtathletik
Verein beigetreten, bei welchem ich zwei mal die Woche trainiere und versuche wöchentlich
bei einem deutschen Chor (an der deutschen Borschaft) mitzusingen.
Wenn ich nicht gerade in Vientiane bin, versuche ich durch Ausflüge mehr vom Land zu
sehen. Ob nun spontan oder geplant: diese Ausflüge bringen immer einiges an Spaß mit sich.
Doch der Kritikpunkt bleibt. Für einen strukturbedürftigen Menschen wie mich selbst, ist
mein Wochenplan zu unstrukturiert. Initiativen diesen zu strukturieren bleiben meist ohne
richtigen Erfolg.
Isolationsproblem:
Nun wäre es falsch zu sagen, dass es mir hier schlecht geht. Vielmehr habe ich mich mit
meiner Situation arrangiert. Ich bin in Laos isoliert. Sicherlich ein Gefühl, welches teilweise
auch dem Heimweh geschuldet ist. Und der Tatsache, dass man hier ohne Familie und enge
Freunde lebt. Doch ist es vor allem sehr schwierig, sich fast ohne Hilfe zu integrieren.
Sicherlich ein Prozess, der normalerweise länger als ein oder zwei Jahre dauert. Trotz aller
Bemühungen habe ich das Gefühl, keinen richtigen Anschluss gefunden zu haben, obwohl
ich nahezu immer mein Bestes gegeben habe.
Ausblick:
Beim Lesen des Ausblicks meines letzten Zwischenberichts musste ich ein wenig schmunzeln.
Die positive Aufbruchsstimmung ist mittlerweile verflogen un ich muss mich fragen, was mir
die nächsten 6 Monate, im Rückblick auf die letzen 4 Monate, noch bringen können. Durch
das gekürzte Projektgeld liegt der Fokus eines FSJ nun um so mehr auf den persönlichen
Erfahrungen der Freiwilligen. Die Frage die ich mir stelle ist, ob es mir am Ende meines
Freiwilligendienstes reicht auf die Frage: „Wie es denn so war?“ mit „Ganz ok“ zu antworten
und dann ein auf die Schulter klopfendes „Du hast es geschafft“ zu hören.