bei Schwindel

St. Vincenz-Krankenhaus Limburg
PHYSIOTHERAPIE
PAT I E N T E N I N F O R M AT O N
Physiotherapie
bei Schwindel
Anleitung zum selbstständigen Üben
und Tipps für den Alltag
13 Praktische Übungen
Sehr geehrte Patientin,
sehr geehrter Patient,
Sie leiden unter Schwindel und sind damit nicht allein.
Viele Patienten gehen wegen Schwindel zum Arzt.
Die Auswirkungen, die sich durch den Schwindel für
den Patienten ergeben, können sehr unterschiedlich
sein. Ebenso gibt es viele verschiedene Ursachen
für den Schwindel. Es kann sein, dass Sie Ihren
Schwindel als Drehen, Schwanken, Taumeln oder
Benommenheit empfinden. Manche Schwindelformen
machen Dauerbeschwerden, andere treten nur sehr kurz
auf. Wichtigste Voraussetzung für die Behandlung ist die
korrekte Diagnose.
Die Physiotherapie ist für viele Erkrankungen mit
Schwindel ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Die
Physiotherapie erfordert Ihre aktive Mitarbeit, um die
Behandlungsziele und damit eine Verbesserung der
Symptome zu erreichen.
Hiermit möchten wir Sie:
• knapp über Ziele und Inhalte der Schwindeltherapie
aufklären.
• mit einigen Basisübungen sowie Tipps für den Alltag
versorgen.
• zu einem eigenverantwortlichen Üben und Umgang
mit den Schwindelbeschwerden ermächtigen.
Der Flyer kann ein individuell angepasstes Trainingsprogramm unter Anleitung eines mit Schwindel erfahrenen Physiotherapeuten nicht ersetzen.
Es ist als Hilfestellung anzusehen, um auch selbstständig
üben zu können und damit den Erfolg der Physiotherapie
insgesamt zu verbessern.
Beachten Sie bitte
t
te
Folgendes beim Üben:
1. Regelmäßig üben! Lieber mehrmals täglich 5 Minuten üben, als einmal in der Woche 1 Stunde! Versuchen
Sie die Übungen in den Alltag einzubinden, dann fällt
Ihnen das regelmäßige Üben leichter (so können Sie
z. B. jedes Mal beim Zähneputzen versuchen, auf einem
Bein zu stehen).
2. Langfristig üben! Viele Schwindelursachen erfordern
monatelanges Üben, damit es zu einer Besserung kommt.
Die Schwindeltherapie erfordert leider viel Geduld, bei
der Sie sich aber immer wieder vor Augen führen sollten,
wie der Schwindel am Anfang war.
3. Die Übungen lösen Schwindel aus! Und das ist
auch in Ordnung, denn nur so kann das Gehirn lernen
besser damit umzugehen. Natürlich sollten Sie nicht so
lange üben, bis es zu Übelkeit/Erbrechen oder zum
Sturz kommt.
Bitte legen Sie rechtzeitig eine Übungspause ein! Es
sollte durch die Übungen aber immer ein Schwindel oder
eine Unsicherheit ausgelöst werden. Ist dies nicht der
Fall, steigern Sie die Übungen.
4. So viel Festhalten wie nötig, aber so wenig
wie möglich! Sie sollten auf Ihre Sicherheit achten!
Aber, wer sich immer nur festhält, kann seinen Gleichgewichtssinn nicht adäquat reizen.
Wenn Sie zu Hause üben, bereiten Sie Ihren Übungsplatz so vor, dass Sie im Notfall immer etwas zum Festhalten haben.
Stellen Sie sich z.B. für die Übungen im Stand in eine
Zimmerecke, mit dem Rücken zur Wand. Vor sich stellen
Sie einen Stuhl mit der Rückenlehne zu Ihnen gewandt.
Sie können auch an einem Tisch, einem Waschbecken
oder im Türrahmen üben.
Achten Sie bitte auch bei den Gehübungen auf Ihre
Sicherheit! Geeignet sind hierfür auch Tische, Geländer,
enge Flure oder aber auch eine zweite Person, die Sie
zur Not halten kann.
T
TIPPS für den Alltag
• Schw
Schwindelauslösende Situationen nicht meiden, sondern im kontrolliertem Maße bewältigen! Hier gilt das
gleiche Prinzip wie bei den Übungen; wenn Sie sich
dem Schwindel nicht in gewissem Maße aussetzen,
kann das Gehirn nicht lernen besser mit der Situation
umzugehen.
• Beheben Sie Stolperquellen in Ihrem Umfeld! Dies können z. B. Teppichkanten, hohe Türschwellen, lose Kabel,
herausragende Tisch- oder Stuhlbeine sein
Zusätzliche Hilfsmittel (z. B. Geländer an der Treppe und
Antirutschmatten für die Dusche) können Ihnen den Alltag
erleichtern. Das Benutzen von Gehhilfen (Stöcke oder
Rollatoren) sollte zusammen mit Ihrem Physiotherapeuten
abgewogen werden.
Sportarten, welche alle Systeme trainieren, sind z. B.
Tischtennis, Joggen, Spazierengehen, Tanzen u.v.m. Ob
Sie bestimmte Sportarten ausführen können bzw. sollten,
besprechen Sie bitte mit Ihrem Physiotherapeuten!
Wir wünschen Ihnen viel Geduld und Erfolg bei der
Therapie gegen den Schwindel!
Praktische Übungen
1. Horizontale Blicksprünge
Halten Sie Ihre gestreckten Zeigefinger mit einem Abstand von
etwa 30 cm vor sich. Blicken Sie abwechselnd vom rechten
zum linken Finger und wieder zurück. Dabei bleibt Ihr Kopf
ruhig und geradeaus gerichtet, nur die Augen bewegen sich.
Üben Sie 1 Minute lang – nach einer kurzen Pause
wiederholen Sie die Übung noch mal.
2. Vertikale Blicksprünge
Halten Sie Ihre gestreckten Zeigefinger mit einem Abstand
von etwa 30 cm übereinander vor sich. Blicken Sie wieder
abwechselnd von einem Finger zum Anderen. Achten Sie wieder darauf, dass Ihr Kopf ruhig und geradeaus gerichtet bleibt.
Üben Sie 1 Minute lang – nach einer kurzen Pause
wiederholen Sie die Übung noch mal.
3. Horizontale Blickfolge
Halten Sie Ihren gestreckten Daumen mit ausgestrecktem Arm
vor sich. Nun bewegen Sie Ihren gestreckten Arm langsam
nach rechts und links. Folgen Sie mit den Augen Ihrem Daumen. Dabei bleibt Ihr Kopf ruhig und geradeaus gerichtet.
Üben Sie 1 Minute lang – nach einer kurzen Pause
wiederholen Sie die Übung noch mal.
4. Vertikale Blickfolge
Halten Sie wieder Ihren gestreckten Daumen mit ausgestrecktem Arm vor sich. Nun bewegen Sie Ihren gestreckten Arm
langsam nach oben und unten. Folgen Sie mit den Augen
Ihrem Daumen. Dabei bleibt Ihr Kopf wieder ruhig und geradeaus gerichtet.
Üben Sie 1 Minute lang – nach einer kurzen Pause
wiederholen Sie die Übung noch mal.
5. Kopfschütteln mit Blickfixierung
Halten Sie wieder Ihren gestreckten Daumen mit ausgestrecktem Arm vor sich. Drehen Sie nun Ihren Kopf so weit wie
möglich nach links und rechts und fixieren sie mit den Augen
stets Ihren Daumen.
Üben Sie 1 Minute lang – nach einer kurzen Pause
wiederholen Sie die Übung noch mal.
6. Nicken mit Blickfixierung
Strecken Sie Ihren Arm und den Daumen vor sich aus. Nun
bewegen Sie Ihren Kopf nach oben und unten, dabei bleiben
die Augen stets auf den Daumen fixiert.
Üben Sie 1 Minute lang – nach einer kurzen Pause
wiederholen Sie die Übung noch mal.
7. Seitneigung mit Blickfixierung
Strecken Sie Ihren Arm und den Daumen vor sich aus. Nun
neigen Sie den Kopf zur Seite, so dass sich Ihr Ohr in
Richtung Schulter der gleichen Seite zubewegt. Anschließend
verfahren Sie genauso auf der anderen Seite. Dabei bleiben
Ihre Augen stets auf den Daumen fixiert.
Üben Sie 1 Minute lang – nach einer kurzen Pause
wiederholen Sie die Übung noch mal.
8. Oberkörper-Kopf-Rotation
Falten Sie Ihre Hände und strecken Sie Ihre Arme aus. Blicken
Sie auf Ihre Daumen. Nun bewegen Sie Ihre Arme und den
Oberkörper abwechselnd nach links und rechts, die Augen
und der Kopf folgen.
Üben Sie 1 Minute lang – nach einer kurzen Pause
wiederholen Sie die Übung noch mal.
9. Aufstehen und hinsetzen
Setzen Sie sich mehrmals hintereinander auf einen Stuhl und
stehen Sie wieder auf. Blicken Sie dabei permanent auf einen
Gegenstand in Augenhöhe. Wiederholen Sie die Übung ohne
etwas zu fixieren.
Üben Sie 1 Minute lang – nach einer kurzen Pause
wiederholen Sie die Übung noch mal.
St
Steigerung:
S
Wenn Sie dies gut können, stellen Sie bei
der nächsten Übungssequenz die Füße eng aneinander in
de
Schrittstellung.
10. Diagonal etwas aufheben
Zu Beginn der Übung sitzen Sie auf einem Stuhl. Heben Sie
einen Gegenstand, der rechts neben Ihnen steht, hoch und
stellen Sie ihn an Ihre linke Seite. Anschließend stellen Sie den
Gegenstand wieder zurück auf die rechte Seite.
Wenn Sie die Übung im Sitzen gut durchführen können, steigern Sie die Schwierigkeit, indem Sie die gleiche Bewegung
im Stehen durchführen.
Üben Sie 1 Minute lang – nach einer kurzen Pause
wiederholen Sie die Übung noch mal.
11. Einbeinstand
Versuchen Sie so lange wie möglich
auf einem Bein zu stehen. Wechseln
Sie dann auf das andere Bein.
10 Durchgänge
á 30-60 Sekunden
INFO
IIN
N
Zur Vorbereitung legen Sie sich für die folgenZ
den Übungen ein Seil auf den Boden.
Sie können auch eine schon vorhandene sichtbare
Linie am Boden (z. B. durch Parkett oder Fliesen)
dafür benutzen. Versuchen Sie bei den Übungen
so gut wie möglich auf der Linie zu bleiben.
12. Seiltänzergang
Setzen Sie einen Fuß direkt vor den Anderen und balancieren
Sie auf der Linie/Seil. Versuchen Sie zunehmend die Füße
enger hinter einander zu setzen, so dass sich zum Schluss
Ferse und Zehen berühren.
Insgesamt ca. 3-5 Minuten
Steigerung: Wenn die Übung so problemlos für Sie mögS
lich ist, erschweren Sie sie weiterhin, indem Sie während des
lic
Gehens die Arme vor der Brust gekreuzt halten.
13. Gehen mit Kopfbewegungen
Gehen Sie eng an der Linie. Dabei drehen Sie bei jedem
dritten Schritt den Kopf wechselweise zur rechten und linken
Seite. Auf dem Rückweg heben und senken Sie abwechselnd
den Kopf bei jedem dritten Schritt.
Insgesamt ca. 3-5 Minuten
Wir sind für Sie da!
Das Team der Abteilung für PHYSIOTHERAPIE
Sie haben Fragen?
Wir beraten Sie gern.
St. Vincenz-Krankenhaus Limburg
PHYSIOTHERAPIE
Unsere Behandlungsmaßnahmen
basieren auf den folgenden Methoden:
> Atemtherapie (Reflektorische Atemtherapie)
> Bobath für Erwachsene und Kinder
> PNF
> Behandlung am Schlingentisch
> Behandlung nach McKenzie
> Manuelle Therapie
> Entspannungstechniken
> Therapie an der Kletterwand und auf der Slackline
> Entwicklungskinesiologische Techniken
> Ergometertraining
> Kinesio-Tape
> Manuelle Lymphdrainage
> Triggerpunktbehandlung
Sämtliche Angebote unserer Abteilung können Sie
sowohl ambulant, als auch stationär in Anspruch nehmen.
St. Vincenz-Krankenhaus
Auf dem Schafsberg • 65549 Limburg/Lahn
Abteilung für Physiotherapie
Leitung: Patricia Grein
Telefon: 0 64 31. 292-4444
Mail: [email protected]
www.st-vincenz.de