P. Eckert: Who`s there? Language and space in social anthropology

Universität Leipzig
Philologische Fakultät
Institut für Germanistik
Master-Modul: 04-040-2006
Dozenten: Prof. Dr. B. Siebenhaar, J. Möhring
WiSe 2015/16
Student: Anne-Kathrin Lenarth
P. Eckert: Who's there? Language and space in social anthropology
and interactional sociolinguistics
Zusammenfassung:
Nach P. Eckert nimmt der Raum im Sinne der Sozialanthropologie bzw. Ethnologie in der
Varietätenlinguistik eine entscheidende Rolle ein, da dieser von Bedeutungsvariationen geprägt ist,
die auf soziale Systeme rückführbar, und durch gezielte Betrachtung von Individuen erfassbar sind.
Die Herausforderung hierbei besteht in der Betrachtung dieser komplexen als auch differenzierten
sozialen Systeme, denn diese bestehen aus geografischen, internationalen sowie transnationalen
Räumen sozialer Interaktion.
Dafür wird die Methodik der Ethnografie vorgeschlagen, welche eine systematische Beschreibung
der Individualität ermöglicht. Diese werden durch Informationen über das soziale Leben sowie der
Soziolinguistik erweitert. Nach P. Eckert lassen sich durch die Kombination der drei angeführten
Wertbereiche Aussagen über den sozialen Wert von Bedeutung und Variation treffen.
Im Weiteren ermöglicht diese Perspektive die Erfassung aktueller bzw. gegenwärtiger Variationen,
weil demografische Muster oder die Untersuchung der Strukturanwendung als Stilanalyse keinen
Rückschluss darauf zulassen, der über die Variation im Zusammenhang von Struktur und dessen
Wandel hinausgeht.
Anmerkung:
• im Text werden keine Bezüge zur WhatsApp-Kommunikation hergestellt
• Probleme der Ethnografie werden nicht thematisiert
Modul: 04-040-2007, Hannah Wagler
Uwe Wirth (2005): Chatten. Plaudern mit anderen Mitteln, (in: Linguistik-Impulse und Tendenzen,
hg. v. Susanne Günthner, Klaus-Peter Konerding, Wolf-Andreas Liebert, Berlin/New York 2005,
S.67-84.)
Zusammenfassung
Chatten
- neue Kommunikationsformen, die trad. Kommunikationsformen in phatischen Möglichkeiten übertreffen
- Popularität durch Möglichkeit, jederzeit und überall Kontakt zueinander aufnehmen zu können
- ermöglicht schriftliche Mündlichkeit Verschriftlichung von Sprache
- Anwesenheit von Sender und Empfänger zwingend nötig (auch wenn räumlich verschieden)
„ferne
Anwesenheit“ von lebendem Sender und Empfänger „Verlust der Abwesenheit“ im Vergleich zu
Briefwechsel ausgelöst durch „postpostalische Übertragungsbedingungen“ und Beschleunigung des
Schriftverkehrs
- anders als klassisches Verständnis von Schrift, die auch bei Abwesenheit eines Empfängers funktionieren
muss
- „Kommunikationsgeschichtliche Novität“ des Chattens: Schrift wird für situationsgebundene und direkte
Kommunikation verwendet ohne vorherige oder nachträgliche Oralisierung
- hat wie Telefonieren den Charakter einer synchronen Kommunikationssituation zeitliche Nähe vs.
räumliche Distanz setzt Teilnehmer in ein Verhältnis der „Telepräsenz“ = „ferne Anwesenheit“
Gegenüberstellung: klassischer Briefwechsel und modernes Chatten
- Briefwechsel im Vergleich zu Chat: asynchron, hat aber dennoch Charakter der „Dialogizität“
- Gemeinsamkeit: Verbindung von medialer Schriftlichkeit und konzeptioneller Mündlichkeit
- antike Brieftheorie und Briefroman / Brieftheorien des 18.Jahrhunderts fragen: wie kann Mündlichkeit in
einen Text inkorporiert werden Brief sei Verschriftlichung mündlicher Rede und sei ihr Vertreter soll
natürlich wirken = „sekundäre Natürlichkeit“ der brieflichen Schriftsprache
- integrieren beide das Mündliche in den Rahmen des Schriftlichen = „schriftliches Plaudern“
-lässt sich heutiger Chat aus Konzepten der Brieftheorien der Antike und des 18. Jahrhunderts herleiten?
statt „gewissen Zierlichkeit“ der Briefe trifft man im Chat auf: Akrostichon, Emoticon, Denkblase
-im antiken Verständnis von Briefen wird dieser zu einem anwesenden Stellvertreter eines abwesenden
Freundes
- Chat überwindet geographische und soziale Distanzen durch Telepräsenz, wird aus „Freude an der
Kommunikation“ geführt, dafür muss permanente Kommunikationsbereitschaft signalisiert und ‚ferne
Anwesenheit‘ gezeigt werden
- klassischer Brief ist „written to the moment“: ist Abbild/Abdruck der Empfindungen des Schreibenden
Inszenierte Symptome und Symptombeschreibung:
Briefroman: inszenierter Symptome, werden indexikalisch am Text gezeigt: (z.B. „ach!“)
Chat: Selbstbeschreibung durch „Symptombeschreibungen“: z.B. *freu*, *g* oder Emoticons)
der Schreibende kann Gemütsverfassung durch Emoticon zum Ausdruck bringen (Zeigefinger auf
emotionale/intentionale Einstellung des Verfassers) Selbstkommentar des Schreibenden. Außerdem:
‚Handlungszuschreibungen‘: (*knuddel*)oder Bezugnahme auf sich selbst in der 3. Person Ähnlichkeit zu
Bühnenanweisungen stellt mittels deklarativer Sprechakte imaginäre Zustände her diese
Selbstinszenierungen sind Formen der Selbstbeschreibung, durch die Schreiber eine fiktive Außensicht auf
sich kreiert = “konstruierte Distanz zu sich selbst“ = ‚künstliche Selbstentfremdung‘
fiktiv allographe Selbstkommentare der ‚postpostalischen Subjektivität‘ haben Wurzeln in der diskursiven
Rahmung des Briefromans