Essen und Trinken Allgemeines Energiebilanz

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von Christoph Michalke
Essen und Trinken
Allgemeines
Neben der wichtigen Funktion, unseren Körper aufzubauen und zu erhalten, haben Essen und Trinken viele weitere,
weniger bekannte Auswirkungen auf unseren Organismus:
Leistungsfähigkeit
Bei Mangelernährung nimmt die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit ab.
Immunabwehr
erhöhte Anfälligkeit für Infektionen bei Eiweißmangel
Wundheilung
verzögerte Wundheilung bei Eiweißmangel
Lebensqualität
Essen (und insbesondere das Schmecken) wird als Genuss empfunden und hat somit auch positive
Auswirkungen auf die Psyche des Menschen.
Die Menge der zugeführten Nahrung wird beim gesunden Menschen folgendermaßen gesteuert bzw. beeinflusst:
Hunger
entsteht durch eine Absenkung des Blutzuckerspiegels
ist von der verbrauchten Energiemenge abhängig (siehe Energiebilanz)
wird auch von Körpertemperatur bzw. Wärmeenergieverlusten beeinflusst
Durst
tritt durch Flüssigkeitsmangel bzw. Salzüberschuss auf
abhängig von Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit, körperlicher Bewegung und Ernährung
Appetit
ist stimmungsabhängig
ist nicht vom Hunger abhängig
kann durch gewisse Reize (Duft, Geschmack, Aussehen) beeinflusst werden
(vgl. Thiemes Pflege; S. 347 - 371)
Energiebilanz
Bei der Nahrungszufuhr ist auf eine ausgeglichene Energiebilanz zu achten. Das heißt, die zugeführte Energie sollte so
groß sein wie die Menge der verbrauchten Energie (Energiebedarf).
Energiebedarf
Der Energiebedarf setzt sich aus folgenden Teilen zusammen:
Grundumsatz
jene Energiemenge, die ein menschlicher Körper in völliger Ruhe zur Aufrechterhaltung der Köperfunktionen
(Atmen, Körpertemperatur, etc.) verbraucht
Arbeitsumsatz
jene Energiemenge, die für Bewegung und Muskelarbeit benötigt wird
Mangel- bzw. Überernährung
Mögliche Ursachen für Mangel- bzw. Überernährung:
Erkrankungen des Verdauungstraktes
Durch eine gestörte Aufnahme der Nährstoffe im Darm (z.B. bei Durchfall) kann die nötige Energie nicht
zugeführt werden und es kommt zum Gewichtsverlust.
„konsumierende Erkrankungen“
Dazu zählen z.B. Krebserkrankungen, die zu einer Erhöhung des Grundumsatzes führen – meist gepaart
mit einem verminderten Appetit.
fehlender Appetit
bei Tumorerkrankungen
bei Fieber
bei seelischen Störungen (z.B. Magersucht)
Hormonelle Störungen bzw. Veränderungen
Gewichtszunahme bei Schilddrüsenunterfunktion bzw. Gewichtsverlust bei Schilddrüsenüberfunktion
Heißhungeranfälle in der Schwangerschaft
hohes Alter
Häufig haben ältere Menschen ein verringertes Hunger- bzw. Durstgefühl, was zur Unternährung bzw.
„Austrocknung“ führen kann.
verringerter Appetit durch die Abnahme des Geschmacks- und Geruchssinnes
Schluckstörungen
z.B. nach Schlaganfällen
Veränderungen der Zähne
durch Schmerzen beim Kauen (Entzündungen der Zahnhälse bzw. des Zahnfleisches) schlecht
sitzende Zahnprothesen
mangelnde Bewegung
Ist die zugeführte Energiemenge größer als die verbrauchte, kommt es zur Gewichtszunahme.
Folgen
reduzierter Ernährungszustand und Untergewicht bei Mangelernährung
Symptome:
geringes Körpergewicht
verringerte oder fehlende Fettpolster unter der Haut
verminderte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit
Folgen:
erhöhte Gefahr des Wundliegens durch fehlende „Polsterung“ zwischen Knochen und Haut sowie durch
Eiweißmange
Wundheilungsstörungen
erhöhte Gefahr von Infektionen durch schwaches Immunsystem
Ausbleiben der Menstruation
Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) bei Überernährung
Symptome:
erhöhtes Körpergewicht
gestörtes Essverhalten (Daueresser, Nachtesser, Rauschesser)
fehlendes Sättigungsempfinden
Folgen:
Herz- und Kreislauferkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Verengung der Herzkranzgefäße, etc.)
verringerte körperliche Belastbarkeit
Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes)
Erkrankungen des Bewegungsapparates
psychische und soziale Folgen durch Ausgrenzung und Diskriminierung
(vgl. Thiemes Pflege; S. 347 - 371)
Die Zusammensetzung der Nahrung
Unsere Nahrung setzt sich aus verschiedenen Nährstoffen zusammen:
Kohlenhydrate (Zucker)
Vorkommen: Obst, Gemüse, Brot, Mais, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte
etwa 55 – 60 % des Gesamtkalorienbedarfs
Komplexe Kohlenhydrate (Mehrfachzucker) wie z.B. Kartoffeln sind dem einfachen Zucker vorzuziehen.
Proteine (Eiweiß)
Vorkommen: Kartoffeln, Vollkorngetreide, Brot, Spinat, Hülsenfrüchte, Ei, Milch, mageres Fleisch, Fisch, Käse
etwa 10 % des Gesamtkalorienbedarfs
Da Proteine nicht vom Körper gespeichert werden können, ist eine kontinuierliche Zufuhr notwendig.
Fette
Vorkommen:
pflanzlich: Mais, Soja, Oliven, Nüsse
tierisch: Butter, Käse, Wurstwaren
etwa 30 - 35 % des Gesamtkalorienbedarfs
weitere wichtige Bestandteile unserer Nahrung sind
Ballaststoffe: schwer verdauliche Kohlenhydrate wie z.B. Kleie, Bohnen, Vollkornteigwaren, Rosinen, etc.
Mikronährstoffe – dazu zählen
Mineralstoffe (z.B. Kalium, Natrium, Kalzium, etc.)
Spurenelemente (z.B. Eisen, Jod, Fluor, etc.)
Vitamine
Wasser
(vgl. Thiemes Pflege; S. 347 - 371)
Schluckstörungen
Kauen, Trinken und Schlucken sind sehr komplexe Vorgänge, an denen unter anderem
das Gehirn
die Lippen
die Zunge
der Kehlkopf und
die Speiseröhre
beteiligt sind.
Ursachen für Schluckstörungen
Hirnschädigungen (z.B. nach einem Schlaganfall)
Verletzungen am Rückenmark bzw. der Halswirbelsäule
„Abflussbehinderungen“ durch Missbildungen und Tumoren
Demenz
reduzierte Bewusstseinslage
Wichtigstes Zeichen einer Schluckstörung ist das „Verschlucken“. Dabei werden folgende Schutzmechanismen in
Gang gesetzt:
Husten
um die in die Atemwege gelangte Nahrung oder Flüssigkeit wieder nach oben zu befördern
Niesen
wenn Nahrung in den Nasen-Rachen-Raum eindringt
Würgen bzw. Erbrechen
wenn Nahrung unvorbereitet in den Rachen eindringt oder dort stecken bleibt
Die große Gefahr beim Verschlucken ist die sogenannte „Aspiration“, also das Gelangen von Nahrung oder
Flüssigkeiten in die Luft- anstatt in die Speiseröhre. Daraus resultieren folgende Gefahren:
a) akute Lebensgefahr durch Ersticken
b) das Entstehen einer Lungenentzündung durch Eindringen von Nahrung in die unteren Atemwege
Bei einem verzögerten Schluckreflex sind breiige Nahrungsmittel leichter zu schlucken als flüssige, da diese langsamer
durch den Schluckapparat fließen.
(vgl. Thiemes Pflege; S. 347 - 371)
Literatur:
Thiemes Pflege, das Lehrbuch für Pflegende in Ausbildung, 2009, 11. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Weiterführende Infos
Essen und Trinken eingeben im Bett