Facebook, Twitter und Co – Soziale Netzwerke kritisch betrachten

II
II
Facebook, Twitter und Co –
Soziale Netzwerke kritisch
betrachten
Impulse und Methoden für das argumentierende
Schreiben
T
H
C
I
S
N
A
R
O
V
Von Dr. Anja Fandel,
Gymnasium Wellingdorf, Kiel
Dauer 8 Stunden inkl. LEK | Klassen 9/10
© thinkstock
ready:deutsch
In sozialen Netzwerken wie "Facebook" geben Schülerinnen und
Schüler oft arglos ihr Privatleben preis.
Klassen 9–10 II/1
Textgebundene Erörterung
Die Einheit im Überblick
„ Rundum vernetzt – die Welt
Stunden 1/2 Seite 7
II
II
der sozialen Netzwerke
kritisch betrachten
‹ Formulieren erster Assoziationen zum
Themenbereich „soziale Netzwerke“
‹ kritisches Beleuchten der Funktionsweise von sozialen Netzwerken
„ „Der entblößte Mensch“
Stunden 3/4 Seite 11
– einen Sachtext verstehen
„ „Wir Facebook-Schau-
Stunden 5/6 Seite 26
spieler“ – einen Text
erörtern
Stunden 7/8/LEK Seite 35 „ Eine textgebundene Erörterung bewerten und überarbeiten
O
V
Lehrerseite
‹ Erschließung eines Sachtextes
‹ Auseinandersetzung mit der Argumentation eines Textes
‹ Verfassen einer vollständigen textgebundenen Erörterung
Schülerseite
A
T
H
C
‹ kriteriengestützte Beurteilung einer
textgebundenen Erörterung
‹ Überarbeitung der Schreibprodukte
I
S
N
A
R
Legende
L
S
‹ Analysieren des Themas und der Wirkungsabsicht eines Sachtextes
‹ Texterschließung durch das Verfassen
einer strukturierten Inhaltsangabe
Aufgabe
Übungsmaterial
n
Basisniveau
Einfacheres Niveau
EXTRA Zusatzaufgaben für stärkere Schülerinnen und Schüler
Tipp
Zusatzhinweise für schwächere Schülerinnen und Schüler
ready: deutsch
L
|3
Lernstoff kompakt
Klassen 9–10 II/1
Textgebundene Erörterung
Lernstoff kompakt
[1] Was ist eine textgebundene Erörterung?
II
II
[2] Wie ist eine textgebundene Erörterung aufgebaut?
[3] Wie untersuche ich die
Argumentationsstruktur?
Bei der textgebundenen Erörterung setzt du dich mit einer Textvorlage auseinander, in der eine strittige Frage behandelt oder ein Problem angesprochen und eventuell bewertet wird. Deine Aufgabe
ist es, zu den Argumenten des Textes kritisch Stellung zu beziehen,
d.h. diesen (teilweise) zuzustimmen oder ihnen (teilweise) zu widersprechen, indem du sie mit weiteren Argumenten belegst oder Gegenargumente anführst.
Eine textgebundene Erörterung besteht aus Einleitung, Hauptteil
und Schluss. In den Hauptteil gehören:
‹ Wiedergabe von Inhalt und Argumentationsstruktur des Ausgangstextes;
‹ Analyse der Wirkungsabsicht (Intention) des Autors/der Autorin
des Ausgangstextes und
‹ das Verfassen einer eigenen Stellungnahme, das bedeutet die
kritische Auseinandersetzung mit den Argumenten des Textes
auf Grundlage der Themafrage und das Anführen von eigenen
Argumenten.
T
H
C
I
S
N
Eine Argumentation ist in der Regel folgendermaßen aufgebaut:
A
R
O
V
[4] Wie verfasse ich eine
gelungene Einleitung?
S
[5] Wie verfasse ich einen
6 |
gelungenen Schluss?
die aufgestellte Behauptung, Meinung oder Forderung
Begründung die Begründung für die aufgestellte These
Beispiel
Belege, welche die Begründung untermauern, z. B.
wissenschaftliche Untersuchungen, allgemeine
oder persönliche Erfahrungen
These
Eine gelungene Einleitung enthält alle relevanten Informationen
zum Text (Titel, Textsorte, Verfasser, Thema, Veröffentlichungsdatum und -ort). Sie führt den Leser in die Thematik ein und nennt
Hintergründe. Für die Formulierung der Einleitung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, einige davon sind:
‹ ein aktuelles Ereignis;
‹ ein persönliches Erlebnis;
‹ eine Annäherung über ein verwandtes Thema oder das Gegenteil;
‹ eine (provokante) Frage oder
‹ ein Zitat (aus dem Text), ein Sprichwort, eine Begriffserklärung.
Ein gelungener Schluss rundet das Thema ab, greift den Einleitungsgedanken nochmals auf und nennt weiterführende Aspekte.
Zur Gestaltung des Schlusses gibt es folgende Möglichkeiten:
‹ ein persönlicher Wunsch oder eine Forderung;
‹ ein Ausblick auf künftige Entwicklungen sowie
‹ ein Hinweis auf ein verwandtes Thema.
ready: deutsch
Klassen 9–10 II/1
Stunden 1/2 | M 1
Textgebundene Erörterung
II
II
Total vernetzt!?
T
H
C
I
S
N
O
V
© colourbox, thinkstock und nenetus_Fotolia.com
A
R
Was haben die Bilder gemeinsam? Welche Assoziationen verbindest du mit ihnen? Welche Erfahrungen hast du selbst schon
gemacht?
ready: deutsch
S
|7
Stunden 1/2 | M 2
Klassen 9–10 II/1
Textgebundene Erörterung
Sozial vernetzt!?
Dank mobiler Geräte wie Tablet,-Laptop oder Smartphone hat man jederzeit und
überall Zugriff auf „sein“ Netzwerk.
A
R
O
V
1. Wähle eines der Bilder aus und erkläre den Zusammenhang zu sozialen Netzwerken wie Facebook oder SchülerVZ.
2. Erkläre den Begriff soziales Netzwerk.
3. Schildere eine positive und eine negative Erfahrung, die du mit einem sozialen
Netzwerk gemacht hast.
4. Soll man soziale Netzwerke nutzen? Erstelle eine Liste mit Argumenten für und
gegen die Nutzung von sozialen Netzwerken.
5. Auf der Startseite von Facebook heißt es:
„Facebook ermöglicht es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu
treten und Inhalte mit diesen zu teilen.“ Nimm Stellung zu dieser Aussage.
Tipp: Deine Stellungnahme sollte auf folgende Fragen eingehen:
–
–
–
–
S
8 |
ready: deutsch
© Karsten Schley/toonpool.com
© Hannes Richert/toonpool.com
II
II
I
S
N
Abbildungen: (1) „Online-Freunde“; (2) „Facebook“
A
T
H
C
Was ist Facebook?
Was bedeutet die Aussage? Gib sie in eigenen Worten wieder.
Warum steht diese Aussage auf der Startseite von Facebook?
Stimmst du der Aussage zu? Was spricht dafür, was dagegen?
Klassen 9–10 II/1
Textgebundene Erörterung
Stunden 3/4 | M 2
Einen Sachtext verstehen
II
II
Als „Gedächtnis der Alltagskultur“ beschreibt der Autor die Funktion von sozialen
Netzwerken. Was meint er wohl damit? Lies den in Sinnabschnitte unterteilten Text
aufmerksam durch. Die grau markierten Stellen spielen erst in Aufgabe 4 eine Rolle.
Der entblößte Mensch, ein Kommentar von Bernd Graff
[...] Kinder tun es, Erwachsene tun es, Alte tun es: Man diskutiert, offenbart sich, sein
Leben, seine Meinungen und Neigungen mehr oder weniger unverhohlen [in sozialen
Netzwerken].
A
B
Inzwischen ist das tägliche Verweilen in einem sozialen Web wie Facebook, MySpace,
Xing, lokalisten.de [o.Ä.] für Menschen mit Zugang zum Internet so selbstverständlich
wie der Gebrauch von Telefonen. [Über 20 Prozent] der gesamten Online-Zeit [von Jugendlichen] werden mit dieser Spielart des Web 2.0 verbracht. Kaum ein anderer gemeinsamer Mediengebrauch erreicht sonst noch solche Beteiligungszahlen – die Trauerfeier
für Michael Jackson einmal ausgenommen.
T
H
C
A
R
O
V
C
D
I
S
N
Und das, obwohl soziale Netzwerke keinen passiven Konsumenten von Programmen
kennen, sondern den aktiven Nutzer erwarten, der selbst Beiträge verfasst und viel über
sich, seine Meinung und sein Befinden preisgibt. Genau hier, bei der alltäglichen Publikation individueller Daten, fangen die Probleme an, deren Ausmaß niemand einschätzen
kann. Es ist aber schon jetzt erstaunlich, wie viele Informationen aus dem Alltag der Nutzer sich im Netz spiegeln. Noch vermag niemand zu sagen, was aus all den Datensätzen
wird, die sich im Laufe von Jahren und Generationen dort ansammeln.
Wie also soll die Gesellschaft damit umgehen, dass aus der Kommunikation der Gegenwart irgendwann einmal das Gedächtnis der Alltagskultur geworden sein wird? Ein ziemlich verlässliches zumal, das weder die Bilder noch das Geschwafel der eigenen Jugend
vergisst. Eine Archäologie des Netzes und seiner Webinschriften steht aus verständlichen
Gründen noch aus.
Und so weiß keiner, was einmal aus den milliardenfachen Facebook-Beiträgen in zehn oder
gar in fünfzig Jahren werden wird, wo sie lagern, wem sie gehören und für wen sie dann
zugänglich sein werden. Wird es den Jugendlichen von heute als Erwachsenen peinlich
sein, wenn ihr dummes Zeug, an das sie inbrünstig glauben, in Jahrzehnten noch im Netz
abrufbar sein wird? So unverblümt und digitalfrisch wie am ersten Tag?
Massenmedien des letzten Jahrhunderts waren nach dem klassischen Sender-Empfänger-Modell aufgebaut: Eine Publikationszentrale versorgte zwar sehr viele Menschen mit
Informationen. Doch das, was hier Kommunikation genannt wurde, verlief immer nur
in eine Richtung: vom Sender zum Empfänger. Die Empfänger ihrerseits besaßen gar
nicht die Mittel und folglich nicht die Reichweite, um selber auf Sendung gehen zu können. Wer sich austauschen wollte, besprach sich in unmittelbarer Begegnung mit seinen
Freunden, im Einzelgespräch am Telefon oder zeitverzögert per Post.
ready: deutsch
S
| 15
Klassen 9–10 II/1
Textgebundene Erörterung
Stunden 3/4 | M 2
II
II
A
1. Welche Formulierung gibt das Thema des Textes am zutreffendsten wieder?
Kreuze an.
In dem Artikel geht es um …
a) … Freundschaften in sozialen Netzwerken.

b) … Gefährdungen durch Internetnutzung.

c) … Verbreitung persönlicher Daten durch soziale Netzwerke.

d) … Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken.

Formuliere nun das Thema des Textes in eigenen Worten
In dem Artikel geht es um …
T
H
C
2. Welcher Satz trifft die Intention (die Wirkungsabsicht) des Autors am besten?
Kreuze an.
Mit dem Artikel will der Autor …
a) … über die Verbreitung sozialer Netzwerke informieren.

b) … vor übermäßigem Internetkonsum warnen.

c) … auf mögliche Gefahren sozialer Netzwerke aufmerksam machen.

d) … vor Datenmissbrauch in sozialen Netzwerken warnen.

Erläutere nun die Intention des Autors, indem du diesen Satz vervollständigst:
Mit dem Artikel will der Autor
I
S
N
O
V
A
R
S
ready: deutsch
| 17
Stunden 3/4 | M 1–2
Klassen 9–10 II/1
Textgebundene Erörterung
Die Stunden im Überblick
Auseinandersetzung mit der Selbstdarstellung in
sozialen Netzwerken
Erschließen und Analysieren des Textes sowie der
Wirkungsabsicht
Verfassen einer strukturierten Inhaltsangabe
Einstieg
Erarbeitung
II
II
Vertiefung
Hinweis
M 1 UG
M 2 EA, PA
M 2 EA, UG
Bei dem Text „Der entblößte Mensch“ (M 2) handelt es sich um einen Kommentar,
der die Langzeitwirkung der Verbreitung persönlicher Daten in sozialen Netzwerken thematisiert. Ausgehend von der zunehmenden Nutzung von Online-Netzwerken, in denen die Nutzer freiwillig persönliche Daten preisgeben, verweist der
Autor auf die unabsehbaren Langzeitfolgen dieser unkontrollierbaren, irreversiblen Datenverbreitung. Aufgrund der besonderen Struktur des Kommunikationsmittels Internet, durch die jeder Einzelne zum Sender in einer Mehrweg-Massenkommunikation werden kann, fordert der Autor von den Plattformbetreibern
einen Datenschutz personenbezogener Informationen.
T
H
C
I
S
N
Mithilfe des Übungsmaterials Ü 1 können Ihre Schülerinnen und Schüler üben,
eine Inhaltsangabe zu verfassen. Sie finden es im Download-Portal
www.ready.raabe.de/archiv.
Im Video „Einen Sachtext analysieren – Hauptteil“ erfahren Ihre Schülerinnen und
Schüler noch einmal zusammenfassend, worauf Sie bei einer Sachtextanalyse achten
müssen. Sie finden das Video unter sofatutor.com/go/ap.
A
R
O
V
Lösung M 1
Seite 11
Lösung M 2
Seiten 14/17
n
L
20 |
„Der entblößte Mensch“
Es können Begriffe aus den Bereichen Selbstdarstellung, Datenschutz, Persönlichkeitsrecht, eingebundensein in ein Netzwerk u.Ä. fallen. Hier kann, je nach Schülerbeiträgen, bereits der kritische Punkt der Rechtslage angesprochen werden. Hier
kann die Pro-und-Kontra-Liste aus der vorangegangenen Doppelstunde hinzugezogen werden.
1. Themas des Textes
In dem Artikel geht es um …
a) Freundschaften in sozialen Netzwerken.
b) Gefährdungen durch Internetnutzung.
c) Verbreitung persönlicher Daten durch soziale Netzwerke.
d) Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken.




Alle vier Antworten haben eine Beziehung zum Text: a) und d) benennen aber
lediglich Teilaspekte des Textes, b) ist zu allgemein formuliert, c) trifft das Thema
des Textes am besten.
ready: deutsch
Klassen 9–10 II/1
Stunden 5/6 | M 1
Textgebundene Erörterung
II
II
„Alles Fake?!“ − Wie wir uns auf
Facebook darstellen
T
H
C
I
S
N
O
V
© colourbox
A
R
Wie „wahr“ ist ein Facebook-Posting? Gibt es Möglichkeiten,
Bilder oder Texte, welche ins Netz gestellt werden, auf ihre
Echtheit zu überprüfen? Berichte aus deiner eigenen Erfahrung.
ready: deutsch
S
| 23
Klassen 9–10 II/1
Stunden 7/8 | LEK
Textgebundene Erörterung
Bewertungsraster /Die LEK im Überblick
Mithilfe dieses Bogens kannst du deine eigene Erörterung bzw. die deiner Mitschülerinnen und Mitschüler beurteilen und Verbesserungshinweise geben. Auch deine Lehrkraft wird dieses Raster verwenden, um deinen Text zu beurteilen.
erfüllt
ja
zu verbessern
Maximale
Punktzahl
Erreichte
Punktzahl
II
II
Anforderung
nein
Teil A: Strukturierte Inhaltsangabe
Der Text beginnt mit einer
knappen, allgemeinen
Einleitung in das Thema.
2
T
H
C
Die zentrale Problemstellung und die Position des
Autors werden genannt.
2
I
S
N
Die zentralen Thesen und
Argumente des Textes
werden knapp zusammengefasst.
A
R
Die Struktur des Textes
(Aufbau, Argumentationsgang) wird im Ansatz
deutlich.
O
V
2
2
Regeln zur Redewiedergabe werden beachtet
(Konjunktiv, redebezeichnende Verben).
2
Der Inhalt des Textes wird
sachlich ohne eigene
Meinung dargestellt.
2
Teil A ist deutlich kürzer
als Teil B.
2
Teil B: Eigene Auseinandersetzung mit der Problemstellung
Die Auseinandersetzung
bezieht sich auf die Problemstellung des Textes.
3
Der Textbezug wird
deutlich (Zitate, Zeilenangaben).
3
ready: deutsch
L
| 35