LICHTBLICK GUTES KINO IN WUPPERTAL. Cinema & Rex ICH UND KAMINSKI: BECKER VERFILMT KEHLMANN HERZOG SCHICKT KIDMAN IN DIE WÜSTE MERYL STREEP ALS ROCKERBRAUT CORBIJN FOTOGRAFIERT JAMES DEAN LOLITA RELOADED MIT CASSEL UND CLUZET SILBERNER BÄR 2015: CHARLOTTE RAMPLING ISABELLE ADJANI & VANESSA PARADIS UM DIE WELT MIT PANORAMA: WELTWEIT 9 /15 KÖNIGIN DER WÜSTE LIEBES PUBLIKUM, keine Angst, wir sind‘s. Das Format hat sich geändert, aber sonst bleibt alles beim Alten: Jede Menge gutes Kino für Wuppertal, auch im September. In diesem Monat freuen wir uns zum Beispiel besonders auf einen neuen Spielfilm von Werner Herzog – Sie erinnern sich? Das war in den Siebzigern so ziemlich der Einzige, der den verrückten Klaus Kinski bändigen und zu Höchstleistungen bringen konnte. Diesmal hat er mit Nicole Kidman gedreht, mitten in der marokkanischen Wüste, und erzählt die Geschichte der Forschungsreisenden Gertrude Bell, die vielleicht aktueller ist denn je... Und auch Wolfgang Becker ist wieder da – ein Name, den man eigentlich ebenfalls kennen sollte, hatte er doch vor zwölf Jahren mit „Good Bye, Lenin!“ einen Riesenerfolg. Daniel Brühl spielt auch hier wieder die Hauptrolle, in einer Verfilmung von Daniel Kehlmanns Bestseller-Roman „Ich und Kaminski“ – einem charmanten Egotrip und einer abenteuerlichen Abrechnung mit dem Kulturbetrieb zugleich. Dreharbeiten KÖNIGIN DER WÜSTE Daneben gibt es in diesem Monat ein Wiedersehen mit Isabelle Adjani und gewissermaßen auch mit James Dean, ein intensives Kammerspiel mit der immer wieder umwerfenden Charlotte Rampling und einen neuen Streich von Kino-Philosoph Terrence Malick. Und im Panorama nehmen wir Sie mit auf eine kleine Weltreise: vier Filme aus Ländern, aus denen man hierzulande selten Filme sieht – Israel, Äthiopien, Indien und die Philippinen. Wir bringen sie auf die Leinwand, geben ihnen Raum, und sie berichten uns von ihrer Heimat, von zum Teil schlimmen Zuständen. Amnesty International begleitet die Reihe und entsendet jeden Mittwoch einen Referenten zu uns, der vor dem Film in die politischen Hintergründe einführt. Seien Sie dabei! Wir wünschen einen inspirierenden, bunten Monat, Ihr Lichtblick, & Kommentar von Werner Herzog: „Herkömmliche Biographien funktionieren besser in der Form von Büchern. Hier geht es um eine große Frauenfigur, mehr um ihre 'Innenansicht', ihr Verständnis für die Welt der Beduinen, für Lyrik und natürlich auch um ihre beiden tragischen Liebesgeschichten. Und so, wie der Urwald ein inneres Abbild unserer Fieberträume ist, hat die Wüste ebenso die Qualität einer großen Metapher.“ Werner Herzog („Aguirre, der Zorn Gottes“) setzt dem weiblichen Gegenstück zu Lawrence von Arabien ein bildgewaltiges Denkmal und erzählt dabei nicht nur von einer starken Frau: Gertrude Bell (Nicole Kidman, „Grace of Monaco“), geboren 1868 in wohlhabendem englischen Hause, ist von Kindesbeinen an vom Fernweh umgetrieben. Erst mit dreißig findet sie ihre geografische große Liebe: den Nahen Osten. Ihr Leben lang bereist sie die arabische Halbinsel immer wieder, die sich gerade für eine Loslösung von der osmanischen Herrschaft öffnet – erst als Diplomatin, dann als Archäologin und schließlich als Mitarbeiterin des britischen Geheimdienstes im ersten Weltkrieg. Und während sie Erstaunliches leistet für die Erkundung und Neuordnung des Gebietes, während sie als Frau selbstbewusst und höflich in Gebiete vordringt, die noch kein Mann aus dem Westen je gesehen hat, bleibt sie tief im Innern ein kleines Mädchen, verzaubert von der märchenhaften Kulisse des Orients und voller Sehnsucht nach Liebe, die ihr nie wirklich vergönnt ist: Jede ihrer Liebesgeschichten (u.a. mit James Franco, „127 Hours“) endet so tragisch wie letztlich auch ihr eigenes Leben... Vor dem Hintergrund aktueller Kulturkonflikte macht sich Expeditions-Altmeister Herzog raffiniert auf eine sinnliche Spurensuche. Mit einem veritablen Staraufgebot begibt er sich in eine fremde Welt, um uns zu zeigen, dass sie gar nicht so weit weg ist: Ex oriente lux – im Osten geht die Sonne auf. USA/Marokko 2015 128 Min., FSK n.n.b Drehbuch & Regie Werner Herzog Darsteller Nicole Kidman Robert Pattinson James Franco Verleih Prokino ab 03.09. USA 2015 102 Min., FSK n.n.b Regie Jonathan Demme Drehbuch Diablo Cody Darsteller Meryl Streep Kevin Kline Mamie Gummer Verleih Sony RICKI – WIE FAMILIE SO IST HÜTER MEINES BRUDERS Meryl Streep als alternder Rockstar, der heimkehrt in den Schoß der Familie: Ricki Rendazzo (Streep, „Die eiserne Lady“) ist 54 und hat den wesentlichen Teil ihrer Karriere hinter sich. Damals hat sie für die Musik ihr Leben geopfert, für einen Alltag auf Tour ihre Familie hinter sich gelassen, heute kommen ihr die ersten Zweifel. Da trifft es sich gut, dass sich ihr Exmann Pete (Kevin Kline, „My Old Lady“) plötzlich meldet: Ihrer gemeinsamen Tochter (Streeps wirkliche Tochter Mamie Gummer, „Cake“) geht es nicht gut, er macht sich Sorgen. Ohne Umschweife ergreift Ricki die Chance, den Draht zu ihrer Familie wiederzufinden, und nimmt den nächsten Flug nach Hause. Doch ganz so einfach ist das nicht: Das Leben jenseits der Bühne ist Ricki fremd geworden und ihre Tochter, die kaputter ist als sie dachte, hat auch überhaupt keine Lust auf ein Wiedersehen. Ganz zu schweigen von Petes neuer Frau, die auch nicht gerade begeistert ist von ihrem plötzlichen Wiederauftauchen... Vieles hier – der Einbruch ins Familienidyll, die kratzbürstige Nicht- Wollten Sie schon mal jemand anders sein? Aufregendes, frisches Newcomerkino aus Deutschland: Die Brüder Gregor und Pietschie, beide Anfang dreißig, könnten unterschiedlicher kaum sein: Gregor ist ein erfolgreicher Arzt, verheiratet und sieht sich mit seiner Frau gerade nach einem gemütlichen Eigenheim um – ziemlich genau das, was Pietschie als Spießer bezeichnen würde. Pietschie ist selbsternannter Künstler, Frauenheld und lebt direkt über einem Club in den Tag hinein. Einmal im Jahr treffen ihre Welten aufeinander, wenn sie sich beim traditionellen gemeinsamen Segeltörn begegnen. Doch diesmal läuft alles anders: Pietschie verschwindet plötzlich spurlos und Gregor, erst sauer, dann besorgt, macht sich auf die Suche. Immer weiter taucht er ein in das unbekannte Leben seines Bruders, in seine Wohnung, seine Bekanntschaften, und wird gepackt von alten Sehnsüchten nach Abenteuern, wie er sie schon lange nicht mehr erlebt. Stück für Stück nimmt er Pietschies Platz ein, lebt dessen Leben für ihn weiter und vorzeigetochter – erinnert an „Rachels Hochzeit“, das wunderbare Comeback von Regisseur Jonathan Demme („Das Schweigen der Lämmer“, „Philadelphia“) vor sieben Jahren. Diesmal garniert er es mit jeder Menge Musik – neben starken Frauenfiguren der zweiten Konstante in seinem Schaffen (von ihm stammt auch der Talking Heads-Film „Stop Making Sense“) in einer einfühlsamen Geschichte von Diablo Cody („Juno“). EIN FILM VON MAXIMILIAN LEO Eine AUGENSCHEIN FILMPRODUKTION in Koproduktion mit dem WESTDEUTSCHEN RUNDFUNK gefördert von der FILM- UND MEDIENSTIFTUNG NRW HÜTER MEINES BRUDERS ein Film von MAXIMILIAN LEO mit SEBASTIAN ZIMMLER · NADJA BOBYLEVA · ROBERT FINSTER · LISA BIHL · DAGNY DEWATH · ANNA GEHLEN MADELEINE KRAKOR · KATJA LIEBING · ANTONIA LINGEMANN · DAGMAR OPERSKALSKI · CHRISTOPH SCHECHINGER · MAXIMILIAN STRESTIK · MARKUS TOMCZYK HEIKE TRINKER · Besetzung SUSANNE RITTER · Bildgestaltung MATTEO COCCO · Montage DORA VAJDA · FIONA BRANDS · Szenenbild CORA PRATZ Kostüm CINDY SPIEKERMANN · Maske CHRISTINA PAUL · Musik MARTIN RASCHER · Sound Design JOSEF STEINBÜCHEL · Ton CONSTANTIN BÖMERS Mischung ALEXANDER WEUFFEN · Regieassistenz KATHARINA LINDENAU · Aufnahmeleitung SANDRA BÖTTGER-THIEME · Produktionsleitung ANJA FIRMENICH Redaktion GÖTZ SCHMEDES · Produzent JONAS KATZENSTEIN · Buch SUSANNE FINKEN · Regie MAXIMILIAN LEO www.huetermeinesbruders-film.de | ab 03.09. ab 03.09. Deutschland 2014 85 Min., FSK 16 Regie Maximilian Leo Drehbuch Susanne Finken Darsteller Sebastian Zimmler Robert Finster Nadja Bobyleva Verleih imFilm ab 03.09. KLEINE GROSSE SCHWESTER WAS FRAUEN WIRKLICH WOLLEN Insgesamt elf Pariserinnen (u.a. auch Laetitia Casta, „Gainsbourg“, Sylvie Testud, „Jenseits der Stille“, und Julie Ferrier, „Micmacs“) stolpern in miteinander verwobenen kleinen Geschichten turbulent durchs Leben auf der Suche nach ein bisschen Liebe, Glück und sich selbst. Da ist zum Beispiel die freiheitsliebende Jo (Audrey Dana, „Welcome“, die hiermit auch ihr Regiedebüt gibt), die eine Affäre mit einem verheirateten Mann hat, bis dieser, von seiner Frau erwischt, plötzlich bei ihr einziehen will – samt Kindern. Oder die Karrierefrau Rose (Paradis), die ein millionenschweres Unternehmen leitet und plötzlich bemerkt, dass sie gar keine Freundin hat. Kurzerhand beauftragt sie ihre Assistentin (Alice Belaïdi) damit, ihr eine zu suchen. Diese ist aber gerade mit ihrer besten Freundin (Géraldine Nakache) ausgelastet, die ihr die Ohren voll heult, weil sie sich in ihre Babysitterin (Alice Taglioni) verliebt hat... Paris im Frühling, ironisch und heiter. Ein Hauch von „Sex and the City“, nur eben viel französischer und frecher. /huetermeinesbruders STELLA FRENCH WOMEN Die Sex-Symbole schlagen zu‑ rück – Isabelle Adjani, Vanessa Paradis und Co. sagen frauenfeindlichen Klischees den Kampf an, indem sie sie übertreiben: HÜTER MEINES BRUDERS verliert sich selber dabei völlig aus den Augen... Der Kölner Kunsthochschulabsolvent Maximilian Leo wagt in seinem ersten Langfilm eine intensive Auseinandersetzung mit der Zerbrechlichkeit des eigenen Weltbildes – auf allen Ebenen: Mit raffinierten filmischen Mitteln unterstreicht er die zunehmende Desorientierung, der Film löst sich wie Gregors Welt vor unseren Augen auf. Frankreich 2014 116 Min., FSK 12 Regie Audrey Dana Drehbuch Raphaëlle Desplechin Darsteller Isabelle Adjani Vanessa Paradis Sylvie Testud Verleih Alpenrepublik Endlich mal ein Film über Magersucht – und was für einer: Für die zwölfjährige Stella (Rebecka Josephson) fängt die Pubertät gerade erst an. Insgeheim ist sie schwer verliebt in ihren neuen Eiskunstlauflehrer Jakob (Maxim Mehmet) und wäre zu gerne so schön und grazil auf dem Eis wie ihre große Schwester Katja (Amy Deasismont). Die ist in jeder Hinsicht ihr großes Vorbild und ihre allerbeste Freundin, bis Stella feststellen muss, dass Katja ein Geheimnis hat: Sie ist magersüchtig. Stella ahnt, wie gefährlich das ist – in letzter Zeit hat ihre ab 24.09. Schwester öfter Schwächeanfälle – am liebsten würde sie mit ihren Eltern darüber reden aber das verbietet Katja ihr natürlich. Nun ist sie hin- und hergerissen zwischen dem Zusammenhalt mit ihrer Schwester und der Angst um sie: Soll sie sie verraten? Langsam aber sicher treibt Katjas Geheimnis einen Keil in die bisher so heile Familie – nichts ist mehr wie es war... Gekonnt bettet die schwedische Filmemacherin Sanna Lenken in ihrem gefeierten Debüt das Thema Magersucht ein in den Kontext der Pubertät mit ihrer allgemeinen Verunsicherung, dem Gefühlschaos und dem Verlust der kindlichen Unschuld: Nichts ist mehr wie es war und so wird sogar die Krankheit nachvollziehbar, ohne aber dass sie verharmlost würde. Eine intensive Annäherung voller Herzenswärme und Tiefgang, vor allem getragen von den beiden herausragenden jungen Schauspielerinnen. Schweden 2015 95 Min., FSK 6 Drehbuch & Regie Sanna Lenken Darsteller Rebecka Josephson Amy Deasismont Annika Hallin Verleih Camino DIE KLEINEN UND DIE BÖSEN Deutschland 2015 91 Min., FSK 12 Regie Markus Sehr Drehbuch Martin Ritzenhoff, Xaõ Seffcheque Darsteller Christoph Maria Herbst Peter Kurth Pasquale Aleardi Verleih movienet Die einen wollen sie, die anderen kriegen sie – eine anarchische Komödie über Väter und Gangster: Der Kleinkriminelle Hotte (Peter Kurth, „Gold“, „Einer wie Bruno“) ist gerade auf Bewährung raus, als er das Sorgerecht für seine Kinder bekommt. Eigentlich wollte er nie was von ihnen wissen, aber jetzt gibt er sich alle Mühe, um dem neuen Bild vom anständigen Familienvater zu entsprechen. Der letzte, der ihm das abkauft, ist sein Bewährungshelfer Benno (Christoph Maria Herbst, „Stromberg“) – der wittert längst, dass Hotte nicht lange durchhält, bis er das nächste krumme Ding dreht. Zur Not muss man halt ein bisschen nachhelfen... Dabei hat Benno eigentlich ganz andere Sorgen: Während Hotte sich eher rumärgert mit den unverhofften Blagen, würde Benno seiner Freundin (Anneke Kim Sarnau) nämlich nur allzu gerne ein Kind schenken – nichts wünscht sie sich sehnlicher – nur leider ist er unfruchtbar. Als sie anfängt, sich mit seinen Arbeitskollegen zu behelfen, und Hotte plötzlich wirklich wieder irgendwas am Laufen hat, droht die Sache aus dem Ruder zu laufen... Männerklischees werden auf eine harte Probe gestellt in der turbulenten Komödie von Markus Sehr („Eine Insel namens Udo“) und Martin Ritzenhoff („Was nicht passt, wird passend gemacht“). Hervorragend besetzt mit Kurth als knurrig liebem Autoknacker, der ein besserer Mensch werden will, und Herbst als neurotischem Ordnungshüter, der zu Hause im Bett nichts zu melden hat, gelingt ihnen ein turbulenter Spaß voller Situationskomik. ab 03.09. CHRISTOPH MARIA HERBST KURTH CHRISTOPH MARIA HERBST PETER PETER KURTH CHRISTOPH MARIA HERBST PETER KURTH ANZEIGE „Die ungewöhnlichste Komödie des Sommers“ „Die ungewöhnlichste Komödie des Sommers“ BR KinoKino „Die ungewöhnlichste Komödie des Sommers“ BR KinoKino BR KinoKino AB 3.3.SEPTEMBER IM KINO AB 3. SEPTEMBER IM KINO AB SEPTEMBER IM KINO MARKUS SEHR REGIE REGIE MARKUS SEHR SEHR REGIE MARKUS KNIGHT OF CUPS Terrence Malick („The Tree of Life“, „To the Wonder“) bleibt sich treu und lädt ein zur nächsten schwebend flirrenden Reise ins Ich: Rick (Christian Bale, „The Dark Knight“) hat alles erreicht, was man in seinem Metier erreichen kann. Er lebt als erfolgreicher Drehbuchautor in Hollywood ein Leben voller Glamour und Exzess, aber wirklich glücklich ist er nicht. Sein Leben fühlt sich leer und nutzlos an und, während er von einer Party zur nächsten stolpert oder sich bei ausgedehnten Strandspaziergängen davon erholt, lässt er seine eigene Geschichte Revue passieren: Er denkt an die Frauen, die ihm wichtig waren, wie seine Exfrau (Cate Blanchet, „Blue Jasmine“) oder Elizabeth (Natalie Portman, „Black Swan“), mit der er nur eine Affäre hatte, die aber vielleicht auch von ihm schwanger war. Er denkt an seinen Vater und an seine Brüder, an den Tod des einen und daran, wie es dem anderen wohl geht. Sie alle begegnen ihm in seinem Geiste wieder und jeder von ihnen verkörpert ein anderes Weltbild. Und mit jeder dieser Begegnungen kommt Rick seiner eigenen Bestimmung ein bisschen näher... Wie schon in seinen beiden letzten Filmen verzichtet Malick auf eine Story im klassischen Sinne und stellt stattdessen die Sinnsuche des Menschen in den Mittelpunkt. Wieder erschafft er eine meditative, schwerelos jenseitige Atmosphäre, in der eine Kamera, die sich ununterbrochen bewegt, die Figuren wie suchend umkreist, während wir hören, was sie denken. Und wieder greift er Glaubensmotive auf (der Titel bezieht sich auf eine Tarotkarte). Das kann man lieben oder hassen – fest steht, dass kaum ein anderer Filmemacher heute so konsequent seine eigene Vision verfolgt und eben mehr versucht als eine Geschichte zu erzählen. So etwas hat Bestand, hier lässt sich Filmgeschichte live miterleben. In Nebenrollen gibt es ein Wiedersehen mit Armin MuellerStahl und Antonio Banderas. USA 2015 118 Min., FSK 6 Drehbuch & Regie Terrence Malick Darsteller Christian Bale Cate Blanchet Natalie Portman Verleih StudioCanal ab 10.09. Die Tarotkarte „Knight of Cups“: Der Ritter der Kelche steht für Romantik, Idealismus, Freundlichkeit, aber auch für Eifersucht. Wer diese Karte bekommt, hoffen die Tarot-Gläubigen, für den ändert sich etwas auf emotionaler Ebene. Auf den beruflichen Bereich bezogen soll sie Workaholics daran erinnern, sich eine Auszeit zu nehmen, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Der Kelchritter bringt Chancen mit sich – auf Liebe, auf Freude, auf etwas Gutes. Gleichzeitig ist er ein Suchender – nach dem heiligen Gral, nach dem Ursprung des Lebens, nach seiner Seele. 45 YEARS Großbritannien 2015 95 Min., FSK 0 Drehbuch & Regie Andrew Haigh Darsteller Charlotte Rampling Tom Courtenay Geraldine James Verleih Piffl ab 10.09. Zwei der größten britischen Schauspieler lassen sich im Alter von der Vergangenheit einholen und stellen alles in Frage – in einem der Lieblinge der diesjährigen Berlinale: Kate (Charlotte Rampling, „Swimming Pool“) und Geoff (Tom Courtenay, „Quartett“) stehen kurz vor ihrem 45. Hochzeitstag. Die Vorbereitungen für das geplante große Fest mit vielen Gästen laufen auf Hochtouren, als Geoff erfährt, dass der Leichnam seiner alten großen Liebe Katya gefunden wurde. Vor über fünfzig Jahren verunglückte sie bei einer gemeinsamen Bergtour tödlich und war seitdem eingeschlossen in Eis und Zeit. Geoff wird überrollt von alten Erinnerungen und Gefühlen und spielt Kommentar des Regisseurs Andrew Haigh: „Mich hat diese Geschichte einer Beziehung, die an einer späten Hürde ins Straucheln gerät, sehr bewegt, es gibt da etwas Herzzerreißendes darin. Es kam mir vor, als hätte dieser Ruf aus der Vergangenheit, dieser im Eis konservierte Körper, auf seinen Moment gewartet, um die Ordnung durcheinander zu bringen, um ein sehr leises, inneres Chaos zu schaffen. Ich denke oft, dass es bei der Melancholie, die wir angesichts der Vergangenheit empfinden, eher um die Enttäuschungen und das Versagen in der Gegenwart geht. Es gibt diese Annahme, dass wir, sobald wir die Dreißig überschritten haben, verstanden hätten, wer wir sind. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Leben für die meisten von uns nicht so funktioniert.“ mit dem Gedanken, in die Schweiz zu fahren, um sich den Leichnam anzusehen, während Kate alles versucht, um ihre Eifersucht im Zaum zu halten und dieses Fest trotzdem irgendwie möglich zu machen... Kate und Katya, die alte Liebe und die neue, eine Vergangenheit auf Eis, in der die Zeit stehen geblieben ist – der Film steckt voller kluger Assoziationen und Metaphern und ist dabei minimalistisch aufs Wesentliche konzentriert. Auf zwei Menschen und ihre Gesichter, in denen sich alles abspielt. Dafür wurden Courtenay und Rampling bereits bei der Uraufführung mit einem gemeinsamen Silbernen Bären ausgezeichnet. Ein intensiver, leiser, kleiner Film voller Weisheit und Liebe. ICH UND KAMINSKI Ich, ich, ich! Wolfgang Becker („Good Bye, Lenin!“) verfilmt Daniel Kehlmanns („Die Vermessung der Welt“) charmanten Egotrip – abermals mit Daniel Brühl: Der selbstverliebte Möchtegern-Kunstkritiker Sebastian Zöllner (Brühl) schlägt sich seit seinem Studium mit Gelegenheitsjobs durch. Eigentlich, da ist er sich sicher, gebührt ihm Größeres. Und jetzt hat er offenbar tatsächlich einen ganz dicken Fisch an der Angel: den Maler Manuel Kaminski (Jesper Christensen, „Italienisch für Anfänger“). Der wurde seinerzeit von Picasso und Matisse gefördert und war als blinder Maler weltberühmt! Zumindest eine zeitlang. Nun steht sein Ableben bevor und Zöllner ist der erste, dem auffällt, dass es überhaupt keine Biografie über ihn gibt. Ein ungehobener Schatz – Zöllner setzt sich in den nächsten Zug und nistet sich bei dem zurückgezogen lebenden Maler zu Hause ein, um exklusive O-Töne zu sammeln. Sogar dessen durchgeknallte Entourage wird er los. Irgendwann aber muss er einsehen, dass der alte Mann nicht ganz so arglos ist wie er scheint und er selber sich vielleicht in eine fixe Idee hineingesteigert hat... Eine aberwitzige Abrechnung mit dem Kulturbetrieb und ein knallbunter Querflug durch die Kunstgeschichte, poppig verspielt in Szene gesetzt wie ein Abenteuerfilm und voller Situationskomik. Brühl ist in Hochform und sein Gegenspieler eine charmante Entdeckung. Literaturkino vom Feinsten. Deutschland 2014 Länge/FSK n.n.b. Regie Wolfgang Becker Drehbuch Thomas Wendrich Darsteller Daniel Brühl Jesper Christensen Amira Casar Verleih X-Verleih ab 17.09. LIFE USA 2015 112 Min., FSK 0 Regie Anton Corbijn Drehbuch Luke Davies Darsteller Robert Pattinson Dane DeHaan Joel Edgerton Verleih Universum/SquareOne ab 24.09. Kommentar von Luke Davies: „Die Art und Weise, wie mit Prominenten umgegangen wird und wie sie abgebildet und dargestellt werden, hat sich seit den Zeiten von Dennis Stock sehr verändert. Damals gab es eine ganz andere Freiheit, die in unserem Film gefeiert wird. Dennis begab sich mit James Dean auf diesen Trip von Los Angeles nach New York und dann Indiana natürlich, um Fotos zu machen, doch letztlich war das eine Freundschaftsreise. Nichts war geplant oder organisiert oder auch nur annähernd so kompliziert, wie so etwas heute wäre. Am Ende des Films hat jeder dem anderen etwas Tiefgründiges darüber vermittelt, wie man lebt. Wir erleben in dieser Geschichte, wie es James Dean gelingt, Dennis dazu zu bringen, sich zu öffnen und das Leben zu umarmen, und gleichzeitig, wie es James Dean irgendwann schafft, den Konflikt zwischen Kunst und Kommerz in Hollywood auszuhalten.“ Making of einer Ikone – ein Porträt von einem Porträt von James Dean: Los Angeles 1955. Der junge Fotograf Dennis Stock (Robert Pattinson, „Cosmopolis“, „Maps to the Stars“) hat es nicht leicht. Er ist nur einer von vielen StarFotografen die sich in Hollywood an den roten Teppichen die Füße platt treten. Bis er auf einer Party zufällig James Dean (Dane DeHaan, „Kill Your Darlings“) kennenlernt. Der junge aufstrebende Star zieht ihn sofort in seinen Bann und, da sie sich gut verstehen, verfolgt er ihn von nun an auf Schritt und Tritt mit der Kamera – im Privaten wie bei der Arbeit. Deans erster Kinofilm „Jenseits von Eden“ steht unmittelbar vor der Premiere und die Filmindustrie versucht gerade schon vorab, aus Dean eine Kultfigur zu machen. Privat ist er alles andere als unkompliziert. Stock weiß, dass das seine große Chance ist, das LIFE Magazin, die größte Illustrierte des Landes hat bereits großes Interesse signalisiert, aber die Fotos müssen etwas ganz Besonderes werden... Drehbuchautor Luke Davies wollte ursprünglich eine Geschichte über das Phänomen James Dean schreiben. Bei den Recherchen blieb er aber vor allem immer wieder an dem weltberühmten Foto hängen, auf dem Dean durchs verregnete Manhattan streunt, mit hochgeschlagenem Kragen und Kippe im Mundwinkel. Als er sich fragte, welche Geschichte hinter diesem Foto steckt, nahm das Projekt eine andere Wendung. Auch Regisseur Anton Corbijn („Control“, „A Most Wanted Man“) hätte an einem bloßen Dean-Biopic gar kein Interesse gehabt. Die Freundschaft zwischen Dean und Stock dagegen interessierte gerade ihn als Fotografen sehr: „Das Verhältnis zwischen einem Fotografen und seinem Motiv – Sie wissen schon: Wer beeinflusst wen?“ Letztlich vielleicht erst recht ein guter Zugang zum Phänomen – und zu einer Reflexion über die Maschine, die es erschaffen hat: das Kino. ANZEIGE DER VATER MEINER BESTEN FREUNDIN Lolita reloaded – eine Generationenkomödie mit Erotikthriller-Tendenzen: Die Freundinnen Marie (Alice Isaaz) und Louna (Lola Le Lann) haben sich ihre gemeinsamen Sommerferien auf Korsika schon lange ausgemalt: tagsüber am Strand rumhängen, die ganze Nacht auf Parties feiern und dabei den ein oder anderen süßen Jungen abschleppen. Doch plötzlich beschließen ihre Väter (François Cluzet, „Ziemlich beste Freunde“, und Vincent Cassel, „Black Swan“), mitzukommen. Der Sommer scheint gelaufen. Vor allem Lounas Vater (Cluzet) stellt ganz schön strenge Regeln auf. Maries Vater (Cassel) dagegen ist etwas lockerer. Er meint sie sollen sich ruhig amüsieren, sie selber wären ja auch mal jung ge- ab 24.09. wesen. Das findet vor allem Louna ganz schön sympathisch. Überhaupt interessiert sie sich immer mehr für den Vater ihrer Freundin und merkt, dass auch er für ihre Reize nicht gerade unempfänglich ist. Schließlich ergreift sie die Gelegenheit und verführt ihn erfolgreich. Am nächsten Morgen bereut er zutiefst, was passiert ist: ein Ausrutscher – niemand darf davon erfahren. Doch Louna ist noch nicht fertig mit ihm, sie fängt gerade erst richtig an... Das Remake einer zotigen Komödie von Claude Berri aus dem Jahre 1977 kommt mit weit weniger Nacktheit aus als das Original und erhöht damit nicht nur die erotische Spannung. Cassel wirkt fast machtlos gegenüber den jugendlichen Reizen, hier wird aus dem Drama beinahe ein Thriller. Gleichzeitig passt Drehbuchautorin Lisa Azuelos („Ein Augenblick Liebe“) den Stoff nicht nur an die heutige Zeit an, sondern nutzt ihn auch, um den Generationenkonflikt auszuloten, der seit ‚77 irgendwie größer geworden zu sein scheint. Vielschichtiger als man erwartet. Frankreich 2014 105 Min., FSK 12 Regie Jean-François Richet Drehbuch Lisa Azuelos Darsteller Vincent Cassel François Cluzet Alice Isaaz Verleih Weltkino MAGIE DER MOORE AM ENDE EIN FEST Deutschland/Israel 2014 93 Min., FSK 12 Drehbuch & Regie Sharon Maymon, Tal Granit Darsteller Ze‘ev Revach Levana Finkelstein Aliza Rosen Verleih Neue Visionen Selbstbestimmung bis zum Schluss – ein heiterer Film aus Israel über das Tabuthema Sterbehilfe: Yehezkel (Ze‘ev Revach) lebt im Altenheim und vertreibt sich die Zeit mit allerhand selbstgebauten Erfindungen. Zum Beispiel ruft er gerne mit elektronisch bearbeiteter Stimme bei seinen Mitbewohnern an und gibt sich als Gott aus, um ihnen ins Gewissen zu reden. Etwas ernster wird die Sache, als seine Freundin Yana (Aliza Rosen), die ebenfalls im Haus lebt, ihn um Hilfe bittet: Yanas Mann Max (Shmaul Worf) liegt im Sterben und würde gerne von seinem Leid befreit aber sie weiß nicht, wie sie das anstellen soll. Ohne Umschweife rät Yehezkel zu einem Mittel, mit dem man Hunde einschläfert, aber keiner von beiden ist bereit, es Max zu verabreichen. Also baut Yehezkel eine Maschine, mit der Max es sich selber injizieren kann, auf Knopfdruck – und er tut es. Womit die beiden aber nicht gerechnet haben ist, dass sich danach noch andere Interessenten melden. Plötzlich stehen die Bewohner bei ihnen Schlange, um die Maschine zu benutzen, und sie haben keine Ahnung, wie sie darauf reagieren sollen... Der Originaltitel „Mita Tova“ bedeutet soviel wie „Alles Gute zum Tod!“ und genau diesen Ton trifft der gesamte Film in seiner liebevollen Art, mit dem heiklen Thema umzugehen. Keine schwarze Komödie, in der das Ableben verharmlost wird, sondern ein anrührendes kleines Gedankenspiel, das gekonnt die Waage hält zwischen Tragik und Komik des Lebens und des Sterbens. ab 24.09. ab 01.10. sota nach San Francisco gezogen. In ihr kämpfen Freude, Wut, Angst, Kummer und Ekel um die Vorherrschaft. Die fünf Gefühle sind sich uneins darüber, wie sie Riley durch den neuen Alltag navigieren sollen. Als Freude und Kummer sich auch noch verlaufen, ist das Chaos perfekt: Wut, Angst und Ekel allein an den Reglern – das kann nicht gut gehen! Die beiden müssen schnellstens zurück ins Kontrollzentrum finden aber der Weg durch das Unterbewusstsein, die Fantasie, das abstrakte Denken und die Traumfabrik ist weit... In der Tat stand einiges Kopf bei der Uraufführung in Cannes: Pixars Comeback mit der ersten wirklichen Originalgeschichte nach diversen Fortsetzungen und Aufgüssen sorgte für allgemeine Begeisterung. Unter der Regie von Docter, der auch schon für „Oben“ und „Die Monster-AG“ verantwortlich war findet das Studio zurück zu alter Größe mit einem liebevollen Plädoyer dafür, dass Kinder ein Recht haben, alles zu durchleben. nicht erkennbar wären, mit Flugaufnahmen die Landschaft als Ganzes, dann wieder mit ganz nahem Makro auch die winzigsten Bewohner eingefangen. Eine Liebeserklärung an ein Stück vom Aussterben bedrohte Natur. ab 24.09. ANZEIGE ALLES STEHT KOPF Das Animationsstudio Pixar („Findet Nemo“, „Wall-E“) meldet sich zurück mit einer kunterbunten Reise in die Gefühlswelt eines kleinen Mädchens: Die elfjährige Riley ist ziemlich durcheinander. Ihr Vater hat einen neuen Job bekommen und deswegen ist ihre Familie aus dem idyllischen Minne- Deutschland 2015 99 Min., FSK 0 Drehbuch & Regie Jan Haft Verleih polyband Das Moor – ein mystischer Ort voller fabelhafter Assoziationen und vielfältigem Leben: Schon immer haben diese Landschaften zwischen Wasser, Land und Wald die Fantasie der Menschen beflügelt. In Kunst und Literatur Heimat vieler Fabelwesen und Märchengestalten, sind die über Jahrhunderte entstandenen Biotope auch in Wirklichkeit äußerst belebt von einer bunten Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Nicht nur kleine, an die besonderen Bedingungen angepasste Arten von Vögeln und Insekten haben hier ihr Zuhause, sondern z.B. auch Bären und Wölfe verschlägt es auf ihrem Beutezug immer wieder hierher. Über fünf Jahre lang hat Naturfilmer Jan Haft („Die Nordsee – unser Meer“, „Das grüne Wunder – unser Wald“) in hiesigen Mooren gedreht, zu allen Tages- und Jahreszeiten, und spektakuläre Aufnahmen gesammelt, die, teilweise per Trick, tief eintauchen lassen in diesen unbekannten Lebensraum. Mit Zeitlupen und -raffern werden Abläufe erlebbar gemacht, die mit bloßem Auge NACH NACH DAS GRÜNE WUNDER – UNSER WALD DAS GRÜNE WUNDER – UNSER WALD »Spektakuläre Bilder, einzigartige »Spektakuläre Bilder, einzigartige Aufnahmen, magische Momente – Aufnahmen, magische Momente – ein Meisterwerk.« TV Meisterwerk.« HÖREN UND SEHEN ein ERZÄHLT VON ERZÄHLT VON DER NEUE FILM VON DER NEUE FILM VON JAN HAFT JAN HAFT AXEL MILBERG AXEL MILBERG TV HÖREN UND SEHEN USA 2015 94 Min., FSK n.n.b. Regie Pete Docter mit den Stimmen von Olaf Schubert, Dietmar Bär, Klaus J. Behrendt Verleih Disney AB AB 24. 24. SEPTEMBER SEPTEMBER IM IM KINO KINO Fünf Jahre Drehzeit • 500 Drehtage • 80 Drehorte Fünf Jahre Drehzeit • 500 Drehtage • 80 Drehorte www.magiedermoore-derfilm.de www.magiedermoore-derfilm.de /magiedermoore /magiedermoore PANORAMA SEPTEMBER: WELTWEIT SONDERVORSTELLUNGEN jeden Freitagnachmittag und Mittwochabend im Rex 20 JAHRE LEBENSZEITEN WUPPERTAL Wir haben uns gedacht, in diesem Monat nehmen wir den Titel „Panorama“ mal ganz wörtlich, weiten den Horizont ein bisschen aus und nehmen Sie mit auf eine kleine Weltreise: IN KOOPERATION MIT AMNESTY INTERNATIONAL zeigen wir vier Filme aus uns relativ fremden Ländern, aus Ländern, aus denen man hier auch nur selten Filme zu sehen bekommt. Und diese Filme zeigen uns ihre Heimat, erzählen von den teils schlimmen Umständen, in denen die Menschen dort leben. Jeden Mittwoch wird ein Referent von Amnesty International anwesend sein und vorab in die politischen Hintergründe einführen. Bei Interesse besteht im Anschluss an den Film die Möglichkeit zur Diskussion. Den Auftakt macht „DAS MÄDCHEN HIRUT“, ein haarsträubendes Menschenrechtsdrama aus Äthiopien: Die vierzehnjährige Hirut wird von dem Mann, der sie heiraten will, verschleppt und vergewaltigt. Der Brauch will es so, dass das in Ordnung ist. Als sie sich wehrt und ihn erschießt, soll sie zum Tode verurteilt werden. Eine Anwältin und Frauenrechtlerin geht allein dagegen vor... In der zweiten Woche geht es gewissermaßen um das Gegenstück: „GET – DER PROZESS DER VIVIANE AMSALEM“ erzählt von den Problemen, die eine Frau in Israel hat, wenn sie sich scheiden lassen will: Der Mann muss dem zustimmen. Wenn er es nicht tut, gibt es keine Scheidung. Ein zermürbendes intensives Gerichtsdrama, das in seiner Heimat hohe Wellen geschlagen hat... Richtig düster wird es mit „SUNRISE“ aus Indien: Ein verzweifelter Polizist wühlt sich durch den Sumpf der Kinderprostitution in Mumbai auf der Suche nach seiner eigenen Tochter. Erlesen inszeniert in der Tradition alter Film noirs und zugleich surrealistisch trippig verzerrt, ein Alptraum von einem Kunstwerk... Und zu guter Letzt ein wilder kleiner Film von den Philippinen: „RUINED HEART – ANOTHER LOVESTORY BETWEEN A CRIMINAL AND A WHORE“ spielt, wie der Titel schon andeutet, mit GenreKonventionen. Ein klassischer Gangsterfilm, eine klassische Liebesgeschichte und doch wieder beides nicht. Ein rotzig frecher, bunter, brutaler, zarter Beitrag aus einer fremden Welt... Seien Sie dabei! Wir zeigen jeden Film nur zweimal! DAS MÄDCHEN HIRUT (DIFRET) GET – DER PROZESS DER VIVIANE AMSALEM (GETT) am 04./09.09. am 11./16.09 12.09. ab 10:30 Uhr Am Samstag, den 12. September, feiert der ambulante Hospizdienst Lebenszeiten Wuppertal e.V. bei uns im Rex sein 20-jähriges Bestehen. Neben der Premiere des Films „Gut begleitet“ vom Medienprojekt Wuppertal, der die ehrenamtliche Arbeit des Hospizdienstes dokumentiert, steht eine außergewöhnliche Bühnenperformance auf dem Programm: Der Pantomime Christoph Gilsbach nähert sich in seinem Einmann-Stück „Das Leben – eine lebendige Begegnung mit dem Tod“ einfühlsam und ganz ohne Worte dem schwierigen Thema. Das ermutigende Stück, das er eigens für die Hospizbewegung entwickelt hat, greift in neun Bildern und einem Musikstück einzelne Stationen im Leben auf, die jeder kennt (musikalische Begleitung: Thomas Voigt vom Wuppertaler Saxophonorchester Sax For Fun, Dauer ca. 50 Min.). Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Sie sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen auf www.hospizwuppertal.de GREENPEACE PRÄSENTIERT: LA BUENA VIDA – DAS GUTE LEBEN SUNRISE (ARUNODAY) am 18./23.09. Indien 2014, 85 Min., OmU, FSK 12 Drehbuch & Regie: Partho Sen-Gupta mit Adil Hussain, Tannishtha Chatterjee, Gulnaaz Ansari Verleih: Rapid Eye Movies Frankreich/Israel 2014, 116 Min., FSK 0 Drehbuch & Regie: Shlomi & Ronit Elkabetz mit Ronit Elkabetz, Menashe Noy, Simon Abkerian Verleih: Salzgeber Am Sonntag, den 4. Oktober, zeigen wir im Rex in Kooperation mit Greenpeace Wuppertal den Dokumentarfilm „La Buena Vida – Das gute Leben“ über die Umsiedlung einer indigenen Gemeinschaft, die dem weltgrößten Kohletagebau in Kolumbien weichen muss. RUINED HEART – ANOTHER LOVESTORY Die Mine El Cerrejón im Nordosten Kolumbiens ist der größte Steinkohletagebau der Welt, betrieben von den drei globalen Bergbaukonzernen AngloAmerican, BHP Billiton und Glencore. Obwohl kein deutsches Unternehmen beteiligt ist, geht das Thema uns alle an: Seit 2011 ist Kolumbien mit 10,5 Mio. t im Jahr wichtigster Steinkohlelieferant für deutsche Kraftwerke. Der Film begleitet eine Gemeinschaft des indigenen Volkes der Wayúu während ihrer Umsiedlung. Mit dem Verlassen ihres Dorfes erfahren die Indigenen den Verlust ihrer traditionellen, naturnahen Lebensweise, die sie als „das gute Leben“ ansehen. Sie werden in eine fremde Welt versetzt, in der ihnen die Grundlage für ein selbstständiges, erfülltes Dasein entzogen ist. BETWEEN A CRIMINAL AND A WHORE am 25./30.09. Philippinen 2014, 73 Min. OmU, FSK 16 Drehbuch & Regie: Khavn de la Cruz mit Tadanobu Asano, Nathalia Acevedoas, Elena Kazan Verleih: Rapid Eye Movies DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER ab 01.10. Gewissermaßen die Vorgeschichte vom „Labyrinth des Schweigens“: Burghart Klaußner in Höchstform als Staatsanwalt auf der Jagd nach NaziVerbrecher Eichmann im Deutschland der Fünfziger, das nichts von der eigenen Vergangenheit wissen will. SICARIO ab 01.10. An der amerikanisch-mexikanischen Grenze herrscht Krieg: Drogenkrieg. Emily Blunt („Lachsfischen im Jemen“) als knallharte Agentin, die für Ordnung sorgen will. Zur Seite steht ihr dabei, mal wieder, Benicio Del Toro. Aber kann man dem trauen? WEITERE GEPLANTE STARTS: 04.10. 12:00 Uhr Deutschland/ Schweiz/Kolumbien 2015, 94 Min., FSK 0 Drehbuch & Regie: Jens Schanze 94 Min., FSK 0 Verleih: Camino Äthiopien 2014, 99 Min., FSK 12 Drehbuch & Regie: Zeresenay Mehari mit Meron Getnet, Tizita Hagere, Haregewine Assefa Verleih: Alamode AUSBLICK OKTOBER 2015 Im Rahmenprogramm beleuchtet die Wuppertalerin Beatrix Sassermann, die zur Zeit des Filmdrehs in der Kohleregion Cerrejón war, aus eigener Erfahrung den politischen Hintergrund. Lina Holzrichter und Stephanie Walter von Greenpeace Wuppertal machen darüber hinaus in ihrem Beitrag deutlich, welchen Preis Mensch und Umwelt in den Herkunftsländern für nach Deutschland exportierte Kohle zahlen. Weitere Informationen auf www.greenpeace.de/wuppertal A ROYAL NIGHT – EIN KÖNIGLICHES VERGNÜGEN ab 01.10. THE PROGRAM – UM JEDEN PREIS ab 08.10. WOCHENENDEN IN DER NORMANDIE ab 08.10. BLACK MASS ab 15.10. PICKNICK MIT BÄREN ab 15.10. MACBETH ab 29.10. FILM-DIENST VENEDIG 2015: GANZ SCHÖN AMERIKANISCH Vom 2. bis 12. September geht es am Lido wie gesagt wieder um die Löwen und in diesem Jahr sind die USA dabei außergewöhnlich stark vertreten: Schwer im Rennen ist z.B. das Transgender-Drama „The Danish Girl“ von Tom Hooper („The King‘s Speech“) mit Eddie Redmayne („Die Entdeckung der Unendlichkeit“) in der Rolle der dänischen Malerin Lili Elbe, die sich 1930/31 als eine der ersten einer Geschlechtsumwandlung unterzog. Ebenfalls vielversprechend ist „Equals“, eine dystopisch angehauchte Science-Fiction-Lovestory von Indiefilmer Drake Doremus, der hierzulande bislang kaum bekannt ist: Hier spielen Kristen Stewart („Still Alice“) und Nicolas Hoult („A Single Man“) ein Liebespaar in einer düsteren Zukunft, in der eigentlich alle menschlichen Emotionen ausgerottet sind. Und einen Animationsfilm von Charlie Kaufman gibt es auch noch, dem Drehbuchautor von „Being John Malkovich“ und „Vergiss mein nicht!“: Beim Stop-Motion-Film „Anomalisa“ führte er auch Regie und es soll um einen deprimierten Motivationstrainer gehen – das klingt ziemlich gut. Aus Italien selbst ist vor allem Luca Guadagnino („I Am Love“) wieder dabei: Sein neuer Film „A Bigger Splash“ ist eine Art Thriller-Remake des Klassikers „Der Swimmingpool“ von Jacques Deray aus dem Jahre 1969. An die Stelle von Romy Schneider und Alain Delon treten hier Tilda Swinton („Only Lovers Left Alive“) und Matthias Schoenaerts („Der Geschmack von Rost und Knochen“). In der Jury sitzen in unter anderem der türkische Regisseur Nuri Bilge Ceylan („Winterschlaf“), der polnische Regisseur Paweł Pawlikowski („Ida“) und die deutsch-amerikanische Schauspielerin Diane Kruger („Barfuß auf Nacktschnecken“). BURTON DREHT BEETLEJUICE 2 MIT WINONA RYDER „DIE SONNE IM GESICHT“: ZEICHENTRICKFILM IN DER MACHE Der internationale Jugendbuch-Bestseller „The Breadwinner“ von Deborah Ellis, auf deutsch erschienen unter dem Titel: „Die Sonne im Gesicht, ein Mädchen in Afghanistan“ (2001), kommt als Zeichentrickfilm in die Kinos. Ganz im Stil von beliebten Graphic Novels wie Marjane Satrapis „Persepolis“ oder Art Spiegelmans „Maus“, die ebenfalls in politische Krisengebieten spielen, wird die Geschichte von einer Kindheit unter der Herrschaft der Taliban für die Leinwand nun ebenfalls in aufwendige Zeichnungen übersetzt. Dahinter steckt das irische Animationsstudio Cartoon Saloon, das auch schon für den Look von „Brendan und das Geheimnis von Kells“ verantwortlich war. Erste Entwürfe lassen erahnen, dass es auch diesmal wieder liebevoll altmodisch von Hand zur Sache geht. Für die Finanzierung hat sich gerade Angelina Jolie freiwillig gemeldet, die sich ja schon seit ein paar Jahren gern für politisch engagierte Filme einsetzt. Die Produktion soll im kommenden Jahr beginnen. Rex Filmtheater Kipdorf 29, 42103 Wuppertal 0202 478 99 55 0 www.rexwuppertal.de [email protected] Ausgerufen wurde die Fortsetzung schon oft aber jetzt scheint man sich wirklich an die Arbeit zu machen: Regisseur Tim Burton selbst betonte zuletzt während der Pressetour zu „Big Eyes“ sein Vorhaben, die Horrorkomödie, mit der er seinerzeit seinen internationalen Durchbruch hatte, fortzusetzen. Jetzt bestätigte Winona Ryder in einer Late-Night-Show, dass sie auch wieder mit von der Partie ist, Drehstart soll noch Ende dieses Jahres sein. Ob „Birdman“ Michael Keaton ebenfalls wieder in die Rolle des durchgeknallten Titelgebers schlüpft, ist noch nicht bekannt. Nach Burtons Angaben wird der Film jedenfalls weitaus „realistischer“ als sein Vorgänger von 1988. Ein realistischer Film über einen Poltergeist, der erscheint, wenn man dreimal seinen Namen ruft? Man darf gespannt sein. Jedenfalls macht diese Ansage Hoffnung, dass es sich dabei nicht bloß wieder um einen für Disney produzierten Aufguss handelt. FREIKARTEN Beantworten Sie unsere Frage und gewinnen Sie mit etwas Glück zwei Freikarten für einen Film Ihrer Wahl. Wolfgang Becker, Regisseur von „Ich und Kaminski“ und Mitgründer der deutschen Produktionsfirma X-Filme, hatte zuletzt vor 12 Jahren mit seiner DDR-Komödie „Good Bye, Lenin!“ einen großen Erfolg – ebenfalls mit Daniel Brühl in der Hauptrolle. Sein erster X-Film dagegen, ein waschechter Berlin-Film, ist bis heute eher ein Geheimtipp. Welcher bekannte deutsche Schauspieler spielte dort die Hauptrolle? Sie wissen es? Dann senden Sie Ihre Antwort bis zum 01.10.2015 an: [email protected] Cinema Wuppertal Berliner Straße 88, 42275 Wuppertal 0202 260 43 10 www.cinemawuppertal.de [email protected] Änderungen vorbehalten. Spielzeiten und -stätte der Filme entnehmen Sie bitte unseren aktuellen Wochenprogrammen. Texte: Daniel Bäldle, Herausgeber: Lichtblick Cinema GmbH
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