Die ganze Bohne essbar machen

Die ganze Bohne essbar machen
Daniel Heine und Hans Ramseier, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften BFH-HAFL
Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten greifen zu Tofu. Der Anbau von Schweizer Bio-Soja kann
mit der Nachfrage längst nicht Schritt halten. Deshalb
erforschen Wissenschaftler/innen der BFH-HAFL, wie
sich Okara, ein Nebenprodukt der Tofu-Herstellung,
besser für den menschlichen Verzehr nutzbar machen
lässt.
46 Prozent der Schweizer Bevölkerung konsumierte
letztes Jahr vegetarischen Fleischersatz, Tendenz steigend. Ganz vorne mit dabei: Tofu. Obwohl die Schweizer Landwirtschaft jährlich rund 300 Tonnen Bio-Soja
produziert, vermag sie den Inlandbedarf bei Weitem
nicht zu decken.
Kommt hinzu, dass nur 80 Prozent der geernteten BioSojabohnen als Lebensmittel direkt auf dem Teller
landen. Der Grund: Bei der Verarbeitung von Soja zu
Tofu oder Sojamilch fallen Sojamolke und grosse
Mengen Okara an. Dies ist ein faseriger Reststoff, der
sich derzeit nur schwer zu Lebensmitteln weiterverarbeiten lässt.
Weg von der Nische
Frisches Okara ist sehr leicht verderblich, da es einen
Feuchtegehalt von nahezu 80 Prozent aufweist. Verfahren, die es länger haltbar machen wie Trocknen oder
Einfrieren, sind mit hohen Kosten verbunden. Deshalb
liegen die wenigen Okara-Produkte, die heute im Detailhandel erhältlich sind, im oberen Preissegment und fristen eher ein Nischen-Dasein.
Daniel Heine, Dozent für Lebensmitteltechnologie an der
BFH-HAFL, setzt auf eine andere Schiene: «Unser Ziel
ist, Okara verfahrenstechnisch so zu veredeln, dass es
sich in grossen Mengen in zahlreichen Lebensmitteln
einsetzen lässt.» Dabei habe man absatzstarke, traditionelle Schweizer Grundnahrungsmittel wie Brot oder
Teigwaren genauso im Auge wie den Zusatz von Okara
zu proteinhaltiger Nahrung auf Pflanzenbasis.
Ballaststoffe und Eiweiss zuhauf
Für diese Strategie spricht auch, dass das Nebenprodukt einen hohen Bestandteil an wertvollen Ballaststoffen und vollwertiges Eiweiss enthält und erst noch kalo-
rienarm ist. Ein gefundenes Fressen also für all jene, die
nach vegetarischen Proteinen mit möglichst wenig Kohlenhydraten suchen. Einen weiteren Vorteil von Okara
sieht Daniel Heine darin, dass es geschmacksneutral ist
und sich auch in hellen Teigen verarbeiten lässt.
In mehreren Arbeiten haben Studierende der Abteilung
Food Science & Management inzwischen ausgelotet,
welche Produktkategorien in Frage kommen und welche
Qualitätsmerkmale Okara dafür als Ausgangsprodukt
aufweisen muss. «Das Potenzial ist gross», resümiert
Daniel Heine und ergänzt mit Blick in die Zukunft: «Je
nach gewünschtem Endprodukt entwickeln wir die geeigneten Verfahren – etwa für die Anreicherung in Backund Teigwaren oder Fleischbrät.»
Impressum
Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften
www.satw.ch
November 2015
Dieser Artikel entstand für die SATW Rubrik „Im Fokus“ zum Thema Lebensmitteltechnologie.
Gestaltung: Claudia Schärer
Bilder: Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften BFH-HAFL