NEUE KÖPFE AM FINNLAND

NEUE KÖPFE AM
FINNLAND-INSTITUT
Das Finnland-Institut setzt sich seit über 20 Jahren für den Dialog in der Kultur
und Wissenschaft ein. Zwei neue Frauen haben Anfang Jahr an der Spitze der
Institution ihre Tätigkeit aufgenommen.
Text: Marion Holtkamp
Fotos: Finnland-Institut/Miika Kupiainen und
Bernhard Moosbauer
F
innische Kultur im deutschsprachigen Europa
2015: Punkrock hält Einzug beim Eurovision
Song Contest, Kultstar Samu Haber nimmt sich
eine Auszeit und das finnische Schulsystem sorgt für
Schlagzeilen in den Medien. Klassische und zeitgenössische Finnland-Bilder gibt es in Fülle: Das idyllische «Land der tausend Seen» steht neben dem
«schrägen» Finnland mit Luftgitarre-Wettbewerben,
die legendären Pisa-Erfolge haben dem finnischen
Bildungssystem ein nachhaltig gutes Image verschafft, und die Musik-, Design- und Architekturszene
warten immer wieder sowohl mit Zeitlosem als auch
mit kreativen Überraschungen auf.
In dieser Vielstimmigkeit leistet das Finnland-Institut
in Deutschland seinen Beitrag dazu, finnische Kultur
und Wissenschaft für Partner im deutschsprachigen
Europa noch zugänglicher zu machen. Als das Institut im Herbst 1994 eröffnet wurde, war die erste Pisa-Studie noch nicht einmal in Sicht, aber Finnland
formte damals schon seinen Ruf als IT-Nation. Über
zwanzig Jahre später ist das Finnland-Interesse in
den deutschsprachigen Ländern ungebrochen.
Jubiläen und innovative Aspekte
Zu Jahresbeginn haben Dr. Laura Hirvi als Institutsleiterin und Essi Kalima als Kulturreferentin ihre Tätigkeit am Finnland-Institut begonnen. Sie stehen vor
der Herausforderung, aktuelle Jubiläen wie den 150.
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MAI 2015
Seit Anfang Jahr dabei: Institutsleiterin Laura Hirvi und Kulturreferentin Essi Kalima.
Geburtstag des Komponisten Jean Sibelius und das
100-jährige Bestehen der Republik Finnland 2017 mit
innovativen Aspekten des Finnlands des 21. Jahrhunderts zu verbinden.
Laura Hirvi ist vom wissenschaftlichen Hintergrund
her Ethnologin und hat unter anderem über die Gothic-Kultur und die Sikhs in Finnland und Kalifornien
geforscht. Sie sieht Migration, aber auch die Mobilität
im Allgemeinen als leitendes Motiv im Programmkonzept der kommenden Jahre: «Die Mobilität von Menschen prägt Gesellschaften, aber auch Wirtschaft und
Kunst weltweit. Sie fordert uns dazu auf, unsere Definitionen von Grenzen und Identität zu hinterfragen»,
sagt sie. Die Aktivitäten des Jubiläumsjahres 2017 zur
finnischen Unabhängigkeit stehen unter dem Motto
«yhdessä» – «zusammen».
«In einem von Migration gekennzeichneten Finnland
stellt sich dann die Frage, wer bei diesem Zusammen dazugehören darf und will? Für wen ist Finnland
das Zuhause, das wir im Jahr 2017 feiern? Gemeinsam mit den Finnland-Instituten in Paris, London und
Brüssel arbeiten wir deshalb an dem Programmkonzept Mobile Homes, in dem es darum geht, unser
Verständnis von Heimat und Vaterland, aber auch die
FINNLAND MAGAZIN
KULTURFÖRDERUNG
Architektur im Kostüm
Dem Finnland-Institut geht es
darum, in seinem Programm und
seinem Wirken junge, noch nicht
arrivierte Akteure ins deutschsprachige Europa zu bringen und neue
Themen und Herangehensweisen ins Zentrum zu stellen. Dabei
geht es weniger um die einzelne
Veranstaltung als vielmehr um ein
proaktives, nachhaltiges Wirken:
«So mancher Künstler oder Designer, dessen erste Ausstellung
im deutschsprachigen Raum
das Institut gefördert hat, ist dort
heute eine feste Grösse», sagt Essi
Kalima. Derzeit wird beispielsweise
das Thema Design einmal anders
dargeboten: In der Ausstellung
«Helsinki Dresses» der jungen finnischen Kostümdesignerin Anne
Mustarastas verkleidet sich Architektur ins Kostüm.
Das Finnland-Institut liegt mitten im Zentrum von Berlin.
Bedeutung von einem Zuhause kritisch und im Kontext der heutigen Mobilität zu beleuchten», so Hirvi.
«Mobile Homes wird mit seinen verschiedenen Diskussionsforen und kulturellen Angeboten in mehreren
Ländern Europas, aber auch in der virtuellen Welt zu
erleben sein.»
Komponisten als Türöffner
Die Kommunikationswissenschaftlerin und Kulturmanagerin Essi Kalima sieht das Sibelius-Jubiläumsjahr
als Türöffner dafür, neue und weniger bekannte Musik
aus Finnland zu fördern. Auch Music Education spielt
eine zentrale Rolle im aktuellen Kulturprogramm. «Wir
freuen uns ganz besonders, dass die SVFF Kultur mit
ihren Partnern in Basel, Bern, Winterthur und Lausanne Vortragskonzerte zum Schaffen des Meisters
anbietet», meint sie.
In Deutschland ist das Finnland-Institut unter anderem
am finnischen Programm der Ludwigsburger Schlossfestspiele, der Dresdner Musikfestspiele und des Usedomer Musikfestivals beteiligt. «Und im Herbst haben
wir am Institut etwas besonders Feines zu bieten: eine
erlesene Konzertreihe unter dem Titel <Freigeist>, die Sibelius mit zeitgenössischen Stücken kombinieren wird.»
FINNLAND MAGAZIN
Finnland war in der Schweiz 2014
nicht zuletzt mit dem Satellitenprogramm «Finnland.Cool» der
Frankfurter Buchmesse vielfältig zu geniessen. Mit Blick auf
einige gemeinsame Aktivitäten
von Schweizer Partnern und dem
Finnland-Institut sagt Laura Hirvi:
«Es ist toll, dass die Schweiz und
Finnland zum Beispiel bei so verschiedenen Thema wie Holzarchitektur und Mehrsprachigkeit
sehr fruchtbare Möglichkeiten des
Austausches entdecken. Optimal
ist doch, wenn beide Seiten ihre
besten Ideen und Erfahrungen zusammenbringen und gemeinsam
neue Denkweisen und Formen der
Zusammenarbeit für die Zukunft
entwickeln…»
FINNLAND-INSTITUT in Deutschland für
Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft GmbH
Georgenstr. 24, 10117 Berlin
Tel. +49-30-520 02 60 10
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