Rezension I Evangelischer Presseverband e.V. I

KIRCHE & KOMMUNIKATION
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02/2014
Arnulf Baring „Der Unbequeme“ als geglückter Versuch, eine Epoche in Gedanken zu fassen
(k&kom). Die Autobiographie von Arnulf Baring ist nicht nut amüsant und informativ
geschrieben, sondern gibt gut fundiert auch Denkanstöße. Dazu wird noch eine unermessliche
Fülle von Fakten und Geschehnissen vor dem Leser ausgebreitet. Die zahllosen persönlichen
Eindrücke fügen sich zu einem individuellen Bild und gleichermaßen zu spannenden Zeitbuch
zusammen. Baring schildert nicht nur, sondern gibt auch praktikable Vorschläge, wie es besser
gemacht werden könnte, wenn er bei heutigen Problemen hierzulande auf die Praxis anderer
Länder verweist. Dabei scheut sich der Jurist, Zeithistoriker, Politikwissenschaftler und Publizist
nicht, gängigen Auffassungen mit unbequemen Wahrheiten zu konfrontieren. Das Buch ist nicht
zuletzt auch ein scharfsinniger Kommentar zur jüngeren deutschen Geschichte.
Auf 400 abwechslungsreichen Seiten durchwandert Baring die 81 Jahre seines Lebens. Ergreifend
und unter die Haut gehend ist schon das 1. Kapitel, in welchem er schildert, wie er die
Bombennächte auf Dresden und den anschließenden Feuersturm nur durch das beherzte
Eingreifen seiner Großmutter überlebt hat. Nach Berlin-Zehlendorf zurückgekommen, wo seine
Familie früher gelebt hat, erlebt er den von brutaler Gewalt bestimmten Einmarsch der Russen.
Man liest dieses Zeugnis unserer Zeit von der ersten bis zur letzten Seite mit Anteilnahme, wobei
vor allem die Beschreibungen Barings - frei von Berührungsängsten und immer nah und
unmittelbar am Geschehen - den Leser überzeugen. Hier meint es einer ehrlich und steht zu dem,
was er sagt, wenn er etwa für einen aufgeklärten Patriotismus in Deutschland plädiert.
Sehr bewegend ist schließlich auch das letzte Kapitel „Glaube, Liebe, Hoffnung - Protestant im
Zweifel“. Darin wird deutlich, dass für Arnulf Baring der höchste Wert die Familie ist. „Wenn bei
uns zeitgemäße Lebensläufe diskutiert werden geht es in erster Linie um Erfolg im Beruf. Werden
Kinder erwähnt, dann oft mit der Frage, wie man sie am besten weg organisiere... Fast nie kommt
zur Sprache, welche Freude sie uns schenken. Nichts im Leben hat mich anhaltender glücklicher
gemacht, als Kinder aufwachsen zu sehen,“ schreibt Baring. Man muss nicht immer die Meinung
des Autors teilen, aber anregend ist jeder Satz in dieser brillant geschriebenen Autobiographie. Von
Schopenhauer stammt der Satz „Was man sagen kann, kann man auch klar sagen“. Arnulf Baring
kann es jedenfalls.
Buchtipp: Arnulf Baring: Der Unbequeme, Autobiographische Notizen , Europa Verlag Berlin
Eckhard Krause
„Ausruhen in Gottes Händen“ . Komplet-CD mit Anselm Grün
(k&kom). „In der Komplet schließen wir gleichsam die Tür des Tages, tauchen wir ein in das
heilige Schweigen, das uns im Traum erreicht“, so interpretiert der Benediktiner Anselm Grün das
Nachtgebet der Kirche, das aus den Klöstern und Priestergemeinschaften inzwischen seinen Weg
zu den Pfarrgemeinden und zum spirituell offenen Einzelnen genommen hat. „Komplet“ kommt
vom lateinischen complere: erfüllen, vollenden. Die immer wiederkehrenden, sehr persönlich
klingenden Psalmgebete und Gesänge erziehen zur Selbstreflexion, befreien vom verbissenen
Festklammern an Frustrationen und Niederlagen, schenken Zuversicht für den nächsten Tag und
ermöglichen das „Ausruhen in Gottes guten Händen“ (Grün). Die Meditationen wechseln ab mit
Gregorianischen Chorälen.
Medientipp: Pater Anselm Grün: Komplet. Das Nachtgebet der Kirche. CD (Spielzeit 65 Minuten),
Herder Audio
Christian Feldmann
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