Fliessende Buchstaben und Bilder

Appenzellerland 45
Freitag, 27. November 2015
LESERBRIEF
«Kaum Einwände
gegen Ärztehaus»
Ausgabe vom 25. November 2015
Ärztehaus Linde
in Speicher
Die Gemeinde hat für die verfehlte und unüberlegte Bodenpolitik des Standpunkt-Gemeindepräsidenten Breitenmoser einen herben Verlust einzustecken. Es sind nicht 100 000
Franken wie der heutige Gemeinderat suggeriert, sondern
229 500 Franken. Darin sind
noch keinerlei Kosten enthalten,
die der Gemeinde seit 2007 entstanden sein dürften. Der damalige Kaufpreis von 604 500
Franken lag knapp unter der
Limite, die zu einem fakultativen Referendum geführt hätte.
Der jetzige Gemeinderat hat
den Verkaufspreis knapp über
der Eigenkompetenz angesetzt
und ermöglicht so das fakultative Referendum. Wird dieses
nicht ergriffen, kann er sagen,
dieser Verkauf habe dem Volkswillen entsprochen. Anlässlich
der Volksversammlung vor rund
drei Jahren, bei welcher über
den beabsichtigten Kauf der
Wiese im Kirchrain informiert
wurde, habe ich mir erlaubt,
dagegen zu sein, weil die Gemeinde noch nie eine glückliche
Hand mit Liegenschaftengeschäften hatte. An diesem Anlass habe ich auch die Linde,
das «Huwylerhus» und das
Land in der Speicherschwendi
erwähnt und darauf hingewiesen, dass auch mit der Linde
kein gutes Geschäft zu erwarten
sei. Dem damaligen Finanzchef
und heutigem Mitglied der
Finanzkommission ist mein
Votum sauer aufgestossen und
er hat erklärt, es werde nie zu
einem Verlust kommen. Und
heute? Es dürfte ausserordentlich schwierig werden, innert
nützlicher Frist drei bis vier
Ärzte zu finden, die auch miteinander harmonieren. Darum
wäre es interessant zu wissen,
innert welcher Zeit die Praxis
mit so vielen Ärzten besetzt sein
soll und was mit dem Gebäude
geschieht, wenn es der Käuferschaft nicht gelingt, die Auflagen zu erfüllen. Der Gemeinderat spricht in der Appenzeller Zeitung vom 25.11. nur
von wenig Gegenwind. Ich
glaube, dass es nötig ist, das
Referendum zu ergreifen, damit
die Stimmbürger letztlich abschliessend entscheiden.
Jürg Zürcher, Hinterwies 56,
9042 Speicher
Beitrag
an Stiftung
APPENZELL. Appenzell Innerrho-
den beteiligt sich gemäss einer
Medienmitteilung der Ratskanzlei mit einem Beitrag von 2000
Franken aus dem Swisslos-Fonds
an der Stiftung «Erbprozent Kultur». Diese setzt sich dafür ein,
dass die breite Schweizer Bevölkerung über mehrere Generationen hinweg an einem lebendigen Kulturgeschehen teilhaben
kann. Da keine Mittel aus Erbversprechen für den Aufbau der Stiftung eingesetzt werden sollen, ist
geplant, diese Aufwände aus Mitteln der öffentlichen Hand und
Stiftungen zu decken. (rk)
Dobler
wird Stiftungsrat
APPENZELL. Die Standeskommis-
sion hat gemäss einer Medienmitteilung der Ratskanzlei Christian Dobler aus Appenzell als
neues Mitglied des Stiftungsrats
der Stiftung Pro Innerrhoden gewählt. (rk)
Fliessende Buchstaben und Bilder
In der Welt der Buchstaben fühlt sich die Speicherin Laura Vogt zu Hause. Mit der Grafikerin Amanda Züst veröffentlicht
die Schriftstellerin nun das Buch «Filter». Morgen stellen sie es im Raum für Literatur in der Hauptpost St. Gallen vor.
STEPHANIE SONDEREGGER
SPEICHER. Sie kennen sich seit
ihrer Kindheit, zusammengearbeitet haben sie bis vor zwei Jahren aber noch nie: Schriftstellerin Laura Vogt und Grafikerin
Amanda Züst. Nun stellen die
Speicherinnen morgen Samstag
ihr Buch «Filter» in der Hauptpost in St. Gallen vor. Ein Werk,
das von der ersten bis zur letzten
Seite gut durchdacht ist.
Per Brief zur Zusammenarbeit
Die 26jährige Schriftstellerin
Laura Vogt hat eben erst ihren
Studienwohnsitz in Biel aufgelöst und ist zurück in die Ostschweiz gezogen. Hier hat sie
im vergangenen Jahr auch den
Förderbeitrag der Ausserrhoder
Kulturstiftung erhalten. Auch für
das Buchprojekt «Filter» ist die
Kunstschaffende vom Amt für
Kultur unterstützt worden. «Damit konnten wir die Materialund Druckkosten abdecken», so
Vogt. Angefangen hat das Projekt
mit Texten, welche sie vor zwei
Jahren zu schreiben begann.
«Nachdem ich in Berlin unterwegs war und bereits Texte vorliegen hatte, habe ich Amanda
Züst einen Brief geschrieben»,
sagt Laura Vogt und blickt zu
der Grafikerin. Diese lacht: «Der
Brief war auf der Schreibmaschine getippt und enthielt die Anfrage, ob ich mit ihr zusammenarbeiten würde.»
Fliessende Texte
Das Thema des Buches war
schnell klar: Wasser und Körper.
«Das Buch funktioniert wie ein
Filter», erklärt Laura Vogt den
Titel. «Das Wasser kann im Buch
nicht festgehalten werden. Die
Steinchen und die Erde – somit
das Materielle und der feste
Körper – bleiben übrig. Im
Buch sind diese Steinchen und
Klümpchen die fragmentarischen Texte und Bilder.»
Während die Schriftstellerin
fortan ihr Geschriebenes überarbeitete, kümmerte sich Amanda Züst um die Bearbeitung der
17 Bilder, die sie zuvor auf dem
Bodensee aufgenommen hatte.
«Es war schnell klar, dass wir
auch bei der Bebilderung das
Thema des Wassers und des
Fliessens aufgreifen», so die Grafikerin. Der Prozess der Nachbearbeitung sei aufwendig gewesen. «Ich habe unterschiedliche Techniken ausprobiert. Das
Unkontrollierte daran hat mich
fasziniert.»
Keine Stops
Doch nicht nur Text und Bilder wurden überarbeitet – auch
die Wahl des Papiers, des Drucks
und der Schrift wurde bedacht
durchgeführt. So erzählt Laura
Vogt, dass die Typographie passend zur lyrischen Prosa ausgewählt wurde: «Sowohl der Text
als auch die Schrift sollen als
fliessend wahrgenommen werden.» Amanda Züst ergänzt: «Es
gibt keine Stops. Wir haben uns
deswegen für eine japanische
Bindung entschieden.» Sie deutet auf eines von hundert Büchern, welches sie mit Laura
Vogt von Hand gedruckt hat.
«Wir haben einen Risographen
benützt», sagt sie. Durch das in
Japan entwickelte Druckverfahren – ähnlich dem Siebdruck –
entstanden die in blau gehaltenen Bilder in der typisch körnigen und einfarbigen Textur.
Eben diese Bilder sind es, die
morgen zusammen mit Laura
Vogts Texten in Form des Buches
«Filter» im Raum für Literatur in
der Hauptpost in St. Gallen vorgestellt werden. Während die
Schriftstellerin Auszüge vorliest,
hängen die Werke der Grafikerin
an den Wänden. Musiker Andi
Bissig untermalt währenddessen
das Ganze mit Musik. Erhältlich
ist dort auch das Buch: «Wer es
kaufen möchte, kann dies vor
Ort oder über den Onlineshop
des St. Galler Büros Sequenz
tun», so Amanda Züst.
Die Vernissage zum Buch «Filter»
von Laura Vogt und Amanda Züst
wird am 28. November im Raum
für Literatur in der Hauptpost in
St. Gallen durchgeführt. Geöffnet
ist ab 16 Uhr, Beginn um 17.30 Uhr.
Bild: sso
Kennen sich seit der Schulzeit: Schriftstellerin Laura Vogt und Grafikerin Amanda Züst.
Insektentöter erhält Schweizer Ethikpreis
Der in Gais tätige Biozid-Hersteller Hans-Dietrich Reckhaus setzt auf Bewusstseinsbildung für Artenvielfalt, insektenfreundliche
Lebensräume und alternative Bekämpfungsmittel. Dafür wurde der Unternehmer mit dem Schweizer Ethikpreis ausgezeichnet.
und Reckhaus mit der aussergewöhnlichen
Kunstaktion
«Fliegen retten» zum Umdenken
angeregt.
Das Unternehmen will sich
vom chemischen Biozid-Hersteller zu einem nachhaltigen Anbieter von grünen Dienstleistungen entwickeln. Dafür schafft
Reckhaus insektenfreundliche
Ausgleichsflächen, sensibilisiert
Konsumenten für den Wert von
Insekten und bietet mit dem
Gütesiegel «Insect Respect» eine
Orientierung für alternative Bekämpfungsmittel, deren Kauf
gleichzeitig die Biodiversität fördert.
Hans-Dietrich Reckhaus
hat am Dienstag den Schweizer
Ethikpreis erhalten. Die Jury unterstrich in ihrer Begründung
den Mut des in Gais tätigen
Unternehmers: «Die Firma Reckhaus positioniert sich in einer
Branche, die eher für negative
Umweltwirkungen bekannt ist»,
sagte Anne-Catherine Lyon,
Staatsrätin im Departement für
Bildung, Jugend und Kultur des
Kantons Waadt, die den Preis als
Ehrenpräsidentin der Jury überreichte. Die Neuausrichtung beeindruckte durch ein «überraschendes Geschäftsmodell mit
starker Differenzierung, das mit
dem Label Insect Respect gleichzeitig Lösungen für die ganze
Branche anbietet», sagte Jurypräsident Pierre Epars.
GAIS.
Ethisches Verhalten fördern
Inspiration durch Künstler
Reckhaus nahm den Preis
auch im Namen zweier Künstler
entgegen: «Frank und Patrik Riklin haben mich auf den richtigen
Weg gebracht. Nur aufgrund ihres Engagements habe ich mein
Geschäftsmodell
hinterfragt».
Sie hatten 2012 die Gegenbewegung «retten statt töten» initiiert
Bild: pd
Der Gewinner Hans-Dietrich Reckhaus (Mitte) mit den Jury-Vertretern des Schweizer Ethikpreises,
Pierre Epars und Catherine Hirsch
Der Schweizer Ethikpreis wird
seit 2005 von der Hochschule für
Ingenieurwissenschaften
und
Verwaltung des Kantons Waadt
(HEIG-VD) vergeben. Er fördert
Ethik, nachhaltige Entwicklung
und soziale Verantwortung in
Strategien von Unternehmen
und öffentlichen Organisationen. Erstmals kamen knapp die
Hälfte der Kandidaten und alle
Sieger aus der deutschsprachigen Schweiz. (pd)