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| HK-Gebäudetechnik 11/15 |
Energie | Wärme | Strom |
Daniel Arnold und Stefan Vogel verfügen
bereits über vielfältige Berufserfahrung
und haben mit Bravour die höchste Stufe
der höheren Berufsbildung erklommen.
Die besten Absolventen der höheren Fachprüfung 2015 –
Heizungsmeister mit eidgenössischem Diplom
«Ohne vollen Einsatz
gehts nicht …»
Noch ist die Erinnerung frisch. Stefan Vogel (26) aus Sursee und Daniel
Arnold (36) aus Flüelen, die jungen Heizungsmeister mit den besten Noten
für die Diplomarbeit 2015, erlebten eine intensive Zeit bis zur Abgabe. Auch
sonst boten ihre beruflichen Erfahrungen, die nicht frei von Turbulenzen
sind, genug Anlass für viel Gesprächsstoff. HK-Gebäudetechnik traf die
beiden in Luzern.
Manuel Fischer
■ Die beiden jungen Berufsleute
schöpfen aus dem Vollen, wenn sie an
einem Treffen ihre Branche kritisch betrachten und dennoch ihre Begeisterung
für ihre Tätigkeit durchschimmern lassen. In vielerlei Hinsicht unterscheidet
sich ihre Einschätzung zur Lage der
klein strukturierten Gebäudetechnikbranche wohl wenig von derjenigen ihrer Arbeitgeber.
Beide meinen: An Arbeit mangelt es
nicht, aber öfters an Wertschätzung.
Trotz nach wie vor guter Baukonjunktur ist der Verdrängungskampf spürbar.
Innovative Systeme der Wärmeerzeugung sind auf dem Markt vorhanden,
doch vielfach seien die Kunden bei
prestigeträchtigen Produkten wie Autos
weit weniger preissensibel als beim Einbau einer neuen Heizung.
Ebenso sorgen sich die beiden ums
Image der Branche. Denn nach wie vor
bekunden Bauberufe Mühe, sich bei Jugendlichen als attraktiv darzustellen.
Um etwas zu begreifen, brauche es aber
das manuell-intuitive Verständnis zusätzlich zur theoretisch-abstrakten Vorgehensweise.
Die Digitalisierung der Berufswelt
schreitet auch in der Gebäudetechnikbranche voran. Planerische Fähigkeiten
und die virtuose Bedienung cleverer
Planungssoftware werden grossgeschrieben. Als Diplomanden zeigten die
beiden aber, wie sich dank proaktivem
Handeln vermeintliche Defizite elegant
ausbügeln lassen.
Wie kam es zu Eurer Berufswahl?
Stefan Vogel: Eines Tages kam Vater zu
mir und sagte mir, dass es Zeit sei für
eine Schnupperlehre. Zwar sind wir zu
Hause sehr selbstständig erzogen wor-
den, aber ich konnte kein Berufsziel formulieren. Im Dorf nebenan kannte mein
Vater ein Sanitärgeschäft. Also ging ich
dorthin und hatte keine Ahnung, worum es sich handelte und meinte, man
könne mit dem Krankenauto herumfahren (lacht). Tatsächlich habe ich dann eine Berufslehre als Sanitärinstallateur begonnen. Damals war ich etwas
schulmüde. Es gefiel mir, dass man mir
schon früh viel Eigenverantwortung
übertrug. Nach schriftlicher Anleitung
konnte ich jeweils an den Bauplätzen
selbstständig WC-Schüsseln montieren.
Schon früh in der Berufslehre war ich
aber auch schon mit der Montage von
Heizungen beschäftigt. Ich entschied
mich schliesslich für die Zusatzlehre als
«Heiziger», wo ich auch Gelegenheit bekam, Rohre zu schweissen, was mir gefiel.
Daniel Arnold: Meine Eltern regten an,
während der Schulferien etwas zu arbeiten, um etwas Sackgeld zu verdienen.
Bei einem Sanitärgeschäft fragte ich an,
ob ich im Sommer ein wenig «jöbbeln»
darf. Die Arbeitswelt dort hatte mir ganz
gut gefallen. Der Kleinbetrieb führte
Sanitär- sowie Heizungsinstallationen
durch, wollte aber keine Lernende aufnehmen. Hingegen fragte der Chef einen
Berufskollegen, ob dieser gewillt sei, einen Auszubildenden aufzunehmen. Die
guten Worte des Chefs genügten, dass
ich am neuen Ort umgehend den Lehrvertrag unterschreiben konnte.
Es mangelt auch im Baunebengewerbe
an Fachkräften. Welche Fähigkeiten
braucht es nach Eurer Ansicht auch in
Zukunft?
Daniel Arnold: Ich bin schon seit 15
Jahren auf dem Beruf und ich beobachte
ein wenig die Veränderungen zu unserer Generation. Die Lernenden von heute lernen und verstehen genauso schnell
wie wir. Doch das handwerkliche Geschick ging ein wenig verloren. In unserer Familie mussten wir Kinder dem
Vater helfen beim Werken. Man kannte
sich aus mit Werkzeugen. Heute muss
man Lernenden von Null auf die Gerätschaften erklären. Das Wissen um die
Installation ist eigentlich eine ideale
Voraussetzung für den Planerberuf. Andererseits sind wir mit immer mehr Jugendlichen konfrontiert, welche die Anforderungen der Berufsschule nur mit
Stützkursen meistern.
Stefan Vogel: An meiner neuen Stelle
habe ich die Gelegenheit, Gebäudetechnik-Planer auszubilden und ihnen begreiflich zu machen, was sie tun. Durch
intensive Zusammenarbeit zwischen
der Baustelle und dem Büro wird den
Lernenden bewusst, dass manche Planungen bei der Montage teilweise
schlecht oder gar nicht umsetzbar sind.
In Kleinbetrieben hat man so die Chance, Theorie und Praxis am Bau intensiv
zu erfahren.
Die Meisterprüfung gilt als anspruchsvoll. Wie habt ihr die Anforderungen
der Diplomarbeit erlebt?
Daniel Arnold: Den Bildungsgang zum
Heizungsmeister in Lostorf wie auch
die Aufgabenstellung zur Diplomarbeit
war im Wesentlichen planungsorien-
tiert, was mich manchmal verunsicherte.
Auch wenn wir in der Schule darauf vorbereitet wurden, sind die Voraussetzungen für
die Prüflinge unterschiedlich. Mein Arbeitgeber ist beispielsweise kein klassisches Planungsbüro. Natürlich wusste man während
der Diplomarbeit, wo man sich Hilfe holen
kann. Aber die Diskussion mit Klassenkameraden zu Lösungsansätzen verunsichert
manchmal auch mehr, als dass es hilft.
auf eine harte Probe gestellt. Wie schafft
man die Aufgabe in nur vier Wochen?
Daniel Arnold: Zu Beginn wurde uns gesagt, dass man in 40 Stunden die Projektaufgabe bewältigen kann. Das hatte aber bei
Weitem nicht gereicht. In dieser Zeit sind alle seriösen Abklärungen nicht möglich oder
es fehlt an Gründlichkeit bei der Ausführung. In der Halbzeit der Diplomarbeit beschlichen mich Zweifel und ich wollte alles
nochmals über den Haufen werfen, doch ich
liess es dann bleiben. Die ersten drei Wochen arbeitete ich vollzeitlich weiter; eine
Woche vor der Abgabe nahm ich unbezahlten Urlaub bis zum Schlussspurt der Abgabe. Es ist schon so: Wer nicht jeden Abend
und jedes Wochenende hergibt, kann keinen vernünftigen Vorschlag einreichen.
Stefan Vogel: Ich arbeitete während der Diplomarbeit vollzeitlich bei einem grossen
Planungsbüro. Ich war da sicherlich im Vorteil, da ich Projektabhandlungen in der Planung mit mir bekannten Tools durchrechnen wie auch koordinieren und wieder
korrigieren konnte. Meine Kollegen hingegen mussten tagsüber schweissen und montieren und sich am Abend noch über die
kniffligen Fragen der Diplomarbeit beugen.
Andererseits verursachte mir die Normheizlastberechnung aber auch das Wärmeerzeugungssystem Flüssiggasheizung einiges
Kopfzerbrechen. Man muss sich auch zu Sicherheitsaspekten schlaumachen: Wo soll
der Flüssiggastank aufgestellt werden? Wie
muss die Anlage entlüftet werden? Wie
sieht es mit Brandschutz-Vorschriften aus?
Wo darf die Solaranlage aufgeständert werden? Die Abklärungen dieser Fragen nehmen schnell einmal einige Stunden in Anspruch. Das Recherchieren ist aber nicht nur
mühsam, sondern manchmal auch amüsant.
Stefan Vogel: Zu Beginn brauchte ich viel
Zeit für die Bestimmung der Normheizlast
aber auch um die verschiedenen Betriebszustände der Heizungsanlage (Volllast, Teillast usw.) durchzurechnen. Man fühlt sich
auch verunsichert, da man weiss, dass kritischen Experten kein Fehler entgeht. Zu Beginn habe ich das Zeitbudget unterschätzt,
kommt hinzu, dass kurz nach der Aufgabenstellung die Fasnacht beginnt in der
Zentralschweiz. Je näher der Abgabetermin
rückte, desto mehr änderte sich die Intensität. Ich setzte mich fast jedes Wochenende
ins Auto und arbeitete im Büro in Luzern
samstags und sonntags durch.
■
Bei der Bewältigung der Diplomarbeit
wird natürlich auch das Zeitmanagement
www.suissetec.ch