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Gleichgewicht gebundener Körper
Bindungen und Lagerungen beschränken die Bewegungsfreiheiten eines Körpers (oder
Teilsystems) und rufen Lagerreaktionen hervor, welche auf andere Belastungen des Körpers reagieren" und somit die Bindungen aufrechterhalten. Durch gedankliches Freischneiden des Körpers wird dieser zum freien Körper, der mit den bereits bekannten Konzepten analysiert werden kann. Dabei werden die Bindungen durch zunächst unbekannte
Reaktionen ersetzt, die mit Hilfe der Gleichgewichtsbedingungen berechnet werden müssen. Im Unterschied dazu genügen eingeprägte Kräfte/Momente einem Kraftgesetz und
sind apriori bekannt.
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4 Gleichgewicht gebundener Körper
4.1 Bindungen
Ideale Bindungen:
reduzieren den Freiheitsgrad des Systems
rufen Reaktionskräfte und −momente hervor
Wertigkeit n cj: Zahl der Bewegungseinschränkungen = Zahl der Reaktionen
n cj + (3 * Zahl der verbleibenden Freiheitsgrade)
n cj + (6 * Zahl der verbleibenden Freiheitsgrade)
2D:
3D:
Beispiele für Bindungen
Lagerung/
g
g/
Bindung
feste
Lagerung
eben
Reaktionen
Fy
räumlich
Wertigkeit
Reaktionen
n cj + 3
Mz
Fy
Wertigkeit
n cj + 6
My
Fx
Mz
Mx
Fz
Gelenklager
n cj + 2
Fy
Fy
Fx
n cj + 5
My
Fx
Kugellagerung
Fx
Mx
Fz
n cj + 3
Fy
Fz
Loslager
Fx
Fx
n cj + 1
n cj + 1
Fx
Schubgelenk
Fy
n cj + 2
n cj + 5
Fy
My
Mz
Mz
Fz
Mx
4 Gleichgewicht gebundener Körper
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4.2 Freischneiden und Gleichgewichtsbedingungen
Freischneiden:
Prinzipe:
Freistellen eines interessierenden Körpers (oder Teilsystems) von Bindungen und Koppelelementen
D
Ist ein System im Gleichgewicht, so sind auch alle Körper
(oder Teilsysteme) des Systems im Gleichgewicht.
D
Ein gebundener Körper im Gleichgewicht darf freigeschnitten werden, wenn alle Bindungen und Kopplungen durch
äquivalente Kraftwinder ersetzt werden (Kräfte und/oder
Momente)
D
Die Reaktionen beidseits der Schnittlinie sind entgegengesetzt gleich groß.
Gleichgewichtsbedingungen: Ein freigeschnittener Körper (oder Teilsystem) kann als
freier Körper behandelt werden.
eben: 3 Gleichungen
Standardbedingungen
ȍ Fx + 0
ȍ Fy + 0
ȍ MPz + 0,
räumlich: 6 Gleichungen
³
ȍ Fi + 0
n
R+
³
³
i+1
P willkürlich
³
ȍ rPOi
n
MP +
³
³
Fi )
i+1
Alternativen
ȍ Fx + 0
ȍ MPz + 0
ȍ MQz + 0
P, Q willkürlich mit x P 0 x Q
ȍ MPz + 0
ȍ MQz + 0
ȍ MRz + 0
P, Q, R nicht auf einer Geraden
ȍ M j + 0
m
³
j+1
³
! ³
MP + 0
³
! ³
MQ + 0
P, Q willkürlich mit
³
³
³
r PQ ńø R
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4 Gleichgewicht gebundener Körper
Vorgehen zur Lösung von Gleichgewichtsaufgaben
1)
Zeichnen des freigeschnittenen Körpers im erstarrten verformten Zustand mit allen Kräften und Momenten, die auf ihn wirken; Bindungen werden durch unbekannte Reaktionen ersetzt.
2)
Wahl eines geeigneten Koordinatensystems.
3)
Formulierung der Gleichgewichtsbedingungen bezüglich geeigneter Bezugspunkte.
(2D: 3 Gleichungen; 3D: 6 Gleichungen)
4)
Lösung der Gleichungen, die aus den Gleichgewichtsbedingungen resultieren.
Unabhängigkeit von Bindungen
(z.B. 2D−Probleme)
³
³
Fn
F1
M1
Mm
X
Ry
MP
P
geeignete
Lagerung
redundante
Lagerung
Ry
unzureichende
Lagerung
Ry
MP
Rx
Ry
MP
P
unzureichend
und redundant
Ry
MP
P
Rx
Rx
MP
P
Rx
P
Rx
4 Gleichgewicht gebundener Körper
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4.3 Einteilung von Kräften
D
hinsichtlich physikalischer Ursache
eingeprägte Kräfte/Momente
Reaktionskräfte/−momente
zunächst unbekannte Schnittkräfte
zur Erhaltung der Bindung
unterliegen physikalischen Gesetzen
G Gewichtskraft
G Federkraft
l0
s + l * l0
ö
G + mg
D
G Federmoment
F + cs
l
M + c Tö
hinsichtlich beliebig gewählter Systemgrenzen
innere Kräfte/Momente
äußere Kräfte/Momente
Interaktion über die Systemgrenze
hinweg (z.B. Gewichtskraft)
Interaktion zweier Körper innerhalb der Systemgrenze
(keine äußere Kraftwirkung, paarweises Auftreten)
D
hinsichtlich Verteilung am Körper
verteilte Kräfte
(gleichförmig oder
ungleichförmig verteilt)
Einzel−Kräfte
Ì
ÌÌÌ ÌÌÌ
vernachlässigbare Kontaktfläche
dF
Linienkraft
p + dFńdl
F1
F2
dl
Oberflächenkraft (Druck, Spannung)
dF
dA
Volumenkraft
(Gewichtskraft)
dV
p + dFńdV
dF
p + dFńdA
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4 Gleichgewicht gebundener Körper
Anmerkung: In der Stereomechanik können verteilte Kräfte durch äquivalente Einzelkräfte
ersetzt werden
Linienkraft:
dF + pdx
F
p(x)
a
dx
X
b
O
xC
x
äquivalenter Kraftwinder
F
MO
ŕ dF
+ ŕ xdF + x F
+
!
C
ŕ p(x)dx
+ 1 ŕ xp(x)dx
F
b
å F+
a
b
å xC
a